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Günther Weisenborn (* 10. Juli 1902 in Velbert; † 26. März 1969 in West-Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Widerstandskämpfer.

Porträt Weisenborn 1946
Porträt Weisenborn 1946

Leben


Weisenborn wuchs in Opladen auf und war Anfang der 1920er Jahre freier Mitarbeiter der Opladener Zeitung. Nach Abschluss seines Germanistik- und Medizinstudiums in Köln, Bonn und Berlin 1927 war er zunächst als Schauspieler an verschiedenen Theatern tätig und wurde 1928 Dramaturg an der Berliner Volksbühne, wo am 16. Oktober 1928 sein Antikriegsstück U-Boot S4 in der Regie von Leo Reuß uraufgeführt wurde. Zusammen mit Robert Adolf Stemmle schrieb er den Text zu der 1932 von Walter Gronostay vertonten „proletarischen Ballade“ Mann im Beton.

Günther Weisenborn (Mitte) mit Harro Schulze-Boysen und Marta Husemann
Günther Weisenborn (Mitte) mit Harro Schulze-Boysen und Marta Husemann
Am 21. März 1946 wurde Die Illegalen am Berliner Hebbel-Theater uraufgeführt (Szenenbild mit Ernst Wilhelm Borchert).
Am 21. März 1946 wurde Die Illegalen am Berliner Hebbel-Theater uraufgeführt (Szenenbild mit Ernst Wilhelm Borchert).
Gedenktafel am Haus Niedstraße 25 in Berlin-Friedenau
Gedenktafel am Haus Niedstraße 25 in Berlin-Friedenau

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden seine Bücher verboten, er konnte jedoch unter den Pseudonymen W. Bohr, Christian Munk und Eberhard Förster weiterhin schreiben. Nach kurzer Emigration in die USA 1936 kehrte er Ende 1937 nach Deutschland zurück und führte dort ein Doppelleben: Einerseits war er Teil des nationalsozialistischen Kulturbetriebs (seit 1941 Dramaturg am Schillertheater), andererseits unterstützte er die Widerstandsorganisation Rote Kapelle. 1941 heiratete er Margarete Schnabel (1914–2004), genannt „Joy“, die er 1939 als Mitbewohnerin von Libertas und Harro Schulze-Boysen kennengelernt hatte. Er war daran beteiligt, eine Verbindung zur Auslandsleitung der KPD in der Schweiz herzustellen.[1] Er hatte von den Funkverbindungen einiger Mitglieder der illegalen Gruppe zu sowjetischen Organen Kenntnis und lieferte ihnen Berichte und Informationen.[1]

Seit September 1942 von der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße inhaftiert, wurde Weisenborn 1943 vom Reichskriegsgericht wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde schließlich in eine Zuchthausstrafe abgemildert. In dem 1947 erschienenen autobiographischen „Memorial“ gibt Weisenborn in kurzen anekdotischen „Haftstücken“[2] aus seiner Zeit in Nazi-Haft ein erschütterndes Bild der perfiden faschistischen Vernichtungsstrategie.

Heute wird in der Dauerausstellung Topographie des Terrors an Weisenborns Berliner Haftzeit erinnert.

Im April 1945 befreite die Rote Armee Weisenborn aus dem Zuchthaus Luckau. Kurz darauf wurde er von der sowjetischen Besatzungsmacht zum Bürgermeister im nahen Langengrassau (heute Gemeinde Heideblick) ernannt.

Im Oktober 1947 richtete er den Ersten Deutschen Schriftstellerkongress mit aus. Nach seiner Rückkehr nach West-Berlin wirkte er an der Seite von Intendant Karlheinz Martin am Hebbel-Theater, war von 1945 bis 1947 Mitherausgeber der satirischen Zeitschrift Ulenspiegel und Mitbegründer des Studio 46, das 1946 mit der Uraufführung seines Dramas Die Illegalen eröffnete, in dem er seine Erfahrungen im Widerstand verarbeitet hatte.

Diesbezüglich strengte er 1947 gemeinsam mit Adolf Grimme und Greta Kuckhoff einen Prozess gegen den Chefankläger der Roten Kapelle, Manfred Roeder, an. Dieses Verfahren wurde von der NS-belasteten Staatsanwaltschaft Lüneburg verschleppt und dann Ende der 1960er Jahre eingestellt.

