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Philip Gordon Wylie (* 12. Mai 1902 in Beverly, Massachusetts; † 25. Oktober 1971 in Miami, Florida) war ein amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor, bekannt vor allem als Autor von Science-Fiction und als Verfasser des polemisch-satirischen Buches Generation of Vipers. Neben Romanen verfasste er ein Dutzend Sachbücher, an die 200 Kurzgeschichten und zahlreiche Zeitungsartikel und Essays.


Leben


Wylies Vater war der presbyterianischen Pfarrer Edmund Melville Wylie. Seine Mutter Edna, geborene Edwards, war eine Romanschriftstellerin und starb, als Wylie gerade fünf Jahre alt war. Seine Familie zog nach Montclair in New Jersey um, wo er ab 1920 an der Princeton University studierte. 1923 brach er das Studium aus eher privaten Gründen ab. 1928 heiratete er Sally Johanna Ondek, mit der er eine Tochter, Karen, hatte. Karen wurde bekannt als Entwicklerin des Klickertrainings. Sie heiratete Taylor Alderdyce Pryor, einen Marine-Hubschrauber-Piloten, der später Senator von Hawaii wurde und den Sea Life Park Hawaii sowie das ozeanografische Institut auf Hawaii mitgründete. Nach Wylies Scheidung von Sally 1937 heiratete er 1938 Frederica Ballard. Die Ehe blieb kinderlos.

1925 begann Wylie für den New Yorker zu arbeiten, ab 1927 war er in der Anzeigenabteilung der Cosmopolitan Book Company beschäftigt. Schließlich ging er nach Hollywood und wurde Drehbuchautor, von 1931 bis 1933 für Paramount Pictures und von 1936 bis 1937 für MGM. Danach wurde er hauptberuflicher Schriftsteller. 1944 war er Herausgeber für den Verlag Farrar & Rinehart.

Wylies Leistungen als Drehbuchautor sind verwoben mit den Romanen von H. G. Wells, den Wylie schätzte und bewunderte. Er schrieb das Drehbuch für den auf Wells’ Roman Die Insel des Dr. Moreau basierenden Film Die Insel der verlorenen Seelen von 1932 und als es darum ging, Wells’ Der Unsichtbare zu verfilmen, kaufte Universal Studios die Rechte an Wylies thematisch ähnlichem, eben erschienenen Roman The Murderer Invisible. Der Film Der Unsichtbare mit Claude Rains von 1933 basierte dann sowohl auf Wells’ als auch auf Wylies Arbeit.[1]

1926 hatte Wylie eine erste Science-Fiction-Kurzgeschichte Seeing New York by Kiddie Car veröffentlicht. Es folgten zwei Mainstream-Romane und dann 1930 der Roman Gladiator über einen mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten jungen Mann, der tonnenschwere Gegenstände anheben und so hoch springen kann, dass er fliegen zu können scheint. Auch Kugeln können ihm nichts anhaben. Trotz und gerade wegen seiner ungewöhnlichen Fähigkeiten hat er Schwierigkeiten, sich in der Welt der normalen Menschen zurechtzufinden. Die Rede ist aber nicht von Superman, sondern von Hugo Danner, dem Helden von Wylies Roman. Erst Jahre später haben sich dann Jerry Siegel und Joe Shuster von Wylie inspirieren lassen, als sie ihre später weltberühmte Comicfigur schufen.[2][3]

Ein weiterer Übermensch aus Wylies Feder ist Henry Stone, der Protagonist seines Romans The Savage Gentleman von 1932. Der Sohn eines Zeitungsmagnaten wird von einer Gruppe von Wissenschaftlern, Erziehern und Trainern auf einer einsamen Insel im Pazifik aufgezogen und wächst zu einem Mann von außergewöhnlicher Kraft und ungewöhnlichen geistigen Fähigkeiten heran. Als er erwachsen geworden in die Zivilisation zurückkehrt, erlauben ihm seine überragenden Gaben, in diversen Abenteuern Verbrechen und Unrecht zu verfolgen und die Unschuldigen zu schützen. Parallelen zu Edgar Rice Burroughs’ Tarzan sind offensichtlich, umgekehrt weist die Figur des Doc Savage, die ein Jahr später in den Pulps erschien, offensichtliche Ähnlichkeiten auf.[4][5]

1933 und 1934 erschienen dann die Romane When Worlds Collide (deutsch als Wenn Welten zusammenstoßen) und After Worlds Collide (deutsch als Auf dem neuen Planeten), die Wylie zusammen mit Edwin Balmer schrieb. Die beiden Romane gelten als Klassiker der Science-Fiction. When Worlds Collide wurde ab September 1932 in vier Fortsetzungen im Blue Book Magazine abgedruckt, 1933 erschien eine gebundene Ausgabe. Der Roman schildert eine kosmische Katastrophe, bei der ein vagabundierendes Planetenpaar entdeckt wird, bestehend aus einem großen Gasplaneten und einem kleineren, erdähnlichen Trabanten. Der Gasplanet wird die Bahn der Erde kreuzen und sie voraussichtlich zerstören, der Erdplanet wird eine stabile Bahn in der habitablen Zone der Sonne finden. Der genialer Wissenschaftler Bronson entwickelt angesichts der drohenden Katastrophe ein Mittel zur Rettung der Menschheit: einige Tausend Menschen sollen in einem Raumschiff zu der erdähnlichen Welt fliegen und dort eine neue Zivilisation aufbauen. Die Grundkonstellation des Buches (Erde von Vernichtung bedroht; genialer Wissenschaftler baut Raumschiff; viriler Held mit Geliebter flieht in die Weiten des Weltraums) soll auch die Inspiration zum ursprünglichen Storyline von Flash Gordon gewesen sein.[6]

In der Fortsetzung After Worlds Collide landet das Raumschiff – die „Arche“ – auf dem nun Bronson Beta benannten neuen Planeten. Sie finden dort die Reste einer Zivilisation, von automatischen Maschinen betriebene Städte, die in der Kälte des Weltraums konserviert, weiterhin funktionieren. Sie finden jedoch keine Spur der ehemaligen Bewohner, die, wie vorgefundene Bildnisse zeigen, menschenähnlich waren. Es haben aber nicht nur die Passagiere des amerikanischen Raumschiffs sich retten können, auch Raumschiffe anderer Nationen sind gelandet und es kommt zu einem Konflikt zwischen den Amerikanern und den Angehörigen einer deutsch-russisch-japanischen Allianz – eine Troika der „Schurkenstaaten“ des Jahres 1933 –, die beabsichtigen, auf der neuen Welt ein Sowjetsystem einzuführen. Wie absehbar, obsiegen am Ende die Amerikaner.

Die Idee der beiden Bücher stammte von Balmer, den Text schrieb Wylie. Ein dritter Roman, der die Trilogie vervollständigt und das Rätsel um den Verbleib der Ureinwohner des neuen Planeten geklärt hätte, kam nicht mehr zustande, vermutlich wegen Eingriffen Balmers in den Text des zweiten Buchs, die Wylies wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügten.

Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Wylie 1942 im Office of Facts and Figures, dem Vorläufer des Office of War Information und war 1944 in der Personalverwaltung der US Air Force beschäftigt. Aber auch als Autor wurde er in die Kriegsanstrengungen der Vereinigten Staaten involviert: Anfang 1945 reichte Wylie seine Erzählung The Paradise Crater beim American Magazine ein, in der die Nazis nach ihrer Niederlage im Krieg die Vereinigten Staaten im Jahr 1965 mit einer auf Uran-237 basierenden Bombe angreifen wollen – damals eine sehr brisante Geschichte, da das Manhattan-Projekt zur Entwicklung einer amerikanischen Atombombe höchst geheim war und der Einsatz der ersten Atombombe in Hiroshima noch über ein Jahr in der Zukunft lag. Es hatte zur Folge, dass der Autor Besuch von Regierungsagenten erhielt und kurzfristig unter Hausarrest gestellt wurde.[7][8] Ab 1949 wurde Wylie dann Berater der Federal Civil Defense Administration, der US-Zivilschutzbehörde. Er blieb in dieser Funktion bis zu seinem Tod und die Erfahrungen aus diesem Bereich flossen mehrfach in seine Werke ein. Außerdem war Wylie zeitweise Berater des Vorsitzenden des Congress Joint Committee on Atomic Energy (JCAE), des mächtigen Kongresskomitees für Nuklearangelegenheiten.[9]

In den USA war Wylie vor allem als Autor von Generation of Vipers bekannt, einer Essaysammlung, die in den 1940ern zum Bestseller wurde. In diesem Rundumschlag griff er Alle und Alles an, Kirche, Schule, Wirtschaft, Wissenschaft, Militär, jeden machte er zum Gegenstand durchaus ätzender Bemerkungen. Bislang aber war die American Mom als Gegenstand der Sozialkritik stets sakrosankt geblieben. Wylie griff auch die amerikanischen Mütter an und prägte er den Begriff des „Momism“, womit er den aus seiner Sicht überzogenen Kult um Mütter und Mutterschaft in der amerikanischen Gesellschaft bezeichnete. Es kam zu einer ziemlichen Erregung bei Lesern und Kritikern und die Folge war, dass ihm nun öfters unterstellt wurde, ein Frauenhasser zu sein.[10]

Auch wenn Wylie kein Frauenfeind gewesen sein mag, tauchen Frauenfeinde in seinen Romanen mehrfach auf (etwa in The Savage Gentleman) und das Verhältnis der Geschlechter – insbesondere in den USA – wurde von Wylie kritisch reflektiert. So zum Beispiel im Roman Das große Verschwinden, in dem er schildert, dass eines Morgens die Menschheit aufwacht und feststellt, dass alle Vertreter des jeweils anderen Geschlechts nicht mehr da sind (Frauen erwachen in einer Welt ohne Männer und umgekehrt).

Ein weiteres Thema Wylies war das Angeln. Er war seit seiner Jugend ein begeisterter, wenn auch oft glückloser[11] Sportfischer, anfangs in Flüssen, später dann beim Big Game Fishing vor der Küste von Miami. Sein intime Kenntnis der Welt der Skipper vor Florida bot Wylie einen soliden Hintergrund für eine literarische Verarbeitung, ähnlich wie Hemingway für seinen Roman Haben und Nichthaben von 1937. Wylie schrieb also von 1939 bis 1959 insgesamt 49 Geschichten um Crunch Adams, der sein Boot Poseidon an Sportfischer vermietet, und seinen Maat Des Smith, die beim Hochseeangeln im Golfstrom verschiedene, nicht allzu ernsthafte Abenteuer erleben. Die Crunch & Des-Geschichten erschienen in der Saturday Evening Post und wurden später Grundlage der gleichnamigen Fernsehserie.[12] Zudem beeinflusste er John D. MacDonalds Travis McGee, der einige Züge von Crunch Adams trägt.

1941 wurde Wylie zum Vize-Präsidenten der International Game Fish Association (IGFA) gewählt und war dort für einige Jahre verantwortlich für die Festlegung der Wettkampfregeln im Sportfischen und für die Überprüfung der Ansprüche auf Weltrekorde. Außerdem interessierte sich Wylie für Meeresbiologie und -ökologie und war zeitweise im Vorstand des Lerner Marine Laboratory, einer Forschungseinrichtung des AMNH auf den Bahamas.[13][14]

Einer seiner Artikel, Anyone Can Raise Orchids, 1951 erschienen in The Saturday Evening Post, führte zu einem Aufschwung im Bereich der Orchideenzüchtung, weil sich nun nicht nur vermögende Menschen damit beschäftigten, sondern auch Hobbygärtner jeder Einkommensstufe.[15]

1963 wurde seine Nichte Janice Wylie, die Tochter seines Bruders Max Wylie, der ebenfalls Schriftsteller war, zusammen mit ihrer Zimmergenossin Emily Hoffert in New York ermordet. Der Fall wurde als Career Girls Murders bekannt, führte zur Verurteilung eines Unschuldigen und wurde einer der großen Justizskandale in den USA.[16] Der Fall war die Grundlage für den Fernsehfilm Der Mordfall Marcus-Nelson, dem Pilotfilm der Kriminalserie Kojak.[17]

1971 starb Wylie im Alter von 69 Jahren. Zusammen mit seiner zweiten Frau ist er in Rushford, New York beigesetzt. Sein Nachlass befindet sich im Department of Rare Books and Special Collections der Princeton University Library.[18]


Auszeichnungen


Ehrendoktorate der University of Miami und der Florida State University


Bibliografie


Romane
Sammlungen

Crunch & Des:

Kurzgeschichten
Drehbücher
Sachliteratur

Filmografie


Drehbuch
Vorlagen und Adaptionen

Literatur





Einzelnachweise


  1. Sam Moskowitz: Philip Wylie. In: (ders.): Explorers of the Infinite. Cleveland, Ohio 1963, S. 282.
  2. Sam Moskowitz: Philip Wylie. In: (ders.): Explorers of the Infinite. Cleveland, Ohio 1963, S. 278–280.
  3. Siegel hatte Gladiator gelesen und in seinem Fanzine Science Fiction besprochen. Vgl. Jess Nevins: The Evolution of the Costumed Avenger : The 4,000-Year History of the Superhero. ABC-Clio, 2017, ISBN 978-1-4408-5484-2, S. 202 f.
  4. Sam Moskowitz: Philip Wylie. In: (ders.): Explorers of the Infinite. Cleveland, Ohio 1963, S. 283.
  5. Chris Knowles: Our Gods Wear Spandex: The Secret History of Comic Book Heroes. Weiser Books, 2007, ISBN 978-1-57863-406-4, S. 80 f.
  6. Al Williamson, Peter Poplaski: Introduction. In: Alex Raymond: Flash Gordon: Mongo, the Planet of Doom. Kitchen Sink Press, Princeton 1990, ISBN 0-87816-114-7, S. 5: „Raymond took the basic premise of Philip Wylie's When Worlds Collide, which was being reprinted in Blue Book magazine at the time, and used it as his starting point for adventure.“
  7. Heather Urbanski: Plagues, Apocalypses and Bug-Eyed Monsters: How Speculative Fiction Shows Us Our Nightmares. McFarland & Co, 2007, ISBN 978-0-7864-2916-5, S. 29.
  8. H. Bruce Franklin: War Stars: The Superweapon and the American Imagination. University of Massachusetts Press, 2008, ISBN 978-1-55849-651-4, S. 147.
  9. Truman F. Keefer: Philip Wylie. Boston 1978, S. 109.
  10. ’Generation of Vipers’ Loses Its Bite, Artikel von Jonathan Yardley in der Washington Post vom 30. Juli 2005, abgerufen am 14. November 2018.
  11. 1941 setzte er bei einem Sportfischerturnier in Miami den Philip Wylie Hard Luck Trophy für den größten Pechvogel unter den Teilnehmern aus. Vgl. Charlie Courtney: My Favorite Fish Tales. GOFC Newsletter, August 1995, abgerufen am 14. November 2018.
  12. Crunch and Des in der Internet Movie Database (englisch).
  13. IGFA Hall of Fame
  14. George Reiger: Profiles in Salt Water Angling. Prentice-Hall, Englewood Cliffs, NJ, 1973.
  15. Susan Orlean: The Orchid Thief. Random House, New York 1998, S. 140.
  16. T. J. English: The Savage City: Race, Murder, and a Generation on the Edge. William Morrow, 2011, ISBN 978-0-06-182455-5, S. 25 ff.
  17. Der Mordfall Marcus-Nelson in der Internet Movie Database (englisch).
  18. Philip Wylie Papers im Department of Rare Books and Special Collections der Princeton University Library, abgerufen am 13. November 2018.
Personendaten
NAME Wylie, Philip
ALTERNATIVNAMEN Wylie, Philip Gordon
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 12. Mai 1902
GEBURTSORT Beverly, Massachusetts, Vereinigte Staaten
STERBEDATUM 25. Oktober 1971
STERBEORT Miami, Vereinigte Staaten

На других языках


- [de] Philip Wylie

[en] Philip Wylie

Philip Gordon Wylie (May 12, 1902 – October 25, 1971) was an American writer of works ranging from pulp science fiction, mysteries, social diatribes and satire to ecology and the threat of nuclear holocaust.[1]

[ru] Уайли, Филип

Филип Гордон Уайли (Philip Gordon Wylie; 12 мая 1902 — 25 октября 1971) — американский автор произведений на тему научной фантастики и сатиры.[4]



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