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Pedro Almodóvar Caballero (* 25. September 1949 in Calzada de Calatrava, Ciudad Real) ist ein spanischer Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor.

Pedro Almodóvar, Madrid, 2008
Pedro Almodóvar, Madrid, 2008
Pedro Almodóvar, 2017
Pedro Almodóvar, 2017

Almodóvar gilt als der international bekannteste spanische Regisseur des zeitgenössischen Kinos. Seine Tragikomödie Alles über meine Mutter wurde im Jahr 2000 mit einem Oscar und einem Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.[1]


Leben und Laufbahn


Pedro Almodóvar wurde als ältester Sohn einer Landarbeiterfamilie[2] in einer Kleinstadt in der spanischen Provinz Ciudad Real in der Region La Mancha geboren. Als er acht Jahre alt war, zog seine Familie in die Extremadura.[3] Dort besuchte er eine Grundschule der Salesianermönche und die weiterführende Schule bei den Franziskanern. Die schlechten Erfahrungen mit seiner religiösen Erziehung ließen ihn den Glauben an Gott verlieren, erklärte Almodóvar später. In der Schulzeit begann er, sich für Filmkunst zu interessieren und regelmäßig das Kino in der Provinzhauptstadt Cáceres zu besuchen.

Mit 16 Jahren zog er ohne seine Familie und ohne Geld nach Madrid und schlug sich dort mit Gelegenheitsjobs durch. Er war Kurzfilmer, Comicschreiber, Herausgeber von Fotoromanen, Schauspieler und Musiker,[4] bevor er 1969 eine Stelle als Angestellter bei Telefónica annahm.[5] Die einfache Arbeit dort erlaubte ihm, sich abends und nachts dem Schreiben von Geschichten und ersten ernsthaften filmischen Versuchen zu widmen. In diesen Jahren schrieb er für die spanische Zeitschrift La Luna eine Fortsetzungskolumne über die Erlebnisse von Patty Diphusa, seinem literarischen Alter Ego.

Almodóvar begann seine filmische Karriere als Underground-Künstler der Movida madrileña, die nach dem Ende der strengen Franco-Diktatur alles Schrille, Exaltierte und Hedonistische durchleben wollte. Er war außerdem Mitglied der freien Theatergruppe „Los Goliardos“ und gründete gemeinsam mit dem Künstler Fabio MacNamara eine Punk-Rock-Band namens „The Black Kiss Dolls“.[2] Mit seinem ersten Spielfilm Pepi, Luci, Bom und der Rest der Bande (Pepi, Luci, Bom y otras chicas del montón) (1980) wurde er als eine wichtige Figur in der Madrider Movida und über die Grenzen Spaniens hinaus bekannt.

Gemeinsam mit seinem Bruder, Agustín Almodóvar, gründete er 1985 die Filmgesellschaft El Deseo, mit der seit Das Gesetz der Begierde bis heute alle Almodóvar-Filme produziert wurden.[6] Außer den eigenen Filmen produziert er mit El Deseo auch die Werke anderer Filmemacher, wie z. B. Lucrecia Martel, Álex de la Iglesia und Isabel Coixet.[7] (Im April 2016 wurde bekannt, dass die Brüder Almodóvar in den Panama Papers im Zusammenhang mit möglichen Steuer- und Geldwäschedelikten genannt werden.[8])

Bereits Das Gesetz der Begierde wurde 1987 auf der Berlinale gezeigt und mit dem in diesem Jahr erstmals vergebenen Teddy Award ausgezeichnet. Hier spielen bereits Schauspieler, die in Almodóvars Filmen von da an immer wieder auftreten, die Hauptrollen, insbesondere Carmen Maura und Antonio Banderas. Der Durchbruch in Deutschland gelang Almodóvar 1988 mit der Madrider Stadtkomödie Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Bis auf den ersten Film, Pepi, Luci, Bom und der Rest der Bande, wurden mittlerweile alle Filme deutsch synchronisiert. Die deutschsprachigen Synchronfassungen zeichnen sich durch eine hohe Originaltreue im Klang der Stimmen und der Dialogbücher aus, was auch damit zusammenhängen dürfte, dass der Regisseur beim Stimmencasting und beim Text das letzte Wort hat.[9]

