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Ulrich Plenzdorf (* 26. Oktober 1934 in Berlin; † 9. August 2007 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramaturg. Sein bekanntestes Werk ist Die neuen Leiden des jungen W., das 1972 sowohl in Prosaform veröffentlicht als auch als Bühnenstück seine Premiere hatte. Dem Filmpublikum war er vor allem durch das Drehbuch Die Legende von Paul und Paula (1973) bekannt, später kam dazu der Filmroman Legende vom Glück ohne Ende (1979) heraus.

Ulrich Plenzdorf (1993)
Ulrich Plenzdorf (1993)

Leben


Ulrich Plenzdorf wurde als Sohn eines Maschinenbauers in Berlin-Kreuzberg geboren. Seine Eltern wurden wegen ihrer Mitgliedschaft in der KPD während der Zeit des Nationalsozialismus mehrmals inhaftiert. Von 1949 bis 1952 besuchte er die Internatsschule im brandenburgischen Himmelpfort, eine Abspaltung der Schulfarm Insel Scharfenberg in Berlin-Tegel.[1] 1950 zog die Familie von West- nach Ost-Berlin um, wo Plenzdorf 1954 in Lichtenberg das Abitur bestand.

In Leipzig studierte Plenzdorf anschließend Marxismus-Leninismus und Philosophie am Franz-Mehring-Institut der Karl-Marx-Universität Leipzig, verließ die Hochschule aber ohne Abschluss. Parallel zu seinem Studium war Plenzdorf von 1955 bis 1958 als Bühnenarbeiter tätig. Von 1958 bis 1959 leistete er freiwilligen Dienst als Soldat der Nationalen Volksarmee. 1958 wurde er Mitglied der SED.[2]

Ab 1959 besuchte er die Deutsche Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg. Ab 1963 arbeitete er als Drehbuchautor und Dramaturg im DEFA-Studio Babelsberg.

Bekannt wurde der DDR-Autor auch in der Bundesrepublik Deutschland durch seine 1972 in der Zeitschrift Sinn und Form veröffentlichte gesellschaftskritische Erzählung Die neuen Leiden des jungen W. Ursprünglich 1969 als Filmszenarium für die DEFA geschrieben, erschien die Erzählung 1973 in Buchform und wurde seitdem in mehr als 30 Sprachen übersetzt.[3] Die 1972 in Halle uraufgeführte Bühnenfassung war in der Spielzeit 1974/75 das meistgespielte Gegenwartsstück auf den Bühnen der Bundesrepublik Deutschland und wurde dort auch verfilmt.[4] Im Jargon der DDR-Jugend der 1970er Jahre erzählt Plenzdorf die tragische Geschichte eines Jugendlichen, der aus seiner kleinbürgerlichen Umwelt auszubrechen versucht und beim Lesen von Goethes Werk Die Leiden des jungen Werthers (1774) immer wieder Parallelen zu seinem eigenen Leben findet.

Plenzdorf machte sich vor allem auch als Drehbuchautor einen Namen. Von ihm stammen die Drehbücher zu dem von Heiner Carow gedrehten Kinofilm Die Legende von Paul und Paula, die Hans-Fallada-Verfilmung Der Trinker mit Harald Juhnke oder Frank Beyers Film Abgehauen nach der Autobiografie von Manfred Krug. Er schrieb auch die Drehbücher der vierten von den fünf Staffeln von Jurek Beckers ARD-Fernsehserie Liebling Kreuzberg.

Für die in der Legende von Paul und Paula verwendeten Lieder der Puhdys, etwa Geh zu ihr, schrieb er die Texte, teilweise unter Verwendung von Bibelzitaten.

Seit 1992 war er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Im Jahr 2004 hatte er eine Gastdozentur am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig inne.

Ulrich Plenzdorf war seit 1955 verheiratet und hatte drei Kinder. Seine Frau Helga Plenzdorf (geb. Lieske)[5] war Redakteurin im Verlag Volk und Wissen. Seinen Berliner Wohnsitz hatte Plenzdorf lange Jahre in der Wilhelm-Pieck-Straße (seit 1990: Torstraße) 5 im Stadtbezirk Mitte.

Im Dezember 1971 verpflichtete sich Plenzdorf bei der DDR-Staatssicherheit, seine Wohnung als Deckadresse „Ewald Richards“ für Postsendungen aus der Bundesrepublik zur Verfügung zu stellen.[6] Unter diesem Decknamen wurde er als Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens geführt.[7] Im Januar 1973 wurde der „magere IM-Vorgang“ geschlossen und der operative Vorgang Dramatiker eröffnet, mit dem er selbst überwacht wurde.[8] Im Beschluss der Staatssicherheit über das Anlegen von Dramatiker heißt es zur Begründung: „Durch feindliche Äußerungen und literarische Arbeiten mit einer negativen und feindlichen politisch-ideologischen Aussage und Interviews in der Westpresse tritt die Person ständig in Erscheinung.“[9]

Ulrich Plenzdorf starb im Alter von 72 Jahren nach längerer Krankheit in einer Klinik bei Berlin. Beigesetzt wurde er am 23. August 2007 an seinem letzten Wohnort, in Alt Rosenthal bei Seelow, Landkreis Märkisch-Oderland.[10] Sein Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.[11]


Auszeichnungen und Ehrungen



Werke (Auswahl)



Filmografie



Hörspiel



Literatur




Commons: Ulrich Plenzdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Leonore Krenzlin: Plenzdorf, Ulrich. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  2. STASI: Liebesbriefe aus dem Westen. In: Focus, Nr. 52/1995
  3. Ulrich Plenzdorf gestorben. In: Süddeutsche Zeitung. 9. August 2007.
  4. digithek.ch
  5. Ulrich Plenzdorf beim Museum Lichtenberg
  6. Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Ch. Links Verlag, Berlin 1996, S. 625.
  7. Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Ch. Links Verlag, Berlin 1996, S. 671.
  8. Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Ch. Links Verlag, Berlin 1996, S. 625.
  9. Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Ch. Links Verlag, Berlin 1996, S. 358.
  10. knerger.de: Das Grab von Ulrich Plenzdorf
  11. Ulrich-Plenzdorf-Archiv Bestandsübersicht bei der Akademie der Künste in Berlin.
  12. Amtsblatt für Berlin, 30. Dezember 2020, S. 6311. (PDF; 2,5 MB)
Personendaten
NAME Plenzdorf, Ulrich
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramaturg
GEBURTSDATUM 26. Oktober 1934
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 9. August 2007
STERBEORT bei Berlin

На других языках


- [de] Ulrich Plenzdorf

[en] Ulrich Plenzdorf

Ulrich Plenzdorf (German pronunciation: [ˈʊlʁɪç ˈplɛnt͡s̩ˌdɔʁf] (listen); 26 October 1934 – 9 August 2007) was a German author and dramatist.

[ru] Пленцдорф, Ульрих

У́льрих Пле́нцдорф (нем. Ulrich Plenzdorf; 26 октября 1934[1][2], Берлин — 9 августа 2007[3][1][4][…], Берлин) — немецкий писатель, сценарист и драматург. Его самым известным сочинением является пьеса «Новые страдания юного В.», в которой классический сюжет Гёте перенесён в современные Пленцдорфу условия ГДР. «Новые страдания» написаны в монтажной композиции с использованием жаргона молодёжи 70-х годов XX века. Премьера пьесы состоялась в 1972 году в Галле.



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