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David Paul Cronenberg (* 15. März 1943 in Toronto, Ontario) ist ein vielfach preisgekrönter kanadischer Filmregisseur. Während sein Frühwerk vor allem dem Body Horror, Experimental-, Horror- und Science-Fiction-Film zuzuordnen ist, liegt das Augenmerk in seinen späteren Arbeiten vornehmlich auf dem Filmdrama und der Literaturverfilmung. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Die Fliege, Naked Lunch und in jüngeren Jahren A History of Violence.

David Cronenberg 2014
David Cronenberg 2014

Leben und Werk



Privatleben


Cronenberg wurde als Sohn einer Musikerin und eines Schriftstellers in Toronto geboren. Seine jüdischen Großeltern stammten alle aus Litauen. Er besuchte das North Toronto Collegiate Institute und schrieb sich 1963 zuerst im Bereich Naturwissenschaften an der University of Toronto ein. Später wechselte er in die Fachbereiche englische Sprache und Literatur und erwarb 1967 seinen Abschluss als „Bachelor of Arts“.[1] Beeinflusst von William S. Burroughs und Vladimir Nabokov, versuchte er sich zunächst erfolglos als Autor.[2] Erst die Sichtung eines von Kommilitonen gedrehten Films weckte in ihm den Wunsch, selbst Filmemacher zu werden.[3]


Karriere


Ab den späten 1960er Jahren begann Cronenberg seine ersten, experimentellen Kurz- und Langfilme zu drehen. Obwohl beeindruckt von Regisseuren wie Federico Fellini und Ingmar Bergman,[3] verneinte er filmgeschichtliche Einflüsse auf sein Werk und verwies stattdessen wiederholt auf Burroughs, Nabokov sowie den Existentialismus.[4][5] In den expliziten, Elemente des Horror- und Science-Fiction-Films einbindenden Arbeiten Parasiten-Mörder (1975) und Rabid – Der brüllende Tod (1977) stand der physische Horror im Vordergrund. Mit Die Brut (1979), seinem „autobiografischsten“ Film,[6] begann Cronenberg, psychologischen mit physischem Horror zu verbinden. Die Brut markierte auch die erste Zusammenarbeit mit dem Komponisten Howard Shore, der seitdem zu Cronenbergs festen Stamm von Mitarbeitern zählt, den der Regisseur im Laufe der Jahre um sich scharte, darunter Filmeditor Ronald Sanders, Produktionsdesignerin Carol Spier und Kameramann Mark Irwin[7], der 1988 durch Peter Suschitzky ersetzt wurde.

Seinen ersten größeren kommerziellen Erfolg verzeichnete Cronenberg mit Scanners – Ihre Gedanken können töten (1981), einen weiteren mit Die Fliege (1986), einem Remake des gleichnamigen Films von 1958. Mit Die Unzertrennlichen (1988), den er neben Die Brut und Die Fliege zu seinen persönlicheren Werken zählte,[8] trat die extreme Darstellung körperlicher Deformationen in seinen Filmen zusehends in den Hintergrund. Inhaltlich verschob sich die Gewichtung vom Horror- und Science-Fiction-Genre hin zum Filmdrama, auch entstanden die nachfolgenden Arbeiten mehrheitlich nicht mehr nach seinen Originaldrehbüchern, sondern nach literarischen Vorlagen. Naked Lunch (1991) basierte auf einem Buch von Cronenbergs favorisiertem Literaten Burroughs und war die erste Zusammenarbeit mit dem namhaften Produzenten Jeremy Thomas.

Cronenberg mit seinen Cosmopolis-Darstellern Robert Pattinson und Juliette Binoche beim 65. Filmfestival von Cannes (2012)
Cronenberg mit seinen Cosmopolis-Darstellern Robert Pattinson und Juliette Binoche beim 65. Filmfestival von Cannes (2012)

2012 stellte er das Drama Cosmopolis vor, das auf dem gleichnamigen Roman von Don DeLillo basiert. Der Film brachte ihm seine vierte Einladung in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes ein.[9] 2014 veröffentlichte er seinen Roman Verzehrt. 2018 war er Jurypräsident des Neuchâtel International Fantastic Film Festival.[10]


Familienmitglieder


Brandon Cronenberg, der 1980 geborenen Sohn von David Cronenberg, ist ebenfalls als Regisseur tätig. Für seine Body-Horror-Filme wie Antiviral und Possessor erhielt er bereits diverse Auszeichnungen.

Tochter Caitlin Cronenberg, geboren 1984, ist in Kanada als Fotografin für ihre Aufnahmen Prominenter und ihre Arbeit als Artdirector bekannt.

