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Der Eissturm ist ein Spielfilm des taiwanischen Regisseurs Ang Lee aus dem Jahr 1997 nach dem gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Rick Moody. Das von den Filmstudios Fox Searchlight Pictures, Good Machine und anderen produzierte Werk wird dem Independentfilm zugeordnet.


Handlung


Neuengland im November 1973. Zur Zeit des Vietnamkrieges und der Watergate-Affäre experimentiert der 16-jährige Paul Hood im Internat mit Drogen und hat sich unsterblich in seine attraktive und intelligente Mitschülerin Libbets Casey verliebt. Weil die sich nur für seinen Zimmerkollegen und Mädchenschwarm Francis interessiert, flüchtet sich der schüchterne und immer noch jungfräuliche Paul in die Fantasiewelt der Comics. Besonders angetan ist er von den Abenteuern der Fantastischen Vier. Die Superhelden-Familie hält noch in der ausweglosesten Situation zusammen, ganz im Gegensatz zu seiner eigenen, die zu zerbrechen droht. Pauls Vater Ben unterhält eine Affäre mit der attraktiven Frau des angeblich stets auf Geschäftsreisen weilenden Nachbarn. Pauls unnahbare Mutter Elena ist Einzelgängerin und fühlt sich an ihre eigene Kindheit erinnert, als sie ihrer Tochter Wendy beim Radfahren zusieht. Sie setzt sich selbst wieder aufs Fahrrad und lässt in der örtlichen Drogerie sogar Lippenstifte mitgehen. Vor Freunden halten Ben und Elena den Schein jedoch aufrecht und mimen das harmonische Paar, das den einzigen wirklichen Streit darüber geführt hat, ob die Paartherapie wieder aufgenommen werden soll. Pauls jüngere Schwester Wendy, die er nur mit „Charles“ anspricht, verurteilt Kriege und den US-Präsidenten Nixon, sie nennt ihren Vater schon mal einen „Faschisten“ und fühlt sich von den pubertierenden Söhnen der Nachbarsfamilie Carver angezogen. Mit dem ständig geistesabwesenden Mikey lässt sie sich auf erste sexuelle Erfahrungen ein, während sie den jüngeren Sandy, ein Fan von Militärspielzeug und Sprengstoff, heimlich begehrt.

Als Paul über das Thanksgiving-Wochenende zu seiner Familie in das vorstädtische New Canaan, Connecticut, fährt, kommen die lange schwelenden Konflikte an die Oberfläche. Wendy verärgert ihren Vater, als sie zum Fest beim Tischgebet eine lange Hasstirade ablässt, unter anderem über die Tötung und Vertreibung der amerikanischen Ureinwohner. Janey Carver zeigt offen, dass sie von der Affäre mit Ben gelangweilt ist, und serviert ihn eiskalt ab. Gleichzeitig findet Elena heraus, dass ihr Ehemann sie betrogen hat, als dieser davon berichtet, wie er seine Tochter beim gemeinsamen Liebesspiel mit Mikey im Hause der Carvers ertappt hat. Als der Wetterbericht vor einem schweren Wintersturm mit Eisregen warnt, macht sich Paul auf den Weg nach New York, um den Rest der Thanksgiving-Ferien mit Libbets zu verbringen – in der luxuriösen Wohnung ihrer Eltern. Pauls Eltern brechen zur selben Zeit zu einer Party auf. Während ein schwerer Eissturm über die Region hereinbricht, fühlt sich Elena von lauter Intrigen umgeben. Sowohl sie als auch Ben müssen feststellen, dass es sich bei der Veranstaltung um eine sogenannte „Schlüsselparty“ handelt. Auf dem Höhepunkt der Sexuellen Revolution fischen die Frauen am Ende der Party einen der Autoschlüssel der Männer aus einer Schale heraus, um sich von dem Auserwählten nach Hause fahren zu lassen und dann den freien Partnertausch zu zelebrieren.

