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Der Stadtneurotiker (Originaltitel: Annie Hall) ist ein US-amerikanischer Kinofilm von und mit Woody Allen aus dem Jahr 1977.


Handlung


Alvy Singer ist ein erfolgreicher Komiker, intellektuell geprägt, Jude und ein ziemlich neurotischer Kerl, der es sich mit Frauen regelmäßig verscherzt. Er lernt Annie Hall kennen, verliebt sich in sie und trifft mit ihr auf einen neurotischen Gegenpart. Höhen und Tiefen wechseln sich in ihrer Beziehung ab, in der sie sich gegenseitig mit ihren psychoanalytischen Weisheiten übertrumpfen. Alvy verliert auch Annie und nimmt sogar eine Reise ins verhasste Kalifornien auf sich, um sie zurückzugewinnen.

Die Besonderheit des Films besteht in seiner zeitlichen Flexibilität. Er beginnt damit, dass Woody Allen als Alvy Singer das Kinopublikum direkt anspricht, um danach in verschiedene Phasen seiner Biographie zurückzureisen und erst am Ende fazitähnlich wieder in der Jetzt-Zeit den Film zu beschließen. Mehrere Beziehungen der Hauptfigur werden angerissen, dabei kann schon die bloße Erwähnung eines Namens zu einem Zeitsprung führen. Mehr als zwei Dutzend Zeitebenen durchreist der Film, der durch die Dialoge und die Fokussierung auf die Beziehungsleiden seiner Hauptfigur zusammengehalten wird. Als zentrale Beziehung erscheint die zu Annie Hall (Diane Keaton), die dem Publikum jedoch genauso wenig chronologisch, sondern ebenfalls sprunghaft in Episoden vorgeführt wird.

Um die Befindlichkeit seines Protagonisten zu verdeutlichen, greift Allen zu einer Vielzahl von Mitteln; so gibt es beispielsweise eine kurze Trickfilmsequenz oder Familienessenkarikaturen im Split-Screen-Verfahren. Oft kopiert ist die Szene, in der er als Erwachsener in seiner alten Schulklasse sitzt und die Überlegung „Ich frage mich manchmal, was aus meinen Mitschülern geworden ist“ dazu führt, dass einzelne Schüler nacheinander aus der Szenenhandlung aussteigen und in die Kamera ihre weitere Biographie erzählen.

Dieser Film ist also weniger eine sachlich korrekte Aufarbeitung von Geschehnissen als vielmehr die filmische Version einer Gedankenkette. Dabei gehen Realität, Gedankenspiel, verklärte Erinnerung und Gedankensprünge nahtlos ineinander über; der Film weist sie nicht explizit als solche aus.


Produktionsnotizen


Woody Allens New Yorker Townhouse, 118 East 70th Street (Foto von 2015)
Woody Allens New Yorker Townhouse, 118 East 70th Street (Foto von 2015)

Kritiken


„Woody Allens stark autobiografisch getönte Komödie zeigt einen intellektuellen Clown, der mit todernsten Problemen hadert, aber letztlich immer nur komisch sein kann; beschrieben wird der Weg eines Träumers und geborenen Verlierers, der am Ende dennoch durch die Kraft der eigenen Kreativität sein Überleben sichert. Die sprunghafte Gagfolge früherer Allen-Filme ist einer ausgewogeneren Geschichte gewichen, in der pointierte Ironie den Slapstick weitgehend verdrängt. Dabei erweist sich Woody Allen als überaus versierter Regisseur, der spielerisch mit verschiedenen Stilen und Erzählformen jongliert. Ein Klassiker der modernen Filmkomik […].“

Lexikon des internationalen Films (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997

Auszeichnungen (Auswahl)



Deutsche Fassung


Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1977 unter der Synchronregie von John Pauls-Harding.[4]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Alvy Singer Woody Allen Wolfgang Draeger
Annie Hall Diane Keaton Heidi Fischer
Rob Tony Roberts Rüdiger Bahr
Allison Carol Kane Eva Kinsky
Tony Lacey Paul Simon Jürgen Clausen
Duane Hall Christopher Walken Leon Rainer
Mr. Hall Donald Symington Donald Arthur

Der Begriff Stadtneurotiker ist mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen und bezeichnet vor allem Bewohner von Großstädten, die sich durch besondere Macken auszeichnen, die angeblich auf Großstadtstress zurückzuführen sind.

Eckhard Henscheid, Co-Übersetzer des veröffentlichten Originaldrehbuchs, hält den Titel Der Stadtneurotiker jedoch für „ein Missverständnis bis hin zum flagranten Nonsens“, weil der Begriff zunächst alles und nichts bedeute, der Handlungsort Manhattan doch eher schon Weltstadt sei und es im Film auch gar nicht um einen Neurotiker gehe. Henscheid merkt zudem kritisch an, dass die meisten sprachlichen Späße des Films in der deutschen Fassung gar nicht von Allen und Brickman stammen, sondern den Darstellern erst durch die Synchronisation in den Mund gelegt wurden.[5]


Literatur



Einzelnachweise


  1. Freigabebescheinigung für Der Stadtneurotiker. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Dezember 2011 (PDF; Prüf­nummer: 49 150 V).
  2. Joseph Meyers, Inside New York 2009, New York 2008, S. 76 (Digitalisat)
  3. Woody Allen, Ganz nebenbei. Autobiographie, Berlin 2020, S. 357f.
  4. Der Stadtneurotiker. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 8. Juni 2022.
  5. Eckhard Henscheid, Gerhard Henschel, Brigitte Kronauer: Kulturgeschichte der Missverständnisse. Reclam, Stuttgart 1997, ISBN 3-15-010427-0, S. 103.


Wikiquote: Woody Allen – Zitate

На других языках


- [de] Der Stadtneurotiker

[en] Annie Hall

Annie Hall is a 1977 American satirical romantic comedy-drama film directed by Woody Allen from a screenplay written by him and Marshall Brickman, and produced by Allen's manager, Charles H. Joffe. The film stars Allen as Alvy Singer, who tries to figure out the reasons for the failure of his relationship with the eponymous female lead, played by Diane Keaton in a role written specifically for her.

[es] Annie Hall

Annie Hall (en Argentina, México y Venezuela, Dos extraños amantes) es una película estadounidense de 1977 dirigida por Woody Allen, siendo una de sus películas más célebres. Se hizo acreedora al Óscar a la mejor película, al mejor director, al mejor guion original y a la mejor actriz principal (Diane Keaton), en 1978.[2] Forma parte del AFI's 10 Top 10, en la categoría "Comedia romántica".[3]

[ru] Энни Холл

«Энни Холл» (англ. Annie Hall) (1977) — американская художественная комедийная мелодрама режиссёра Вуди Аллена. Главные роли исполнили сам Аллен и Дайан Китон.



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