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Der verführte Mann – L’Homme blessé ist eine Milieustudie des französischen Regisseurs Patrice Chéreau aus dem Jahr 1983. Das Filmdrama basiert auf einem Originaldrehbuch von Chéreau und Hervé Guibert. Die Hauptrollen sind mit Jean-Hugues Anglade und Vittorio Mezzogiorno besetzt.


Handlung


Die polnischstämmige Emigrantenfamilie Borowiecki ist eine der wenigen Familien, die in den großen Ferien nicht verreist. Die Tochter wird jedoch als Au-pair-Mädchen nach Frankfurt geschickt. Die Eltern und der 16-jähriger Bruder Henri begleiten das Mädchen am Abend zum Bahnhof. Der Zug hat Verspätung. Henri fallen die Blicke eines älteren Mannes auf, bei dem es sich, wie sich später herausstellt, um Doktor Bosmans handelt, der sich in der Stricherszene bewegt. Henri fühlt sich gleichzeitig magisch angezogen wie auch abgestoßen von dem Mann, der ihn begehrlich mustert.

Henri ist schüchtern, gelangweilt, versponnen in sich selbst und meint, seine Mutter rede zu viel und sein Vater zu wenig. Am nächsten Tag geht er wieder zum Bahnhof in der Hoffnung, dem Fremden der gestrigen Nacht erneut zu begegnen. Dort trifft er auf der Bahnhofstoilette auf Jean Lerman, für den er von Anfang an eine Leidenschaft entwickelt, die sich bis hin zur Obsession steigert. Die Folge ist, dass er sich hin- und hergerissen fühlt zwischen seiner Angst vor der ihm fremden Welt und seiner Sehnsucht, mit Jean zusammen zu sein. Er verliebt sich rettungslos in den fast doppelt so alten, undurchsichtigen Mann, dessen roher Charme und grober Sex-Appeal ihn anziehen. Er kann sich dem Milieu, in das er nun abgleitet, von Anfang an nicht entziehen.

Jean, der mit einer langmütigen Frau zusammenlebt, gibt ihm jedoch mehr Rätsel auf, als ihm lieb ist. Einerseits organisiert er den Bahnhofsstrich, andererseits gibt er der Polizei hin und wieder Tipps. Zudem geht er mit den Jungen, die bedingungslos zu ihm stehen, auf Diebestouren. Durch die um ihn herum herrschende Gefühlskälte verändert auch Henri sich zunehmend, vom ehemals versponnenen Romantiker bleibt nicht viel. So schaut Henri tatenlos zu, als ein Mann brutal auf einen am Boden liegenden Rentner eintritt, und fühlt sich auf eigenartige Weise erregt und angezogen, als der Täter ihn packt und brutal küsst.

Die Beziehung von Henri und Jean endet in Ausweglosigkeit, an deren Ende Henri Jean schließlich beim Liebesakt stranguliert.


Produktion



Produktionsnotizen


Der unter anderem von Azor Films, France 3 Cinéma, Oliane Productions, Renn Productions und der Société des Etablissements L. Gaumont produzierte Film ist der dritte Arbeit für die Kinoleinwand, bei der Patrice Chéreau Regie führte.

Die deutsche Synchronisation wurde 1992 von der Rondo-Film GmbH in Berlin durchgeführt, Dialogbuch und Dialogregie: Heinz Freitag.


Veröffentlichung


Der Film wurde am 18. Mai 1983 auf dem Filmfestival in Cannes vorgestellt. Am 25. Mai 1983 lief er dann in den französischen Kinos an. Im Oktober 1983 war er beim Chicago International Film Festival vertreten. Im November 1983 wurde er in den Niederlanden veröffentlicht, im Januar 1985 in den USA sowie in Dänemark. Im Jahr 1986 wurde er erstmals in Australien gezeigt und im Mai 1987 in Schweden sowie im November 1993 in Japan. Im November 2005 lief er beim Thessaloniki International Film Festival und war im Oktober 2007 beim Finnish Film Archive screening vertreten. Im Juli 2009 lief er auf dem Karlovy Vary International Film Festival in der Tschechischen Republik. Veröffentlicht wurde er zudem in Argentinien, Spanien, Ungarn und in Polen.

In der Bundesrepublik Deutschland wurde der Film erstmals am 2. August 1985 unter dem Titel Der verführte Mann gezeigt, wobei es sich um die französische Originalfassung handelte, die mit deutschen Untertiteln unterlegt war.[1] Am 24. Juli 1992 wurde dann eine deutsch synchronisierte Fassung von 3sat ausgestrahlt.

Der internationale Filmtitel lautet: The Wounded Man.


Kritik


„Eine in atmosphärisch dichten Bildern erzählte bedrückende Milieu-Studie mit trostloser Grundstimmung. Inszenatorisch etwas zerdehnt, aber hervorragend gespielt und bei aller Deutlichkeit in der Schilderung des Stricher- und Spanner-Milieus nie spekulativ.“

Lexikon des internationalen Films[2]

Die Filmzeitschrift Cinema zog das Fazit „brillant gespieltes Schwulendrama“, das „poetisch, provokativ und mitreißend gespielt“ werde.[3]

Karsten Witte von der Wochenzeitung Die Zeit schrieb, der Film habe einen „mitreißenden Rhythmus, darstellerischde Kraft und eine Vision, die sich an Genet messen“ dürfe.[4]


Auszeichnungen


Chéreaus Film war im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes 1983 vertreten, hatte jedoch gegenüber Shōhei Imamuras Tragikomödie Die Ballade von Narayama das Nachsehen. Ein Jahr später wurde das Drama bei den Césars mit dem Preis für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet, während Hauptdarsteller Jean-Hugues Anglade und die Filmeditorin Denise de Casabianca Nominierungen in den Kategorien „Bester Nachwuchsdarsteller“ und „Bester Schnitt“ erhielten.


Literatur





Einzelnachweise


  1. L’Homme Blessé – Der verführte Mann Filmplakat
  2. Der verführte Mann – L’Homme blessé. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 20. Dezember 2016.
  3. Der verführte Mann – L’Homme Blessé – Naiver Provinzjüngling erlebt in der Stadt sein Coming Out bei cinema.de (mit 8 Filmbildern)
  4. Karsten Witte: Patrice Chéreaus neuer Film „Der verführte Mann“ – Abgerissenes Glitzern
    In: Die Zeit, 2. August 1985. Abgerufen am 18. Mai 2017.

На других языках


- [de] Der verführte Mann – L’Homme blessé

[en] The Wounded Man (film)

The Wounded Man (French: l'Homme blessé) is a 1983 French film directed by Patrice Chéreau, and written by him and Hervé Guibert. It stars Jean-Hugues Anglade and Vittorio Mezzogiorno. It won the César Award for Best Writing, and was entered in the 1983 Cannes Film Festival.[2]

[ru] Раненый человек

Раненый человек (фр. L'homme blesse) — французская уголовная драма 1983 года, снятая режиссёром Патрис Шеро. Фильм участвовал в основной конкурсной программе 36-го Каннского кинофестиваля и боролся за главный фестивальный приз — «Золотую пальмовую ветвь». В 1984 году лента получила премию «Сезар» в категории за лучший оригинальный сценарий.



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