The Green Knight ist ein Fantasy-Drama von David Lowery, das am 29. Juli 2021 in die deutschen und am darauffolgenden Tag in die US-Kinos kam. Die Grundhandlung des Films ist der mittelenglischen Ritterromanze von Sir Gawain und dem grünen Ritter entnommen. Keinen Zusammenhang mit dem titelgebenden Roman haben die Erlebnisse und Erfahrung, die der Filmprotagonist auf seiner Reise zum grünen Ritter macht, sowie die Gestaltung des Endes einschließlich der Auflösung der Geschichte.
Der junge Sir Gawain, Neffe von König Artus, pflegt einen ausgelassenen Lebensstil. Seine Abende verbringt er am liebsten trinkend in Bordellen. Um seine Tapferkeit auf die Probe zu stellen, beschwört seine Mutter, die Hexe Morgan Le Fay, gemeinsam mit ihren Dienerinnern eine Prüfung für ihren lasterhaften Sohn herauf.
Am Weihnachtsabend macht sich Gawain auf den Weg nach Schloss Camelot, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Plötzlich reitet eine bedrohliche Gestalt hoch zu Ross in den Thronsaal. Ein gigantischer Grüner Ritter, halb Mensch, halb Baum und in einer Rüstung steckend, erweist dem König zunächst höflich die Ehre, macht dann jedoch einen provokanten Vorschlag. Wer von seinen Rittern den Mut aufbringe, der dürfe an Ort und Stelle einen Schlag gegen ihn führen. Die einzige Bedingung: Sollte er diesen überleben, müsse sich der tapfere Mann genau ein Jahr später in der Grünen Kapelle einfinden, wo er seinerseits den Schlag erwidern dürfe. Nur Gawain packt die Gelegenheit beim Schopf und nimmt die Herausforderung an, um seinen Mut zu beweisen.
Ein Jahr später macht sich Gawain auf den Weg zur Grünen Kapelle.[2][3][4]
Regie führte David Lowery, der auch das Drehbuch schrieb und den Filmschnitt verantwortete. Die Idee, einen Film wie diesen zu machen, kam ihm beim Wiederfinden seiner Willow-Actionfiguren.[5] Zu dem Fantasyfilm aus dem Jahr 1988 des Regisseurs Ron Howard wurden im Jahr der Veröffentlichung von Tonka begleitend Movie Action Figures aus Plastik verkauft, so vom Titelhelden Willow Ufgood oder von Bavmordas Tochter Sorsha inklusive Pferd.[6] Deren Mutter, der grausamen Königin Bavmorda, gespielt von Jean Marsh, wurde im Film prophezeit, dass sie eines Tages von einer Frau mit einem Geburtsmal am Arme entthront werde. Voller Panik erlässt sie den Befehl, alle neugeborenen Mädchen zu untersuchen und, falls das Mal gefunden wird, zu töten. Die kleine Elora entgeht allerdings ihrem Schicksal und wird vom ahnungslosen Nelwyn Willow, gespielt von Warwick Davis, der ein großer Zauberer sein möchte, gefunden. Lowery hatte den Film nach eigenen Aussagen mit sieben Jahren gesehen, und auch später habe er großen Einfluss auf ihn gehabt. Von Anfang an habe er sich für The Green Knight den Film zum Vorbild gemacht, allerdings mit mehr Laufen. Auch bei den visuellen Effekten oder dem Design der Rüstung habe man sich während der gesamten Produktion auf Willow bezogen.[7]
Dies verband er mit der Geschichte von Sir Gawain and the Green Knight, einer Ritterromanze aus dem späten 14. Jahrhundert, die er im College gelesen hatte. In seinem Drehbuch habe er ihn weiterhin den Neffen von König Artus sein lassen, den jungen Mann jedoch zu einem noch nicht fertigen Ritter umgestaltet, der sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat und noch zu Hause bei seiner Mutter lebt.[7] So habe er als Einstieg einen klassischen Fall des Peter-Pan-Syndroms gewählt, von einem Jungen, der nicht erwachsen werden will. Auch in seinem nächsten Film Peter Pan & Wendy, einer Adaption von Barries Peter Pan, wie auch in Lowerys vorherige Film Elliot, der Drache war es um das Erwachsenwerden gegangen.[5] Aus der Zauberin Morgan le Fay, eigentlich Gawains Tante, machte Lowery in seinem Film dessen Mutter.[8]
Filmkritiker David Rooney erklärt, Lowery halte an der Grundstruktur der Artusgeschichten fest, in denen sich ein junger Mann einer Herausforderung annimmt und dann während einer Odyssee der Selbstfindung verschiedene Prüfungen und Versuchungen bestehen muss, um seinen Mut und seine Ehre unter Beweis zu stellen. Sein Drehbuch nutze aber auch frei folkloristische Elemente aus walisischen, irischen und englischen Geschichten sowie der französischen Rittertradition des Mittelalters, um sowohl irdische als auch transzendentale/übernatürliche Begegnungen zu konkretisieren, die in der Originalgeschichte oft nur angedeutet werden. Der Film ist in Kapitel unterteilt, die Gawains beschwerliche Reise durch eine von rauen Elementen gepeitschte Winterlandschaft und den Gefahren für Leib und Leben zum Ausdruck bringen.[2]
Lowery ließ sich bei seiner Arbeit von Andrei Tarkowskis Andrej Rubljow und Kenneth Branaghs Henry V. inspirieren, der Film weise aber auch auf John Boormans Artus-Film Excalibur und Guillermo del Toros Pans Labyrinth hin, so Stephanie Zacharek.[9]
Die Hauptrolle von Sir Gawain besetzte Lowery mit Dev Patel.[10] Im Film ist Gawain der Neffe von König Artus und Königin Guinevere, gespielt von Sean Harris und Kate Dickie, und der Sohn der Hexe Morgan Le Fay, gespielt von Sarita Choudhury.[3] Alicia Vikander spielt in einer Doppelrolle Gawains Geliebte Essel und eine ihr ähnlich sehende Lady.[3] Ralph Ineson spielt in der Titelrolle den Green Knight, Erin Kellyman spielt St. Winifred.[11] In weiteren Rollen sind Joel Edgerton als ein Lord und Barry Keoghan als Scavenger zu sehen.
