Thomas Giefer (* 15. November 1944 auf der Insel Reichenau) ist ein deutscher Dokumentarfilmer und Journalist.
Thomas Giefer ist ein Sohn des renommierten Frankfurter Architekten Alois Giefer.
Nach einigen Literatur- und Journalistik-Semestern in Frankfurt am Main und an der FU Berlin wurde Giefer 1967 zum Studium an der Berliner Filmakademie dffb zugelassen. Schon zuvor hatte er angefangen, mit einer geliehenen 16-mm-Handkamera die ersten Sit-Ins und Demonstrationen der entstehenden Studentenbewegung in West-Berlin zu dokumentieren – und zwar nicht aus der Sicht von Presse und staatlichen Medien, sondern als nahezu einziger Kameramann aus der Perspektive der Studenten selbst. Daraus entstand sein erster Film „Berlin, 2. Juni '67“ über die Anti-Schahdemonstration und den Tod von Benno Ohnesorg, den er gemeinsam mit H. R. Minow als Instrument der „Gegenöffentlichkeit“ zur Hetzpropaganda von Springerpresse und anderen Medien zusammenstellte. Das Filmstudium wurde aufgrund politischen Aufruhrs an der Hochschule bereits nach wenigen Monaten durch Relegation beendet. Gemeinsam mit anderen Relegierten gründete er das ROSTA KINO, Spielstelle, Verleih und Produktion von Filmen im Themenbereich von APO und weltweiten revolutionären Bewegungen.
Seit 1974 arbeitet Giefer als Autor, Regisseur, Kameramann und Filmeditor, sowie als freier Produzent (CON VOI FILM, Berlin), vornehmlich für das öffentlich-rechtliche Fernsehen und später für den deutsch-französischen Kulturkanal Arte. Seine Schwerpunkte: Sozialkritische Dokumentationen, Politik und Kultur, z. B. für die WDR-Reihe „Schauplatz“, gelegentlich auch Magazinbeiträge für Weltspiegel, Monitor etc.
Seit 1979 wandte er sich Auslandsthemen zu – zunächst über die iranische Revolution, danach drehte er Filme im Irak, in Kurdistan, Pakistan, Afghanistan, Zentralasien, Afrika, Lateinamerika, in den USA und Europa – meist in Zusammenarbeit mit Autoren wie Ulrich Tilgner, Jürgen Roth, Yüksel Uğurlu oder Ahmad Taheri. Seit Anfang der 90er Jahre entstanden auch zeitgeschichtliche Dokumentationen u. a. für die ARD-Reihen „Politische Morde“ und „Das Rote Quadrat“ – häufig gemeinsam mit Rena Giefer.
Viele der Filme sind – auch nach der TV-Ausstrahlung – auf Festivals und in politischen Veranstaltungen zu sehen: Etwa „Die Rattenlinie“, eine Dokumentation über die nützliche Rolle des Kalten Kriegs für die Straffreiheit von Nazis und Kriegsverbrechern, „Mit dem Mut der Verzweifelten“ über den Jüdischen Widerstand gegen Hitler, „Tod in Teheran“ über die Ermordung der Oppositionellen Parwaneh und Dariusch Foruhar durch den Geheimdienst der Islamischen Republik, „Frances Newtons letzte Worte“ über die Hinrichtung einer jungen Schwarzen in Texas, „Sklaverei auf Italienisch“ über die unmenschliche Ausbeutung von Erntearbeitern aus Osteuropa und Afrika.
Der Film „Mord im Kolonialstil“ über die Ermordung des ersten kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice Lumumba im Jahr 1961 wurde in mehr als 20 Ländern ausgestrahlt und erhielt 2001 – neben anderen internationalen Auszeichnungen – den Grimme-Preis mit Gold.
Personendaten | |
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NAME | Giefer, Thomas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dokumentarfilmer und Journalist |
GEBURTSDATUM | 15. November 1944 |
GEBURTSORT | Reichenau (Landkreis Konstanz) |