Matthias Frederik Brandt (* 7. Oktober 1961 in West-Berlin) ist ein deutscher Schauspieler, Hörbuchsprecher und Autor. Seit 1989 trat er in über 80 Film- und Fernsehproduktionen vor die Kamera und wirkte in zahlreichen Theaterstücken. Einem breiten Fernsehpublikum wurde er unter anderem als Münchner Kommissar Hanns von Meuffels in der ARD-Krimireihe Polizeiruf 110 bekannt.
Leben
Familie und Privates
Matthias Brandt ist der jüngste von gesamt drei Söhnen des früheren deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt (1913–1992) und dessen Frau Rut, geb. Hansen (1920–2006).[1] Seine Schulzeit verbrachte er in Bonn und spielte bereits im Schultheater.[1] Als er 18 Jahre alt war, trennten sich seine Eltern.[1] Seine beiden älteren Brüder sind der Historiker Peter Brandt (*1948) und der Schriftsteller und Filmemacher Lars Brandt (*1951).[1] Seine ältere Halbschwester Ninja (*1940) entstammt der ersten Ehe (1941–1948) Willy Brandts mit Carlota Thorkildsen.[1]
Brandt sieht seit seiner Geburt auf dem linken Auge sehr schlecht, ist dadurch – nach eigenen Angaben – aber nicht beeinträchtigt.[1] Er ist evangelisch getauft, trat aber im Alter von 18 Jahren aus der Kirche aus.[1] Er ist verheiratet und hat eine Tochter.[1]
Ausbildung und Theater
Brandt studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hannover Schauspiel. Nach einem ersten Engagement am Oldenburgischen Staatstheater im Jahr 1985 gehörte er unter anderem den Ensembles folgender Theater an: Staatstheater Wiesbaden, Nationaltheater Mannheim, Schauspiel Bonn, Bayerisches Staatsschauspiel, Renaissance-Theater Berlin, Schauspielhaus Zürich, Schauspielhaus Bochum und Schauspiel Frankfurt.
Film und Fernsehen
Ende der 1980er und Anfang der 1990er war Brandt in seinen ersten Rollen vor der Kamera zu sehen. Sein Debüt gab er 1989 unter der Regie von Bruno Jonas in dem Fernsehfilm Ein Prachtexemplar. 1991 spielte er in der Fernsehserie Pfarrers Kinder, Müllers Vieh in insgesamt sechs Folgen die Rolle des Manfred. Eine weitere feste Serienrolle hatte er 2001 als Herr Senne in der ZDF-Produktion Die Biester. Seit den 2000ern spielt er kontinuierlich verstärkt in Film- und Fernsehproduktionen. 2003 übernahm er in dem Fernsehfilm Im Schatten der Macht, der die letzten Tage vor dem Rücktritt Willy Brandts vom Amt des Bundeskanzlers schildert, die Rolle des Günter Guillaume. 2005 verkörperte er an der Seite von Juliane Köhler einen minderbegabten Vater im Fernsehfilm In Sachen Kaminski. Für seine darstellerische Leistung wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. In Martin Enlens Kriminalfilm Der Tote am Strand, der im Oktober 2006 auf dem Filmfest Hamburg erstmals gezeigt wurde, spielte er an der Seite von Birge Schade die Rolle des Ole, der seinen Schwiegervater im Handgemenge erschießt.
2010 übernahm Brandt unter der Regie von Hannu Salonen die Titelrolle in dem Märchenfilm Des Kaisers neue Kleider nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Im gleichen Jahr drehte er mit der Episodie Cassandras Warnung seinen ersten Fall als Münchner Kommissar Hanns von Meuffels in der ARD-Krimireihe Polizeiruf 110, die im August 2011 erstmals ausgestrahlt wurde. Für seine Darstellung des Münchner Kommissars gewann er den Bambi und 2013 in der Kategorie als bester männlicher Hauptdarsteller den Bayerischen Fernsehpreis. Im August 2018 wurde bekannt, dass ihm 2019 Verena Altenberger als neue Münchner Kommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff nachfolgen soll.[2]
Am 25. Juli 2012 zeigte Das Erste ein 45-minütiges Porträt Brandts im Rahmen der Reihe Deutschland, deine Künstler. 2014 spielte er in Hermine Huntgeburths Filmdrama Männertreu die männliche Hauptrolle des Verlegers und Herausgebers Georg Sahl der Frankfurter Nachrichten. Diese Rolle brachte ihm den Hessischen Fernsehpreis und Bayerischen Fernsehpreis ein.
Parallel übernimmt er wiederholt Gastrollen in Krimiserien wie Tatort, Michelle Eisner, Doppelter Einsatz, Unter anderen Umständen und Nachtschicht.
Neben seiner Arbeit auf der Bühne und in Film und Fernsehen betätigt Brandt sich als Sprecher von Hörbüchern und Hörspielen. 2010 las er den Roman Psycho von Robert Bloch ein. 2014 erhielt er den Deutschen Hörbuchpreis für seine Einlesung des Romans Schöne neue Welt des Autors Aldous Huxley in der Kategorie „Das besondere Hörbuch/Beste Science-Fiction“.
Matthias Brandt ist Mitinitiator des im April 2006 gegründeten Bundesverband Schauspiel.
Autorentätigkeit
Im September 2016 erschien Brandts erstes Buch unter dem Titel Raumpatrouille, das autobiographische Erzählungen aus seiner Kindheit enthält.[3] Im August 2019 folgte sein Romandebüt Blackbird. Der Roman spielt in den siebziger Jahren und handelt von einem 16-Jährigen, dessen bester Freund am Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt.[4]
2003: A.L. Kennedy: Day. Der Audio Verlag. ISBN 978-3-89813-700-3.
