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Willy Millowitsch (* 8. Januar 1909 in Köln; † 20. September 1999 ebenda) war ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Sänger. Der Volksschauspieler und Stimmungssänger spielte und sang auf Hochdeutsch und Kölsch. Er war Leiter des privaten Kölner Millowitsch-Theaters und trat in mehr als 125 Filmen sowie in diversen Fernsehrollen auf.

Willy Millowitsch (1987)
Willy Millowitsch (1987)

Biografie


Gedenktafel der Millowitsch-Dynastie in der Düsseldorfer Altstadt am Uerige Brauhaus
Gedenktafel der Millowitsch-Dynastie in der Düsseldorfer Altstadt am Uerige Brauhaus

Anfänge


Willy Millowitsch wurde 1909 in Köln geboren und stammte aus einer alten Schauspielerdynastie.[1] Seine Eltern waren der in Düsseldorf geborene Schauspieler Peter Wilhelm Millowitsch (1880–1945) und dessen Ehefrau, die Wienerin Käthe Plank (1881–1942)[2]. Seine Tante war die Schauspielerin und Sängerin Cordy Millowitsch.

Schon als Kind interessierte er sich mehr für das väterliche Theater als für die Schule. Als Dreizehnjähriger verließ er die Schule ohne Abschluss und ergriff den Schauspielerberuf. 1940 übernahm er die Leitung der väterlichen Bühne. Dabei war er oft als Regisseur und Hauptdarsteller tätig. 1939 heiratete Willy Millowitsch Linny Lüttgen; die Ehe wurde später geschieden.

Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs beschädigten das Millowitsch-Theater an der Aachener Straße in Köln kaum. So wurde der Spielbetrieb auf Wunsch des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer bereits im Oktober 1945 wiederaufgenommen, und bis ins Jahr 1949 fanden täglich Vorstellungen statt. Über viele Jahre leitete Millowitsch das Haus mit seiner Schwester Lucy Millowitsch, mit der er auch jahrzehntelang gemeinsam auf der Bühne stand. Die Geschwister galten als Idealbesetzung, wenn es darum ging, temperamentvolle Paare darzustellen.

Am 28. September 1946 heiratete Millowitsch Gerda Feldhoff. Sie bekamen vier Kinder: Katarina, Peter, Susanne und Mariele. Bis auf Susanne haben die Kinder das Interesse an der Schauspielerei geerbt; Peter Millowitsch übernahm 1998 die Leitung des Theaters und führte es bis zur Schließung am 25. März 2018.


Schauspieler


Ab 1949 wirkte Willy Millowitsch in zahlreichen Kinofilmen mit. Der erste war Gesucht wird Majora, der am 2. September 1949 in die Kinos kam. In der Folge trat er in den unterschiedlichsten Filmrollen auf. Seine über 125 Filme (bis 1996) und Fernsehrollen sorgten für zusätzliches Einkommen im Hinblick auf die schwankenden Umsätze seines Theaters. Zu den Kinofilmen gehörten Drei Mann auf einem Pferd (1957), Zwei Herzen im Mai (1958), Scampolo mit Romy Schneider (1958) sowie in Zum Teufel mit der Penne (1968) als Vater von Hansi Kraus sowie in der Hollywood-Produktion Hilfe, die Amis kommen als Nebendarsteller an der Seite von Chevy Chase (1985).

Millowitsch unterhielt sein Publikum mit zahllosen von ihm selbst entworfenen und oft vom Fernsehen – dann meist unter der Regie seines Theaterfreundes Karl Wesseler – aufgezeichneten Bühnenstücken über vierzig Jahre lang, oft zusammen mit seiner Schwester und seinen Kindern. Wie er in einem Interview sagte, konnte er allerdings selbst keine Stücke schreiben, was er sehr bedauerte.

Die erste Live-Übertragung eines Theaterstücks im deutschen Fernsehen erfolgte am 19. Oktober 1953 aus dem Millowitsch-Theater mit einem Stück des niederdeutschen Dichters Karl Bunje, Der Etappenhase, in dem Millowitsch die Hauptrolle spielte. Diese Aufführung machte sein Theater überregional bekannt. In den folgenden Jahrzehnten übertrug das Fernsehen zahlreiche Lustspiele aus seinem Haus. Diese wurden zu regelrechten Straßenfegern, was auch an Millowitschs beliebter Bühnenpartnerin Elsa Scholten lag, die bereits seit 1920 zum Millowitsch-Ensemble gehörte. Am 14. September 1968 erlebte man Millowitsch im Rahmen der ARD-Fernsehlotterie in einer Gastrolle auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters in Hamburg. Dort spielte er unter der Regie von Hans Mahler den Amtsrichter Dr. Kleinfisch in der Komödie Die Kartenlegerin.

