fiction.wikisort.org - Drehbuchautor

Search / Calendar

Gerhard Roth (* 24. Juni 1942 in Graz; † 8. Februar 2022 ebenda[1]) war ein österreichischer Schriftsteller.

Gerhard Roth, 2012
Gerhard Roth, 2012

Leben


Gerhard Roth wurde am 24. Juni 1942 als zweites Kind des Arztes Emil Roth (1912–1995) und der Krankenschwesternschülerin Erna Druschnitz (1917–1998) in Graz geboren. Das Wohnhaus der Roths wurde 1945 bombardiert, wobei es sechzehn Todesopfer gab. Die Mutter war zuvor mit den drei Söhnen Paul (1941–2001), Gerhard und Helmut (* 1944) nach Deutschland geflohen, wo ihr Mann in Würzburg in einem Lazarett arbeitete. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte die Familie nach Graz zurück. Gerhard Roth besuchte ab 1952 das Kepler-Realgymnasium und ab 1955 das Lichtenfels-Gymnasium, an dem er 1961 die Matura ablegte. Von Kindheit an war er mit dem Maler Peter Pongratz befreundet. 1962 trat er im Forum Stadtpark in zwei Stücken von Wolfgang Bauer, den er aus der Schulzeit kannte, als Schauspieler auf.

Gerhard Roth begann an der Grazer Karl-Franzens-Universität ein Studium der Medizin. 1963 heiratete er Erika Wolfgruber (* 1939), mit der er drei Kinder hatte. 1967 brach er sein Studium ab und begann eine Tätigkeit als Organisationsleiter im Rechenzentrum Graz, nachdem er dort zunächst Operator und ab 1970 schließlich Organisator gewesen war. 1971 veröffentlichte er zusammen mit Bernhard Lernpeiss eine Einführung in die elektronische Datenverarbeitung. 1972 wurde er Mitglied im Forum Stadtpark, während im gleichen Jahr seine erste literarische Buchveröffentlichung erschien. Aus dieser Zeit datieren seine Bekanntschaften mit Gerhard Rühm, H.C. Artmann und Peter Handke, mit dem er sich befreundete. 1972 reiste er gemeinsam mit Wolfgang Bauer und ein Jahr später zusammen mit Alfred Kolleritsch in die USA. 1975 folgte die dritte und 1978 die vierte Nordamerikareise, aus Anlass der Verfilmung seines Romans Der große Horizont (1974) und des Autorenporträts Ich war süchtig nach Bildern (1979). 1976 trennte er sich von seiner Frau und zog mit seiner späteren Frau Senta Thonhauser (die er 1995 heiratete) als freier Schriftsteller nach Obergreith in die Südsteiermark. Hier engagierte er sich für den Bau des Greith-Hauses. Von 1973 bis 1978 war er Mitglied der Grazer Autorenversammlung. 1977 schied er aus dem Rechenzentrum Graz aus und wechselte vom Suhrkamp Verlag zum S. Fischer Verlag, der seitdem sein Werk betreut.

1979 ging er im Rahmen des Förderprogramms „Auswärtige Künstler zu Gast in Hamburg“ dorthin. 1980 wurden erstmals (seine) Fotografien zum Roman Der Stille Ozean im Kulturhaus Graz ausgestellt. Seit 1982 war Gerhard Roth mit Günter Brus befreundet, der später einige seiner Bücher illustrierte. Seit 1986 lebte er abwechselnd in Wien und in Kopreinigg in der Südsteiermark als Sommerwohnsitz.

Gerhard Roth meldete sich als Erzähler, Dramatiker und Essayist immer wieder kritisch zur österreichischen Vergangenheit und politischen Gegenwart zu Wort. Ab 1978 arbeitete er an dem siebenbändigen Zyklus Die Archive des Schweigens, der in der Südsteiermark und in Wien angesiedelt ist, und den er 1991 abschloss. Mit dem Fotografen Franz Killmeyer entstanden Bild-Text-Kompositionen. Ab 1993 arbeitete er an dem Zyklus Orkus, der 2011 abgeschlossen wurde. Insbesondere dieses Werk Roths ist der „nicht nachlassenden Sorgfalt des Wahrnehmens und Formulierens“ wegen als eine „Prosa der Aufmerksamkeit“ (Andreas Dorschel) gerühmt worden.[2]

2001 kaufte das Land Steiermark den literarischen und fotografischen Vorlass von Gerhard Roth an, der sich im Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung befindet.