2004: Geoff Dyer: But Beautiful: ein Buch über Jazz.
2006: Tom Wolfe: Ich bin Charlotte Simmons. Der Audio Verlag. ISBN 978-3-89813-511-5.
2008: Ingo Schulze: Adam und Evelyn. Der Hörverlag. ISBN 978-3-86717-364-3.
2009: Rainer Moritz: Wir Wirtschaftswunderkinder. Der Audio Verlag. ISBN 978-3-89813-882-6.
2009: Åke Edwardson: Der Himmel auf Erden Random House Audio. ISBN 978-3-8371-0091-4.
2010: Robert Bloch: Psycho. Der Audio Verlag. ISBN 978-3-89813-975-5.
2011: Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-89903-036-5.
2011: Ronald Reng: Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben. Roof Music. ISBN 978-3-941168-63-3.
2011: Annie Proulx: Schiffsmeldungen. Random House Audio. ISBN 978-3-8371-0881-1.
2012: Thomas Wolfe: Die Party bei den Jacks. Jumbo Neue Medien & Verlag. ISBN 978-3-8337-2906-5.
2012: Oliver Storz: Als wir Gangster waren. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-89903-337-3.
2012: Erin Morgenstern: Der Nachtzirkus. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-89903-355-7.
2012: Roger Willemsen: Das müde Glück, gelesen vom Autor, Sofia Brandt und Matthias Brandt; mit Musik von Ulrich Tukur. Tacheles Verlag, Bochum; 1 CD, 47 Minuten.
2013: John le Carré: Der Spion, der aus der Kälte kam. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-89903-582-7.
2013: Aldous Huxley: Schöne neue Welt. Der Hörverlag. ISBN 978-3-8445-1243-4.
2013: Ferdinand von Schirach: Tabu. OSTERWOLDaudio. ISBN 978-3-86952-176-3.
2013: Thomas Mann: Der Tod in Venedig. Der Hörverlag. ISBN 978-3-8445-1074-4.
2017: Thomas Willmann: Das finstere Tal. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-86909-218-8
2019: Matthias Brandt: Blackbird. (Roman, gelesen vom Autor) tacheles!/ROOF Music. ISBN 978-3-86484-617-5
2020: Robert Seethaler: Der letzte Satz. tacheles!/Roof Music. ISBN 978-3-86484-657-1
2021: Ferdinand von Schirach: Tabu, der Hörverlag, ISBN 978-3-8445-2389-8 (Hörbuch-Download)
2022: Roger Willemsen: Afghanische Reise, tacheles!/roofmusic, ISBN 978-3-86484-758-5
Hörspiele (Auswahl)
2020: Ulrich Lampen: The Guilty – Regie: Oliver Sturm (DKultur)
2020: Magdalena Schrefel: Ein Berg, viele – Hörspiel des Monats mit Leonie Benesch, Lukas Turtur, Richard Djif u.a. (Länge: 51’53 Originalhörspiel – BR/ORF)[5]
Werke
Raumpatrouille. Geschichten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016, ISBN 978-3-462-04567-3.
Blackbird. Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019, ISBN 978-3-462-05313-5.
Auszeichnungen
2006: Bayerischer Fernsehpreis als Bester Schauspieler im Bereich Fernsehspiel für In Sachen Kaminski
2007: Adolf-Grimme-Preis für Arnies Welt, zusammen mit Caroline Peters und Jörg Schüttauf (Darstellung) und Isabel Kleefeld (Buch/Regie)
2008: Deutscher Kritikerpreis für Die Frau am Ende der Straße, gemeinsam mit Maren Eggert
2008: Goldene Kamera in der Kategorie Bester deutscher Schauspieler
2008: Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2008 als Bester Hauptdarsteller für Gegenüber
2009: Adolf-Grimme-Preis für Die zweite Frau, zusammen mit Maria Popistaşu (Darstellung) und Hans Steinbichler (Regie)
2010: Deutscher Hörbuchpreis für Åke Edwardsons Der Himmel auf Erden in der Kategorie Das besondere Hörbuch/Bester Krimi
2011: Bambi für Polizeiruf 110
2011: Sonderpreis beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden für herausragende schauspielerische Leistung im Polizeiruf 110: Denn sie wissen nicht, was sie tun
2014: Deutscher Hörbuchpreis für Schöne neue Welt von Aldous Huxley in der Kategorie Das besondere Hörbuch/Beste Science-Fiction
2014: Grimme-Preis für Eine mörderische Entscheidung
2014: Hessischer Fernsehpreis für seine Rolle in Männertreu
2015: Bayerischer Fernsehpreis als bester Schauspieler im Bereich Fernsehfilme, Serien und Reihen für die Hauptrolle im Film Männertreu.
2015: Hans Abich Preis beim Fernsehfilmfestival Baden-Baden
2017: „Preis für Schauspielkunst 2017“ am 31.08. auf dem 13. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen
2018: Hessischer Film- und Kinopreis – Ehrenpreis[7]
Dokumentarfilm
Deutschland, deine Künstler – Matthias Brandt. Dokumentarfilm, Deutschland, 2012, 45 Min., Buch und Regie: Helge Trimpert und Inga Wolfram, Produktion: SWR, Erstsendung: 25. Juli 2012 in Das Erste, Inhaltsangabe von ARD.
Literatur
Torsten Körner: Die Familie Willy Brandt. S. Fischer, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-040407-7.
Matthias Brandt, in: Internationales Biographisches Archiv 08/2019 vom 19. Februar 2019, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 19. Februar 2019(Artikelanfang frei abrufbar)
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