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Harry Rowohlt (* 27. März 1945 in Hamburg als Harry Rupp; † 15. Juni 2015 ebenda[1]) war ein deutscher Schriftsteller, Hörbuchsprecher, Kolumnist, Übersetzer, Rezitator und Schauspieler.

Harry Rowohlt bei einer Lesung, 2009
Harry Rowohlt bei einer Lesung, 2009

Leben


Rowohlts Vater war der Verleger Ernst Rowohlt. Seine Mutter, die Schauspielerin Maria Pierenkämper, war bei seiner Geburt in dritter Ehe mit dem Maler Max Rupp verheiratet. Erst Mitte der 1950er Jahre ließ sie sich von Rupp scheiden und heiratete 1957 den über 20 Jahre älteren Ernst Rowohlt, der bereits 1960 starb.

Harry Rowohlt, 2003
Harry Rowohlt, 2003

Harry Rowohlt wuchs an verschiedenen Orten auf, besuchte das Walddörfer-Gymnasium in Hamburg und machte dort sein Abitur. Anschließend absolvierte er eine Lehre als Verlagsbuchhändler beim Suhrkamp Verlag in Frankfurt am Main, wo er seine spätere Ehefrau Ulla auf einem Ball kennenlernte,[2] und war anschließend Volontär im nunmehr von seinem Halbbruder Heinrich Maria Ledig-Rowohlt geleiteten Rowohlt Verlag und bei der New Yorker Grove Press. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er zeitweise als Werbetexter in der Werbeagentur GGK. Ab 1971 war er freiberuflicher Übersetzer aus dem Englischen.[3] Die erste Übersetzung war ein Kinderbuch von Alexander Sutherland Neill, das bis dahin als unübersetzbar galt; es erschien unter dem Titel Die grüne Wolke beim Rowohlt Verlag und erreichte auf Anhieb Platz eins der Spiegel-Bestseller-Liste.[4] Daneben wurde er bekannt als Vorleser der von ihm übersetzten Werke, als Autor der Kolumne Pooh’s Corner in der Wochenzeitung Die Zeit und als Darsteller des Obdachlosen Harry in der Fernsehserie Lindenstraße. Zu hören war er außerdem als Sprecher des Bären in Wenzel Storchs Spielfilm Die Reise ins Glück.

Er erbte 49 Prozent des Verlags von seinem Vater, lehnte es aber ab, in das Verlagsgeschäft einzusteigen.[5] 1982 verkauften die beiden Brüder schließlich das Unternehmen an die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Anfragen zum Verlag wehrte er mit einem Formschreiben ab: „Ich habe drei Rundschreiben. Rundschreiben 1 lautet: Ich bin ja schon froh, dass ich nicht Kiepenheuer und Witsch heiße. Wenn Sie was vom Rowohlt-Verlag wollen, wenden Sie sich an den Rowohlt-Verlag und nicht an mich. Weitersagen!“[6] In den 1970er Jahren trat er wegen Willy Brandt in die SPD ein.[7]

Rowohlts Kolumne Pooh’s Corner erschien bis 1998 in Abständen von drei bis zehn Wochen. Zwischen der ersten 1998er Corner (in der zweiten Kalenderwoche) und der zweiten lag über ein halbes Jahr. In den beiden folgenden Jahren kam je nur eine einzige Kolumne zu Stande, bis er schließlich, ohne weitere Erklärung, zunächst keine weiteren mehr schrieb. Ohne vorherige Ankündigung erschien in der Zeit Nr. 51/2005 vom 15. Dezember 2005 eine neue Pooh’s Corner, in der Rowohlt einleitend erklärte, er habe seine letzten Kolumnen mit wachsendem Unmut gelesen, weshalb er sie niemandem mehr zumuten mochte. Seitdem erschienen in loser Folge weitere von Rowohlts Corner-Beiträgen, der letzte im März 2013.

Gregor Gysi im Gespräch mit Harry Rowohlt, 2013
Gregor Gysi im Gespräch mit Harry Rowohlt, 2013

Rowohlt war außerdem für seine exzessiven Solo-Bühnenauftritte bekannt, die selten weniger als vier, manchmal sogar mehr als sechs Stunden dauerten. Er unterbrach die Lesungen häufig mit Kommentaren zu den Texten, abschweifenden Bemerkungen, Anekdoten, autobiografischen Erzählungen, Dialogen mit dem Publikum und vielem mehr, sodass die gelesenen Texte eher im Hintergrund standen. Die solcherart aufgelockerten Veranstaltungen nannte er lange Zeit „Schausaufen mit Betonung“, da er während der Lesung alkoholische Getränke zu sich nahm,[8] wozu er erläuterte: „Das Publikum hat ein Anrecht darauf mitzuerleben, wie der Referent sich zugrunde richtet“.[7] Zu seinem unverwechselbaren Aussehen erklärte er in einem Interview: „[…] wenn man als junger Mensch so aussah wie ein Hippie und sich einigermaßen selbst treu geblieben ist, sieht man als alter Sack aus wie ein Penner und nicht wie Joschka Fischer.“[9]

