Robert Hunger-Bühler (* 7. Mai 1953 in Sommeri-Hefenhofen, Kanton Thurgau) ist ein Schweizer Schauspieler, Regisseur und Autor.
Robert Hunger-Bühler
Leben
Robert Hunger-Bühler, Sohn eines Schreiners und einer Stenotypistin, wuchs zunächst in Sommeri, Bottighofen und Winterthur auf, bevor die inzwischen auf sechs Kinder (vier Mädchen, zwei Buben) angewachsene Familie nach Aarau zog. Dort besuchte er die Schulen und absolvierte danach eine Lehre als Hochbauzeichner. Er trieb viele Arten von Sport, etwa Kunstturnen, Leichtathletik, Geländeläufe und Boxen; zudem spielte er Posaune. Im Fussball schaffte er es beim FC Aarau bis zu den Inter-Junioren als Linksaussen.
Er inszenierte 1971 mit der Klasse 4C des Lehrerseminars Aarau von Anton Tschechow Die Hochzeit für das Schultheatertreffen. Nachdem er die Rekrutenschule als Radfahrer beendet hatte und anlässlich einer Hochzeit Tschechows Monolog Ueber die Schädlichkeit des Tabaks rezitierte, beschloss er Schauspieler zu werden.
Nach dem Besuch der Schauspielschule in Zürich (1972 bis 1975)[1] und dem Studium der Theaterwissenschaften und Philosophie in Wien war Hunger-Bühler zunächst als Schauspieler und Regisseur in Wien, Bonn, Düsseldorf und Freiburg tätig. Weitere Stationen waren die Freie Volksbühne Berlin, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, die Schaubühne am Lehniner Platz, das Berliner Ensemble, das Deutsche Theater, das Burgtheater Wien und die Kammerspiele München.
Er arbeitete unter anderem mit den Regisseuren Dieter Haspel, Hans Gratzer, Karl Welunschek, Paul Burian, Christoph Nel, Ulrich Heising, Jossi Wieler, David Mouchtar Samorai, Jürgen Kruse, Frank Castorf, Andrea Breth, Claus Peymann, Luc Bondy, Barbara Frey, Stefan Pucher, Johan Simons, Matthias Hartmann Klaus Michael Grüber, Peter ZadekChristoph Marthaler, Hans Neuenfels, Milo Rau, ((Peter Carp)). In Peter Steins legendärer Faust-Inszenierung spielte Robert Hunger-Bühler den Mephisto.
Er gründete in Wien 1974 die Theatergruppe 85 im Internationalen Studentenhaus, inszenierte unter anderem in Wien, Berlin, Bonn, Potsdam, Freiburg i. Br., Bern, Basel und Zürich: Woyzeck, Büchner (Wien), produzierte mit Anne Tismer Gegenwart der Erinnerung, Jonke (Uraufführung, Bonn, Museum Abteiberg Mönchengladbach), Ubu Roi, Jarry; Automat, Julian Green, Der Austritt des Dichters R. Walser aus dem Lit. Verein, Gert Hofmann, Theater Freiburg; Maria Stuart, Schiller (Theater Potsdam); Die Bande, Einar Schleef (Volksbühne Berlin); Das Bachusfest, Arthur Schnitzler (Theater Kiel); Das Sparschwein, Labiche (Theater Basel); Alles ist zu ertragen, nur nicht Ueberglücklichkeit, Robert Walser, Bühne Christoph Storz (Bern, Aarau, Zürich); Oblomov, Gontscharov, (Bühne Peter Zumthor, Schauspielhaus Zürich). Lokalbericht Hermann Burger, (Uraufführung) Theater Tuchlaube Aarau, Kurtheater Baden, Konzerttheater Bern, Sternensaal Wohlen, TaB Reinach, Reithalle Aarau, Theaterfestival Lenzburg. 2019 inszenierte er "Die Fledermaus" von Johann Strauss, eine Co-Produktion mit "argovia philharmonic" und dem Kurtheater Baden der "Alten Schmiede" Baden.
Von der Spielzeit 2002/2003 bis Ende 2019 wirkte Robert Hunger-Bühler als Ensemblemitglied am Schauspielhaus Zürich. Zu seinen Rollen gehörten u.a.: Büchner; Danton, (Dantons Tod), Richard III, Michel (Elementarteilchen), Astel (Nach der Liebe beginnt ihre Geschichte), Shylock (Der Kaufmann von Venedig), Willy Loman (Tod eines Handlungsreisenden), E. A. Poe (A Dream within a Dream), Baumeister Solness (Ibsen), Heizer (Amerika), Kafka; Doktor (Woyzeck), Büchner; Pantalone (Diener zweier Herren), Goldoni; Hamm (Endspiel), Beckett; Hoederer (Schmutzige Hände), Sartre; Nathan (Nathan der Weise), Lessing; Herzog von Blangis (120 Tage von Sodom), De Sade/Pasolini; Puntila (Puntila und sein Knecht Matti), Brecht. Kreatur, "Frankenstein", Shelley/Dath; Dr Isaac Kohler, "Justiz" Dürrenmatt.