Seine Schwester Denise Cronenberg war als Kostümdesignerin an einem Dutzend seiner Filme beteiligt.


Trivia



Veröffentlichungen



Themen


Cronenberg gilt als Mitbegründer des Body Horror (dt. Körperhorror), einer Stilrichtung des Horrorfilms, „dessen Hauptmotiv die deutlich gezeigte Zerstörung oder der Verfall eines menschlichen Körpers oder menschlicher Körper ist bzw. sind.“[14] Der Regisseur selbst lehnt diese Zuordnung ab.[4]

Rüdiger Suchsland vom film-dienst sieht Cronenberg nach eher klassischen Horrorfilmen 2004 als „Meister des subtilen Horrors“ zwischen den Polen Angst, Gesellschaftskritik und Deformation des Körpers. Cronenberg auf Suchslands Frage nach seiner Weltsicht: „Die Basis ist eine existentialistische Sicht der Realität. Das bedeutet: Es gibt keine absolute Realität. Es gibt nur ein oder zwei Tatsachen über das Leben – die eine ist der Tod, eine weitere das Leben. Dazwischen müssen wir alles selbst erfinden und hervorbringen. Die Verantwortung dafür ist ganz und gar unsere eigene – niemand nimmt uns das ab. Es gibt keine Regeln, außer denen, die wir selbst erfinden. […] Das ist erschreckend und aufregend zugleich.“[15]


Filmografie (Auswahl)


als Darsteller:


Auszeichnungen (Auswahl)


Zu den prämierten Cronenberg-Filmen zählen Crash (Cannes 1996)[16] und eXistenZ (Berlinale 1999).[17] Am 28. September 2007 erhielt Cronenberg im Rahmen des Filmfests Hamburg bei der Aufführung seines Werkes Tödliche Versprechen – Eastern Promises den Douglas Sirk Preis 2007 als Regisseur, „der konsequent grenzüberschreitende, irrationale, verstörende Filme dreht. Vom Publikum und von der Kritik teils bejubelt und teils verrissen, provoziert er eine gesunde Polemik, die dem Kino – wie allen Künsten – immer zugute kommt.“ (Leiter Albert Wiederspiel)[18]


Weiterführende Literatur




Wikiquote: David Cronenberg – Zitate

Einzelnachweise


  1. Chris Rodley (Hrsg.): Cronenberg on Cronenberg. Faber and Faber, London 1997, ISBN 0-571-19137-1, S. 1–2.
  2. Chris Rodley (Hrsg.): Cronenberg on Cronenberg. Faber and Faber, London 1997, ISBN 0-571-19137-1, S. 23.
  3. Chris Rodley (Hrsg.): Cronenberg on Cronenberg. Faber and Faber, London 1997, ISBN 0-571-19137-1, S. 10–11.
  4. Rüdiger Suchsland: David Cronenberg im Gespräch: Uneingeschränkt denken. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 9. November 2011, abgerufen am 12. November 2012.
  5. „I consider myself an existentialist and an atheist, and I think that body is what we are. That’s not diminishing it to me, it’s just accepting the reality of it. So, if the human body is the first fact of human existence, then immediately you see why I focus on the body.“ – Marlow Stern: David Cronenberg on ‘A Dangerous Method,’ Robert Pattinson’s Acting, and S&M With Keira Knightley. In: The Daily Beast. 20. November 2011, abgerufen am 12. November 2012.
  6. Chris Rodley (Hrsg.): Cronenberg on Cronenberg. Faber and Faber, London 1997, ISBN 0-571-19137-1, S. 75–76.
  7. Einblendung szenenbezogener Fakten „Trivia Track“ als Special Feature, enthalten im Bonusmaterial der blu-Ray Disc Die Fliege, 2008, Twentieth Century Fox Home Entertainment, im Vertrieb von The Walt Disney Company Germany, München
  8. Chris Rodley (Hrsg.): Cronenberg on Cronenberg. Faber and Faber, London 1997, ISBN 0-571-19137-1, S. 78.
  9. Robert Pattinson Worships the New Flesh bei dreadcentral.com, abgerufen am 11. Mai 2012.
  10. David Cronenberg: Der subtile Horrormeister beehrt die Schweiz. Schweizer Radio und Fernsehen, 7. Juli 2018, abgerufen am 19. August 2018.
  11. David Cronenberg: Virtual Exhibition Cronenberg Museum, abgerufen am 22. Mai 2021.
  12. Einblendung szenenbezogener Fakten „Trivia Track“ als Special Feature, enthalten im Bonusmaterial der blu-Ray Disc Die Fliege, 2008, