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Karl Bernhard Dall (* 1. Februar 1941 in Emden; † 23. November 2020 in Hamburg) war ein deutscher Fernsehmoderator, Sänger, Schauspieler und Komiker.

Karl Dall (2009)
Karl Dall (2009)
Dall mit seiner älteren Schwester (2017)
Dall mit seiner älteren Schwester (2017)

Leben und Wirken



Herkunft


Karl Dall kam 1941 im ostfriesischen Emden als Sohn eines Schulrektors und einer Lehrerin zur Welt. Er hatte zwei Schwestern und einen Bruder namens Otto Dall (* 1938), der von 1988 bis 2003 Inhaber des Lehrstuhls für Technik und ihre Didaktik II an der Technischen Universität Dortmund war.[1] Die Familie wurde drei Monate nach seiner Geburt wegen Bombenangriffen nach Hessen verbracht. Nach Kriegesende wuchs er zunächst in Gehlbergen auf und besuchte ab 1948 die Grundschule in Wöpse. 1950 zog seine Familie mit ihm nach Leer um. In der zehnten Klasse verließ Karl Dall die Mittelschule in Brinkum, die er ab 1957 besucht hatte, und machte ab 1959 eine Ausbildung zum Schriftsetzer[2] in der Druckerei Rautenberg in Leer. Sein markantes Aussehen mit dem „hängenden“ rechten Augenlid war die Folge einer angeborenen Lidmuskelschwäche (Ptosis).[3] Er ging dann nach Berlin, wo er als Schriftsetzer und Kulissenschieber arbeitete. In Kreuzberger Lokalen hatte er seine ersten Auftritte.[4] Für eine Tagesgage von 40 Mark spielte er als Kleinstdarsteller einen Saloon-Besucher im Karl-May-Film Winnetou 1. Teil.[5]


Karriere


1967 gründete er mit Ingo Insterburg, Jürgen Barz und Peter Ehlebracht die Komödiantengruppe Insterburg & Co., der er bis Ende der 1970er Jahre angehörte. Durch die Radio-Bremen-Reihe Musikladen wurde das Quartett weithin populär. Nach der Auflösung von Insterburg & Co. begann Dall eine Solokarriere als Bühnenkünstler und arbeitete auch fürs Fernsehen. In der WDR-Produktion Plattenküche trat er 1979 in mehreren Folgen als Kantinenkoch „Karl Toffel“ in zahlreichen Sketchen auf. In der von Kurt und Paola Felix präsentierten Sendung Verstehen Sie Spaß?, die im Ersten ausgestrahlt wurde, war er von 1983 bis 1990 unter anderem als chaotischer Filmvorführer und Spaßtelefonierer vertreten.

Im deutschen Hörfunkprogramm von Radio Luxemburg moderierte Dall eine Blödelshow. Im regionalen Fernsehprogramm Südwest 3 hatte er beim „Brettl-Talk“ seine Form des Nonsens-Gesprächs entwickelt. Als RTLplus Ende 1984 einen Nachfolger für den zur ARD gewechselten Mike Krüger suchte, der im RTL-Vorabendprogramm ebenfalls eine Blödel-Talkshow präsentiert hatte, war Dall eine naheliegende Wahl. Am 19. Januar 1985 hatte seine Sendung Dall-As Premiere; ab dem 31. August 1985 wurde sie bis Ende 1991 alle 14 Tage im Spätprogramm des Senders ausgestrahlt.[6] Mediale Aufmerksamkeit erreichte das Format, dessen Konzept es war, Gäste zu irritieren und zu provozieren, im Jahr 1986, als Roland Kaiser eine Sendung verärgert vorzeitig verließ, nachdem es zu Unstimmigkeiten zwischen der Moderation und ihm kam; allerdings besuchte Kaiser die Sendung später erneut. Die Wildecker Herzbuben nannte er „Wildecker Speckbuben“. Einen anderen Gast fragte er: „Was macht Ihr Friseur im Hauptberuf?“ Nach seinem Wechsel zu Sat.1 setzte Dall die Sendung dort ab dem 4. Januar 1992 unter dem Titel Jux und Dallerei fort. Eine Klage des Fernsehsenders RTL gegen Sat.1 wegen inhaltlicher Überschneidungen wurde abgewiesen.

Ab 1991 moderierte Dall zwei Jahre lang die Sendung Koffer Hoffer bei Tele 5. 1996 war er Mitglied im Anfangsensemble der von Rudi Carrell produzierten Sendung 7 Tage, 7 Köpfe auf RTL. Differenzen zwischen Carrell, der seine Sendungen generell mit Akribie plante, und dem spontanen Dall führten dazu, dass dieser das Ensemble 1997 wieder verließ.

Des Weiteren moderierte er bei RTL die Sendungen Karls Kneipe (1997), Die Karl Dall-Show (1999–2000) sowie bei Kabel 1 Weißt Du noch? Das Retro-Quiz (2003–2004)[7]. 2005 machte er eine Tournee mit Ingo Insterburg.[8] Mitte September 2006 erschien Dalls Autobiografie mit dem Titel Auge zu und durch. Im Oktober 2012 feierte Dall mit dem Ein-Mann-Theaterstück Der Opa des isländischen Autors Bjarni Haukur Þórsson Premiere. Dall stand damit auch zum ersten Mal für ein Theaterstück auf der Bühne.[9] Von Mai 2015 bis Oktober 2016 war Dall mit seinem letzten Live-Programm Der alte Mann will noch mehr unterwegs, in dem er einen Querschnitt aus allen Jahrzehnten seines Schaffens zeigte.[10]

Im September 2016 strahlte der Sender Tele 5 die zwölf Folgen umfassende Dokusoap Old Guys on Tour aus. Innerhalb von 21 Tagen wollten vier ehemalige Showmaster (Jörg Draeger, Frederic Meisner, Björn-Hergen Schimpf und Harry Wijnvoord) den Jakobsweg gehen. Dall war der Reiseführer, Moderator und Kommentator während der mehrwöchigen TV-Wanderung.


Musik


Karl Dall nahm immer wieder Singles auf, von denen einige erfolgreich in die Hitparade einstiegen. Das Stück Diese Scheibe ist ein Hit kann als Parodie auf das schnelllebige Popmusikgeschäft verstanden werden („Diese Scheibe ist ein Hit – wann kriegt ihr das endlich mit? Diese Scheibe müsst ihr koofen, das ist ’ne Scheibe für die Doofen“). Das Stück wurde von Dall alleine eingesungen, aber unter Mitwirkung von Insterburg & Co. eingespielt.

Weitere Erfolgstitel waren Millionen Frauen lieben mich, Heute schütte ich mich zu und Der älteste Popper der Stadt. Dall sprach meist mehr als er sang und nahm sich und seine Umwelt ironisch „auf die Schippe“; oftmals kokettierte er mit Figuren, die sich selbst für attraktiv und erfolgreich halten, es aber in Wahrheit nicht sind. Stilistisch sind seine Plattenaufnahmen überwiegend dem Genre „Blödel-Schlager“ zuzuordnen. Eine Ausnahme war das Album Hoppla, jetzt komm ich, auf dem er alte Seemanns- und Heimatlieder aus Hamburg, darunter Stücke von Hans Albers, interpretierte. Ab 2005 trat er auch wieder zusammen mit Ingo Insterburg auf.


Privatleben


1972 hatte er die im selben Jahr stillgelegte Haseborgsche Windmühle in Möhlenwarf als Wohnsitz erworben, die er 2010 wieder verkaufte.[12] Er lebte zuletzt im Hamburger Stadtteil Eppendorf.

