Dame Vanessa Redgrave DBE (* 30. Januar 1937 in London) ist eine britische Theater- und Filmschauspielerin. Sie gewann 1978 den Oscar und ist zweifache Golden-Globe-Preisträgerin.
Leben
Vanessa Redgrave entstammt einer Schauspielerdynastie, die von ihrem Großvater Roy Redgrave (1873–1922) begründet wurde. Auch ihre Eltern Michael Redgrave und Rachel Kempson sowie ihre Geschwister Lynn Redgrave und Corin Redgrave waren in der Filmbranche tätig.
Theaterrollen
Nach ihrer Ballettausbildung besuchte sie die Central School of Speech and Drama und beendete diese im Jahr 1958. Im selben Jahr debütierte sie sowohl am Theater wie auch beim Film an der Seite ihres Vaters. Bis 1966 spielte sie zunächst ausschließlich Theater. 1961 wurde sie Mitglied des renommierten Theaterensembles Royal Shakespeare Company. Ihre dortigen Darstellungen von Rosalinde in Wie es euch gefällt und Kätchen in Der Widerspenstigen Zähmung wurden vom Publikum wie auch von Kritikern gefeiert.[1] Redgrave erhielt zahlreiche Ehrungen als Theaterschauspielerin.
Filmkarriere
Mit ihrer ersten Hauptrolle in Morgan. A Suitable Case For Treatment (dt. Protest, 1966) gelang ihr der Durchbruch beim Film. Neben einer Oscarnominierung erhielt sie den Darstellerpreis bei den Filmfestspielen von Cannes 1966. Michelangelo Antonionis Film Blow Up machte sie einem weltweiten Kinopublikum bekannt und brachte ihr erneut einen Preis in Cannes ein. Zahlreiche Filme folgten, für die sie etliche weitere Nominierungen und Ehrungen erhielt, so 1978 den Oscar als beste Nebendarstellerin für Fred Zinnemanns Julia sowie 1980 den Emmy für den Fernsehfilm Playing For Time nach einem Stoff von Arthur Miller.
Als Film- und Fernsehschauspielerin wirkte sie an mehr als 130 Produktionen mit. 2017 gab sie mit der Dokumentation Sea Sorrow ihr Regiedebüt.
Privatleben
Vanessa Redgrave war von 1962 bis 1967 mit dem Regisseur Tony Richardson verheiratet. Aus der Ehe stammen die Töchter Natasha Richardson (1963–2009) und Joely Richardson (* 1965), die ebenfalls Schauspielerinnen wurden. Auch ihre Enkelin, Daisy Bevan, ist Schauspielerin.
Nach der Scheidung 1967 von ihrem Ehemann hatte Redgrave diverse Beziehungen.
Ihr drittes Kind Carlo Gabriel Nero (* 1969) stammt aus der Verbindung mit Franco Nero, den sie 37 Jahre nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes im Dezember 2006 heiratete. Carlo Gabriel Nero ist Schauspieler und Regisseur.
Politisches Engagement
Vanessa Redgrave ist Trotzkistin und auch anderweitig politisch engagiert: So demonstrierte sie gegen Nuklearwaffen, gegen den Vietnamkrieg, für die IRA, für Jassir Arafat und seine PLO. Der Auslöser für ihr politisches Engagement war eine Radiosendung der BBC aus dem Jahr 1948, in der die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von Eleanor Roosevelt, die auch zu ihren Mitverfassern gehörte, verlesen wurde.[2][3]
1978 wurde Redgrave für ihre Darstellung der Titelrolle in dem Film Julia, die im Zweiten Weltkrieg wegen ihrer antifaschistischen Aktivitäten vom Nazi-Regime ermordet wurde, mit dem Oscar ausgezeichnet. Vor der Verleihung demonstrierten Mitglieder der Jewish Defense League gegen Vanessa Redgrave sowie deren Mitwirkung in dem Dokumentarfilm The Palestinians von 1977 und deren Engagement für die Palästinenser. Die Academy hatte im Vorfeld der Verleihung Todesdrohungen erhalten für den Fall, dass ihr der Oscar verliehen werden würde. In ihrer Dankesrede zur Preisverleihung verurteilte sie jede Form von Totalitarismus und bemerkte dabei, dass weder sie noch die Academy sich einschüchtern ließen von einer „kleinen Gruppe zionistischer Ganoven,[4] deren Verhalten einen Angriff auf die Größe der Juden in der ganzen Welt und die großartige und heroische Erinnerung an ihren Kampf gegen Faschismus und Unterdrückung“ darstellte.
