Heidi Bertha Auguste Kabel, verheiratete Mahler (* 27. August 1914 in Hamburg; † 15. Juni 2010 ebenda), war eine deutsche Volksschauspielerin, Hörspielsprecherin und Sängerin, die auf Hochdeutsch und Plattdeutsch spielte.
Leben
Kabel wurde in der Straße Große Bleichen Nr.30 in Hamburg, direkt gegenüber dem damaligen Sitz der später als Ohnsorg-Theater überregional bekannten Mundartbühne, geboren. Ihr Vater, Ernst Kabel, war Druckereibesitzer und zeitweilig Vorsitzender des Vereins geborener Hamburger e.V. Sein Betrieb „Kabel Druck“ existiert noch heute, der Kabel-Verlag ebenfalls. Ihre Mutter, Agnes († 1956), war Hausfrau. Eigentlich sollte Kabel Konzertpianistin werden, hatte aber nicht genug Talent dafür. 1932 begleitete sie eine Freundin zum Vorsprechen in der „Niederdeutschen Bühne Hamburg“, dem heutigen Ohnsorg-Theater. Dort wurde sie für die Bühne entdeckt und erhielt vom Theatergründer, Richard Ohnsorg, in dem Stück „Ralves Carstens“ ihr erstes Engagement. Kabel nahm Schauspielunterricht bei den Ohnsorg-Schauspielern Käte Alving und Hans Langmaack[1] und blieb dem Haus mehr als 66Jahre verbunden. Ihre gesamte Schauspielkarriere umfasste insgesamt 75Jahre.
1937 heiratete Kabel ihren Kollegen Hans Mahler. Der Ehe entstammen drei Kinder; Tochter Heidi Mahler wurde ebenfalls Schauspielerin am Ohnsorg-Theater. 1949 wurde Hans Mahler als Nachfolger von Rudolf Beiswanger Leiter des Ohnsorg-Theaters und hatte großen Einfluss auf die Rollen seiner Frau. Heidi Kabel erreichte seit 1954 durch die Fernsehübertragungen der für das Fernsehen meist missingschen Theateraufführungen aus dem Hamburger Ohnsorg-Theater große Bekanntheit im ganzen deutschsprachigen Raum.
Wie alle Ohnsorg-Schauspieler war sie auch als Hörspielsprecherin beim NWDR Hamburg und beim späteren NDR tätig. Dazu zählte auch die Sendereihe Neues aus Waldhagen, die in Form von Kurzhörspielen zwischen 1955 und 1985 im Rahmen des Schulfunkprogramms ausgestrahlt wurde.
Am Silvesterabend 1998 nahm die mittlerweile 84-jährige Heidi Kabel mit einer Aufführung des Stückes „Mein ehrlicher Tag“ im Hamburger Kongresszentrum CCH Abschied von der Bühne. 2003 verschlechterte sich ihr gesundheitlicher Zustand. Sie zog in eine Seniorenresidenz in Hamburg-Othmarschen. Obwohl Kabel sich ab 2002 zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, übernahm sie 2006 im Alter von 92Jahren in Detlev Bucks Verfilmung von Hände weg von Mississippi noch eine kleine Rolle an der Seite ihrer Tochter Heidi Mahler.
Heidi Kabel war auch als Sängerin bekannt. Sie nahm einige Schallplatten mit Hamburger Liedern auf. Die bekanntesten sind Hammonia – Mein Hamburg, ich liebe dich, In Hamburg sagt man Tschüß, An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband, Hamburg ist ein schönes Städtchen, Tratschen, das tu ich nich, Der Junge von St. Pauli, Kleine Möwe, flieg nach Helgoland und Ich bin die Oma aus dem Internet, wobei Letzteres nur als Werbeslogan bekannt wurde. Auch in den 1990er Jahren trat sie noch gelegentlich als Sängerin und Entertainerin auf, zum Beispiel im Theater Madame Lothár in Bremen, wo sie zudem im Juni 2002 bei einer Galashow anlässlich des siebzigjährigen Theaterjubiläums einen ihrer letzten öffentlichen Auftritte hatte.