Als besondere Ehre betrachtete es Millowitsch, dass der Theaterregisseur Jürgen Flimm ihn im Jahr 1988 in dem TV-Fernsehspiel Die Wupper (nach dem gleichnamigen Theaterstück von Else Lasker-Schüler) besetzte. Die Wochenzeitschrift Der Spiegel kommentierte: „Eine Entdeckung fürs ernste Rollenfach in diesem Film: Willy Millowitsch als rührender Großvater.“[3] Millowitschs bekannteste Fernsehrolle war die des Kommissar Klefisch im WDR-Fernsehen, die in sechs Folgen vom 7. Januar 1990 bis zum 7. Januar 1996 ausgestrahlt wurde.


Sänger


Millowitsch versuchte sich auch als Schlagersänger. Bei Ariola erhielt er 1960 einen Schallplattenvertrag. Sein erster Titel dort war Wenn dieses Lied ein Schlager wird. Es folgte wenige Monate später sein erster Titel über Alkohol Heut‘ sind wir blau. Sein größter Hit war das Karnevals- und Stimmungslied Schnaps, das war sein letztes Wort vom November 1960, das mehr als 900.000 Mal verkauft wurde. Weitere erfolgreiche Lieder waren Das Herz von Köln (1961), Die Liebe ist vergänglich (1961), Wir sind alle kleine Sünderlein (1964), Heidewitzka, Herr Kapitän (1979) und In meiner Badewanne bin ich Kapitän (1982).

Jahrzehntelang gehörte er im Rheinland zu den erfolgreichsten Interpreten von Karnevalsliedern. Bis heute ist das Lied Ich bin ene kölsche Jung von Fritz Weber mit seinem Namen verbunden. 1979 sang er mit Heidi Kabel Der will was von mir, die deutsche Version des Popsongs Stumblin'in von Chris Norman und Suzi Quatro; Peter Orloff übernahm die Produktion der Single.


Tod


Grabstätte der Familie Millowitsch, Melaten-Friedhof Köln
Grabstätte der Familie Millowitsch, Melaten-Friedhof Köln

Willy Millowitsch starb am 20. September 1999 im Kölner St.-Elisabeth-Krankenhaus (Hohenlind) an Herzversagen. Am 25. September 1999 wurde er auf dem Melaten-Friedhof in Köln beigesetzt.[5] Die Totenmesse wurde von Weihbischof Friedhelm Hofmann im Kölner Dom gehalten, was sonst fast ausschließlich kirchlichen Würdenträgern vorbehalten ist. Zum Auszug des Sarges spielte der damalige Domorganist Clemens Ganz eine Improvisation in Moll über sein erfolgreiches Lied Ich bin ene kölsche Jung. Der Trauerzug über Neumarkt und Aachener Straße bis zum Friedhof wurde vom WDR-Fernsehen live übertragen. Sein Nachlass befindet sich heute in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung Köln.


Soziales Engagement und Auszeichnungen


Willy-Millowitsch-Denkmal auf dem Eisenmarkt vor dem Hänneschen-Theater (bis April 2014)
Willy-Millowitsch-Denkmal auf dem Eisenmarkt vor dem Hänneschen-Theater (bis April 2014)
Enthüllung des Denkmals an seinem neuen Standort (v. l. n. r.): Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und Peter Millowitsch (25. April 2014)
Enthüllung des Denkmals an seinem neuen Standort (v. l. n. r.): Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und Peter Millowitsch (25. April 2014)
Edel-Rose Wimi benannt nach Willy Millowitsch (1982)
Edel-Rose Wimi benannt nach Willy Millowitsch (1982)

