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Werner Paul Walther Finck (* 2. Mai 1902 in Görlitz; † 31. Juli 1978 in München) war ein deutscher Kabarettist, Schauspieler und Schriftsteller.

Werner Finck (Fotografie von Alexander Binder)
Werner Finck (Fotografie von Alexander Binder)
Finck 1937 im Kabarett der Komiker
Finck 1937 im Kabarett der Komiker

Leben


Werner Finck wurde als Sohn des Apothekers Botho Finck geboren und besuchte nach dem Gymnasium die Kunstschule in Dresden.[1] In verschiedenen Laienspielgruppen machte er erste Theatererfahrungen. Sein erstes Engagement als Schauspieler hatte er am Theater von Bunzlau, wo er über unbedeutende Nebenrollen nicht hinauskam, aber gleichzeitig sein komisches Talent entdeckt wurde.

1928 kam Werner Finck nach Berlin, wo er mit Hans Deppe das Kabarett Die Katakombe gründete und leitete. Seine Programme waren voller (gefährlicher) Wortspiele, wie beispielsweise über die von ihm vermeintlich gepflanzte Hitler-Eiche: „Vor ein paar Monaten war sie noch ganz klein, gerade bis zu meinen Knöcheln, dann reichte sie mir bis an die Knie, und jetzt steht sie mir schon bis zum Hals.“

1935 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Esterwegen gebracht, wo er unter anderem Carl von Ossietzky und Julius Leber begegnete. „Am 1. Juli 1935 wurden wir auf Anordnung Görings, der damit Goebbels offensichtlich eins auswischen wollte, von einem Tag zum anderen aus dem KZ entlassen.“ Er erhielt ein Jahr Arbeitsverbot. Schon zu den Olympischen Spielen 1936 schrieb er aber wieder für das Berliner Tageblatt eine mit Wortspielen gespickte Kolumne. In der letzten Ausgabe, am 16. August 1936, war zu den Leistungen von Jesse Owens zu lesen: „Wie wird Leni alles aufgenommen haben? (…) Und plötzlich sieht sie’s negativ, wie positiv der Neger lief. Im Negativ werden wir gerächt: Ganz vorn, Meter voraus, läuft der weiße Mann, hintennach kommen die Schwarzen!“

Ab 1937 durfte er wieder im Kabarett der Komiker auftreten, dessen Leiter Willy Schaeffers jedoch 1939 persönlich bei Goebbels den Verzicht auf politische Witze erklären musste, um das Theater zu erhalten.[2] Am 31. Januar 1939 wurde Finck aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen.[3] Um einer neuerlichen Verhaftung zu entgehen, meldete er sich 1939 freiwillig zum Kriegsdienst und wurde zum Funker ausgebildet. Als Soldat der 23. Infanterie-Division[4] war er in Frankreich, in der Sowjetunion und Italien und erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse (EK II) und die Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42, von Finck als „Gefrierfleischorden“ bezeichnet.[5] Werner Finck genoss nach eigener Darstellung als Soldat die Protektion regimekritischer Offiziere, die die von Goebbels gewünschte Entlassung aus der Wehrmacht und Überstellung an die Gestapo verhinderten, und trat als Chef der Frontbühne Italien zur Truppenbetreuung in Unterhaltungsprogrammen auf.[6]

1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er gründete die Zeitschrift Die Fieberkurve für verletzte deutsche Kriegsgefangene und hatte im oberbayerischen Lager Aibling Auftritte vor Kriegsgefangenen. Von 1945 bis 1949 gab er zusammen mit Hans Bayer in Stuttgart Das Wespennest, die erste deutsche satirische Zeitschrift nach dem Zweiten Weltkrieg, heraus.[7] 1946 trat Werner Finck im Schmunzelkolleg (München) auf und gründete „Die Schmunzelpartei“. Er gründete bzw. leitete die Kabaretts Nebelhorn in Zürich (1947) und Mausefalle in Stuttgart (1948), wo er erstmals seine Erinnerungen in ein Programm fasste (Kritik der reinen Unvernunft).

1950 erfolgte in der Berliner Taberna academica die Gründung der Partei Radikale Mitte, die mit Parolen wie „Gegen Kompromisslosigkeit“, „Für Aufrüstung der Toleranz“, einer Sicherheitsnadel als Parteiabzeichen und einem weißen Tischtuch als Fahne gegen den „Ernst der Zeit“ (Adenauer) der deutschen Nachkriegspolitik antrat.[8] 1962 wurde er ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.[1] 1964 folgte Fincks Programm Bewältigte Befangenheit in der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. In zahlreichen Spielfilmen besetzte er Nebenrollen. Sechs Jahre vor seinem Tod erschien 1972 seine Autobiografie Alter Narr – was nun? Im selben Jahr trat er in der Rolle des Gregor in Rainer Werner Fassbinders fünfteiliger Familienserie Acht Stunden sind kein Tag auf.

