Monica Bleibtreu (* 4. Mai 1944 in Wien; † 13. Mai 2009 in Hamburg) war eine österreichische Schauspielerin, Schauspieldozentin und Drehbuchautorin.
Leben
Monica Bleibtreu war die Tochter des Schriftstellers und Theaterdirektors Renato Attilio Bleibtreu, der nach 1945 ein kleines privates, immer kurz vor dem Bankrott stehendes Kleintheater, Wiener Zimmerbühne, in Mödling bei Wien leitete. Er war der Sohn der Schauspielerin Maximiliane Bleibtreu (1870–1923), einer Schwester der ebenfalls als Schauspielerin bekannten Hedwig Bleibtreu.
Mit der aus Königsberg stammenden Helene Buchholt hatte er in zweiter Ehe die Töchter Monica und Renate Bleibtreu, die als Übersetzerin, Schauspielerin und Schauspielpädagogin tätig ist. Das Theater des Vaters in Mödling bei Wien ging pleite, als Monica Bleibtreu vierzehn Jahre alt war. Daraufhin musste sie die Schule verlassen und als Hilfsarbeiterin zum Einkommen der Familie beitragen. Mit sechzehn Jahren ging sie nach Hamburg, wo sie erstmals Schauspielunterricht nahm.
Später studierte sie am Max Reinhardt Seminar in Wien und spielte in ihren ersten Berufsjahren ausschließlich Theater. Ihre erste Fernseharbeit war 1972 die Rolle einer Ausbrecherin aus einer Fürsorgeanstalt in der Fernsehserie Der Kommissar (Folge 51, Fluchtwege). Für diese schauspielerische Leistung wurde sie 1972 mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Sie blieb aber dennoch hauptsächlich Theatern wie dem Berliner Schillertheater, der Freien Volksbühne in Berlin, den Münchner Kammerspielen oder dem Burgtheater in Wien verbunden.
Von 1993 bis 1998 war Monica Bleibtreu Professorin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. In der Hansestadt hatte sie auch ihren Lebensmittelpunkt. 2002 erhielt sie diverse Preise, unter anderem den Adolf-Grimme-Preis mit Gold für ihre Darstellung von Katia Mann in Heinrich Breloers Film Die Manns – Ein Jahrhundertroman. Im Oktober 2005 erhielt sie den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin Fernsehfilm“ für den Film Marias letzte Reise. Im Mai 2007 wurde sie mit dem Deutschen Filmpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin“ für ihre Verkörperung der Traude Krüger in 4 Minuten ausgezeichnet.
Ihrer Beziehung mit dem Schauspieler Hans Brenner entstammt ihr Sohn, der Schauspieler Moritz Bleibtreu. Anfang der 1980er Jahre war sie einige Jahre mit dem Schauspieler Hans Peter Korff verheiratet.[1]
Zu ihrem 65. Geburtstag am 4. Mai 2009 wurde der Fernsehfilm Ein starker Abgang mit Bruno Ganz im ZDF wiederholt.[2]
Die Schauspielerin wohnte bis zu ihrem Tod in einer Wohnung in Hamburg-St. Georg.[3]
Monica Bleibtreu starb nach Angaben ihrer Agentur in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai 2009 nach 2½-jähriger Lungenkrebserkrankung in Hamburg.[4][5] Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof Ohlsdorf (U7 362).[6]
Der Bürgerverein zu St.Georg schlägt vor, das Teilstück der Kirchenallee zwischen der Verbraucherzentrale und St. Georgstraße im Stadtteil St. Georg zu Ehren von Monica Bleibtreu umzubenennen.[7]
Ihre letzten Kinoauftritte hatte sie postum in Bettina Oberlis Drama Tannöd (Kinostart: 19. November 2009) nach dem gleichnamigen Roman von Andrea Maria Schenkel und in Fatih Akıns Komödie Soul Kitchen (Kinostart: 25. Dezember 2009).
Filmografie (Auswahl)
1969: Die Dame vom Maxim
1969: Amerika oder der Verschollene
1971: Merkwürdige Geschichten [Folge 8: Drei Stunden meines Lebens]
2005: Nuala O’Faolain: Nur nicht unsichtbar werden. Random House Audio, ISBN 978-3898309677.
2006: Andrea Maria Schenkel: Tannöd. Hörbuch Hamburg, ISBN 978-3899032703.
2007: Klaus Pohl: Nachtgespräche mit meinem Kühlschrank: Monica Bleibtreu spricht und singt vom Leben auf St. Pauli. Ein Theatermonolog. Hörbuch Hamburg, ISBN 978-3899034103.
Auszeichnungen
1972: Goldene Kamera für die Rolle einer Jugendlichen in der Fernsehserie Der Kommissar
2002: Rita-Tanck-Glaser-Schauspielpreis der Hamburgischen Kulturstiftung
2005: Deutscher Fernsehpreis für die Rolle einer krebskranken Bäuerin im Fernsehfilm Marias letzte Reise
2005: Bayerischer Fernsehpreis; Sonderpreis für Marias letzte Reise (zusammen mit Nina Kunzendorf und Michael Fitz)
2006: Adolf-Grimme-Preis mit Gold stellvertretend für das Schauspielerteam des Fernsehfilms Marias letzte Reise (zusammen mit Ariela Bogenberger und Rainer Kaufmann)
2007: Bayerischer Filmpreis (Beste Hauptdarstellerin) für 4 Minuten
2007: Deutscher Hörbuchpreis als „Beste Interpretin“ für Tannöd
2007: Deutscher Filmpreis als „Beste Schauspielerin“
2007: Goldene Feder für „ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen“
2007: CORINE-Weltbild-Leserpreis zusammen mit Andrea Maria Schenkel für das Hörbuch Tannöd
2008: Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für besondere Leistungen im Film- und TV-Bereich
2009: Romy als „Beliebteste Schauspielerin“
2009: Signierte Bodenplatte vor dem Theatermuseum Meiningen
Monica-Bleibtreu-Preis
Der Monica-Bleibtreu-Preis ist ein Preis der Privattheatertage, der seit 2012 in den drei Kategorien (Moderne) Klassiker, Komödie und (zeitgenössisches) Drama vergeben wird. Zusätzlich gibt es noch einen Publikumspreis. Die Auswahl der jeweils vier nominierten Stücke pro Kategorie erfolgt durch eine neunköpfige Jury, die quer durch Deutschland gereist ist. Das beste Stück in jeder Kategorie wird im Rahmen der Abschlussgala prämiert. Hierfür wird die Expertenjury um prominente Persönlichkeiten ergänzt.
Literatur
Astrid Froese:Bleibtreu, Monica. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band5. Wallstein, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0640-0, S.52–54.
Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S.81.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S.74.
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