Elena hält die Party der Halfords nur für eine weitere Gelegenheit für Ben, sich ungehindert mit Janey Carver zu vergnügen. Nichtsdestotrotz will sie den Schein wahren und bis zum Schluss bleiben. Janey macht Ben, der sich eine gemeinsame Zukunft mit ihr erhofft hat, allerdings unmissverständlich klar, dass ihre Liaison beendet ist. Daraufhin betrinkt sich Ben und es kommt zu einem peinlichen Zwischenfall, als Janey einen Schlüsselbund aus der Schale zieht, der nicht ihm gehört. Während ihr Ehemann seinen Rausch auf der Toilette ausschläft, nimmt Elena den letzten Schlüssel aus der Schale, den von Jim Carver, dem Ehemann ihrer Rivalin. Trotz Jims Bedenken lässt sich Elena auf das Abenteuer ein, doch das kurze Schäferstündchen im Auto wird zur Farce. Jim will sie anschließend nach Hause bringen. Auf der spiegelglatten Fahrbahn kommt der Wagen von der Straße ab und landet in einer Böschung. Elena und Jim gelingt es erst am frühen Morgen, das Haus zu erreichen, wo Elena im Gästezimmer auf ihre Tochter Wendy stößt, die die Nacht mit Sandy verbracht hat. Wenig später trifft auch Ben im Haus der Carvers ein. Auf dem Heimweg hat er Mikey, der aus dem Haus gegangen war, um den Eissturm zu beobachten, leblos auf der Straße aufgefunden – eine abgerissene Stromleitung wurde ihm zum Verhängnis. Der apokalyptische Sturm hat ein physisches Opfer gefordert und der Vater schlingt unter Tränen seine Arme um den toten Körper, während die Mutter oben im Schlafzimmer vom Wehklagen ihres Gatten erwacht.

Auch für Paul haben sich die Dinge nicht wie erhofft gestaltet. Bei seinem Ausflug nach New York trifft er in der Wohnung von Libbets unerwartet auf seinen Zimmerkollegen Francis. Um den Nebenbuhler aus dem Weg zu schaffen, bietet er diesem ein Schlafmittel an, von dem dann aber auch Libbets nimmt. Halb betäubt gesteht sie ihm, wie schon manch andere zuvor, dass sie für ihn nur eine Art geschwisterliche Verbundenheit empfindet. Unverrichteter Dinge zieht es ihn zurück nach New Canaan, wo der Zug wegen eines Stromausfalls erst am nächsten Morgen eintrifft. Zu seiner Überraschung wird er von Vater, Mutter und Schwester am Bahnhof erwartet. Als die Familie im Wagen sitzt und alle bereit sind, nach Hause zurückzufahren, bricht sein Vater weinend zusammen.


Entstehungsgeschichte


Der Film basiert auf dem 1994 veröffentlichten, gleichnamigen Roman des US-Amerikaners Rick Moody. Moody selbst ist in den Vorstädten Connecticuts aufgewachsen, darunter Darien und New Canaan, wo die Filmhandlung angesiedelt ist. Der Drehbuchautor James Schamus adaptierte den von der Kritik gefeierten Roman für die Kinoleinwand. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in New Canaan, z. B. in der örtlichen Bibliothek (151 Main Street), der Saxe Middle School (468 South Avenue), dem Drogeriegeschäft Varnum’s Pharmacy (91 Main Street) und der Grünanlage Waveny Park (381 South Avenue). Weitere Drehorte waren New York und Greenwich.