Seit Oktober 2021 spielt RHB in (Anne-Marie die Schönheit)" von Yasmina Reza die "Anne-Marie"
am Theater Freiburg in der Deutschen Erstaufführung mit anschließender Tournee in Deutschland, Italien und Schweiz.
Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und der European Film Academy.
Hunger-Bühler erhielt zahlreiche Einladungen zum Theatertreffen Berlin und zu Internationalen Festivals und wurde zweimal Zweiter Schauspieler des Jahres in "Theater Heute", und als Bester Schauspieler für die Darstellung des Casanova am Filmfestival Varna 2004 geehrt.
Das Bundesamt für Kultur verlieh Robert Hunger-Bühler den Schweizer Theaterpreis 2015 als Herausragender Schauspieler.
Das Aargauer Kuratorium ehrte Hunger-Bühler 2016 für sein Künstlerisches Schaffen mit einem Werkbeitrag.
Robert Hunger-Bühler war in erster Ehe mit Anne Tismer verheiratet und hat mit ihr die Tochter Okka Hungerbühler. Mit Sarah Bellin hat er den Sohn Wyatt Cy. Er wird als Schauspieler und Regisseur vertreten durch die Künstleragentur Baumbauer Actors.
1987: Company (Beckett) – Galerie Klein Bonn, mit Wolf Aniol (Live)
1988: Cantos (Pound) – Galerie Klein, Bonn (Live)
1997: Und sie bewegt sich doch, Ilja Ehrenburg - Potsdamer Platz, Berlin - Live-Performance zu einer Licht-Installation von Gerhard Merz
1998: Alles ist zu ertragen, nur nicht Überglücklichkeit, Robert Walser – Bearb.: Robert Hunger-Bühler u. Michael Birkner – Regie: Robert Hunger-Bühler, Schlachthaus Bern
2001: Ohne Licht, Ohne Lärm, Textcollage von Robert Hunger-Bühler und Michael Birkner, Mitarbeit: Stefanie Carp – SHZ, Monolog, Regie: Klaus Michael Grüber
2011: Love Minus Zero/No Limit – Hommage zum 70. Geburtstag von Bob Dylan mit Sarah Bellin, Schiffbau Zürich
2014: Also sprach Zarathustra Friedrich Nietzsche – Integrale Rezitation des Werkes an 10 Tagen an 10 Orten. SHZ und Zürcher Festspiele
Rezitation/Musik
1986: Gedenktag für Martin Heidegger (Der Feldweg)-Hückeswagen, mit Gero Steinbach, Stefanie Hierholzer und Ulrich Klaus
2003: Hugo Wolf/J.W.V. Goethe – Weimar, Festival Melos – Logos
2003: Invocation/Beat Furrer, Christoph Marthaler, Zürcher Festspiele, Rolle: Chauvin, UA
2005: Années de pèlerinage (Liszt) – Zürich, Bayreuth, Sils Maria, Davos, mit Seung-Yeun Huh, Piano
2006: Experimentum Mundi (Giorgio Battistelli) – Lucerne Festival KKL, Regie Daniele Abbado, Leitung Claudio Abbado
2007: Träumereien eines Einsamen Spaziergängers (Rousseau) – Kilchberg, Zürich, Petersinsel, Sils Maria, mit Simone Keller, Piano
2006: Ekklesiastische Aktion (Bernd Alois Zimmermann) WDR, Philharmonie Köln, Leitung: Heinz Holliger (CD, ECM Records "Canto die speranza", mit Andreas Schmidt und Gerd Böckmann) CD ECM 2074
2009: Schöne Geschichten (Stefan Wolpe), Collegium Novum, Schiffbau-Halle Zürich
2011: Petrarca-Canzoniere – Hamburg, Gerd Bucerius-Stiftung, mit Karlheinz Stierle
2011: Vier Jahreszeiten (Tschaikowski/Marais) – Tonhalle Zürich, mit dem Zürcher Kammerorchester, Leitung Michael Sanderling
2013: Wie ich Welt wurde/ Hans Neuenfels, Zürcher Festspiele/SHZ, Rolle: Wagner; UA
2014: "Akademie der Lesenden Künste", Wege durchs Land, Holzhausen, "Brod und Wein" Hölderlin mit Uwe Kolbe, Mike Swoboda
2014: "Der Riss durch den Tag", Johannes Maria Staud/Durs Grünbein, Leitung: Matthias Pintscher, Ensemble Intercontemporain Paris, Lucerne Festival