Die Kostüme entwarf Malgosia Turzanska.
Die deutsche Synchronisation entstand nach der Dialogregie von Rainer Martens im Auftrag der Iyuno Media Germany GmbH, Berlin.[12]
Darsteller | Synchronsprecher | Rolle |
---|---|---|
Dev Patel | Julius Jellinek | Gawain |
Alicia Vikander | Yvonne Greitzke | Essel/Lady |
Ralph Ineson | Tilo Schmitz | Grüner Ritter |
Sean Harris | Tobias Kluckert | König |
Kate Dickie | Kathrin Simon | Königin |
Joel Edgerton | Martin Kautz | Lord |
Sarita Choudhury | Dana Friedrich | Mutter |
Barry Keoghan | Patrick Baehr | Scavenger |
Erin Kellyman | Giovanna Winterfeldt | Winifred |
Die Aufnahmen entstanden im Jahr 2020 während des Corona-Lockdowns in Irland im County Tipperary und im County Wicklow, wo man in den ersten Monaten vor der Kulisse von Cahir Castle in Cahir drehte.[13] Dass viele Aufnahmen in Irland an den gleichen Orten wie für Excalibur erfolgten, habe man erst während der Dreharbeiten festgestellt, so Lowery.[7] Als Kameramann fungierte Andrew Droz Palermo.
Das Szenenbild entwarf Jade Healy, mit der Lowery bereits für A Ghost Story und Elliot, der Drache zusammenarbeitete.
Wie bei Lowerys vorherigen Filmen Ein Gauner & Gentleman und A Ghost Story komponiert Daniel Hart die Filmmusik. Das Soundtrack-Album mit 29 Musikstücken wurde am 30. Juli 2021 von Milan Records als Download veröffentlicht.[14] Harts Arbeit befindet sich in einer Shortlist in der Kategorie Beste Filmmusik bei der Oscarverleihung 2022.[15]
Der erste Trailer wurde im Mai 2021 vorgestellt.[16] Der Film sollte am 28. Mai 2020 in die deutschen[17] und am darauffolgenden Tag in die US-Kinos und die Kinos im Vereinigten Königreich kommen. Letztlich erfolgte der US-Kinostart am 30. Juli 2021 und in Deutschland am Tag zuvor.[18] Ebenfalls am 29. Juli 2021 kam er in die Schweizer Kinos.[19] Ab Mitte August 2021 wurde er beim Odesa International Film Festival vorgestellt[20] und Ende August 2021 beim Filmfestival Karlovy Vary gezeigt.[21] Am 26. März 2022 wird The Green Knight in das Programm von Amazon Prime Video aufgenommen.[22]
Chris Schinke vom Filmdienst beschreibt The Green Knight als eine Coming-of-Age-Geschichte unter verkehrten Vorzeichen: „Anstatt der großen freiheitlichen Verheißung am Ende ins filmisch so häufig bemühte Licht der offenstehenden Möglichkeiten zu folgen, erwartet den Helden hier eine rätselhafte, dunkle Vorherbestimmung – in einem gewissen Sinne ein grausamer Witz, doch auch für ein solches Ende muss Gawain sich erstmal als würdig erweisen.“ Am Ende sei der Held jedoch innerlich herangereift und sich seiner Männlichkeit versichert. Bis dahin stelle Dev Patel den Ritter als einen in vielen Situationen gebrochenen und bisweilen auch schwankenden Helden dar.[23] Obwohl oft als Coming-of-Age-Film beschrieben, erhielt der Film in den USA von der MPAA ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[24] In Deutschland wurde er von der FSK ab 16 Jahren freigegeben. In der Freigabebegründung wird auf einzelne düster-bedrohliche Passagen mit Gewaltdarstellungen verwiesen, das mittelalterliche Setting und der phantastische Charakter des Geschehens böten jedoch genug Entlastung.[25]
Der Film konnte 89 Prozent der 275 Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen und erhielt hierbei eine durchschnittliche Bewertung von 8 der möglichen 10 Punkte[26], womit er aus den 22. Annual Golden Tomato Awards als Erstplatzierter in der Kategorie Sci-Fi & Fantasy Movies der Filme des Jahres 2021 hervorging.[27] Auf Metacritic erhielt er einen Metascore von 85 von 100 möglichen Punkten, basierend auf 49 Kritiken.[28]
