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Wolfgang Bauer (* 18. März 1941 in Graz; † 26. August 2005 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller. Sein Werk umfasst Dramen, Lyrik, Kurzprosa, einen Roman, Essays, Kritiken, Filme und Fernsehstücke. International bekannt wurde er vor allem als Autor von Theaterstücken. Neben Elfriede Jelinek, Thomas Bernhard und Peter Handke gilt er als einer der bedeutendsten österreichischen zeitgenössischen Dramatiker. Bauer war Mitglied der Grazer Autorenversammlung, des Forum Stadtpark, und Gründungsmitglied der Lord Jim Loge (gemeinsam mit Martin Kippenberger, Albert Oehlen und Jörg Schlick). Er hatte gemeinsame Auftritte mit Ernst Jandl, Oswald Wiener, H.C. Artmann und Peter Handke, mit denen er auch befreundet war.

Wolfgang Bauers Grab am Grazer Zentralfriedhof
Wolfgang Bauers Grab am Grazer Zentralfriedhof

Leben


Wolfgang Bauer ging 1959, nach seiner Schulzeit in Graz, nach Wien und studierte Jus, Theaterwissenschaften, Philosophie und Romanistik. Durch die Uraufführung seiner ersten beiden Einakter Der Schweinetransport und Maler und Farbe 1962 im damals soeben gegründeten Grazer Forum Stadtpark wurde er zum Vertreter der schriftstellerischen Avantgarde; das Frühwerk von 1961 bis 1967 ist stark vom Absurden Theater Eugène Ionescos, wie auch von den existenzialistischen Dramen Jean Paul Sartres und Albert Camus’ beeinflusst. Die erste Lesung seiner Texte fand 1962 im Forum Stadtpark statt.

Signatur (ca. 1962)
Signatur (ca. 1962)

Im Alter von 27 Jahren gelang Bauer mit Magic Afternoon der internationale Durchbruch. Die Uraufführung erfolgte am 12. September 1968 unter der Regie von Horst Zankl am Landestheater Hannover, nachdem das Stück zuvor von 40 Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum abgelehnt worden war. 1968 hatte es der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch in sein Theaterprogramm aufgenommen, und 1969 erschien es dort, mit einem Nachwort von Ute Nyssen, auch als Erstausgabe (zusammen mit Change und Party for Six). Ab diesem Zeitpunkt wurden Bauers Stücke in viele Sprachen übersetzt und weltweit aufgeführt.

Obwohl Bauer nach seinen weiteren internationalen Erfolgen (Change 1969, uraufgeführt am Wiener Volkstheater unter der Direktion von Gustav Manker, in der Regie von Bernd Fischerauer, Silvester oder das Massaker im Hotel Sacher (mit Helmut Qualtinger, Volkstheater), Film und Frau (Shakespeare the Sadist) 1971 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Gespenster 1973 in den Münchner Kammerspielen) äußerst produktiv blieb und seine Stücke weiterhin gespielt wurden, wollte der Dramatiker die vorgeformten Erwartungen der Bühnen und des Publikums des deutschsprachigen Raums nicht erfüllen. Ab Ende der 1970er Jahre hatte Bauer mehr Erfolg im englischsprachigen Raum als in Deutschland und Österreich. So wurden etwa gegen Ende der 1970er Jahre und in den 1980er Jahren einige Erstaufführungen der Stücke Bauers in englischer Übersetzung (zumeist von Martin Esslin) am Magic Theatre in San Francisco inszeniert, 1993 erfolgte gar die Uraufführung eines Stückes (Insalata mista bzw. in der englischen Fassung Tadpoletigermosquitos at Mulligan's) im New Yorker Ohio Theatre.

In Deutschland und Österreich hingegen sorgte zu dieser Zeit mehr als seine Theaterstücke sein Privatleben für Schlagzeilen, das er stets als exzessiv aktionistisches Gesamtkunstwerk verstand. Aus finanziellen Gründen übernahm er diverse Auftragsarbeiten und schrieb journalistische Texte für Magazine wie das Airport Journal und die Wienerin. 1991 gestaltete er den Katalog zur steirischen Landesausstellung Sport – Sinn und Wahn. 1992–2001 lehrte Bauer an der Schule für Dichtung in Wien. Am 23. Oktober 2004 wurde er in die Grazer Freimaurerloge Erzherzog Johann aufgenommen.[1] Bauer starb an den Folgen eines Herzleidens.


