Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten (Eigenschreibweise: BARDO, Originaltitel: Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades) ist ein mexikanischer Spielfilm von Alejandro G. Iñárritu aus dem Jahr 2022. Die semi-autobiografische Komödie stellt einen erfolgreichen Journalisten und Filmemacher in den Mittelpunkt, der in sein Heimatland Mexiko zurückkehrt und dort in eine existenzielle Krise stürzt. Die Hauptrolle übernahm Daniel Giménez Cacho.
Die Uraufführung des Films erfolgte am 1. September 2022 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig. Mitte Dezember plant Netflix Bardo in den Kinos und online über seinen Streamingdienst zu veröffentlichen.
Der Film wird als „nostalgische Komödie“ beschrieben, die „vor einer epischen Reise“ spiele. „Eine Chronik der Ungewissheiten“, in der die Hauptfigur, der renommierte mexikanische Journalist und Dokumentarfilmer Silverio, mit seiner Ehefrau und seinen Kindern in Los Angeles lebt. Nach dem Gewinn eines wichtigen internationalen Preises, kehrt er in sein Heimatland Mexiko zurück. Ohne es vorauszusehen, ist diese Reise der Auslöser für eine existenzielle Krise bei Silverio. Seine Erinnerungen und Ängste beeinflussen die Gegenwart und seinen Alltag. Fortan ist er von einem Gefühl der Verwirrung und Verwunderung erfüllt. Silverio setzt sich in der folgenden Zeit mit seiner Identität, familiären Beziehungen, der Torheit seiner Erinnerungen sowie der Vergangenheit und neuen Realität seines Landes auseinander.[1][2]
Bardo ist der achte Spielfilm von Alejandro G. Iñárritu, den er auch mitproduzierte. Es ist das erste Werk des Regisseurs seit Amores Perros (2000), das komplett in seinem Heimatland Mexiko gedreht und produziert wurde,[1] sowie der erste realisierte Spielfilm seit dem erfolgreichen US-amerikanischen Streifen The Revenant – Der Rückkehrer (2015). Das Drehbuch zu Bardo verfasste er gemeinsam mit Nicolás Giacobone. Beide hatten bereits zuvor an Iñárritus preisgekrönten Filmen Biutiful (2010) und Birdman (2014) zusammen gearbeitet. Ursprünglich betitelten Medien das Projekt mit Limbo, dieser soll aber niemals offiziell als Arbeitstitel verlautbart worden sein. Für die Hauptrollen wurden der Mexikaner Daniel Giménez Cacho und die Argentinierin Griselda Siciliani verpflichtet.[1]
Für die Dreharbeiten arbeitete Iñárritu erstmals mit dem französischen Kameramann Darius Khondji zusammen. Für die Kostüme zeichnete Anna Terrazas, für das Szenenbild Eugenio Caballero verantwortlich.[1] Ende Februar 2021 wurde bekannt, dass sich Iñárritu für den Dreh in Mexiko-Stadt aufhielt. Die Arbeiten fanden unter höchster Geheimhaltung und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Ab März wurde das Filmteam in der historischen Innenstadt sowie am Schloss Chapultepec gesichtet. Am Schloss wurde die im mexikanisch-amerikanischen Krieg von 1847 stattgefundene Schlacht von Chapultepec nachgestellt. Weitere Drehorte fanden sich im bekannten Tanzlokal Salón Los Ángeles sowie im Bundesstaat San Luis Potosí.[3] Ende September 2021 wurden die Dreharbeiten offiziell für beendet erklärt, nachdem letzte Einstellungen im Stadtviertel Roma entstanden waren. Durch die COVID-19-Pandemie musste die Produktion mehrfach ausgesetzt werden.[4][5]
Das semi-autobiografische Werk stelle laut Iñárritu „nur eine Reise zwischen Realität und Vorstellung“, einen „Traum“ dar. „Absolute Wahrheiten“ habe er nicht finden können. „Träume als Kino sind real, aber nicht wahr. In beiden ist die Zeit flüssig.“ Bardo sei „die Chronik dieser Reise zwischen diesen beiden Illusionen, deren Grenzen nicht zu entziffern sind“, so Iñárritu.[2] Wie auch seine Hauptfigur Silverio lebte der Filmregisseur mit seiner Familie in den USA und wurde mit einer Reihe von renommierten Filmpreisen ausgezeichnet.
Ende April 2022 wurde bekannt, dass sich Netflix die Verwertungsrechte gesichert hat. Der US-amerikanische Streamingdienst plant eine Kinoveröffentlichung ab 27. Oktober 2022 in Mexiko und ab 4. November in den USA. Die Streamingveröffentlichung ist ab 16. Dezember 2022 vorgesehen.[6] Im August 2022 wurde der deutsche Titel mit BARDO, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten angegeben.[7]
Von den bei Rotten Tomatoes nach der Premiere am 1. September 2022 beim Filmfestival von Venedig aufgeführten mehr als zwei Dutzend Kritiken sind knapp über die Hälfte positiv.[8] Auf der Website Metacritic erhielt Bardo eine ähnliche Bewertung, basierend auf ebenfalls mehr als einem Dutzend ausgewerteter englischsprachiger Kritiken. Dieser Metascore steht für ein gemischte oder durchschnittliche Bewertung.[9] Damit fielen die ersten Reaktionen der englischsprachigen Fachkritik sehr viel schwächer aus, als bei seinen vorangegangenen Werken.[10][11] Vor der Uraufführung war der Film von amerikanischen Branchendiensten noch zu den möglichen Höhepunkten des Kinojahres 2022 gezählt[12] und als Kandidat für die Oscarverleihung 2023 gehandelt worden.[13] Iñárritu selbst fühlte sich kurz nach der Premiere von der Kritik als „selbstgefälliger“ oder „narzisstischer“ Filmemacher missverstanden. Er war sich unsicher, ob er jemals wieder einen weiteren Film inszenieren werde.[14]
Nach der Vorführung in Venedig entschied sich Iñárritu, Bardo zu kürzen. Aus dem ursprünglich 174 Minuten langen Film wurden 22 Minuten entfernt.[15] Die auf dem Festival Internacional de Cine de San Sebastián vorgeführte Fassung hat eine Laufzeit von 164 Minuten (mit Abspann).[16]
Mit Bardo konkurrierte Alejandro G. Iñárritu zum ersten Mal um den Goldenen Löwen, den Hauptpreis des Filmfestivals von Venedig.[17] Die Wettbewerbsjury um Julianne Moore ließ den Film unprämiert. Dennoch wurde dem Film in Venedig der Premio UNIMED der Unione delle Università del Mediterraneo (UNIMED) zuerkannt.[18]
Amores Perros | Powder Keg von The Hire | 11′09″01 – September 11 (Segment Mexiko) | 21 Gramm | Babel | Chacun son cinéma – Jedem sein Kino (Segment Anna) | Biutiful | Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) | The Revenant – Der Rückkehrer | Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten