Johannes Edfelt (* 21. Dezember 1904 in Kyrkefalla, Gemeinde Tibro; † 27. August 1997) war ein schwedischer Lyriker und Kritiker, der u.a. mit seinen Übersetzungen und Essays versuchte, den Schweden die deutsche Literatur nahezubringen.
Johannes Edfelt am Anfang der Vierzigerjahre.
Leben und Literatur
Bo Johannes Edfelt besuchte das Gymnasium in Skara und studierte anschließend Germanistik, Nordische Philologie und Literaturgeschichte auf der Universität Uppsala und der Universität Stockholm. Für kurze Zeit unterrichtete er an einem Gymnasium, später lebte er als freier Schriftsteller unweit von Stockholm. Er war ein strikter Gegner des Nationalsozialismus. Von 1957 bis 1967 war er Vorsitzender des schwedischen PEN-Clubs und ab 1969 Mitglied der Schwedischen Akademie, wo er den Sitz Nr. 17 innehatte. Zudem war er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Edfelt schrieb Lyrik – bekannt wurde er durch sein 1934 veröffentlichtes Werk Högmässa (Hochamt) – und war als Übersetzer tätig. So übersetzte er zum Beispiel T.S. Eliot, Ezra Pound, Georg Trakl, Novalis und Andreas Gryphius. „Unverkennbar ist in seiner Dichtung die Affinität zu der deutschen Lyrik eines Kästner, Trakl, Heym und Loerke.“[1]
Seine Lyrik wirkt bitter, konzentriert und illusionslos. Högmässa ist nach dem Ritual eines christlichen Gottesdienstes aufgebaut, seine Aussagen herb und sachlich. Das Werk enthält zum Beispiel das Gedicht Kalla koraler (Kalte Choräle), das einem geistlichen Kinderlied nachgebildet ist, aber der Autor vermittelt darin keine Glaubenszuversicht, sondern Gefühle von Ungewissheit, Bedrohung und Angst.[2]
Edfelt war Kritiker und verfasste Essays, in denen er seinem Land die europäische und besonders die deutsche Lyrik der letzten Jahrhunderte vorstellte, unter anderem schrieb er zwei Werke über Heinrich Heine. Er war von der Bedeutung der Lyrik von Nelly Sachs überzeugt. „Man geht schwerlich fehl in der Vermutung, daß er in der Schwedischen Akademie eine der treibenden Kräfte hinter dem Nobelpreis für sie war, wie auch für Heinrich Böll und Elias Canetti.“[3]
Auszeichnungen
1954: Bellman-Preis
1958: Verdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland
1960: Ehrendoktor der Universität Stockholm
1967: Henrik-Steffens-Preis
1971: Bellman-Preis
1972: Elsa Thulins Übersetzerpreis
1985: Goethe-Medaille
1994: Kellgren-Preis der Schwedischen Akademie
1996: Ferlin-Preis
Werke
Schwedische Erstveröffentlichungen
Lyrik
Gryningsröster 1923
Unga dagar 1925
Ansikten 1929
Aftonunderhållning 1932
Högmässa 1934
I denna natt 1936
Järnålder 1937
Vintern är lång 1939
Sång för reskamrater 1941
Elden och klyftan 1943
Bråddjupt eko 1947
Hemliga slagfält 1952
Under Saturnus 1956
Utblick 1958
Insyn 1962
Ådernät 1968
Dagar och nätter 1983
Följeslagare 1989
Mötesplatser 1992
Brännpunkter 1996
Dikter 2004
Prosa
Dostojevski 1936
Strövtåg 1941
Heinrich Heine 1955
Årens spegel 1963
Birger Sjöberg 1971
Profiler och episoder 1973
Deutschsprachige Ausgaben
Der Schattenfischer. Ausgewählte Gedichte. Aus dem Schwedischen von Nelly Sachs. Büchner-Verlag, Düsseldorf und Darmstadt 1960
Gedichte. Aus dem Schwedischen von Erich Furreg. Bergland, Wien 1964
Fieberbrief. Prosagedichte. Aus dem Schwedischen von Anna-Liese Kornitzky. Hanser, Wien und München 1984, ISBN 3-446-13837-4
Zitat
„[Edfelts] konzentrierte, fest geformte Lyrik erreicht mit sparsamsten Mitteln größte Effekte. Die suggestive Bildsprache hat einen dunklen Grundton von Fremdheit und Kälte.“
Jessen, Heinrich: Johannes Edfelt. Träger des Henrik-Steffens-Preises 1967. In: Ausblick. Mitteilungsblatt der Deutschen Auslandsgesellschaft. Nr. 18 (Mai 1967), H. 1/2, S. 9–12.
Gustav Korlén: Unser letzter Dichter. Zum Tode von Johannes Edfelt. In: Jahrbuch 1997. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, ISBN 3-89244-285-1.
Edfelt, Johannes. In: Gero von Wilpert (Hrsg.): Lexikon der Weltliteratur A–K. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997, ISBN 3-423-59050-5.
Artur Bethke, Horst Bien u.a.: Nordeuropäische Literaturen. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1980.
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