Bedeutung


„Wolfgang Bauer entzieht sich seit vielen Jahren erfolgreich allen literaturbetrieblichen und germanistischen Versuchen, mit einem Etikett versehen und einer Schriftsteller-Kategorie zugeordnet zu werden – zu seinem eigenen Schaden. Hauptsächlich als Dramatiker irritierend, waren doch seine Auftritte als Lyriker, Romancier und Feuilletonist äußerst erfolgreich und populär, im gleichen Ausmaß, in dem sie die Anforderungen der Gattung jeweils nicht erfüllten.“ (Zitat Literaturverlag Droschl.)

Urteil von Kritikern zur Person Wolfgang Bauer:

„Wolfgang Bauer gehörte zu denen, die Schluss machten. Mit dem Schweigen der fünfziger und sechziger Jahre. In den Theaterstücken Magic Afternoon, Change und Die Gespenster wurden Wirklichkeiten ausgesprochen. Derbe Schlafzimmerwirklichkeiten waren das, die das Politische enthüllten. Das waren Skandale. Riesenskandale. 1968 fand in Österreich im Theater statt.“ (Marlene Streeruwitz: Die Zeit, 2005[4])


Forschung zu Leben und Werk


Im Juni 2007 fand im Stadtmuseum Graz ein internationales wissenschaftlichen Symposion zu Wolfgang Bauer unter der Leitung von Paul Pechmann statt, und zwar im Rahmen der Bauer gewidmeten Ausstellungsinstallation Memory XS ebendort, die im September 2007 auch im MAK gezeigt wurde.

Seit Juli 2008 wird am Institut für Germanistik der Universität Wien ein vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanziertes und von Wendelin Schmidt-Dengler initiiertes Forschungsprojekt zu Werk, Nachlass und Wirkung Wolfgang Bauers unter der Leitung von Michael Rohrwasser und unter Mitarbeit von Thomas Antonic betrieben.


Auffindung von Der Rüssel


2015 wurde bekannt, dass im Zuge von Archivarbeiten das bis dahin in großen Teilen als verschollen gegoltene Dramenmanuskript Der Rüssel im Stadtmuseum von Leibnitz aufgefunden wurde.[5] Das Stück wurde 2015 gemeinsam mit weiteren bislang unveröffentlichten szenischen Texten aus dem Nachlass Bauers im Ritter Verlag als Buch veröffentlicht und gelangte am 20. April 2018 am Wiener Akademietheater zur Uraufführung.


Auszeichnungen und Ehrungen



Werke



Sammelbände



Theaterstücke


Wolfgang Bauer: Der Rüssel (2018)
Wolfgang Bauer: Der Rüssel (2018)

Libretti



Roman



Lyrikbände



Hörspiele



Drehbücher



Weitere Veröffentlichungen in Buchform



Tonträger



Literatur





Einzelnachweise


  1. Heinz Sichrovsky: Mozart Mowgli Sherlock Holmes. Die königliche Kunst in Musik und Dichtung der Freimaurer. Löcker, Wien 2013, ISBN 978-3-85409-656-6, S. 267–281 (Kapitel »Energie die nach außen strahlt. Der Freimaurer Wolfgang Bauer«.)
  2. zit. nach Ulrich Weinzierl: Heiter im Mythosstrudel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 4. Mai 1991.
  3. Gegen die Norm. In: falter.at. 30. August 2005, abgerufen am 29. Mai 2021.
  4. Marlene Streeruwitz: Revolutionär im Kampf gegen Etiketten. Zum Tod des Schriftstellers Wolfgang Bauer. Aus Die Zeit Nr. 36/2005
  5. Ronald Pohl: Die Entdeckung des verschollen geglaubten Stückes 'Der Rüssel' von Wolfgang Bauer ist eine kleine Sensation. auf: derstandard.at, 17. Februar 2015.
Personendaten
NAME Bauer, Wolfgang
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 18. März 1941
GEBURTSORT Graz
STERBEDATUM 26. August 2005
STERBEORT Graz

На других языках


- [de] Wolfgang Bauer (Schriftsteller)

[en] Wolfgang Bauer (Austrian writer)

Wolfgang Bauer (18 March 1941 – 26 August 2005) was an Austrian writer best known as a playwright who, particularly in his younger days, was regarded as an enfant terrible by the Austrian cultural establishment.

[fr] Wolfgang Bauer

Wolfgang Bauer, né à Graz (Autriche) le 18 mars 1941 et mort dans cette ville le 26 août 2005, est un écrivain autrichien surtout connu comme dramaturge qui, en particulier dans sa jeunesse, était considéré comme « enfant terrible » par l'establishment culturel autrichien.

[ru] Бауэр, Вольфганг (драматург)

Вольфганг Бауэр (18 марта 1941 — 26 августа 2005) — австрийский писатель и драматург.



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