1983 wurde Millowitsch als erster Preisträger mit dem vom WDR initiierten Fernsehpreis Telestar ausgezeichnet. 1994 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Am 17. März 1989 verlieh die Stadt Köln Willy Millowitsch die Ehrenbürgerwürde (siehe auch: Liste der Ehrenbürger von Köln). Nur zwei Tage später, am 19. März 1989, wurde er mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.[6] Die Band Höhner widmete Millowitsch 1989 zum 80. Geburtstag das Lied Willy, wat wör Kölle ohne Dich. 1992 finanzierte der Kölner Theatermann Harry Owens ein Denkmal für Willy Millowitsch, das in der Altstadt am Eisenmarkt aufgestellt wurde.[7] Im gleichen Jahr trat Millowitsch als Redner und Sänger beim Kölner Konzert „Arsch huh, Zäng ussenander“ gegen Rassismus und rechte Gewalt auf. Seit 2003 wird jährlich die Willy-Millowitsch-Medaille an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die „Kölsche Rede“ besonders verdient gemacht haben.

Am 4. Oktober 2002 folgte die Stadt Köln einem Bürgervorschlag, eine kleine Parkfläche in der Nähe des Millowitsch-Theaters an der Aachener Straße Willy-Millowitsch-Platz zu nennen.[8] Nach einigen Jahren wurde diese wenig beachtete, hinter einem Hotelhochhaus gelegene Fläche (50° 56′ 8,2″ N,  56′ 14,6″ O) als unangemessen betrachtet.[9] Stattdessen wurde im Jahr 2013 eine bisher im Volksmund als Gertrudenplätzchen bekannte Platzfläche (Ecke Breite Straße / Gertrudenstraße 50° 56′ 18,6″ N,  56′ 43,4″ O) in Willy-Millowitsch-Platz umbenannt.[10] Dorthin wurde dann auch am 25. April 2014 das Willi-Millowitsch-Denkmal vom Eisenmarkt versetzt.

Weitere Auszeichnungen

Der Rosenzüchter Rosen Tantau benannte 1982 die Edel-Rose Wimi nach Willy Millowitsch. Zur Namenstaufe sagte Willy Millowitsch: „Bisher konntet ihr mich sehen und hören, jetzt könnt ihr mich sogar riechen.“


Theaterstücke (Auswahl großer Erfolge; Premierendatum)



Filmografie



Kinofilme



Theateraufzeichnungen für das Fernsehen (Auswahl)



Fernsehserien (Auswahl)



Publikationen



Literatur




Commons: Willy Millowitsch – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Wolfgang Oelsner: Eintrag Millowitsch Willy, in: Ulrich S. Soénius (Hrsg.), Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Kölner Personen-Lexikon. Greven, Köln 2007, ISBN 978-3-7743-0400-0, S. 370.
  2. http://historischesarchivkoeln.de/lav/getimg.php?img=/Personenstandsregister/Standesamt_Weiden_Koeln/Sterbefaelle/1942/1942_Bd_01/0189.jpg
  3. Der Spiegel 46/1988.
  4. Chartquellen: DE
  5. Kurze Video-Führung über den Melatenführung, die am Millowitsch-Grab endet
  6. Verdienstordenträgerinnen und -träger seit 1986. Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 11. März 2017.
  7. Werner Schäfke: Köln. Zwei Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur am Rhein. DuMont, Köln 1998, ISBN 3-7701-4368-X, S. 193.
  8. Rede des Oberbürgermeisters Fritz Schramma anlässlich der Übergabe des Willy-Millowitsch-Platzes. (PDF, 9 KB) 4. Oktober 2002, abgerufen am 22. Februar 2011.
  9. Zeitungsbericht über den Beschluss zum neuen Willy-Millowitsch-Platz. KStA-Online vom 21. Dezember 2012, abgerufen am 28. Dezember 2012.
  10. Stefan Palm: Willy Millowitsch bekommt neuen Platz. Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 4. Oktober 2013, abgerufen am 27. April 2014.
Personendaten
NAME Millowitsch, Willy
KURZBESCHREIBUNG deutscher Theaterschauspieler
GEBURTSDATUM 8. Januar 1909
GEBURTSORT Köln
STERBEDATUM 20. September 1999
STERBEORT Köln

На других языках


- [de] Willy Millowitsch

[en] Willy Millowitsch

Willy Millowitsch (German: [ˈvɪliː ˈmilovɪtʃ], Colognian: [ˈvɪli ˈmɪloˌvetʃ²];[what does "²" mean?] 8 January 1909 – 20 September 1999) was a German stage and TV actor and the director of the Volkstheater Millowitsch in Cologne.



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