Von Beginn an war die von Almodóvar offen gelebte Homosexualität ein thematischer Schwerpunkt in seinen Filmen. Dies machte ihn international bald zu einer Symbolfigur der Lesben- und Schwulenbewegung. Arnaldo Gancedo, Präsident des spanischen Verbandes der Schwulen, Lesben und Transsexuellen, kritisierte dagegen Almodóvars langjährige Zurückhaltung gegenüber der Presse bezüglich seines Privatlebens und seiner sexuellen Orientierung. Der Regisseur habe „weder uns noch eine andere Schwulenbewegung je unterstützt“, so Gancedo im Jahr 2005.[10]

Beginnend mit Labyrinth der Leidenschaften aus dem Jahr 1982 verbindet ihn mit Antonio Banderas eine enge Zusammenarbeit. Fessle mich! von 1990 war ihre sechste gemeinsame Produktion, bevor Banderas nach Hollywood ging. Erst achtzehn Jahre später folgte Die Haut, in der ich wohne, 2011 veröffentlicht, eine Romanverfilmung. 2019 wurde Leid und Herrlichkeit veröffentlicht, der autobiografisch gefärbt ist und in dem Banderas eine Art Alter Ego von Almodóvar spielt. Andere Schauspielerinnen, mit denen Almodóvar mehrmals drehte, sind Carmen Maura, Penélope Cruz und Javier Bardem.

Zahlreiche Filme Alvmodóvars wurden mit internationalen Preisen gewürdigt. Für Alles über meine Mutter erhielt er im Jahr 2000 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.

In einem offenen Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin plädierte Almodóvar 2014 zusammen mit anderen Mitgliedern der Europäischen Filmakademie für die Freilassung des inhaftierten ukrainischen Filmemachers Oleh Senzow.[11]

Im Jahr 2017 wurde Almodóvar als Jurypräsident der 70. Internationale Filmfestspiele von Cannes ausgewählt. Zwei Jahre später wurde ihm auf den Filmfestspielen von Venedig 2019 der Goldene Löwe als Ehrenpreis für sein Lebenswerk zuteil.[12] Im Jahr 2021 folgte Madres paralelas, der als Eröffnungsfilm des 78. Filmfestivals von Venedig ausgewählt wurde. Für eine der Hauptrollen verpflichtete Almodóvar erneut Penélope Cruz.


Zitate


Zu seiner Erziehung im Kloster bemerkte Pedro Almodóvar:

„Damals war ich schon ganz gegen religiöse Erziehung. Ich wusste von Anfang an, dass die Priester mir nichts zu sagen hatten. In ‚Die Katze auf dem heißen Blechdach‘, einem Film von Richard Brooks, der für die Kirche der Inbegriff der Sünde war und der auf dem Werk von Tennessee Williams basierte, erkannte ich mich vollständig wieder und ich sagte mir: Zu dieser Welt der Sünde und der Entartung gehöre ich auch.“

Carlos Polimeni: Pedro Almodóvar und der Kitsch español

Über die dramatische Grundkonstellation seiner Filme:

„Mein Ideal einer Geschichte ist eine Frau, die sich in einer Krise befindet.“

Filmregisseure, Thomas Koebner (Hrsg.)

Über ihn:

“Pedro Almodóvar doesn’t just make movies. Almodóvar is the movies. He revels in everything forbidden and forgiving that can transform life into art.”

Pedro Almodóvar macht nicht nur Filme. Almodóvar ist das Kino. Er schwelgt in allem Verbotenem und Vergebendem, das das Leben in Kunst verwandeln kann.

Peter Travers: Rolling Stone

Einflüsse


Almodóvar zählt die Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro zu den von ihm am meisten geschätzten Autoren von Kurzgeschichten. Munros Sammlung Himmel und Hölle (im Original: Hateship, Friendship, Courtship, Loveship, Marriage, 2001) bildet die Hintergrundinspiration für seinen Film Zerrissene Umarmungen (2011). Die Protagonistin seines Films Die Haut, in der ich wohne (2011) liest in Munros Erzählband Tricks (im Original: Runaway, 2004).[13] Der Film Julieta (2016) basiert lose auf den drei Kurzgeschichten Entscheidung (Chance), Bald (Soon) und Schweigen (Silence) aus Tricks.

