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Ich glaub nie mehr an eine Frau ist der Titel eines frühen deutschen Tonfilms, den Max Reichmann 1929 für die Münchener Emelka realisierte. Das Drehbuch verfasste Curt J. Braun nach einer eigenen Geschichte, die er mit Walter Reisch für den Film bearbeitet hatte. Anton Kuh und Werner Scheff schrieben die Dialoge. Die Hauptrolle in dem dramatischen Sängerfilm, in dem auch Werner Fuetterer, Gustaf Gründgens,[1] Paul Hörbiger und Maria Matray mitwirkten, spielte der berühmte Tenor Richard Tauber.


Handlung


Der ehemals umjubelte Sänger Stefan wurde von einer Frau so schwer enttäuscht, dass er sich in die Ferne zurückgezogen hat. Jetzt heuert er auf einem Schiff an, um zurück in die Heimat zu kommen. Unterwegs freundet er sich mit dem Matrosen Pieter an, der ihn nach Hause zu seiner Mutter mitnimmt. Pieter verliebt sich in ein Mädchen, das sich als seine Schwester herausstellt, die inzwischen als Prostituierte arbeitet. Stefan hilft dem Freund, befreit seine Schwester und bringt sie zurück zu ihrer Mutter. Die Männer sind jedoch so enttäuscht von dieser neuen Erfahrung, dass es sie wieder hinauszieht in die Ferne. (filmportal.de)


Hintergrund


Der Film war eine Gemeinschaftsproduktion der Max Reichmann Filmproduktion GmbH und der Münchener Lichtspielkunst AG („Emelka“).[2] Die Produktion leitete Manfred Liebenau (Erik Lund). Aufnahmeleiter war Hans Naundorf. Die Filmbauten errichtete Erich Czerwonski, Maskenbildner war Carl Eduard Schulz. An der Kamera standen Reimar Kuntze und Charles Métain, die Tonaufnahmen besorgten unter der Leitung von Guido Bagier die Techniker Karl Brodmerkel und Erich Lange. Die Filmkomposition schrieb Paul Dessau, der auch die musikalische Leitung innehatte.

Im Film wurden mehrere Schlagerlieder gesungen, die Walter Jurmann, Hermann Krome,[3] Henry Love (eigentlich Hilde Loewy) und Otto Stransky geschrieben hatten. Die Melodie zu dem Titelschlager “Ich glaub’ nie mehr an eine Frau” komponierte Richard Tauber.[4] Die Liedtexte verfassten Fritz Rotter und Dr. Fritz Löhner unter seinem Künstlernamen Beda.

Die Tonfilmschlager erschienen auf Schellackplatten und waren auch außerhalb des Lichtspieltheaters und auch als Instrumentaltitel erfolgreich: der Film warb für die Platte, diese für den Film. Und der Rundfunk brachte beides unter die Leute.[5]

Der Film, der unter dem spekulativ klingenden Arbeitstitel “Das Dirnenlied” begonnen worden war, lag der Reichsfilmzensur am 16. Januar 1930 zur Begutachtung vor. Am 3. Februar 1930 wurde er im Premièrentheater Capitol in Berlin erstaufgeführt. Die Feierlichkeiten wurden ausschnittweise im Rundfunk übertragen.[6]


Tondokumente



Rezeption


“Ich glaub’ nie mehr an eine Frau” war Richard Taubers erster Tonfilm, dem unter der Regie von Max Reichmann weitere folgten: 1930 “Die große Attraktion”, “Das lockende Ziel” und “Das Land des Lächelns”, 1931 “Wie werde ich reich und glücklich”, und 1932 “Melodie der Liebe”. Mit seinem Cousin und Berater Max Tauber[16] gründete der Sänger 1930 eine eigene Produktionsfirma, die “Richard-Tauber-Tonfilm-Gesellschaft”, die jedoch schon 1931 ihren Betrieb einstellte, weil sich Tauber mit dem Geschäftsführer Manfred Liebenau überworfen hatte und aus der Firma ausgestiegen war.[17]

Rezensionen des Tonfilms erschienen von/in:

Herbert Jhering besprach die Premièrenfeierlichkeiten im “Berliner Börsen-Courier”[18] und befand: “Ich glaub' nie mehr an eine Frau – Tiefstand des Films, Tiefstand des Gefühls, Tiefstand des Geistes.”

