Contra ist ein deutscher Spielfilm von Sönke Wortmann, der am 28. Oktober 2021 in die deutschen Kinos kam.
Die marokkanischstämmige Studienanfängerin Naima Hamid wird von dem für seinen zynischen Umgangston bekannten Juraprofessor Richard Pohl in einer Vorlesung rassistisch beleidigt. Als Videos der Szene im Internet auftauchen, droht ihm ein Disziplinarverfahren und der mögliche Verlust seiner Stelle. Universitätspräsident Alexander Lambrecht schlägt seinem Freund Pohl vor, die Studentin für einen bundesweiten Debattierwettbewerb zu coachen und so seine Aussichten im Disziplinarverfahren zu verbessern. Pohl und Hamid sind von dem Vorschlag zunächst beide nicht angetan, lassen sich aber darauf ein. Das Vorhaben scheint zu gelingen, bis Hamid sich darüber klar wird, dass sie nur dazu benutzt wird, Pohl vor dem Verlust seiner Professur zu bewahren und das Ansehen der Universität zu sichern.
Der Film spielt in Frankfurt, wo Professor Pohl an der Goethe-Universität Jura unterrichtet.
Der Film basiert auf dem französischen Spielfilm Die brillante Mademoiselle Neïla (Originaltitel Le brio) von Yvan Attal, der 2018 für einen César in der Kategorie Bester Film nominiert wurde. Für Regisseur Sönke Wortmann stellt dies nach Der Vorname die zweite Neuverfilmung eines französischen Stoffes dar.
Die Dreharbeiten fanden im Sommer 2019 in Köln, Bonn, Berlin und Frankfurt statt und wurden am 9. August 2019 abgeschlossen.
Die Filmmusik komponierte Martin Todsharow. Das Soundtrack-Album mit neun Musikstücken wurde zum Kinostart in Deutschland von Königskinder als Download veröffentlicht. Darunter findet sich auch Use Me der deutschen Soul- und R&B-Sängerin Joy Denalane.[3]
Eine erste Vorstellung erfolgte im September 2020 bei der Filmkunstmesse Leipzig.[4] Kurz darauf wurde der Film im Programm des Zurich Film Festivals gezeigt, woraufhin auch der Kinostart im deutschsprachigen Raum vorgesehen war.[5] Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde der Kinostart jedoch zunächst auf den 7. Januar 2021 verschoben, ehe man ihn wieder vorverlegte auf den 24. Dezember 2020 und später wieder nach hinten auf dem 28. Oktober 2021.[6] Am selben Tag kam er in die Schweizer Kinos.[7] Von Ende Mai bis Mitte Juni 2022 wurde er beim German Film Festival in Melbourne gezeigt.[8]
Andreas Busche schreibt im Tagesspiegel, natürlich mache man sich automatisch verdächtig, beschuldigte man das Autorenteam, den Rassismus seiner Hauptfigur nicht so vollmundig und blumig wie den edlen Weißwein zu kredenzen, den der Prof mit Kennerblick in seinem Lieblingsrestaurant hinunterstürzt. Bei Contra handele es sich um eine Komödie über Rhetorik, doch darin bestehe auch das Dilemma des Culture-Clash-Humors: „Ernsthaft zur Sache dürfen die Auswüchse des Alltagsrassismus doch nicht gehen, sonst wird es unangenehm.“ So werde Professor Pohl eine tragische Familiengeschichte angedichtet, und dieser Abgesang auf die alten weißen Männer falle altväterlich-versöhnlich aus. Provozieren, ob zur Gegenrede oder zum Nachdenken, lasse sich damit in der Realität des Jahres 2021 sicher niemand mehr, so Busche.[9]
Gaby Sikorski, Filmkorrespondentin der Gilde deutscher Filmkunsttheater, schreibt, Christoph Maria Herbst verfüge wie kaum ein anderer bekannter Schauspieler hierzulande über das Charisma und das Handwerkszeug, um die Rolle von Richard Pohl perfekt zu füllen. Nilam Farooq in ihrer Rolle von Naima beschreibt sie als alles andere als eine „My Fair Lady“. Weder kokettiere sie mit ihrer proletarischen Vergangenheit noch schäme sie sich dafür und ziehe den besserwisserischen Pohl ganz unprätentiös und beiläufig auf ihre Seite. Herbst statte seinen Professor Higgins-Pygmalion mit einer zusätzlichen kräftigen Portion Standesdünkel und dafür mit etwas weniger Misogynie aus. Was diese beiden tollen Darsteller veranstalteten, sei ein schauspielerischer Hochgenuss, so Sikorski.[10]
Thomas Schultze von Blickpunkt:Film schreibt, Contra sei Farooqs persönlicher Triumph und Naima die Rolle, auf die sie gewartet hat. Hier löse sie das Versprechen ein, das sie in vorherigen Auftritten wie in Mein Blind Date mit dem Leben oder Sweethearts gegeben habe. Die Kamera liebe sie, und als Zuschauer könne man sozusagen live miterleben, wie eine junge Schauspielerin zum Star wird.[11]
Die Deutsche Film- und Medienbewertung versah den Film mit dem Prädikat besonders wertvoll. In der Begründung heißt es, die sozialkritische Komödie sei zweifellos auch als Diskussionsanstoß gemeint und einsetzbar. Es komme dem Film zugute, dass er Identifikationsmodelle für unterschiedliche Generationen schaffe. Auch erfahre das Publikum einige interessante Details über Rhetorik, Diskurs und die Kunst der Debatte. Der Film ziele so auf eine Infragestellung monolithischer identitärer Positionen und plädiere für eine Polyphonie der Meinungen. So vermittele Contra auf unterhaltsame Weise ein breites Kaleidoskop sozialer Themen, Probleme und Milieuschilderungen effektiv einem zweifellos großen Zielpublikum. Schauspielerisch werde der Film deutlich von der jungen Nilam Farooq getragen, die ihre Rolle intensiv ausfülle und eine überzeugende ‚Chemie’ zu dem von Herbst durchaus typisch verkörperten Professor etabliere.[12]
In Deutschland konnte sich der Film mehrere Wochen auf Platz 1 der Arthouse-Kinos-Charts halten[13] und verzeichnet hier rund 761.000 Besucher.[14]
Bayerischer Filmpreis 2020
Bayerischer Filmpreis 2021
Civis – Europas Medienpreis für Integration 2022
Deutscher Filmpreis 2022
Ernst-Lubitsch-Preis 2022
Festival des deutschen Films 2022
Filmkunstmesse Leipzig 2020
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