Friss oder stirb ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Es ist der 15. Fall für den Luzerner Kommissar Flückiger als Hauptermittler und der 14. gemeinsam mit Ritschard. Er wurde am 30. Dezember 2018 im SRF 1 und im Ersten erstausgestrahlt.
Die Wirtschaftsprofessorin Meili von der Universität Luzern wird mit mehreren Stichen in ihrer Wohnung ermordet. Die Ermittlungen führen die Kommissare Flückiger und Ritschard zu dem Schweizer Unternehmer Anton Seematter, dem CEO der Firma Swisscoal. Als sie Seematter in dessen Privatanwesen befragen wollen, geraten sie in eine gerade laufende Geiselnahme. Geiselnehmer ist der Deutsche Mike Liebknecht, dem kürzlich von seinem Arbeitgeber in Bremerhaven gekündigt wurde. Die Firma gehört Seematter, die Kündigung steht im Zusammenhang mit Einsparmaßnahmen, in deren Rahmen Arbeitsplätze nach Asien verlagert werden. Liebknecht, der Ende 40 und geschiedener Vater eines Kindes ist, fordert von Seematter als Entschädigung die Herausgabe seines Lohns, den er ungekündigt bis zum Renteneintritt in knapp 20 Jahren verdient hätte. Er nimmt Flückiger und Ritschard, wie schon zuvor Seematters Ehefrau Sofia und die drogensüchtige Tochter Leonie, in der Villa als Geiseln.
Als die Kommissare dem bewaffneten Liebknecht den Grund für ihre Anwesenheit nicht mitteilen wollen, schießt Liebknecht Flückiger ins Bein. Danach erfährt Liebknecht von den Geiseln, dass Meili Leonies Dozentin war. Anton Seematter hatte eine 6-stellige Summe in Schweizer Franken an die Fakultät gespendet, die Meili aber zurücküberwiesen hat. Unter den Geiseln ergibt sich daher der Verdacht, dass Anton Seematter eine Affäre mit Meili hatte und ihr Schweigegeld gezahlt hat. Darüber erbost und verbittert, verspricht Sofia dem Geiselnehmer bereitwillig, ihm beim Erpressen ihres Mannes zu helfen. Nachdem Liebknecht die Frau deshalb befreit hat, lockt sie ihn im Haus in eine Falle, in die Liebknecht aber nicht tappt, stattdessen schlägt er die Frau bewusstlos. Ritschard kann aus dem Anwesen fliehen und polizeiliche Verstärkung herbeirufen, während Flückiger und Leonie in den kleinen Raum gesperrt werden, in dem sich die Steuerung der Alarmanlage für die Villa befindet. Indes versucht Anton Seematter in einem anderen Raum erfolglos, Liebknecht mit einem Sturmgewehr zu erschießen. Sie kämpfen bis zur Erschöpfung gegeneinander, beginnen sich dabei zu duzen und trinken darauf zusammen Bier.
Als eine Spezialeinheit der Polizei die Geiselnahme in der Villa beendet, erschießt die eben erwachte Sofia – unbemerkt von der Polizei – ihren Mann und verletzt Liebknecht schwer am Bauch. Liebknecht flieht mit Flückiger und Leonie als Geiseln in einem Firmenwagen. Unterwegs lässt er Leonie frei, die kurz darauf von Ritschard aufgegriffen wird. Leonie hatte unter Drogeneinfluss die ihr verhasste Meili getötet, weil sie sich im Studium von ihr zu schlecht bewertet fühlte. Ehe Liebknecht im Auto seiner Verletzung erliegt, ermöglicht Flückiger ihm ein Abschiedstelefonat mit seinem Sohn. Schließlich teilt Ritschard Sofia Seematter indirekt mit, dass sie sie verdächtigt, die Morde an ihrem Mann und Liebknecht begangen zu haben.
Der Film wurde vom 13. November 2017 bis zum 15. Dezember 2017 in Luzern und Umgebung gedreht.[1]
Für den Schweizer Regisseur Andreas Senn ist Friss oder stirb der erste Film für das Schweizer Fernsehen.[2]
Bei Zeit online gab sich Matthias Dell angetan von dem Film und nannte ihn „über große Strecken ein anregendes Spiel mit den Versatzstücken des Genrefilms“, die „anfangs unübersichtlichen Fäden der Handlung“ liefen bald „zu einem durchaus auch komischen Kammerspiel zusammen“. Der Teil des Films, in dem die Kommissare am Ort der Geiselnahme eintreffen, sei „zweifellos der spannendste des Films“, da der Regisseur „die Versuchsanordnung aus dem Buch mit Witz und Sinn für Rhythmus“ durchspiele.[3]
In der NZZ empfand Daniele Muscionico es als ein schwerwiegendes Defizit, dass der Film den Darstellern der beiden Kommissare bei weitem nicht genügend erlaube, ihr schauspielerisches Talent auszuspielen, zudem fehle dem Ende, das „überraschungsfrei wie realistisch“ sei, die „letzte Pointe“.[4]
Mit einer Bewertung von 3 von 10 möglichen Punkten ablehnend gab sich Christian Buß bei Spiegel online: Der Film sei „kapitalismuskritisches Tohuwabohu“ und wirke „überreizt und überzeichnet“.[5] Mit 4 von 5 möglichen Punkten fiel hingegen das Urteil des Film-Dienstes aus: Der Filme gerate „mit Hilfe grandioser Gastdarsteller zum packenden Schlagabtausch“, wobei „Kritik am rücksichtslosen Gebaren der Superreichen“ deutlich und „ohne aufdringlichen Gestus vermittelt“ werde.[6]
„Friss oder stirb ist ein starkes Kammerspiel, […]. Folge 15 aus Luzern […] bewältigt den Spagat zwischen Zynismus und Menschlichkeit. Dieser Krimi bietet einiges: vom ausgiebigen Zweikampf über eine Verbrüderung bis hin zur gezeigten Poesie fallenden Schnees ist sehr viel dabei.“
Die Erstausstrahlung von Friss oder stirb am 30. Dezember 2018 wurde in Deutschland von 6,49 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 19,3 %.[8]
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