Gerhard Roth war der Vater des Regisseurs Thomas Roth.

Bei der Generalversammlung des SK Sturm Graz am 18. Jänner 2016 wurde er zusammen mit Comedian und Kabarettist Gernot Kulis und dem Musiker Manfred „Cook“ Koch, Mitglied der Band Egon7, zum Ehrenbotschafter des Vereins ernannt.[3]

Gerhard Roth starb am Abend des 8. Februar 2022 an den Folgen einer schweren Krankheit in Graz.[1]


Auszeichnungen



Wirken


Gerhard Roths Romanzyklen im Überblick
Gerhard Roths Romanzyklen im Überblick

Gerhard Roth bezeichnete sich selbst als „ein vom Schreiben im besten Sinne Besessener“. Im Mittelpunkt vieler seiner Romane steht der sich vergeblich abmühende Held, dem die Welt als ein quälender und nicht haltbarer Zustand erscheint. Häufig kleidet der Autor seine Werke gattungstypisch in die Form eines Kriminalromans, wobei es ihm aber um das „Aufdecken“ von Verborgenem in einem übertragenen Sinn geht. Im Mittelpunkt der beiden Romanzyklen Die Archive des Schweigens (1980–1991) und Orkus (1995–2011) steht die erzählte und dokumentierte Aufarbeitung der Vergangenheit in allgemeiner Sicht und der österreichischen Zeitgeschichte in besonderer Perspektive.


Gerhard Roth als Drehbuchautor


1979 schrieb Gerhard Roth Drehbücher für den dreiteiligen Dokumentarfilm „Menschen in Österreich“, den er mit Ingrid Melzer umsetzte. Für Regisseur und Kameramann Xaver Schwarzenberger adaptierte Roth gemeinsam mit Walter Kappacher 1982 mit Der stille Ozean erstmals einen seiner Romane. Die Verfilmung des zweiten Bands der Archive des Schweigens wurde 1983 bei den Berliner Filmfestspielen mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. 1990 wurde der Zweiteiler Landläufiger Tod verfilmt, Regie führte Michael Schottenberg. 1992 schrieb Roth „Das Geheimnis“, das Drehbuch wurde abermals von Michael Schottenberg inszeniert. 1994 folgte der preisgekrönte Fernsehfilm Geschäfte, eine weitere Zusammenarbeit von Roth und Schottenberg. Der Regisseur Jan Schütte erarbeitete 1995 im Auftrag des ORF Eine Reise in das Innere von Wien, dafür erhielt die Fernsehfassung die Romy für die beste Kamera. Gerhard Roths Sohn Thomas Roth führte 1995 bei Schnellschuss Regie und 1997 bei der Fortsetzung dieser Roth-Verfilmung unter dem Titel Im Kreuzfeuer. Ebenfalls 1997 kam mit der Kinoversion des Romans Der See eine weitere Roth/Roth-Zusammenarbeit in die österreichischen Kinos. Im Jahr 2001 wurde der Roman Ein Hund kam in die Küche nach einem Drehbuch von Gerhard Roth verfilmt, bei dem Xaver Schwarzenberger Regie führte.


Werke



Literatur



Anmerkungen


  1. „Gerhard Roth im Alter von 79 Jahren gestorben“ in steiermark.orf.at vom 8. Februar 2022 (abgerufen am 8. Februar 2022)
  2. Andreas Dorschel: Prosa der Aufmerksamkeit. [2009] In: Jürgen Hosemann (Hrsg.): Die Zeit, das Schweigen und die Toten. Zum Werk von Gerhard Roth. S. Fischer, Frankfurt am Main 2011, S. 258–261.
  3. Harmonische Generalversammlung mit viel Sturm-Spirit (Memento vom 22. Januar 2016 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 22. Jänner 2016.
  4. orf.at – Großer Österreichischer Staatspreis an Gerhard Roth. Artikel vom 4. März 2016, abgerufen am 4. März 2016.


Wikiquote: Gerhard Roth – Zitate
Commons: Gerhard Roth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Roth, Gerhard
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 24. Juni 1942
GEBURTSORT Graz
STERBEDATUM 8. Februar 2022
STERBEORT Graz

На других языках


- [de] Gerhard Roth (Autor)

[en] Gerhard Roth

Gerhard Roth (24 June 1942 – 8 February 2022) was an Austrian writer.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии