Johann Peter Weißmüller (genannt Johnny Weissmuller, getauft auf den Namen János Weißmüller;[1] * 2. Juni 1904 in Szabadfalu (deutsch Freidorf), Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn; † 20. Januar 1984 in Acapulco, Mexiko) war ein US-amerikanischer Schwimmer, Wasserballspieler, fünfmaliger Olympiasieger und Filmschauspieler. Er war der erste Mensch, der die 100-Meter-Strecke in unter einer Minute schwamm. Nach dem Ende seiner Schwimmlaufbahn wurde er als Tarzan-Darsteller in zwölf Kinofilmen weltberühmt.[2]
Als Weissmüller sieben Monate alt war, wanderten seine Eltern, die Donauschwaben Petrus Weißmüller (1876–1938) und Elisabeth Kersch (1885–1964),[3] aus Österreich-Ungarn in die USA aus, wo sie am 26. Januar 1905 in Ellis Island, New York ankamen. Die in der Passagierliste als Deutsche mit ungarischer Staatsbürgerschaft geführten Familienangehörigen änderten ihre Namen mit der Einreise, so dass János Weißmüller zu Peter John Weissmuller wurde; der Vater nannte sich Peter Weissmuller. In der neuen Heimat ging die Familie nach Windber, einer Ortschaft im Somerset County in Pennsylvania, wo der Vater Arbeit im Steinkohlenbergbau fand. Der Schwager der Eheleute, Johann Ott, war bereits 1902 nach Windber ausgewandert und hatte die Atlantiküberfahrt der Familie bezahlt. Am 3. September 1905 wurde hier Johnnys jüngerer Bruder Peter Weissmuller Jr. geboren.
In Windber lebte die Familie einige Jahre, bis sie nach Chicago zog, wo Johnny gemeinsam mit seinem Bruder in einem Viertel der Banater Schwaben aufwuchs. Johnny Weissmüller nahm hier an einigen Jodelwettbewerben teil. Das Jodeln wurde schließlich zur Grundlage des von ihm kreierten Tarzanschreis.
Weissmüllers Vater betrieb mit mäßigem Erfolg eine Bar und arbeitete in einer Brauerei, verprügelte des Öfteren die Familie und trennte sich schließlich von ihr. Im Alter von zwölf Jahren verließ Weissmüller die Schule, lebte zeitweise auf der Straße und schlug sich als Liftboy und Page durch. Während seiner Kindheit litt er an verschiedenen Krankheiten; sein Vater äußerte später in einem Radiointerview, dass die Ärzte seinem Sohn keine 30 Lebensjahre gaben. Während dieser für ihn schwierigen Zeit lernte Johnny Weissmüller den Umständen zu trotzen und zu kämpfen. Auf Anraten seines damaligen Arztes begann er mit dem Schwimmen und entdeckte darin seinen sportlichen Ehrgeiz und seine Berufung.
In den 1970er Jahren musste er erkennen, dass sein Herz den hohen Anforderungen eines ehemaligen Leistungssportlers nicht mehr gewachsen war. In dieser Zeit war er mehrfach stationär in Behandlung, unter anderem wegen eines Bein- und Hüftbruchs. Hinzu kam ein Schlaganfall. Danach war er kurze Zeit in einem amerikanischen Altersheim in Kalifornien (dem Motion Picture & Television Country House and Hospital), verließ es jedoch, weil er sich dort nicht wohlfühlte.
1984 starb Weissmüller verarmt nach mehreren Schlaganfällen in Acapulco, Mexiko. Beim Absenken seines Sarges in die Erde ertönte auf Wunsch seiner Frau Maria Baumann der weltberühmte Dschungelschrei. Auf seinem Grabstein in Acapulco steht schlicht: „Johnny Weissmüller 1904–1984“. Inzwischen steht dort auch eine Stele mit einer Gedenktafel. An seinem ehemaligen Haus ist ebenfalls eine Gedenktafel angebracht.
Seine fünfte und letzte Ehefrau, die gebürtige Berlinerin Maria Weissmüller, starb am 7. März 2004 im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Acapulco und wurde an der Seite ihres Mannes beerdigt.
Weissmüller war ein begeisterter Jodler und gewann mehrere Wettbewerbe. Auch der Hauptteil des berühmten Tarzan-Schreies war aus Jodlern zusammengemischt. Spätere Tarzan-Filme nahmen sich den weltberühmten Dschungelschrei als Beispiel.
Weissmüller war fünfmal verheiratet: mit Bobbe Arnst (1931–1933), Lupe Vélez (1933–1939), Beryl Scott (1939–1948), Alleen Gates, spätere McCleland (1948–1962) und Maria Baumann (1963 bis zu seinem Tod 1984). Mit seiner dritten Ehefrau Beryl Scott hatte er drei Kinder: Johnny Weissmuller Jr. (23. September 1940 bis 27. Juli 2006), Heidi Elizabeth Weissmuller (31. Juli 1944 bis 19. November 1962) und Wendy Anne Weissmuller (* 1. Juni 1942).
Johnny Weissmüller | ||||||||||||||||||||||
Persönliche Informationen | ||||||||||||||||||||||
Name: | Johann Peter Weißmüller | |||||||||||||||||||||
Nation: | Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten | |||||||||||||||||||||
Schwimmstil(e): | Freistil | |||||||||||||||||||||
Verein: | Illinois Athletic Club | |||||||||||||||||||||
Geburtstag: | 2. Juni 1904 | |||||||||||||||||||||
Geburtsort: | Freidorf, Temeswar | |||||||||||||||||||||
Sterbedatum: | 20. Januar 1984 | |||||||||||||||||||||
Sterbeort: | Acapulco | |||||||||||||||||||||
Größe: | 1,91 m | |||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | ||||||||||||||||||||||
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Medaillen
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Im Alter von 17 Jahren wurde er zum ersten Mal US-Meister über 50 Yards Freistil, noch im selben Jahr schwamm er seinen ersten Weltrekord in 1:27,4 Minuten über 150 Yards Freistil. Als bester Schwimmer seiner Zeit war er auch der erste Mensch, der die 100-Meter-Strecke in unter einer Minute bewältigte: Am 9. Juli 1922 stellte Weissmüller in Alameda, Kalifornien in genau 58,6 Sekunden einen neuen Weltrekord über 100 Meter auf.[5] Zu Beginn der 1920er Jahre bildete er seinen eigenen Schwimmstil heraus und übernahm den zuvor von Charles Daniels entwickelten sogenannten „American Crawl“.
In den 1920er Jahren wurde er der ungeschlagene fünffache Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1924 (100 und 400 m Freistil, 4 × 200-m-Freistilstaffel) und 1928 (100 m Freistil und 4 × 200-m-Freistilstaffel). Hinzu kam 1924 außerdem die Bronzemedaille im Wasserball.
Offiziell stellte Weissmüller 51 Weltrekorde auf. Wie viele er tatsächlich schwamm, ist unbekannt, weil er es mitunter versäumte, die Rekordprotokolle einzureichen. Überliefert werden Zahlen wie zum Beispiel 67 Weltrekorde. 1965 wurde er für seine herausragenden sportlichen Leistungen in die Ruhmeshalle des internationalen Schwimmsports aufgenommen.
Weissmüller war der erste Sportler, der aufgrund seines Erfolgs in den Filmstudios von Hollywood Karriere machen konnte. Zwischen 1932 und 1948 spielte er in zwölf Tarzan-Filmen die Rolle des Urwaldmenschen, die ihn weltberühmt machte. Ihm reichte dafür ein einziger Satz auf der Leinwand:
Seine eher mäßige schauspielerische Begabung rechtfertigte Weissmüller mit den Worten: „Das Publikum verzeiht meine Schauspielerei, weil es weiß, dass ich ein Athlet bin.“ Er gilt bis heute als der bekannteste Tarzandarsteller aller Zeiten.
Jahr | Filmtitel | Originaltitel | Co-Darsteller |
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1932 | Tarzan, der Affenmensch | Tarzan the Ape Man | Maureen O’Sullivan, Neil Hamilton, C. Aubrey Smith |
1934 | Tarzans Vergeltung | Tarzan and his Mate | Maureen O’Sullivan, Neil Hamilton, Paul Cavanagh |
1936 | Tarzans Rache | Tarzan Escapes | Maureen O’Sullivan, John Buckler, Herbert Mundin |
1939 | Tarzan und sein Sohn | Tarzan Finds a Son! | Maureen O’Sullivan, Johnny Sheffield, Ian Hunter |
1941 | Tarzans geheimer Schatz | Tarzans Secret Treasure | Maureen O’Sullivan, Johnny Sheffield, Reginald Owen |
1942 | Tarzans Abenteuer in New York | Tarzan’s New York Adventure | Maureen O’Sullivan, Johnny Sheffield, Charles Bickford |
1942 | Tarzan und die Nazis | Tarzan Triumphs | Frances Gifford, Johnny Sheffield, Stanley Ridges |
1943 | Tarzan, Bezwinger der Wüste | Tarzan’s Desert Mystery | Nancy Kelly, Johnny Sheffield, Otto Kruger |
1945 | Tarzan und die Amazonen | Tarzan and the Amazons | Brenda Joyce, Johnny Sheffield, Henry Stephenson |
1946 | Tarzan und das Leopardenweib | Tarzan and the Leopard Woman | Brenda Joyce, Johnny Sheffield, Acquanetta |
1947 | Tarzan wird gejagt | Tarzan and the Huntress | Brenda Joyce, Johnny Sheffield, Patricia Morison |
1948 | Tarzan in Gefahr | Tarzan and the Mermaids | Brenda Joyce, George Zucco, Linda Christian |
Vor seiner Karriere als Tarzan war Weissmüller 1925 in dem deutschen Film Wege zu Kraft und Schönheit auf der Leinwand zu sehen. Von 1948 bis 1956 drehte er in der Hauptrolle des Jungle Jim eine weitere, sechzehnteilige Filmserie, die ihn als Urwaldherrscher zeigt, und eine gleichnamige Fernsehserie in 26 Episoden.
Der Weltruhm als Tarzan gilt neben fehlenden Schauspielqualitäten allgemein als Grund für das Ausbleiben späterer Rollenangebote. Nach 1956 trat er noch in der Komödie Won Ton Ton – der Hund, der Hollywood rettete (1976) als Bühnenarbeiter auf.[6]
1896: Alfréd Hajós | 1904: Zoltán von Halmay (100 yd) | 1908: Charles Daniels | 1912: Duke Kahanamoku | 1920: Duke Kahanamoku | 1924: Johnny Weissmüller | 1928: Johnny Weissmüller | 1932: Yasuji Miyazaki | 1936: Ferenc Csik | 1948: Walter Ris | 1952: Clarke Scholes | 1956: John Henricks | 1960: John Devitt | 1964: Donald Schollander | 1968: Michael Wenden | 1972: Mark Spitz | 1976: James Montgomery | 1980: Jörg Woithe | 1984: Ambrose Gaines | 1988: Matt Biondi | 1992: Alexander Popow | 1996: Alexander Popow | 2000: Pieter van den Hoogenband | 2004: Pieter van den Hoogenband | 2008: Alain Bernard | 2012: Nathan Adrian | 2016: Kyle Chalmers | 2020: Caeleb Dressel
Liste der Olympiasieger im Schwimmen
1896: Paul Neumann (500 m) | 1904: Charles Daniels (440 Yds) | 1908: Henry Taylor | 1912: George Hodgson | 1920: Norman Ross | 1924: Johnny Weissmüller | 1928: Alberto Zorrilla | 1932: Buster Crabbe | 1936: Jack Medica | 1948: William Smith | 1952: Jean Boiteux | 1956: Murray Rose | 1960: Murray Rose | 1964: Donald Schollander | 1968: Mike Burton | 1972: Brad Cooper | 1976: Brian Goodell | 1980: Wladimir Salnikow | 1984: George DiCarlo | 1988: Uwe Daßler | 1992: Jewgeni Sadowy | 1996: Danyon Loader | 2000: Ian Thorpe | 2004: Ian Thorpe | 2008: Tae-hwan Park | 2012: Sun Yang | 2016: Mack Horton | 2020: Ahmed Hafnaoui
Liste der Olympiasieger im Schwimmen
1908: Vereinigtes Konigreich 1801 Derbyshire, Radimilovic, Foster, Taylor (GBR) | 1912: Australasien Healy, Champion, Boardman, Hardwick (ANZ) | 1920: Vereinigte Staaten 48 McGillivray, Kealoha, Ross, Kahanamoku (USA) | 1924: Vereinigte Staaten 48 Weissmüller, O’Connor, Glancy, Breyer, Howell (USA) | 1928: Vereinigte Staaten 48 Weissmüller, Clapp, Laufer, Kojac (USA) | 1932: Japan 1870 Yusa, Miyazaki, Yokoyama, Toyoda (JPN) | 1936: Japan 1870 Yusa, Sugiura, Arai, Taguchi (JPN) | 1948: Vereinigte Staaten 48 Ris, McLane, Wolf, Smith (USA) | 1952: Vereinigte Staaten 48 Moore, Woolsey, Konno, McLane (USA) | 1956: Australien O’Halloran, Devitt, Rose, Henricks (AUS) | 1960: Vereinigte Staaten Harrison, Blick, Troy, Farrell (USA) | 1964: Vereinigte Staaten Schollander, Clark, Saari, Ilman (USA) | 1968: Vereinigte Staaten Schollander, Spitz, Nelson, Rerych (USA) | 1972: Vereinigte Staaten Spitz, Kinsella, Tyler, Genter (USA) | 1976: Vereinigte Staaten Bruner, Furniss, Naber, Montgomery (USA) | 1980: Sowjetunion 1955 Kopljakow, Salnikow, Stukolkin, Krylow (URS) | 1984: Vereinigte Staaten Heath, Larson, Float, Hayes (USA) | 1988: Vereinigte Staaten Dalbey, Cetlinski, Gjertsen, Biondi (USA) | 1992: Vereintes Team Lepikow, Pyschnenko, Tajanowitsch, Sadowy, Kudrjawzew, Muchin (EUN) | 1996: Vereinigte Staaten Davis, Hudepohl, Schumacher, Berube, Olsen (USA) | 2000: Australien Thorpe, Klim, Pearson, Kirby, Hackett, Kowalski (AUS) | 2004: Vereinigte Staaten Phelps, Lochte, Vanderkaay, Keller, Ketchum, Goldblatt (USA) | 2008: Vereinigte Staaten Phelps, Lochte, Berens, Vanderkaay, Walters, Vendt, Keller (USA) | 2012: Vereinigte Staaten Lochte, Dwyer, Berens, Phelps, Houchin, McLean, Tarwater (USA) | 2016: Vereinigte Staaten Dwyer, Haas, Lochte, Phelps, Smith, Conger, Bentz (USA) | 2020: Vereinigtes Konigreich Dean, Guy, Richards, Scott, Jarvis (GBR)
Liste der Olympiasieger im Schwimmen
Personendaten | |
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NAME | Weissmüller, Johnny |
ALTERNATIVNAMEN | Weissmuller, Peter John; Weissmuller, Johnny; Weissmüller, Johann (Hans); Weissmüller, Janos; Weißmüller, János (Taufname) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Schwimmer, Wasserballspieler und Filmschauspieler |
GEBURTSDATUM | 2. Juni 1904 |
GEBURTSORT | Szabadfalu, Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn |
STERBEDATUM | 20. Januar 1984 |
STERBEORT | Acapulco, Mexiko |