Rezeption


Ang Lees Drama hatte am 12. Mai 1997 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes Premiere. Kritiker bewerteten den Film zum damaligen Zeitpunkt als atmosphärisch dichtes, teilweise satirisches Porträt der 1970er Jahre. Gleichzeitig wurde Der Eissturm als beste Regiearbeit des taiwanischen Regisseurs und als einer der besten Filme des Kinojahres 1997 gelobt. Ebenfalls in der Gunst der Kritiker lagen die Leistungen des Schauspielensembles um Kevin Kline, Joan Allen und Sigourney Weaver. In den USA feierte der Independentfilm am 26. September 1997 auf dem Filmfestival von New York Premiere und lief tags darauf offiziell in ausgewählten US-Kinos an. Er spielte in den USA einen Bruttogewinn von „nur“ 7,8 Mio. Dollar ein (bei geschätzten Produktionskosten von 18 Mio. Dollar) und galt damit als Flop. Auch in Deutschland, wo der Film am 18. Dezember 1997 in die Kinos kam, konnte er sich trotz hervorragender Kritiken nicht so recht durchsetzen. 2003 wurde er in den Filmkanon der Bundeszentrale für politische Bildung aufgenommen.


Kritiken



Anmerkungen



Anachronismen


Obwohl Regisseur Ang Lee großen Wert auf eine möglichst originalgetreue Darstellung des Jahres 1973 Wert legte, schlichen sich in den Film einige Anachronismen ein, wobei nicht bekannt ist, ob sie aus Unachtsamkeit geschahen oder bewusst in Kauf genommen wurden.


Auszeichnungen


Bei seiner Premiere auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes lief das Drama 1997 im offiziellen Wettbewerb. Der Eissturm gewann den Preis für das beste Drehbuch, musste sich aber im Rennen um die Goldene Palme dem japanischen Beitrag Der Aal von Shōhei Imamura und dem iranischen Film Der Geschmack der Kirsche von Abbas Kiarostami geschlagen geben. Ang Lees Werk wurde u. a. mit dem dänischen Filmpreis Bodil und dem schwedischen Guldbagge als bester amerikanischer bzw. ausländischer Film ausgezeichnet. Sigourney Weaver wurde für ihren Part als verführerische und treulose Ehefrau mit dem British Academy Film Award und einer Golden-Globe-Nominierung jeweils als beste Nebendarstellerin geehrt. Die Hauptdarsteller Kevin Kline und Joan Allen wurden von den London Critics Circle Film Awards und Satellite Awards mit Nominierungen gewürdigt. Die Nachwuchsdarsteller Elijah Wood und Christina Ricci waren u. a. für einen Young Artist Award nominiert, einen Preis für Künstler unter 18 Jahren aus den Bereichen Film, Fernsehen, Theater und Musik.

British Academy Film Awards 1998

Golden Globe Awards 1998

Australian Film Institute 1998

Bodil 1999

Internationale Filmfestspiele von Cannes 1997

Guldbagge 1998

London Critics Circle Film Awards 1999

Satellite Awards 1998

Writers Guild of America 1998

Young Artist Awards 1998

YoungStar Awards 1998


Literatur





Einzelnachweise


  1. Freigabebescheinigung für Der Eissturm. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Juli 2009 (PDF; Prüf­nummer: 78 819 V).

На других языках


- [de] Der Eissturm

[en] The Ice Storm (film)

The Ice Storm is a 1997 American drama film directed by Ang Lee, based on Rick Moody's 1994 novel of the same name. The film features an ensemble cast of Kevin Kline, Joan Allen, Tobey Maguire, Christina Ricci, Elijah Wood, Katie Holmes, Glenn Fitzgerald, Jamey Sheridan, and Sigourney Weaver. Set during Thanksgiving 1973, The Ice Storm is about two dysfunctional New Canaan, Connecticut, upper-class families who are trying to deal with tumultuous social changes of the early 1970s, and their escapism through alcohol, adultery, and sexual experimentation.

[ru] Ледяной ветер (фильм, 1997)

«Ледяной ветер» (англ. The Ice Storm) — кинофильм режиссёра Энга Ли, вышедший на экраны в 1997 году. Экранизация одноимённого романа Рика Муди.



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