Brian Tallerico, der Herausgeber von rogerebert.com, schreibt, David Lowerys Drehbuch passe sich geschickt der poesievollen Struktur des Ausgangsmaterials an, kreise um Themen wie die Reimstruktur um ein Gedicht und entfalte seine Geschichte in filmischen Strophen, die sich wiederholen und sich gegenseitig kommentieren. Gawains Reise fühle sich immer mehr wie ein Traum an, als ob er das Bankett mit dem Grünen Ritter von Anfang an nie wirklich verlassen hätte, und der Film nehme durch eine zunehmende Orientierungslosigkeit an Fahrt auf. Gawains Reise sei nicht so sehr physischer, sondern mentaler und emotionaler Natur, und wie auch in seinen vorherigen Filmen gehe es in The Green Knight um die Sinnfrage einer menschlichen Existenz. Auch hier lasse Lowery dem Zuschauer unterschiedliche Lesarten des Films offen, wie bei einem Gedicht, das für jede Person, die es liest, von ganz individueller Bedeutung ist, und gerade genug Spielraum für Interpretationen, bleibe dabei selbstbewusst und lasse nie das Gefühl aufkommen, er wisse nicht, was er tue.[3]
Owen Gleiberman von Variety erklärt, der Film fühle sich an, als wäre er aus dem tiefsten, schlammigsten Sediment des Zeitalters des Rittertums gekratzt worden. Lowery setze bei der Dramatisierung der Geschichte um Gawain auf die Art der Entmelodramatisierung des Mittelalters, für die Robert Bressons Lancelot du Lac 1974 gefeiert wurde und habe so ein bewegendes christliches Gleichnis geschaffen, das heidnische Elemente verwendet, um in das Innere einer Christusgeschichte vorzustoßen. Der Protagonist träumt von dem Leben, das er hätte führen können, bis er die Kraft der Natur verspürt und sich einfach hingibt und lasse Gawain so zu einer Art Anti-Star-Wars-Held werden.[29]
Thomas Schultze von Blickpunkt:Film bemerkt in seiner Kritik, was eine klassische Heldenreise sein könnte mit einem Protagonisten, der an den Aufgaben wächst, sei The Green Knight das Porträt eines jungen Mannes, der nicht über seinen Schatten springen kann, an den Erwartungen scheitert und mit seinen Makeln und Ängsten hadert. Dev Patel sei in einer unerwarteten, beherzten, kernigen Darstellung brillant in der Rolle des an sich selbst zweifelnden und verzweifelnden Gawain und wirke dabei wie ein ganz moderner Anwärter auf die Tafelrunde, ein bisschen wie James Dean in Jenseits von Eden, einer, der sich nirgendwo verstanden fühlt und nicht weiß, wo er hingehört.[30]
Die Filmkritikerin Antje Wessels schreibt, Patel verleihe dem Film eine immense Traurigkeit, der auch eine bissig-süffisante Abrechnung mit den Begriffen Ehre und Männlichkeit sei, nicht im Gewand eines trockenen Aufklärungsfilms, sondern als mit Motiven des Horrorkinos angereichertes Fantasyspektakel.[31]
Chris Schinke vom Filmdienst erklärt, halluzinatorisch gesteigerte und traumartige Darstellungsformen, Traum und Wirklichkeit, überlagerten sich im Film beinahe nahtlos, und was genau in manchen Szenen passiert, stehe der Interpretation offen. An Stelle überladener Metaphern und klischeehafter Symbole trete bei Lowery ein durchdachtes Signalsystem, das beim Zuschauer die Erwartungshaltung einer Auflösung aller offener Fragen geschickt unterläuft, und so sei The Green Knight zugleich Affektkino in Reinform und eine surreale Pracht.[23]
Die weltweiten Einnahmen des Films aus Kinovorführungen belaufen sich auf 18,2 Millionen US-Dollar.[32]
Gotham Awards 2021
Hollywood Music in Media Awards 2021
London Critics’ Circle Film Awards 2021
National Board of Review Awards 2021
National Society of Film Critics Awards 2022
Saturn-Award-Verleihung 2022
St. Nick (2009) | The Saints – Sie kannten kein Gesetz (2013) | Elliot, der Drache (2016) | A Ghost Story (2017) | Ein Gauner & Gentleman (2018) | The Green Knight (2021) | Peter Pan & Wendy (2022)