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Tinto Brass (bürgerlich Giovanni Brass, * 26. März 1933 in Mailand) ist ein italienischer Filmregisseur und Drehbuchautor.

Tinto Brass, 1990
Tinto Brass, 1990

Leben



Filmkarriere


Brass arbeitete und studierte Ende der 1950er-Jahre an der Cinémathèque française und wurde anschließend Regieassistent Roberto Rossellinis. Seine ersten eigenen Werke, die er – wie die meisten Filme seiner Karriere – auch selbst schnitt, sind deutlich von den neuen Formen des europäischen Kinos der damaligen Zeit geprägt; erkennbar der Wille zur Provokation. So feiert sein autobiografisch geprägter Erstling Chi lavora è perduto den Anarchismus, spielt Brass mit Formen und Konventionen im Italowestern Yankee, mit Popart-Elementen in Ich bin wie ich bin sowie mit Mitteln des Surrealismus in Nerosubianco sowie L’urlo.

Brass galt in den 1960er und frühen 1970er Jahren als vielversprechender Experimental- und Avantgarderegisseur[1] und wurde zum Teil als „Antonioni der 70er“ bezeichnet.[2] 1964 beauftragte ihn Umberto Eco, zwei Filme für die Triennale di Milano zu schaffen, die Brass frei gestaltete und welche mit Symbolen und Filmsprache experimentieren.[3] In Zusammenarbeit mit Guido Crepax, der Storyboards sowie im Film eingeblendete Comics entwarf, entstand 1967 Ich bin wie ich bin, dessen Ästhetik als besonders innovativ und experimentell gesehen wurde.[4] 1968 bot Paramount Pictures Brass an, bei Uhrwerk Orange Regie zu führen, was jedoch aus terminlichen Gründen nicht zu Stande kam.[5] L'Urlo lief 1970 auf der Berlinale[6], La Vacanza (mit Vanessa Redgrave und Franco Nero in den Hauptrollen) gewann 1971 auf dem Venedig Film Festival den Preis der Filmkritiker als bester Italienischer Film.[7] 1972 war Tinto Brass Jurymitglied bei der Berlinale.[8]

Nach Salon Kitty (1976) und vor allem Caligula (1979) änderte sich sein Filmstil. Caligula – geplant als provokante Satire über Machtstrukturen – wurde gegen Brass’ Willen vom Produzenten in Abwesenheit von Brass stark um- bzw. größtenteils neu geschnitten. Dabei wurden zahlreiche satirisch gemeinte Szenen entfernt oder stark verändert sowie pornographische Szenen, die ohne Wissen von Brass gedreht worden waren, eingefügt, wodurch der fertige, ohne Brass geschnittene Film eher als pornographisches Drama einzuordnen ist. Brass versuchte vergebens, vor Gericht das Erscheinen dieser Fassung zu verhindern, konnte jedoch durchsetzen, nicht als Regisseur des Films genannt zu werden.[9]

Nach Caligula drehte Brass selbst finanziert die surrealistische Satire Action (1980), die stilistisch an seine früheren Filme anknüpfte, jedoch kein kommerzieller Erfolg wurde.[10] Nach dem Erscheinen von Caligula kennzeichneten die folgenden Filme Brass mehr und mehr als Erotikfilmer[11]. Immer wiederkehrende Merkmale seiner Werke seit 1983 sind Darstellerinnen mit großen Oberweiten, ausladenden Gesäßen und üppiger Achsel- und Schambehaarung sowie Requisiten wie Spiegel. Gefragt nach seinen Filmen ab 1983 tätigte Brass folgende, nicht ganz ernst gemeinte[12] Aussage[13], „Frauen betrügen und lügen, ihre Gesichter sind Masken. Ihre Hintern lügen jedoch nicht, am Hintern ist die Seele eines Menschen ersichtlich.“ Viele der späten Filme von Brass stehen oder standen auf Grund ihrer Nähe zur Pornografie in Deutschland auf dem Index.


Privates


Tinto Brass mit Caterina Varzi bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2009
Tinto Brass mit Caterina Varzi bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2009

Tinto Brass war von 1953 bis 2006 mit Carla Cipriani (1930–2006) verheiratet.[14] Sie wirkte bei vielen seiner Filme hinter der Kamera mit[15], und er bezeichnete sie als seine „Muse“.[16]


Filmografie (Auswahl)




Commons: Tinto Brass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. A definite new talent. Gene Moskowitz, “Few ‘Quality’ at Venice: Emphasis on Art via Austerity”. In: Variety, 11. September 1963, S. 5. Scan auf:
  2. Sally K. Brass (nicht verwandt): “Director’s Quest for Reality”. In: The Los Angeles Times, 2. September 1970, S. 13.
  3. Website zu den beiden Filmen für die Triennale di Milano.
  4. Website zu dem Film mit zahlreichen Zeitungsausschnitten aus der Erscheinungszeit.
  5. Tinto Brass: Audiokommentar auf Cult Epics DVD von "Deadly Sweet" ("Col Cuore in Gola") DVD075
  6. Tinto Brass: Audiokommentar auf Cult Epics DVD von "The Howl" ("L'Urlo") DVD072
  7. Liste der Preise, die 1971 auf dem Festival vergeben wurden.
  8. Offizielle Website der Berlinale mit Liste der Jurymitglieder.
  9. Archivierte Kopie (Memento vom 14. August 2016 im Internet Archive) Website zur Produktionsgeschichte von Caligula, mit zahlreichen Artikeln/Quellen.
  10. Website zu "Action", mit zahlreichen Artikeln / Quellen.
  11. Roberto Poppi: Dizionario del cinema italiano, i registi; Gremese 2003, S. 71
  12. Tinto Brass 2008 im Interview mit der Netzzeitschrift Evolver
  13. Tinto Brass im Interview auf der DVD-Ausgabe von „Miranda“, Arrow Films FCD097
  14. Kurze biographische Angaben auf IMDB
  15. Liste der Film-Credits von Carla Cipriani auf der IMDB.
  16. Nachruf auf Carla Cipriani, mit Zitaten von Tinto Brass über ihr Zusammenleben (Italienisch)
Personendaten
NAME Brass, Tinto
ALTERNATIVNAMEN Brass, Giovanni (wirklicher Name)
KURZBESCHREIBUNG italienischer Regisseur, Produzent und Drehbuchautor
GEBURTSDATUM 26. März 1933
GEBURTSORT Mailand, Italien

На других языках


- [de] Tinto Brass

[en] Tinto Brass

Giovanni "Tinto" Brass (born 26 March 1933) is an Italian film director and screenwriter. In the 1960s and 1970s, he directed many critically acclaimed avant-garde films of various genres. Today, he is mainly known for his later work in the erotic genre, with films such as Caligula, Così fan tutte (released under the English title All Ladies Do It), Paprika, Monella (Frivolous Lola) and Trasgredire.

[es] Tinto Brass

Giovanni Tinto Brass (Milán, 26 de marzo de 1933) es un director de cine italiano. Tras iniciarse en cine como colaborador de la Cinémathèque Française y ayudante de Joris Ivens, Alberto Cavalcanti y Roberto Rossellini, desarrolló durante los años 1960 y 1970 un estilo sumamente personal y vanguardista, que le llevaría en los años 1980 a realizar un cine directamente provocador, entre la pornografía y el esteticismo. Fascinado con el erotismo, a partir de los años 1990 abandona la mayor parte de las temáticas que había desarrollado con anterioridad, y se dedica exclusivamente a filmar numerosas obras intimistas, caracterizadas por una fotografía veloz (y plena de travellings), un montaje rápido y guiones humorísticos y desconcertantes. Fue apodado "Tintoretto" por su abuelo, por lo que decidió usar "Tinto" como nombre artístico.

[ru] Брасс, Тинто

Ти́нто Брасс (итал. Tinto Brass, настоящее имя — Джова́нни Брасс (итал. Giovanni Brass); 26 марта 1933, Милан) — итальянский кинорежиссёр. Большинство его фильмов сняты в жанре эротического кино.



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