Im September 2014 erhob die Staatsanwaltschaft Zürich Anklage gegen Dall wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und versuchten Nötigung einer Schweizer Journalistin. Dall bestritt die Anschuldigungen der wegen Stalking vorbestraften Frau.[13][14][15] Der Prozess endete mit einem Freispruch für Dall,[16] der Ende Juli 2015 rechtskräftig wurde, nachdem die als Nebenklägerin auftretende Journalistin ihren Antrag auf Berufung zurückgezogen hatte.[17]


Familie und Tod


Ab November 2020 stand Dall für eine Gastrolle in der ARD-Serie Rote Rosen vor der Kamera. Während der Dreharbeiten erlitt er einen Schlaganfall, an dessen Folgen er zwölf Tage später starb.[18] Er hinterlässt seine Frau Barbara, mit der er seit 1971 verheiratet war, und eine Tochter, die als Stuntfrau in Kanada arbeitet.[19] Karl Dall wurde wegen der Covid-19-Pandemie erst im Juni 2021 in der Nordsee vor Sylt seebestattet.[20]


Filme



Shows und Serien



Diskografie



Auszeichnungen



Werke




Commons: Karl Dall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Website der TU Dortmund (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mb.tu-dortmund.de
  2. Dagmar Voss: Karl Dall: Schon früh witzig. In: weser-kurier.de. 14. Februar 2021, abgerufen am 26. Mai 2021.
  3. Karl Dall lüftet sein Augen-Geheimnis. In: Bild. 10. September 2006, abgerufen am 23. November 2020.
  4. Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 169.
  5. Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Zweiter Band, S. 261
  6. Harald Keller: Die Geschichte der Talkshow in Deutschland. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009, S. 269 ff.
  7. Uwe Mantel: Wegen schlechten Quoten: Aus für Retroquiz bei Kabel 1. In: DWDL.de. 24. November 2004, abgerufen am 28. Juli 2022.
  8. „Jetzt begreifen wir die Begeisterung“. 20. Februar 2005, abgerufen am 4. November 2020.
  9. Schmidt-Theater – „Der Opa“ Karl Dall hat sich eingespielt. In: Hamburger Abendblatt. 17. Oktober 2012, abgerufen am 19. Mai 2014.
  10. Karl Dall zeigt sein „Best Of“. In: Delmenhorster Kurier. 12. Mai 2015, abgerufen am 29. Mai 2015.
  11. Karl Dall auf OffizielleCharts.de
  12. Stephan Schmidt: Karl Dall hat seine Windmühle verkauft. In: Ostfriesen-Zeitung. 28. Mai 2010, abgerufen am 24. November 2020 (vollständiger Artikel nur im kostenpflichtigen Abo abrufbar).
  13. Das Sündenregister der Prominenten-Stalkerin. In: Blick. 6. April 2014, abgerufen am 23. Juli 2015.
  14. Anklage gegen Karl Dall erhoben. Medienmitteilung der Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat vom 24. September 2014, abgerufen am 28. September 2014
  15. Stephan Kürthy: Vergewaltigungsvorwürfe. Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Karl Dall. In: Bild.de. 23. September 2014, abgerufen am 23. September 2014.
  16. Aus Mangel an Beweisen: Freispruch für Karl Dall. SRF, 9. Dezember 2014, abgerufen am 9. Dezember 2014.
  17. Freispruch von Karl Dall ist rechtskräftig. In: Der Spiegel. 30. Juli 2015, abgerufen am 24. November 2020.
  18. "Wenn ich das noch miterleben darf" . Letztes Video von Karl Dall sorgt für Gänsehaut. In: T-Online.de. 24. November 2020, abgerufen am 23. November 2020.
  19. So freuen sich Tochter und Enkelin: Küsschen aus Kanada für Karl Dall. In: Blick. 10. Dezember 2014, abgerufen am 10. Dezember 2014.
  20. Komiker Karl Dall in Nordsee vor Sylt bestattet. In: orf.at. dpa, 27. Juni 2021, abgerufen am 28. Juni 2021.
Personendaten
NAME Dall, Karl
ALTERNATIVNAMEN Dall, Karl Bernhard (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Fernsehmoderator, Sänger, Schauspieler und Komiker
GEBURTSDATUM 1. Februar 1941
GEBURTSORT Emden, Ostfriesland
STERBEDATUM 23. November 2020
STERBEORT Hamburg

На других языках


- [de] Karl Dall

[en] Karl Dall

Karl Bernhard Dall (German: [kaʁl ˈdal] (listen), 1 February 1941 – 23 November 2020) was a German comedian, singer, and television presenter. His distinctive 'hanging' eye was caused by a congenital ptosis.



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