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Wolfgang Trampe (* 1. Januar 1939[1] in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller, der in vielfältigen Literaturgattungen veröffentlicht hat und auch als Verlagslektor und Herausgeber tätig war.


Leben


Wolfgang Trampe wurde 1939 in Berlin geboren. Nach dem mit Abitur abgeschlossenen Besuch der Oberschule absolvierte er ein Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin. Ein Jahr lang wirkte er daraufhin am Landestheater Parchim als Schauspieler. In seinem Beruf war er allerdings unzufrieden, was ihn zum Schreiben brachte, zuerst Gedichte, dann auch Prosa, weil, wie er angab, Prosa das Auszudrückende umfassender darstellen kann.[2] So verarbeitete er später sein Unbehagen bei der Schauspielerei in dem Roman Verhaltene Tage, der in Veränderung der höheren Semester eine unbeabsichtigte autobiografisch angehauchte Fortsetzung erfuhr. – Als eigenständiger Roman geplant, hatte er sich „irgendwie dorthin entwickelt“.[3] Beide Romane lassen sich aus literaturwissenschaftlicher Sicht dem gesellschaftskritischen sozialistischen Bildungsroman zurechnen.[4]

Von 1962 bis 1967 studierte er Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Rostock. Er wurde danach Lektor im Aufbau-Verlag[2] und ab 1977 freiberuflicher Autor.[5][6] Es folgten Veröffentlichungen in zahlreichen Zeitschriften und Anthologien[2] und schließlich mehrere Buchveröffentlichungen. Im Verlauf seiner schriftstellerischen Karriere kamen noch weitere literarische und journalistische Formen hinzu.


Zitate


„Ein gutes Gedicht, das bewirken will und kann, scheint mir in gesteigerter Empfindung zu bestehen, die im Prozeß der Verwandlung, des Werdens der Sprach- und Sinngestalt in gesteigerter Erkenntnis ihre Erfüllung findet. Dieser Vorgang verläuft nicht linear, nicht auf geradem Weg vom sensuellen Einfall zum rationalen Ziel. Der Einfall wird meist Erkenntnis enthalten, eine Quintessenz, die das erste Bild im Gedicht vertritt. Er ist nicht voraussetzungslos, obwohl wie zufällig entstanden, er setzt den ersten, den wesentlichen Bezug, der das Gedicht wie ein Netz überspannt.“

Trampe über Lyrik: 1972[7]

„Denn Prosa bedeutet ja vor allem auch Kommunikation, Verständigung mit dem Leser. Eine Prosa, die nur „zu sich“ spricht, überhaupt einen Text dieser Art, kann ich mir nicht vorstellen. Natürlich bleibt immer die Frage, ob man andere mit seinen Arbeiten erreicht. Aber der Wunsch, daß dies gelingen möge, ist wohl eine Grundlage des Schreibens.“

Trampe über Prosa: 1982[3]

Kritik


Die Gedichte, schrieb die Literaturkritik, gäben Einsicht in die menschliche Psyche, die bisweilen mit Natur und Geschichte („der kleinen und großen“) korrespondiere. Trampe käme dabei „ohne Wortschwulst und Plakativität“ aus.[8] Ein Merkmal der „in sich stimmige[n] Gedichte“ sei das Fehlen von Metaphern.[9]

Die Kurzprosa im Allgemeinen und somit auch jene Trampes ist durch eine „ausgesprochene Handlungsarmut“[10] gekennzeichnet; es findet eine Konzentration auf ein Detail,[10] eine Situation[11] statt. Ferner beinhaltet sie häufig eine unauffällige Pointe.[11] Die „mitunter schon zur Lyrik neigenden Miniaturen“[11] zeugen von „einer bewußten und disziplinierten Arbeit mit der Sprache“[10]

Dem Roman Verhaltene Tage wurde eine „empfindungsgebundene Erzählweise“, nachgesagt, was in der DDR-Literatur noch zu selten anzutreffen sei.[12] „[D]icht, präzise, bildhaft, und sinnlich, […] suggestiv im guten Sinne“ sei die Sprache. Hinzu komme „eine tiefe Beobachtungsgabe in den Figurencharakteristiken, gleichsam wie unter dem Vergrößerungsglas eines Psychologen, eines Menschenkenners“.[13] Das Buch gewinne „seine Anziehungskraft mehr aus den verhaltenen, stillen Tönen“, heißt es in einer anderen Rezension. Die psychologisch und philosophisch ausgeleuchteten Menschen- und Situationsschilderungen seien „assoziationsreich, lyrisch verknappt, angereichert durch Sentenzen, Vergleiche, Symbole, sprunghaft bisweilen“ und forderten den Leser, verlangten ihm Einfühlungsvermögen ab.[14] In Veränderung der höheren Semester wird nicht nur inhaltlich an den Vorgängerroman angeknüpft, sondern auch stilistisch, denn Trampe tauchte wieder tief in die Psyche seiner Protagonisten ein: „Dem Autor geht es vor allem um Psychogramme seiner Gestalten, um ein Ausleuchten ihrer geistig-seelischen Gegebenheiten. So reiht sich eine analytische Szene an die andere; ein größerer, umspannender Handlungsbogen wird nicht vermittelt, vielmehr entsteht ein Mosaik an Impressionen.“[15] Der impressionistische Aufbau aus Stimmungen, Gleichnissen und Beziehungsgeflechten steche hervor, resümiert eine Rezension, und markiere einen „Schritt auf dem Weg in neue Bezirke literarischer Phantasie“.[16]

Die Personen in den Erzählungen seien zwar „psychologisch tief ausgelotet“, dies gelte aber nicht, wurde eingewendet, für die Kinderdarstellung, was an Trampes eigener verlorener Kindheit durch Krieg und Nachkriegsnot liegen könne.[17] Zudem wurde die den Erzählungen innewohnende Kompliziertheit moniert. Zu verästelt seien „die ursächlichen Zusammenhänge und Momente der inneren Konflikte, als daß man sie mit knappen Angaben heranzitieren könnte“. Diese Kritik schließt mit der Feststellung: „Viele der literarischen Figuren Trampes sind von einer Verunsicherung erfaßt, aus der sie sich befreien wollen, die sie versuchen, sich bewußt zu machen. Das vielleicht ist das Thema des Prosaisten Wolfgang Trampe.“[18] Die Sammlung Tanzstunde ist laut Literaturkritik nur teilweise gelungen, denn zu den Stücken, die durch Präzision und Dichte beeindrucken könnten, kämen erzählerisch schwächere aufgrund von Eindruckswirrwarr oder Redundanzen[19] oder Vagheiten oder Klischees.[20] Für einen Lektor unverzeihliche seien Stilpatzer, außerdem seien manche Inhalte banal, zum Teil unverständlich.[21] Das Neue Deutschland befand: „Trampes Prosa ist vorzüglich, wenn er mittels seines ironisch-satirischen Talents menschliche Tiefen und Untiefen ausleuchtet. Leider benutzt er diese Gabe zu selten. […] Auch in der Prosasprache kann Trampe nicht den Lyriker in sich verleugnen. Beinahe jedes Ding, jeder Vorgang wird mit einem eigenwilligen, manchmal gewagten Bild bedacht, was Anschauungskraft und Ausstrahlungsvermögen der Texte insgesamt fördert, mitunter aber auch zur Manier gerät.“[22]

Die schärfste Kritik erfuhr Trampe bezüglich seiner Bearbeitung von Rudolf Franks Roman Fair play, und zwar für die Kürzungen, Umformulierungen und Falschschreibungen in vermeintlicher Unkenntnis von Wiener Örtlichkeiten und Idiomen.[23]


Werke



Lyrik und Prosa (ohne Zeitungs-Veröffentlichungen)



Geführte Interviews (Buchabdruck)



(Mit-)Herausgeberschaft



Übersetzungen/Bearbeitungen



Essays/Rezensionen/Nachworte



Filmografie



Literatur



Einzelnachweise


  1. W. S.: Adlershofer Jahres- und Gedenktage 2019. In: Adlershofer Zeitung. Monatszeitung. Nr. 297, Januar 2019, Januar, S. 10.
  2. Brigitte Böttcher (Hrsg.): Bestandsaufnahme. Literarische Steckbriefe. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1976, Wolfgang Trampe, S. 112 f.
  3. Luise Köpp: Geschichte geht durch die Menschen. In: Sonntag. Die kulturpolitische Wochenzeitung. Nr. 24/82, 13. Juni 1982, Kunst und Literatur. Werkstatt, S. 7.
  4. Gerhard Meyer: Der deutsche Bildungsroman. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1992, ISBN 3-476-00866-5, Kapitel X. Der sozialistische Bildungsroman. Einleitung, S. 353.
  5. Erzählen für den Film. Gespräche mit Autoren der DEFA. Der Autor. In: defa-stiftung.de. Abgerufen am 25. Juni 2019.
  6. Klappentext von Tanzstunde.
  7. Wolfgang Trampe: Biographie. Gedichte (= Edition Neue Texte). 1. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1972, Nachsatz, S. 127–129.
  8. Jens Gerlach: Kenntnis und Erkenntnis für viele Personen. „Biographie“ – Gedichte von Wolfgang Trampe. In: Tribüne. 5. Oktober 1973, Bekanntschaft mit literarischen Werken von Debütanten.
  9. Robert Weimann: Zur Metapher. In: Silvia Schlenstedt, Heinrich Olschowsky, Bernd Jentzsch (Hrsg.): Welt im sozialistischen Gedicht. Poeten, Methoden und internationale Tendenzen im Gespräch. 1. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1974, S. 272–282, hier S. 275.
  10. Almut Giesecke: Wolfgang Trampe: Kupferpfennig. In: Sonntag. Nr. 27/76, 4. Juli 1976, Kunst und Literatur. Neue Werke, S. 3.
  11. Manfred Jendryschik: Zur Kurzgeschichte heute. Notizen in zwei Etappen. In: Manfred Jendryschik (Hrsg.): Alfons auf dem Dach und andere Geschichten. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)/Leipzig 1982, S. 437–445.
  12. Anneliese Löffler: Werte, wesentlich für unsere Zeit. Zu Wolfgang Trampes Roman „Verhaltene Tage“. In: Berliner Zeitung. Nr. 224, 21. September 1978, Kulturpolitik, S. 6.
  13. Susanne Kaufmann: Wichtige Episoden eines Lebensweges. In: Junge Welt. 9. Mai 1978.
  14. Horst Kracht: Aus den Erfahrungen eines Lebens. Zu Wolfgang Trampes erstem Roman „Verhaltene Tage“, erschienen im Aufbau-Verlag, Berlin. In: Tribüne. Nr. 122, 23. Juni 1978.
  15. Hans Jürgen Geerdts: Von Werden und Wachsen junger Persönlichkeiten. Neuer Roman Wolfgang Trampes im Aufbau-Verlag. In: Neues Deutschland. 7. April 1983, Kultur. Die Buchbesprechung, S. 6.
  16. Anneliese Löffler: Suche nach dem richtigen Ort. Ein neuer Roman von Wolfgang Trampe. In: Berliner Zeitung. Nr. 10, 13. Januar 1983, Kulturpolitik, S. 7.
  17. Ilja Seifert: Die Kuckucksuhr. Erzählungen von Wolfgang Trampe. Aufbau-Verlag. In: Sonntag. Die kulturpolitische Wochenzeitung. Nr. 20/81, 17. Mai 1981, Literatur. Kritik, S. 4.
  18. Helmut Fensch: Wider Versäumnisse im Alltag. „Die Kuckucksuhr“, Erzählungen von Wolfgang Trampe. In: National-Zeitung. 18. Januar 1982.
  19. Sybille Eberlein: Schwer durchschaubares Geflecht von Eindrücken. In: Tribüne. Nr. 26, 6. Februar 1987.
  20. Olaf G.Klein: Wolfgang Trampe: Tanzstunde […] In: Neue Zeit. 4. Mai 1987.
  21. Erhard Weinholz: Tanzstunde. Erzählungen von Wolfgang Trampe. Aufbau-Verlag. In: Sonntag. Die kulturpolitische Wochenzeitung. Nr. 2/87, 11. Januar 1987, Literatur, S. 4.
  22. Roland Müller: Lebenssituationen in dreizehn Geschichten. In: Neues Deutschland. 4. April 1987, Bücherbord, S. 14.
  23. Beatrix Müller-Kampel: Als Exilant im austrofaschistischen Wien – Rudolf Franks autobiographischer Zeitroman „Fair play“. Rudolf Frank: „Fair play“. Entstehung, Edition, kritische Urteile. (PDF; 79,1 KB) In: literaturepochen.at. Universität Salzburg, 2002, S. 3, abgerufen am 25. Juni 2019.


Personendaten
NAME Trampe, Wolfgang
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller
GEBURTSDATUM 1. Januar 1939
GEBURTSORT Berlin



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