Hans Wollenberg: Die Wechselwirkung Schallplatte und Film, in: “Film und Ton” (Wochenbeiblatt der “Lichtbild-Bühne”) vom 1. Februar 1930: “Drei Platten aus dem ersten Tauber-Tonfilm sind jetzt bereits bei Lindström herausgekommen: »Übers Meer, übers Meer«, das »Mutterlied« und der von Tauber selbst komponierte Titelschlager »Ich glaub‘ nie mehr an eine Frau«. Schon heute beginnen diese Platten, ausgezeichnet durch jenen eigenen gefühlsgesättigten Reiz, dem Taubers kultivierte Stimme ihre besondere Popularität verdankt, für den Tonfilm als Schrittmacher zu wirken.”[19]

p.s. (= Poldi Schmidt) in: “Lichtbild-Bühne”, Nr. 30, 4. Februar 1930: “Den Aufnahmetechnikern sind alle sprachlichen, instrumentalen und vokalen Aufnahmen auf das beste gelungen, die Regie der Sprache und der Musik dokumentiert einen Gipfelpunkt moderner Tonfilmtechnik.”[20]

Siegfried Kracauer beschrieb in seiner Rezension in der Frankfurter Zeitung vom 1. März 1930 die Tonqualität der Tri-Ergon-Aufnahmen als das herausragende Merkmal des Films: »Der Ton Taubers in diesem Film klingt makellos rein, die Nuancen werden getreu wiedergegeben und sämtliche Stimmen kommen aus den zu ihnen gehörigen Mündern.«,[21] setzte aber gleich skeptisch hinzu: “Wenn nur der Gehalt der Tonfilme sich im selben Maß vervollkommente wie ihre technische Durchführung!”


Verbleib des Films


Dieser Film aus der Anfangszeit des deutschen Tonfilms gilt als verschollen. Das bewegte Bild ist es weiterhin, aber elf 40 cm-Kinoschallplatten von Tri-Ergon, die zu der Nadeltonkopie des Films gehören, fand man bei Umräumarbeiten 2015 wieder. Sie wurden digitalisiert und befinden sich derzeit im Jüdischen Museum Berlin. Eine Kopie des digitalisierten Filmtons wurde der Deutschen Kinemathek übergeben – falls das Bild zum Film wieder auftauchen sollte.




Literatur



Einzelnachweise


  1. vgl. Blubacher, Gründgens S. 26.
  2. Quelle: Deutscher Tonfilm voraus, in: Das Kino-Journal, Nr. 991, 27. Juli 1929, S. 10
  3. Komponist, Kapellmeister, Musiker, Liederdichter, Volksliedforscher. Geboren: 27. Mai 1888, Berlin. Gestorben: 22. Juli 1955, Baden-Baden, vgl. deutsche-digitale-bibliothek.de
  4. vgl. »Hochflut der leichten Musik«, in: Film-Kurier, 14. Januar 1931 : “Max Hansen steuerte für das »Kabinett des Dr. Larifari« eine Nummer bei und sein Tenor-Kollege Richard Tauber bestätigte nach Noten »Ich glaub nie mehr an eine Frau«”, zit. nach richard-tauber.de, auch bei cinegraph.de
  5. vgl. Hans Wollenberg: Die Wechselwirkung Schallplatte und Film, in: “Film und Ton” (Wochenbeiblatt der “Lichtbild-Bühne”) vom 1. Februar 1930, S. 1813 : “The film functioning as an advertisement for the record, the record for the film, and the radio publicizing both”.
  6. so Thomas Blubacher: Wie es einst war: Schönes und Wissenswertes aus Großmutters Zeiten. Suhrkamp Verlag, 2013, Wedel, Musikfilm S. 285.
  7. anzuhören auf YouTube
  8. anzuhören auf YouTube
  9. anzuhören auf YouTube
  10. anzuhören auf YouTube
  11. anzuhören auf YouTube
  12. anzuhören auf YouTube
  13. anzuhören auf YouTube
  14. anzuhören bei dismarc-audio
  15. anzuhören bei jmberlin.de
  16. vgl. dessen Erinnerungen bei richard-tauber.de : „Optimistisch gründeten wir die „Richard Tauber-Tonfilm-Gesellschaft“, deren Direktor ich wurde [… ] Mit dem Rest des „Lindström-Vorschusses“ konnten wir den ersten Film finanzieren. Er trug den Titel: „Ich glaub nie mehr an eine Frau“. Rasch folgten weitere Filme: „Das lockende Ziel“, „Das Land des Lächelns“ und „Die große Attraktion“. Millionen, die Richard nur durch die Schallplatte kannten, erlebten ihr Idol zum ersten Mal auf der Filmleinwand. Durch den Film erreichte er internationale Popularität.“
  17. Der Konflikt Taubers mit seiner Filmgesellschaft, in: Neue Freie Presse, Nr. 24081, 29. September 1931, S. 20
  18. Nr. 58 vom 4. Februar 1930, S. 144.
  19. richard-tauber.de. Gepostet am 13. Juni 2011 in Presse
  20. bei cinegraph.de FilmMaterialien 6 – Paul Dessau. Tauber-Tonfilm
  21. vgl. jmberlin.de

На других языках


- [de] Ich glaub nie mehr an eine Frau

[en] Never Trust a Woman

Never Trust a Woman (German: Ich glaub nie mehr an eine Frau) is a 1930 German musical film directed by Max Reichmann and starring Richard Tauber, Paul Hörbiger and Werner Fuetterer. It premiered on 3 February 1930.[1] No prints of this early sound-film are known to have survived, though the complete soundtrack on Tri-Ergon Discs, each synchronized to accompany one reel of the film, has recently been discovered in the Jewish Museum in Berlin. A brief clip has been posted on-line, and it is hoped that (after restoration) it will be issued in full.



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