Im Juni 2007 gab Rowohlt bekannt, dass er an der nicht heilbaren Krankheit Polyneuropathie leide, die seine Gehfähigkeit stark beeinträchtigte. Die eigene Krankheit kommentierte er sarkastisch: „Ich brauch’ mich als passionierter Stubenhocker nicht groß umschulen zu lassen.“[10] Seine Rolle in der Lindenstraße wollte Rowohlt weiterführen, notfalls im Sitzen, wie er dem Produzenten unverzüglich mitteilte.[11] Nach längerer weitgehender Alkoholabstinenz gab Harry Rowohlt seit 2009 wieder Lesungen.[12] Da ausschließlich Wasser auf dem Tisch stand, nannte er die Veranstaltungen nun „Betonung ohne Schausaufen“.[13]

Grabstein von Harry Rowohlt
Grabstein von Harry Rowohlt

Rowohlt lebte zuletzt mit seiner Ehefrau in Hamburg-Eppendorf. In seinen letzten Lebensjahren litt Rowohlt auch an Lungenkrebs, an dessen Folgen er 2015 in Hamburg im Alter von 70 Jahren starb.[14] Er wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt. Der Grabstein ist ein Findling, auf dem neben einer Wiedergabe von Rowohlts Autogramm sein Geburts- und Sterbejahr eingemeißelt wurden.


Rezeption



Ehrungen und Auszeichnungen



Veröffentlichungen



Autor



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Hörspiele




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Einzelnachweise


  1. Der Mann mit der Bärenstimme: Harry Rowohlt ist tot (Memento vom 18. Juni 2015 im Internet Archive) In: Die Zeit vom 16. Juni 2015.
  2. Frühstück mit Harry Rowohlt. 6. April 2012, abgerufen am 23. September 2022.
  3. in: Jan Mühldorfer, Matthias Benirschke: In allen Belangen ein Original. Marler Zeitung. 17. Juni 2015, S. 11.
  4. deutschlandfunkkultur.de: Horrorklassiker für Kinder. Abgerufen am 23. September 2022.
  5. Süddeutsche Zeitung: Ein Mann, ein Wort, ein Brummen. Abgerufen am 23. September 2022.
  6. „Ich habe doch fast alle Berufe“ - Interview mit Harry Rowohlt (Memento vom 25. August 2007 im Internet Archive), Moritz - das Greifswalder Studentenmagazin, 15. Juni 2007.
  7. Harry Rowohlt im Gespräch mit Wolfram Runkel und Christof Siemens: Eins in die Fresse. In: Die Zeit. 23. März 2005, abgerufen am 5. Dezember 2008.
  8. „Ich erzähle mir selber was“ - Interview mit Harry Rowohlt (Memento vom 6. Oktober 2008 im Internet Archive), Buchjournal, 12. Juni 2004; Ulrich Greiner: Abschied vom Großen Bären. In: Die Zeit 18. Juni 2015, S. 50.
  9. Vera Scheuble, Kristina Steeg: Interview mit Harry Rowohlt. (Memento vom 20. Januar 2009 im Internet Archive) auf der Website des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums, Bonn.
  10. Lesung fällt aus!: Harry Rowohlt. In: Die Tageszeitung: taz. 23. Juni 2007, ISSN 0931-9085, S. 31 (taz.de [abgerufen am 23. September 2022]).
  11. VIP LOUNGE: Kult-Penner Harry unheilbar krank | News - Hamburger Morgenpost. 23. November 2011, abgerufen am 23. September 2022.
  12. Ralf Sotscheck: Harry Rowohlt über Polyneuropathen: "Viermal pro Jahr die Kante geben". In: Die Tageszeitung: taz. 12. Oktober 2009, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. September 2022]).
  13. Berliner Zeitung: Harry Rowohlt und Gregor Gysi lasen aus dem unzensierten Briefwechsel von Marx und Engels: Betonung ohne Schausaufen. Abgerufen am 23. September 2022.
  14. Thomas Bodmer: «Sagen, was man denkt. Und vorher was gedacht haben» (Memento vom 18. Juni 2015 im Internet Archive). In: Tagesanzeiger vom 16. Juni 2015.
  15. Scheuer Mensch mit trockenem Humor, deutschlandradiokultur.de vom 17. Juni 2015, abgerufen am 21. Juni 2015
  16. Cartoon, schauburgorbiter.wordpress.com, abgerufen am 3. August 2015
  17. Freie Akademie der Künste Hamburg - Mitglied werden im Freundeskreis. Abgerufen am 23. September 2022 (deutsch).
Personendaten
NAME Rowohlt, Harry
ALTERNATIVNAMEN Rupp, Harry (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Rezitator
GEBURTSDATUM 27. März 1945
GEBURTSORT Hamburg, Deutsches Reich
STERBEDATUM 15. Juni 2015
STERBEORT Hamburg, Deutschland

На других языках


- [de] Harry Rowohlt

[en] Harry Rowohlt

Harry Rowohlt (27 March 1945 – 15 June 2015) was a German writer and translator.[1] He also played the role of a derelict in the famous German weekly-soap Lindenstraße.[2]



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