Zu seinen filmischen Vorbildern zählen der spanische Regisseur Iván Zulueta sowie die Hollywood-Regisseure George Cukor, Ernst Lubitsch, Douglas Sirk und Billy Wilder. In seinem frühen Werk grenzte sich Almodóvar ausdrücklich vom spanischen Kino ab, das sich seit Mitte der 70er Jahre vor allem mit der Bewältigung der frankistischen Vergangenheit beschäftigte, und verstand sich als „radikal zeitgenössischer Künstler.“ In Live Flesh (1997) behandelte er nicht nur erstmals ein historisches Thema, sondern ordnete sich durch Verweise auf das Werk des Filmemachers Luis Buñuel auch in die spanische Kinotradition ein.[2]


Filmografie



Regie und Drehbuch



Produktion



Auszeichnungen



Literatur



Bücher von Pedro Almodóvar



Bücher über Pedro Almodóvar




Commons: Pedro Almodóvar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Auszeichnungen für Alles über meine Mutter imdb.com, abgerufen am 27. März 2013.
  2. Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure – Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3. Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 1923.
  3. Das Leben von Pedro Almodóvar (Memento vom 12. April 2013) almodovar.de, abgerufen am 27. März 2013.
  4. Carlos Polimeni: Pedro Almodóvar und der Kitsch español Buchauszug, 24. Oktober 2005, abgerufen am 25. Februar 2012.
  5. D. T. Max: The Evolution of Pedro Almodóvar. In: The New Yorker. Condé Nast., 28. November 2016, abgerufen am 9. Juli 2020 (amerikanisches Englisch).
  6. Selbstdarstellung von El Deseo eldeseo.es, abgerufen am 27. März 2013 (spanisch)
  7. Alfonso Rivera: Pedro Almodóvar producing another Isabel Coixet film. In: Cineuropa. 22. Januar 2020, abgerufen am 9. Juli 2020 (englisch).
  8. Pedro Almodóvar, Former King's Sister And Wife Of Miguel Arias Cañete Appear In Panama Papers (Memento vom 5. April 2016 im Internet Archive)
  9. Junkerjürgen, Ralf: „Almodóvar auf Deutsch. Herausforderungen an Synchronisationen aus dem Spanischen“. In: Bräutigam, Thomas; Peiler, Nils (Hrsg.): Film im Transferprozess. Transdisziplinäre Studien zur Filmsynchronisation. Schüren, Marburg 2015, S. 178.
  10. Jumana Farouky: Acceptance – One Reel At A Time. Time Magazine, 2. Oktober 2005. Quelle: time.com, abgerufen am 27. März 2013.
  11. Anastassia Boutsko: Oleg Sentsov: "Ich bin kein Leibeigener". Abgerufen am 22. Juli 2014.
  12. Pedro Almodóvar Golden Lion for Lifetime Achievement bei labiennale.org, 14. Juni 2019 (abgerufen am 14. Juni 2019).
  13. Pilar Somacarrera: A Spanish Passion for the Canadian Short Story: Reader Responses to Alice Munro’s Fiction in Web 2.0. In: Pilar Somacarrera (Hrsg.): Made in Canada, Read in Spain: Essays on the Translation and Circulation of English-Canadian Literature. de Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-83-7656-017-5, S. 129–144, hier S. 143 (online Open Access).
  14. Pedro Almodóvar Golden Lion for Lifetime Achievement bei labiennale.org, 14. Juni 2019 (abgerufen am 14. Juni 2019).
Personendaten
NAME Almodóvar, Pedro
ALTERNATIVNAMEN Almodóvar Caballero, Pedro (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG spanischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent
GEBURTSDATUM 25. September 1949
GEBURTSORT Calzada de Calatrava, Ciudad Real, Spanien

На других языках


- [de] Pedro Almodóvar

[en] Pedro Almodóvar

Pedro Almodóvar Caballero (Spanish pronunciation: [ˈpeðɾo almoˈðoβaɾ kaβaˈʝeɾo]; (often known simply as Almodóvar) born 25 September 1949)[1] is a Spanish film director, screenwriter, producer, and former actor. His films are marked by melodrama, irreverent humour, bold colour, glossy décor, quotations from popular culture, and complex narratives. Desire, passion, family, and identity are among Almodóvar's most prevalent subjects in his films. He came to prominence as a director and screenwriter during La Movida Madrileña, a cultural renaissance that followed after the end of Francoist Spain.

[ru] Альмодовар, Педро

Пе́дро Альмодо́вар Кабалье́ро (исп. Pedro Almodóvar Caballero; род. 25 сентября 1949 (1949-09-25), Кальсада-де-Калатрава, Сьюдад-Реаль, Испания) — испанский кинорежиссёр, кинопродюсер и сценарист. Лауреат двух премий Оскар («Всё о моей матери» — «Лучший фильм на иностранном языке»; «Поговори с ней» — «Лучший оригинальный сценарий»). Он приобрёл всемирную известность во второй половине 1980-х годов комедийными мелодрамами и «пленительно агрессивным дизайном» фильмов[1].



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