Heidi Kabel war auch für ihr soziales Engagement bekannt. Sie sammelte 1992 im Hamburger Hafen Geld für die Aktion Sorgenkind und wandte sich 1994 mit einer Petition an den Hamburger Senat, um auf das Schicksal einer von Abschiebung bedrohten jugoslawischen Familie von Kriegsflüchtlingen aufmerksam zu machen. Sie unterstützte Hamburger Obdachlosenprojekte, das Kinderheim von St. Pauli und den Verein der Freunde des Tierparks Hagenbeck.[2]
Heidi Kabel starb im Juni 2010 im Alter von 95 Jahren an Altersschwäche.[3] Die Trauerfeier in der Hauptkirche Sankt Michaelis wurde vom NDR übertragen.[4] Heidi Kabel wurde auf dem Nienstedtener Friedhof neben ihrem Ehemann beigesetzt. Der Grabstein trägt die plattdeutsche Inschrift „To’t Leben hört de Dood“ (deutsch„Zum Leben gehört der Tod“).[5]
Am 4. September 2011 wurde auf dem Hachmannplatz das Heidi-Kabel-Denkmal, eine von der 2016 verstorbenen Künstlerin Inka Uzoma geschaffene lebensgroße Bronzefigur, die ein Gewicht von 90 kg hat[6], eingeweiht. Zugleich wurde ein Teil des Platzes vor der neuen Spielstätte des Ohnsorg-Theaters in Heidi-Kabel-Platz umbenannt, womit das Ohnsorg-Theater nun die Adresse Heidi-Kabel-Platz 1 hat.[7][8][9] Anlässlich ihres 100. Geburtstags erinnerte der NDR mit zahlreichen Prominenten, darunter Ina Müller und Hella von Sinnen, an Kabel in einer 45-minütigen Sendung im NDR-Fernsehen.[10]
Theaterrollen
Kabel hat in mehr als 250 plattdeutschen Stücken mitgespielt. Hier eine Auswahl der Stücke, die auch fürs Fernsehen aufgezeichnet wurden:
1954: Seine Majestät Gustav Krause (mit Walter Scherau und Otto Lüthje – 1. Fernsehübertragung aus dem Ohnsorg-Theater)
Das Lied des Nordens, Norddeutscher Rundfunk Hamburg (2001)
Kabel war oft in kleinen Werbefilmchen für die ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne – Mit 5Mark sind Sie dabei“ zu sehen, beispielsweise 1966 an der Seite des Ohnsorg-Kollegen Otto Lüthje oder 1969/70 mit Henry Vahl.
Hörspiele
1946: Stratenmusik – Regie: Curt Becker
1949: Silvester oder "Bullenkopp un Stint" – Regie: Hans Freundt
1950: Swienskomödi – Regie: Hans Freundt
1950: Dat Düvel Maskenspill – Regie: Hans Freundt
1950: Till Ulenspegel – Regie: Hans Freundt
1950: De Schapschur – Regie: Hans Freundt
1950: Oprümen – Regie: Hans Freundt
1950: Mudder Mews – Regie: Hans Freundt
1950: Lünkenlarm – Regie: Hans Freundt
1950: Engel Kirk – Regie: Hans Freundt
1950: Du – Autor und Sprecher: Rudolf Beiswanger – Regie: Hans Freundt
1950: Johannes Brahms – Regie: Hans Freundt
1951: Mien lütt Dörp – Autor und Regie: Werner Perrey
1951: Thies un Ose – Regie: Hans Freundt
1951: Versteeken spelen – Regie: Hans Freundt
1951: De dütsche Michel – Regie: Hans Freundt
1951: Ünner een Dack – Regie: Hans Freundt
1951: Alltomal Sünner – Regie: Werner Perrey
1951: De Fundunnerslagung – Regie: Werner Perrey
1951: De Ehestiftung – Regie: Hans Freundt
1951: Kristoffer Kolumbus – Regie: Hans Freundt
1951: Wenn dat man good geiht – Regie: Hans Freundt
1951: Snaaksche Wienachten – Regie: Hans Freundt
1951: Krut gegen den Dood – Regie: Hans Freundt
1951: Dat plattdütsche Krüppenspäl – Regie: Hans Freundt
1951: Twüschen Wihnachten un Niejaar – Regie: Hans Freundt