In der Zeit von 1951 bis 1953 übte Günther Weisenborn eine Tätigkeit als Chefdramaturg der Hamburger Kammerspiele aus und veröffentlichte 1953 mit dem Buch Der lautlose Aufstand den ersten umfassenden Dokumentarbericht über den deutschen Widerstand. Vortragsreisen führten ihn nach Asien (Burma, in die VR China, nach Indien, in die UdSSR) sowie nach London, Paris, Prag und Warschau. Günther Weisenborn engagierte sich immer wieder als Pazifist gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und warnte vor der atomaren Bedrohung. 1955 schrieb er das Drehbuch zu Falk Harnacks Film Der 20. Juli. Er erhielt für diese Arbeit den Bundesfilmpreis in Silber. Ebenfalls 1955 stiftete er die von der Dramatiker Union ausschließlich an Nicht-Mitglieder vergebene Auszeichnung Silbernes Blatt für „Persönlichkeiten […], die sich besonders um die Förderung des zeitgenössischen dramatischen Schaffens verdient gemacht haben“.

Zu seinen späteren Arbeiten für den Film gehören Dokumentationen des Widerstands im Dritten Reich, aber auch das Drehbuch zu Wolfgang Staudtes Verfilmung von Bertolt Brechts Die Dreigroschenoper. Ab 1964 lebte er in West-Berlin.

Es war sein Wunsch, auf dem Friedhof von Agarone in einem Urnengrab die letzte Ruhe zu finden. Seine Frau Joy lebte seit seinem Tod in Agarone.[3]

Weisenborns Sohn Christian Weisenborn (* 1947) ist Dokumentarfilmer. Von ihm stammen u. a. die Filme Verräterkinder[4] und Die guten Feinde, der die Geschichte seines Vaters und der „Roten Kapelle“ erzählt.[5]


Mitgliedschaften und Auszeichnungen


Vom Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR erhielt Weisenborn am 6. Oktober 1969 postum den Orden des Vaterländischen Krieges Erster Stufe verliehen.[6]

Günther Weisenborn war Vorsitzender des Schutzverbandes deutscher Autoren, Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg, der Deutschen Akademie der darstellenden Künste mit damaligem Sitz in Frankfurt am Main, korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Künste mit damaligem Sitz in Ost-Berlin, des P.E.N.-Clubs und der europäischen Schriftstellervereinigung Comes. Er erhielt den Preis der Académie des Hespérides.

In seiner Geburtsstadt Velbert sowie in Leverkusen erinnern Straßennamen an ihn.


Werke



Hörspiele



Literatur




Commons: Günther Weisenborn – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Neues Deutschland, 23. Dezember 1969, S. 5. Online-Archiv
  2. Günter Weisenborn: Vorrede für die Nachgeborenen. In: Memorial, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1968, S. 9
  3. Biografie bei ticinARTE (Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive)
  4. Ihre Eltern kämpften gegen Hitler, Der Tagesspiegel, 14. Juli 2014
  5. Meines Vaters Vermächtnis, Der Tagesspiegel, 27. Juli 2017
  6. Neues Deutschland, 23. Dezember 1969, S. 1, 2 und 5. Online-Archiv
  7. beck.de: Erschienen am 29. August 2017
  8. Diese Zs. hatte als erste in Frankreich nach 1945 über den innerdeutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus berichtet: H. 4, April 1947, Dokument N° 26–29.
Personendaten
NAME Weisenborn, Günther
ALTERNATIVNAMEN Bohr, W. (Pseudonym); Munk, Christian (Pseudonym); Förster, Eberhard (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und Dramaturg
GEBURTSDATUM 10. Juli 1902
GEBURTSORT Velbert
STERBEDATUM 26. März 1969
STERBEORT West-Berlin

На других языках


- [de] Günther Weisenborn

[en] Günther Weisenborn

Günther Weisenborn (10 July 1902 – 26 March 1969) was a German writer and fighter in the German Resistance against Nazism. He was notable for collaborating with Bertolt Brecht, along with Hanns Eisler, Slatan Dudow, on the play, The Mother. However, in 1933, when the work fell out of favour by the Nazis after being blacklisted by Joseph Goebbels, he emigrated to Argentina. When he returned in 1937, be became a member of a Berlin-based, resistance group that was later renamed to the Red Orchestra ("Rote Kapelle") by the Abwehr. He was arrested in 1942 and sentenced to several years in prison, he was released in 1945 by Soviet troops.

[ru] Вайзенборн, Гюнтер

Гюнтер Вайзенборн (нем. Günther Weisenborn; 10 июля 1902, Фельберт — 26 марта 1969, Берлин) — немецкий писатель-антифашист, участник немецкого движения Сопротивления.



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