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Willy Reichert (* 30. August 1896 in Stuttgart; † 8. Dezember 1973 in Mietenkam im Chiemgau) war ein deutscher Komiker, Volksschauspieler und Sänger.

Willy Reichert, 1960
Willy Reichert, 1960

Leben


Willy Reichert wurde in Stuttgart als Sohn eines Maschinenmeisters geboren. Nach einer Ausbildung an der Fachschule des Dr. von Morgenstern in Braunschweig[1] arbeitete er als Zuckertechniker[2] in einer Zuckerraffinerie in Hildesheim, bis er 1915 einrücken und Soldat werden musste.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nahm er Schauspielunterricht bei Max Bing am Stuttgarter Staatstheater. Im Jahr 1921 begann seine Karriere als Schauspieler am Stuttgarter Schauspielhaus, an das er nach einigen Jahren in der Provinz, u. a. an Häusern in Zwickau, Landsberg, Heilbronn und einem Abstecher zum Kabarett in München, 1926 wieder zurückkehrte. Hier spielte er von 1926 bis 1932 Theater. Mittlerweile hatte er sich vom jugendlichen Komiker mit Erfahrung im Opern- und Operettenfach zu einem profilierten Vortragskünstler entwickelt. Mit eigenem Repertoire gastierte Reichert bald nicht mehr nur im Friedrichsbau in Stuttgart, sondern an allen größeren Varietébühnen im Reich.[3]

Er erfand 1931 zusammen mit dem Stuttgarter Oscar Heiler die Kunstfiguren „Häberle und Pfleiderer“. Bis in die 1940er Jahre hatte das Komikerduo mit diesen schwäbischen Figuren auf den Varietébühnen Süddeutschlands großen Erfolg. In den 1950er und 1960er Jahren wurden die beiden Künstler durch regelmäßige Rundfunk- und (später) Fernsehsendungen populär.

Nach Kriegsende holte Fritz Kortner Reichert ans Theater zurück. Er trat wieder am Stuttgarter Schauspielhaus und in der Stuttgarter Komödie auf.[3] Reichert war allerdings inzwischen durch Film, Fernsehen, Radio und Kabarettbühnen so beliebt und begehrt geworden, dass er nur noch selten Zeit für das Theater fand.

In den 1950er Jahren spielte Reichert, meist als urwüchsiger Schwabe, auch in zahlreichen Heimat- und Unterhaltungsfilmen mit. In seinen letzten Jahren wirkte er neben der Rundfunkarbeit in verschiedenen Fernsehserien mit. Großen Erfolg hatte er in seinen Hauptrollen in den TV-Serien Die Gäste des Felix Hechinger, Willy Reichert in …, Schwäbische Geschichten, Chronik der Familie Nägele und Deutschland, deine Schwaben. In dem Fernsehspiel Der Vogel läßt das Singen nicht, das zu seinem 70. Geburtstag im Jahre 1966 gesendet wurde, spielte er den Dorfpfarrer Michael von Jung.

Willy Reichert war auch als Sänger schwäbischer Lieder bekannt. Die erfolgreichsten, die heute immer noch in den Wunschkonzerten gespielt werden, sind Wo ein grüner Besen winkt, Karle Hank, Auf der Feuerbacher Heide, Auf dem Echterdenger Flugplatz, Dront am Neckar steht a Bänkle, Joggele, mei Bua (I bin Soldat, vallera), M’r muass a faulenze könne, O dees wär schee, i wenn i Geld gnug hätt und Das Hobellied.

Reichert galt als der populäre schwäbische Humorist schlechthin. Thaddäus Troll nannte ihn „den bekanntesten und beliebtesten Schwaben, seit Theodor Heuss tot ist“.[4] Er war indes kein Komiker des lauten Lachens, eher schon ein Vierteles-Philosoph (Reichert), der seine wunderlichen Zeitgenossen still belächelt. Sein sonores Baßorgan unterstrich noch das Heiter-Besinnliche in seiner Ausstrahlung, das „tiefe Staunen, das Lächeln des Weisen“.[3]

Willy Reichert, der auch zahlreiche Bücher und Gedichtbände in schwäbischer Mundart veröffentlichte, wurde 1956 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er lebte mit seiner Frau Elisabeth und seinen zwei Kindern, Thomas und Julia, in Mietenkam im Chiemgau, wo er im Alter von 77 Jahren verstarb. Reichert wurde auf dem alten Gemeindefriedhof in Grassau, Landkreis Traunstein beerdigt.[5] Die Willy-Reichert-Staffel zur Karlshöhe in Stuttgart-Süd wurde nach ihm benannt.

Willy-Reichert-Staffel in Stuttgart-Süd
Willy-Reichert-Staffel in Stuttgart-Süd
Grabstätte von Willy Reichert
Grabstätte von Willy Reichert
Zitate

Werke (Auswahl)


Daneben hat Willy Reichert – zumeist zusammen mit Oscar Heiler – auch zahlreiche Schallplatten-Aufnahmen veröffentlicht. Bereits um 1930 besprach er für Odeon und Grammophon mehrere Platten mit Mundartvorträgen.


Tondokumente (Auswahl)


2542 (mx. 4342 BR) Vom Karle Hank (Text: Görlich und Eberle)
24 542 (mx. 4343 BR) Oh dees wär’ schee (Keller)
24 544 (mx. 4344 BR) Ha oui ha oui ond Ha yes ha yes (Reichert)
24 544 (mx. 4345 BR) Linie 1 (Reichert)
O-11 289 (Be 9176) Linie 16 (Reichert) / (Be 9181) Die Kuh (Waldau)
O-11 290 (Be 9183) Im schwäbischen Caféhaus (Reichert) / (Be 9177) Himmlisches (Reichert)
O-2815 (Be 7848) Auf dr' schwäb’sche Eisebahne, Volkslied / (Be 7847) Auf 'em Wase grase d’Hase, Volkslied
O-2816 (Be 7849) I bin Soldat, vallera ! / (Be 7846) Am Bopser blüh’n wieder die Bäume, Parodie (Musik: Rob. Stolz, Text: W.Reichert)

Wiederveröffentlichungen


a) auf CD

b) auf DVD


Filmografie



Literatur




Commons: Willy Reichert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Horst Jaedicke: Willy Reichert : er wollte alles, außer Schwäbisch; eine Biographie. Hohenheim-Verlag, Stuttgart/Leipzig 2010, ISBN 978-3-89850-200-9, S. 55.
  2. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1975, Band 83, Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.), Günther & Sohn, 1975, S. 55.
  3. Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Selbstverlag, Göttingen 1991, DNB 911350551.
  4. Willy Reichert bei steffi-line
  5. Das Grab von Willy Reichert auf knerger.de
  6. Markus M. Ronner: Die besten Pointen des 20. Jahrhunderts. Bindlach 1990, ISBN 3-8112-0670-2.
  7. Willy Reichert auf zitate.eu, abgerufen am 7. Juli 2017.
  8. Liedtext zu M’r muass a faulenze könne (siehe Willy Reichert: – Mer mueß au faulenze könne auf staff-www.uni-marburg.de, abgerufen am 7. Juli 2017).
Personendaten
NAME Reichert, Willy
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komiker und Schauspieler
GEBURTSDATUM 30. August 1896
GEBURTSORT Stuttgart
STERBEDATUM 8. Dezember 1973
STERBEORT Mietenkam im Chiemgau



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