1952: Heimotluft – Regie: Hans Freundt
1952: Schenkt ward di nix! – Regie: Hans Freundt
1952: De Landfeend op Helgoland – Regie: Werner Perrey
1952: As de Minschen – Regie: Hans Freundt
1952: An'n Dood vörbi – Regie: Werner Perrey
1952: Ut de Franzosentid – Regie: Hans Freundt
1952: Lütt Seelken – Autor und Regie: Werner Perrey
1952: De Pott is twei (Niederdeutsche Version von Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist) – Regie: Hans Freundt
1952: Allns üm de Deern – Regie: Hans Freundt
1952: In Luv und Lee die Liebe – Regie: Hans Freundt
1952: Pott un Pann – Regie: Nicht bekannt
1952: De Pannkokenjung – Regie: Hans Freundt
1952: De grote Krink – Regie: Hans Freundt
1952: Leewen Beseuk – Regie: Hans Freundt
1952: Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück (Folge: Der weiße Magier) – Regie: Gerd Fricke
1953: Dat verkennte Genie – Regie: Hans Freundt
1953: Finkwarder – Regie: Hans Freundt
1953: De anner Weg – Regie: Günter Jansen
1953: Rungholt – Schicksalstag der Stadt am Meer – Regie: Günter Jansen
2000: Zwei Ameisen reisen nach Australien – Regie: Jörgpeter Ahlers
Auszeichnungen
1967: Goldener Bildschirm
1972: Goldener Bildschirm
1975: Goldene Europa
1981: Bürgermeister-Stolten-Medaille für Kunst und Wissenschaft, Hamburg
1982: Silberne Maske der Hamburger Volksbühne
1983: Richard-Ohnsorg-Preis
1985: Biermann-Ratjen-Medaille, Hamburg
1985: Goldene Kamera für ihre Arbeit im Ohnsorg-Theater
1986: Silbernes Blatt der Dramatiker-Union
1986: Ehren-Schleusenwärter
1989: Bambi
1989: Medaille für Kunst und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg
1989: Hermann-Löns-Medaille in Platin für besondere Verdienste um die Volksmusik
1990: Bambi
1992: Ohnsorg-Verdienstmedaille
1993: Edelweiß der Zeitschrift Frau im Spiegel
1994: Ehrenkommissarin der Hamburger Polizei
1997: Ehrenmitgliedschaft bei der Hamburger Volksbühne
2004: Ehrenmitgliedschaft im Ohnsorg-Theater
2004: Bambi
Einen ihr angetragenen Bundesverdienstorden lehnte sie entsprechend hanseatischer Tradition ab (siehe auch: Hanseaten und Auszeichnungen).
Autobiographien
Heidi Kabel: Wo sind nur die Jahre geblieben? – Stationen meines Lebens. Rasch und Röhring, Hamburg 1991, ISBN 3-89136-318-4. [Nachdruck: Droemer Knaur, München 1994, ISBN 3-426-75015-5.]
Heidi Kabel: Das Leben macht mir Freude – Erinnerungen einer lebensklugen Frau. Rasch und Röhring, Hamburg 1994, ISBN 3-89136-514-4.
Literatur
Eva-Maria Bast: Heidi Kabel. In Hamburg sagt man Tschüss – Bretter, die die Welt bedeuten. In: dies.: Hamburger Frauen: historische Lebensbilder aus der Stadt an der Elbe. Bast Medien GmbH, Überlingen 2019, ISBN 978-3-946581-66-6, S. 62–69.
Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S.473.
Jan Hinnerk Mahler, Carsten Wittmaack: Heidi Kabel. Sag ja zum Leben. Militzke, Leipzig 2004, ISBN 978-3-86189-704-0.
Jörg Otto Meier: Von Menschen und großen Pötten. Das Hafenbuch Hamburg. Dölling und Galitz, Hamburg 1996, ISBN 3-930802-30-9. S. 112 ff.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S.350.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.284.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2024 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии