Heinz Kahlau (* 6. Februar 1931 in Drewitz, Kreis Teltow; † 6. April 2012[1] in Greifswald) war ein deutscher Lyriker.
Heinz Kahlau (sitzend) mit dem Autor Michael Tschesno-Hell (1952)
Leben
Heinz Kahlau arbeitete nach seinem Schulbesuch zunächst als ungelernter Arbeiter in verschiedenen Berufen. 1949 ging er nach Berlin. Hier studierte er von 1953 bis 1956 an der Akademie der Künste, wo er unter anderem als Meisterschüler Bertolt Brechts unterrichtet wurde. Ab 1956 arbeitete er freischaffend. Er veröffentlichte Lyrik, Prosa und Lieder. Außerdem war er als Drehbuchautor tätig.
Nachdem ihm wegen kritischer Verse in Zusammenhang mit dem Ungarn-Aufstand 1956 Haft angedroht worden war, wurde er zwischen 1956 und 1964 zum Inoffiziellen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, was er 1990 freiwillig bekannte. Er hatte gehofft, dadurch der Verfolgung der Stasi zu entgehen.[2] In seiner Zeit als IM entstanden auch Gedichte, die den Bau der Berliner Mauer bejahten.[3]
Von 1970 bis 1980 leitete er als Präsident die P.E.N.-Sektion der DDR. Weiterhin engagierte er sich im Schriftstellerverband der DDR und arbeitete mit der Rockgruppe Karat zusammen. Kahlau war Mitglied der Freien Deutschen Jugend, der SED und später der Partei Die Linke. Von 1990 bis 1992 war er Bezirksverordneter der PDS in Berlin-Pankow.
Zu Lebzeiten erschienen etwa zwanzig Lyrikbände von Heinz Kahlau. Sein bekanntestes Werk ist der Band Du, eine Sammlung von Liebesgedichten.
Zu seinem 75.Geburtstag zog er sich aus Berlin auf die Insel Usedom zurück, wo er weiterhin als Autor arbeitete.
Kahlau war mehrfach verheiratet, darunter in kurzer Ehe mit der Schriftstellerin Gisela Steineckert.
Nachrufe
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien ein Nachruf von Oliver Jungen, der beschreibt, dass das Werk Kahlaus sich aus einer Urform der Lyrik, der Panegyrik, speist: „Seit der Genieepidemie gerät in Vergessenheit, dass die wahre Wurzel der Poesie die Gebrauchslyrik war: panegyrischer Gesang, Memorieren historischer Schicksale, politische Überzeugungsarbeit. Das neue Ideal heißt Subjektivität - und damit Unbedeutsamkeit. Einer aber sträubt sich gegen leeres Virtuosentum: Der auflagenstärkste deutsche Dichter der Gegenwart ist ein wackerer Rhetoriker unter den Poeten.“ Kahlau sei stets dem Ideal des Sozialismus zugetan geblieben: „In der DDR schrieb er ohne falsche Scham, was geschrieben werden musste: Soldatenlieder, Traktoristengedichte, FDJ-Hymnen, engagierte Drehbücher, ein lobendes Poem über den Mauerbau, überhaupt Agitprop-Lyrik, aber auch kritische Kommentare und sehnsuchtsvolle Liebesgedichte. […] Kahlau dichtet verständlich, doch nicht kunstlos: Die Form hilft stets, eine Idee zur Geltung zu bringen, statt wie so oft Belangloses zu verrätseln.“[2]
Auszeichnungen
1960: Verdienstmedaille der Nationalen Volksarmee in Bronze für Schritt für Schritt[4]
1962: Heinrich-Greif-Preis
1963: Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR
1963: Johannes-R.-Becher-Medaille
1964: Kunstpreis der FDJ
1967: Kritikerpreis der Berliner Zeitung für Ein Krug mit Oliven als bestes Jugendstück[5]
1970: Goethepreis der Stadt Berlin
1972: Lessing-Preis der DDR
1981: Johannes-R.-Becher-Medaille
1984: Nationalpreis der DDR III. Klasse für Kunst und Literatur
1984 und 1987: DDR-Hörspielpreis
1989: Vaterländischer Verdienstorden
Werke (Auswahl)
Hoffnung lebt in den Zweigen des Caiba. Neues Leben, Berlin 1954
Gedichte. Volk und Welt, Berlin 1956
Die Schönste. (Drehbuchteile der Zensurfassung). 1957
Die Maisfibel. Volk und Welt, Berlin 1960
Steinzeitballade. 1961 (Liedtexte).
Jones’ Family. Eine Groteske mit Gesang. Henschel, Berlin 1962
Auf der Sonnenseite. 1962 (Drehbuch).
Der Fluß der Dinge. Gedichte aus 10 Jahren. Aufbau, Berlin 1964
Mikroskop und Leier. Bechtle, München 1964
Ein Krug mit Oliven. Parabelstück. Henschel, Berlin 1966
Du. Liebesgedichte. Aufbau, Berlin 1971
Balladen. Aufbau, Berlin 1971
Der Rittersporn blüht blau im Korn. Kinderbuchverlag. Berlin 1972
Flugbrett für Engel. Gedichte. Aufbau, Berlin 1974
Der Vers, der Reim, die Zeile. Wie ich Gedichte schreibe. Neues Leben, Berlin 1974
Das Hammer-Buch. Junge Welt, Berlin 1975
Wie fand der Fritz grad, krumm und spitz. (Kinderbuch) Zeichnungen: Éva Gaál. Corvina Verlag, 1976
Konrads Traktor. (Bilderbuch. Zeichnungen von Rudolf Platzer). Berlin, Junge Welt, 1976.
Tasso und die Galoschen. 2 Stücke. Aufbau, Berlin 1980
Daß es dich gibt macht mich heiter. Liebesgedichte. Eremiten-Presse, Düsseldorf 1982, ISBN 3-87365-183-1
Fundsachen. Gedichte. Aufbau-Verlag. Berlin und Weimar 1984
Ich liebe dich. Handpresse Gutsch. Berlin 1988, ISBN 3-924993-47-5
Eines beliebigen Tages. Ausgewählte Gedichte. Tribüne, Berlin 1989, ISBN 3-7303-0435-6
Sinn- und Unsinngedichte. Aufbau, Berlin 1989, ISBN 3-351-01513-5
Der besoffene Fluss. Balladen. Aufbau, Berlin 1991, ISBN 3-351-01834-7
So oder so. Gedichte 1950–1990. Aufbau, Berlin 1992, ISBN 3-7466-0182-7
Kaspers Waage. Gedichte. Aufbau, Berlin 1992, ISBN 3-351-02193-3
Zweisam. Liebesgedichte. Aufbau, Berlin 1999, ISBN 3-7466-1569-0
Lutz Görner (Hrsg.): Sämtliche Gedichte und andere Werke (1950–2005). Aufbau, Berlin 2005, ISBN 3-351-03062-2
Theater
1966: Das Märchen von der Straßenbahn Therese – Regie: Hanuš Burger (Theater der Freundschaft)
1966: Ein Krug mit Oliven – Regie: Heiner Möbius (Theater der Freundschaft)
1969: Musterschüler – Regie: Horst Hawemann (Theater der Freundschaft)
Filmografie
1986: In Zilles Scheunenviertel erlebt (Drehbuch)
Literatur
Andreas Kölling:Kahlau, Heinz. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band1. Ch.Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
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