Inzwischen engagiert sich Redgrave vor allem als UNICEF-Botschafterin und gegen den Irakkrieg.
Im Rahmen der Neujahresehrung 2022 wurde Redgrave von Königin Elisabeth II. als Dame Commander des Order of the British Empire geadelt.
Zitate
„Vanessa Redgrave ist eine große Künstlerin, die sich nicht mit der Welt abfindet, wie sie ist. Sie besitzt den Mut zur Provokation und die Freiheit, sich nicht vereinnahmen zu lassen.“
– Dietrich Garlichs, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland[5]
„Es ist unmöglich zu schauspielern, wenn man nichts über die menschliche Natur weiß. Man muss sie studieren. Man muss sich selbst erforschen. Herausfinden, wer man ist. Ich studiere die Menschen und mich selbst.“
– Vanessa Redgrave
Filmografie (Auswahl)
1958: Hinter der Maske (Behind The Mask) – Regie: Brian Desmond Hurst
1966: Nur eine Frau an Bord (The Sailor from Gibraltar)
1966: Protest (Morgan: A Suitable Case for Treatment)
1966: Ein Mann zu jeder Jahreszeit (A Man for All Seasons)
1966: Blow Up
1967: Camelot – Am Hofe König Arthurs (Camelot)
1967: Der Angriff der leichten Brigade (The Charge of the Light Brigade)
1968: Isadora
1968: Die Möwe (The Sea Gull) – Regie: Sidney Lumet
1968: Das verfluchte Haus (Un tranquillo posto di campagna)
1969: Oh! What a Lovely War
1971: Die Teufel (The Devils)
1971: Maria Stuart, Königin von Schottland (Mary, Queen of Scots)
1971: Troja (The Trojan Women) – Regie: Michael Cacoyannis
1974: Mord im Orient-Expreß (Murder on the Orient Express)
1975: Haß kennt keine Nachsaison (Out of Season) – Regie: Alan Bridges
1976: Kein Koks für Sherlock Holmes (The Seven-Per-Cent Solution)
1977: Julia
1977: The Palestinians (Dokumentarfilm)
1979: Das Geheimnis der Agatha Christie (Agatha)
1979: Yanks – Gestern waren wir noch Fremde (Yanks)
1979: Die Bäreninsel in der Hölle der Arktis (Bear Island)
1980: Spiel um Zeit – Das Mädchenorchester in Auschwitz(Playing For Time) (Fernsehfilm)
1981: Dies ist mein Kind! (My Body, My Child) – Regie: Marvin J. Chomsky
1983: Sing Sing – Regie: Sergio Corbucci
1983: Wagner – Das Leben und Werk Richard Wagners (Wagner)
1984: Die Damen aus Boston (The Bostonians)
1985: Wetherby
1986: Peter der Große (Peter the Great) – Regie: Marvin J. Chomsky
1986: Zweiter Aufschlag (Second Serve) – Regie: Anthony Page
1986: Rebellion der Rechtlosen (Comrades) – Regie: Bill Douglas
1987: Das stürmische Leben des Joe Orton(Prick Up your Ears)
1990: Liebe und Tod (Diceria dell untore) – Regie: Beppe Cino
Deutsches Komitee für Unicef:Die Unbeugsame.Zum 85. Geburtstag der Schauspielerin, Menschenrechtsaktivistin und UNICEF-Botschafterin Vanessa Redgrave.Unicef,27.Januar 2022,abgerufen am 30.Januar 2022.
United Nations Audiovisual Library:Declaration of Human Rights by Eleanor Roosevelt.United Nations-Department of Global Communications DGC/NMD-Radio and Television Service, Multimedia Resources Unit,9.Dezember 1948,abgerufen am 30.Januar 2022(englisch).
engl. „Small bunch of Zionist hoodlums“
„Die Harte und die Zarte“ (Mementodes Originals vom 21. Mai 2021 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.freiepresse.de, ddp / Freie Presse, 29. Januar 2007
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