2015: "Gelt da war ich trotzig", Lesung der Briefe zur Ausstellung Otto Meyer-Amden im Kunstmuseum Winterthur
2015: "Merzluft" Ein Film von Heinz Bütler, PiXiU Films, Zürich
2016: "Dada-Soirée Festspiele Zürich mit Peter von Matt
2016: "Basta" Robert Walser Rezitation im Kunstmuseum Chur in der Ausstellung "Solo-Walks" (Zweifel/Steiner)
2017: "Aufgehobene Zeit" Gedichte von Urs Martin Strub, Theater am Neumarkt
2018: "Moravagine Idiot" Schaurige Geschichten, Blaise Cendrars, Theater am Rigiblick, mit Martin Schütz
2018/2019: "Egmont" Rezitation: Beethoven/Goethe/Mosengeil, Barockorchester Helsinki, Leitung Aapo Häkkinen CD
2019: "Ilias" Rezitation mit Julian Sartorius (Schlagzeug) Uebersetzung Kurt Steinmann, Schauspielhaus Zuerich
2019: "Lesung am See" Arbeiterstrandbad Tennwil "Den Menschen Spielen"
2019: "Erinnerungen an Igor Strawinsky" von C.F. Ramuz, Leseverein Kilchberg mit Marina Stauffer (Tanz)
2019: "Röbeli wird Robert" Rezitation und Gespräch mit Stefan Stirnemann und Annette Stirnemann in der Seeburg, Uttwil am Bodensee.
2020: "Literarischer Einblick in die Sammlung Werner Coninx". Aargauer Kunsthaus
2020: "Kosmos Dürrenmatt" Museum Strauhof Zürich Lesung aus "Stoffe" Vernissage St. Peter-Kirche, Audiotext "Hirn"
2020: "Festival Unerhört" Theater am Neumarkt Zürich. "Es kommen andere Zeiten" mit Julian Sartorius
Hörspiele
2015: Urs Faes: Paris. Eine Liebe – Bearbeitung und Regie: Jean-Claude Kuner (Hörspiel – SRF/RBB)
Publikationen
Robert Hunger-Bühler, Jo Schultheis (Hrsg.): Gegenwart der Erinnerung. Lesebuch zum gleichnamigen Kunstprojekt nach dem Roman von Gert Jonke mit Jo Schultheis und Anne Tismer, Verlag Lothar Weber, Bonn 1988
Robert Hunger-Bühler, Roland Koberg (Hrsg.): Mephisto – Ohne Licht, ohne Lärm. Henschel-Verlag, Berlin 2001.
Robert Hunger-Bühler: Herzschlag-Zeit – Haiku. Edition Howeg, Zürich 2013, ISBN 978-3-85736-288-0.
Francesco Petrarca, René Char: Stromauf-Stromab. Hörbuch gelesen von Robert Hunger-Bühler. Uebertragungen von Karlheinz Stierle und Peter Handke. Verlag Sprechtheater Zürich, Doppel-CD, 2004
A Dream within a Dream. Edgar Allan Poe, CD SRF 2013, Regie Barbara Frey, Musik Fritz Hauser
Merzluft. Film von Heinz Bütler, DVD und Hörbuch, PiXiU Films, Zuerich 2015.
Letzte Dinge. Horst Lohse, Hieronymus Bosch Triptychon, Michael Herrschel, Christoph Maria Moosmann CD NEOS Music 2016, DNB 1130725596.
Klaus Dermutz (Hrsg.): Robert Hunger-Bühler. Den Menschen spielen, Limmat Verlag, Zuerich 2018, ISBN 978-3-85791-847-6.
Literatur
Kathrina Erizar:Robert Hunger-Bühler. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 890.
Robert Hunger-Bühler im Munzinger-Archiv(Artikelanfang frei abrufbar)
Trauer muss der Dandy tragen. In: Der Spiegel. Nr.52, 2003 (online– Rezension).
René Scheu: (http://www.nzz.ch/feulleton/robert hunger-Buehler-das-theater-will-zu-viel-darum-erreicht-es-so- wenig-ld 1464275 Das Theater will zu viel, darum erreicht es so wenig) In: Neue Zurcher Zeitung. 5. März 2019.
Rico Bandle: Theater - Robert Hunger-Bühler "Es muss Weltklasse sein" In: Die Weltwoche. 19. Juni 2019.
C. Bernd Sucher (Hg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S.328.
Zürcher Bahnhofstrasse Magazine 2020 Porträt "Der Hinterfrager", Frank Joss/Larissa Groff
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