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Der siebente Kontinent ist ein Film des Regisseurs Michael Haneke, dessen Premiere am 20. Mai 1989 auf den Filmfestspielen in Cannes stattfand. Es handelt sich um Hanekes ersten Kinofilm, welcher auch als Bestandteil der Edition Der österreichische Film veröffentlicht wurde.


Inhalt und Handlung


Georg ist Techniker in einem anonymen, nicht näher beschriebenen Unternehmen, seine Frau Anna führt zusammen mit ihrem Bruder Alexander ein Optikfachgeschäft, Tochter Eva besucht die Pflichtschule. Die Familie ist umgeben von einer städtischen bürgerlichen Umgebung, geprägt von Alltagsroutine. Das Kernthema des Filmes ist es, Gefühle von Nervosität, Leere und Isolation von Menschen in einer westlichen Wohlstandsgesellschaft zu thematisieren. Irgendwann beschließt die Familie, ihre Existenzgrundlage und sich selbst zu zerstören.

Der Film ist unterteilt in drei Abschnitte, stellvertretend für jeweils ein Jahr. In den ersten beiden Teilen wird ein mustergültiger Tag mit seinen ganz gewöhnlichen Handlungen dargestellt: 1987 und 1988. Die einzige Kommunikation nach außen, welche über den gewöhnlichen sozialen Umgang mit anderen Menschen hinausgeht, sind Briefe an die Eltern von Georg, welche von Anna geschrieben und im Film von einer unterlegten Stimme gelesen werden. Diese Briefe teilen berufliche Erfolge in einer leblosen, gehoben phrasenhaften Eloquenz mit und werden Georgs Arbeitsalltag in den Mustertagen der Jahre 1987 und 1988 dramaturgisch vorangestellt. Über weite Strecken bestehen die Inhalte fast nur aus alltäglichen Handlungen. Es erfolgt ein Fokus auf Dinge und Bewegungsmuster, die Menschen selbst spielen keine besondere Rolle.

Am Beginn des dritten Abschnittes fährt die Familie von einem Besuch bei Georgs Eltern nach Hause. Dieses Mal schreibt Georg selbst einen Brief, erklärt in nüchternen Worten, gemeinsam mit Anna die Entscheidung getroffen zu haben die Zelte abzubrechen. Zur Außenwelt erfolgt eine Bereinigung und Abkapselung: Das Zeitungsabo wird abbestellt, Georg kündigt seinen Arbeitsplatz, Anna steigt aus dem Optikfachgeschäft aus, Geldanlagen und Bankkonto werden aufgelöst und das Auto verkauft (jedoch nicht ohne vorher in der Waschanlage gereinigt worden zu sein). Der letzte planmäßige Kontakt mit der Umwelt ist eine umfangreiche Lieferung von bestellten Nahrungs- und Genussmitteln durch einen Partyservice. Beim Telefonanschluss wird nach einem ungebetenen Anruf der Hörer abgenommen, um eine Erreichbarkeit auszuschließen.

Am nächsten Morgen beginnt Georg mit systematischem Ansatz das gesamte Inventar des Hauses zu zerstören, zur gleichen Zeit nimmt Anna ihre Rolle als Hausfrau ein und bereitet das Frühstück zu. Nach dem unerwarteten Besuch des Entstörungsdienstes der Post- und Telegraphenverwaltung wird der Hörer des Telefons wieder aufgelegt, jedoch der Klingelmechanismus mit einem Papierbausch unterbunden, und auf die gleiche Weise wird bei der Klingel der Haustüre verfahren. Nach dieser unerwünschten Unterbrechung wird sämtliches im Haushalt befindliche Bargeld mit bloßen Händen zerrissen und auf der Toilette hinunter gespült. Nach einem gemeinsamen Abend vor dem Fernsehgerät erfolgt in der folgenden Nacht die tödliche Vergiftung mit einer sukzessiv angehäuften Menge des Medikaments mit der Bezeichnung Noctenal. Zuerst stirbt Eva, dann Anna, und als letzter Georg, welcher die Namen mit Datum und Uhrzeit des Todes an eine Wand schreibt. Jener Brief an seine Eltern ist sorgfältig an die Innenseite der Haustüre geklebt.

Nach Ende des Films folgt ein Text, wonach Georgs Eltern die Selbstmordbezeugung nicht glauben wollten und die Polizei wegen des Verdachts auf Mord zu Ermittlungen aufforderten. Der Fall blieb ungeklärt.


Analyse


Der Titel Der siebente Kontinent steht als Sinnbild für einen imaginären Ort der Isolation, an welchen sich die Familie sehnt. Für das dafür symbolische Sinnbild steht ein sandiger Meeresstrand mit Wellengang und einer Felsformation auf der anderen Seite, wodurch rein aus den Naturgesetzen ein Widerspruch zwischen Felsen und Wellengang entsteht. Das Sehnsuchtsbild dieses Ortes erscheint in den ersten beiden Abschnitten sowie als letztes Bild Georgs; gleichzeitig ist es auch das letzte bewegte Bild im Film selbst.

In einem auf der DVD beigegebenen Interview erklärt der Regisseur und Drehbuchautor Michael Haneke, er sei zu diesem Film von einer Zeitungsmeldung inspiriert worden, wonach eine Familie in einer ähnlichen Art und Weise eine Selbsttötung vornahm.

Wichtige Themen dieses Filmes tauchen in Hanekes späteren Filmen in immer wieder anderen Variationen auf. Der siebente Kontinent ist der erste Teil der Trilogie über die emotionale Vergletscherung der postindustriellen Konsumgesellschaft. Den zweiten Teil bildet Benny’s Video, den dritten 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls.


Auszeichnungen





На других языках


- [de] Der siebente Kontinent

[en] The Seventh Continent (1989 film)

The Seventh Continent (German: Der siebente Kontinent) is a 1989 Austrian drama film directed by Michael Haneke. It is Haneke's debut feature film. The film chronicles the last years of an Austrian family, which consists of Georg, an engineer; his wife Anna, an optician; and their young daughter, Eva. They lead a seemingly routine urban middle-class life, but they are actually planning something sinister. The film was selected as the Austrian entry for the Best Foreign Language Film at the 62nd Academy Awards, but was not accepted as a nominee.[1]

[it] Il settimo continente

Il settimo continente (Der siebente Kontinent) è un film del 1989 scritto e diretto da Michael Haneke. È il suo debutto nel cinema, dopo alcuni film realizzati per la tv. Primo capitolo della Trilogia della glaciazione, che comprenderà i successivi Benny's Video (1992) e 71 frammenti di una cronologia del caso (1994) Fu presentato alla Quinzaine des Réalisateurs del 42º Festival di Cannes.[1]

[ru] Седьмой континент (фильм)

«Седьмой континент» (нем. Der siebente Kontinent) — дебютный полнометражный художественный фильм австрийского режиссёра Михаэля Ханеке. Фильм входит в «трилогию о замораживании» наряду с «Видео Бенни» (1992) и «71 фрагмент хронологической случайности» (1994). Основой для картины послужили реальные события, произошедшие в Австрии, когда семья из среднего класса покончила жизнь самоубийством[1].



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