Sein Leichnam wurde auf dem Waldfriedhof in München/Neuer Teil im Grab Nr. 475-UW-8 beigesetzt.[9]


Bedeutung


Stern im Walk of Fame des Kabaretts in Mainz
Stern im Walk of Fame des Kabaretts in Mainz

Werner Finck war ursprünglich kein politischer Kabarettist. „Ich bin ein eingefleischter Individualist. Das ist das ganze Problem.“ Erst mit der Katakombe „trat etwas in mein Leben, was ich vorher nicht gekannt hatte: Die Politik. […] Man hat seine Witze von links nach rechts verteilt. […] Man bekam Angst. […] Wenn ich damals gewußt hätte, was man heute weiß: daß das alles nur Mitläufer waren. […] Manche haben sich so gut getarnt, daß sie Gauführer wurden. […] Es gibt also Leute, die behaupten heute, ich wäre gegen die Nazis gewesen. Ich möchte also gleich betonen: Das sind Verleumdungen. Ich denke ja weiter. […] Was ich natürlich zugeben muß, ist etwas anderes: Die Nazis waren gegen mich.“[10]

Werner Finck ist letztlich durch die politische Situation während der Zeit des Nationalsozialismus zu dem bedeutenden Kabarettisten geworden, als der er noch heute bekannt ist. In dieser Zeit perfektionierte er in dem Wunsch, sich den Kopf nicht verbieten zu lassen, ihn aber auch nicht zu verlieren, seine Technik der nicht zu Ende gesprochenen Sätze (Anakoluthe) und Doppeldeutigkeiten und des entlarvenden Wortwörtlichnehmens. „Kommen Sie mit? Oder muß ich mitkommen?“ fragte er die Gestapo-Beamten, die sich in seinen Programmen Notizen machten.

Bertolt Brecht widmete ihm 1947 das Gedicht Eulenspiegel überlebt den Krieg.

Auch in der Bundesrepublik sorgte er für Unwillen, zum Beispiel bei der CSU („Das christliche Bayern kann nur empört sein.“).[11]

Werner Finck ist ein Stern im Walk of Fame des Kabaretts gewidmet.


Auszeichnungen (Auswahl)



Filmografie



Hörspiele



Buchveröffentlichungen



Tonträger



Filmdokumentationen



Literatur über Werner Finck




Commons: Werner Finck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Werner Finck – Zitate

Einzelnachweise


  1. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? XV. Ausgabe von Degeners wer ist’s? Berlin 1967, S. 440.
  2. Joseph Goebbels: Tagebücher. Band 3. München 2003, ISBN 3-492-21413-4, S. 1304 f. zum 1. und 3. Februar 1939.
  3. Lothar Schäffner: Das Kabarett, der Spiegel des politischen Geschehens. Dissertation, Universität Kiel 1969, S. 68.
  4. Werner Finck: Der brave Soldat Finck, Berlin, München 1975, S. 40.
  5. Werner Finck: Witz als Schicksal, Schicksal als Witz, S. 76, 117 f.
  6. Werner Finck: Witz als Schicksal, Schicksal als Witz, S. 76 ff.; Alfons Schweiggert: Humor in der Lyrik – Folge 28: Werner Finck (1902–1978): »An dem Punkt, wo der Spaß aufhört, beginnt der Humor!« In: Das Gedicht, 25. Februar 2017.
  7. Werner Finck. In: Der Spiegel Nr. 41, 1949.
  8. Werner Finck: Witz als Schicksal, Schicksal als Witz; S. 95 ff.
  9. Klaus Nerger: Das Grab von Werner Finck bei Knerger.de (private Website).
  10. Werner Finck: Kritik der reinen Unvernunft, 1947
  11. Werner Finck: Witz als Schicksal, Schicksal als Witz, S. 112.
  12. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 43, 9. März 1973.
  13. CD-Rezension. In: Literaturkritik.de.
  14. CD-Rezension. In: Flensburg-Online.de.
Personendaten
NAME Finck, Werner
ALTERNATIVNAMEN Finck, Werner Paul Walther (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller, Schauspieler und Kabarettist
GEBURTSDATUM 2. Mai 1902
GEBURTSORT Görlitz, Deutschland
STERBEDATUM 31. Juli 1978
STERBEORT München, Bayern, Deutschland

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[en] Werner Finck

Werner Finck (2 May 1902 – 31 July 1978) was a German Kabarett comedian, actor and author. Not politically motivated by his own admission but just a "convinced individualist", he became one of Germany's leading cabaret artists under the conditions of the Nazi suppression after 1933.



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