Jiří Menzel (* 23. Februar 1938 in Prag; † 5. September 2020 ebenda[1]) war ein tschechischer Regisseur und Schauspieler. Er war eine der Hauptfiguren der tschechoslowakischen Nouvelle Vague, die in den 1960ern weltweit für Aufsehen sorgte.
Jiří Menzel (2007)
Leben
Jiří Menzel wurde 1938 als Sohn des Kinderbuchautors Josef Menzel geboren. Während seiner Ausbildung an der Prager Filmhochschule FAMU von 1957 bis 1962 drehte er seine ersten Kurzfilme Domy z panelů (1960) und Umřel nám pan Foerster (1962). Danach arbeitete er bis 1965 bei der Wochenschau. Eine Tournee mit der Theatergruppe „La Madragola“ führte ihn 1967 durch die Tschechoslowakei und andere osteuropäische Länder. Menzel inszenierte an Theatern in Stockholm, Basel und Bochum.
Sein Filmdebüt als Schauspieler hatte er 1962 in Strop von Věra Chytilová. Menzel war seitdem sowohl als Darsteller als auch Regisseur in Kino- und Fernsehproduktionen tätig. Seine Komödie Liebe nach Fahrplan aus dem Jahr 1966 wurde beim Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg ausgezeichnet und erhielt einen Oscar, sein späterer Film Heimat, süße Heimat von 1985 wurde ebenfalls für den Oscar nominiert. Menzels Komödie Rozmarné léto (1968) wurde auf dem Filmfestival in Karlovy Vary prämiert.
Jiří Menzel in Wiesbaden im April 2016
Für literarische Vorlagen bediente sich Menzel häufig bei seinem Landsmann Bohumil Hrabal; als er 1969 dessen Lerchen am Faden verfilmte, wurde dieser satirische Film nach der Niederschlagung des Prager Frühlings verboten. Er wurde erst 1990 bei der Berlinale einem internationalen Publikum gezeigt und mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Menzel wurde 1970 mit einem Berufsverbot beim Film belegt, wandte sich dem Theater zu und galt als prägende Figur seiner Hausbühne im Prager Stadtteil Vinohrady.
Mit Postřižiny (1980), einer Geschichte aus dem Böhmen der 1920er Jahre, hatte er großen Erfolg beim Publikum. Mehrfach spielte er in den 1970er und 80er Jahren in ungarischen und deutschen Filmen, darunter in Gyula MaársFelhőjáték (1983) und Krzysztof ZanussisDas lange Gespräch mit dem Vogel (1990).
In den 1990er Jahren bemühte sich Menzel zunächst erfolglos um die Verfilmung von Hrabals Ich habe den englischen König bedient. Erst 2005 konnte er, nach dem Scheitern mehrerer Konkurrenzprojekte (u.a. von Karel Kachyňa), mit den Dreharbeiten beginnen. Der Film, mit Julia Jentsch und Oldřich Kaiser in den Hauptrollen, feierte im November 2006 seine Premiere und wurde ein Jahr später mit dem Böhmischen Löwen, dem nationalen Filmpreis Tschechiens, preisgekrönt.
Menzel starb nach langer Krankheit am 5.September 2020 im Alter von 82 Jahren mit einer COVID-19-Erkrankung.[2][3]
Filmografie
Regie
1960: Domy z panelů
1962: Umřel nám pan Foerster
1963: Von etwas anderem (O něčem jiném) (Regieassistenz)
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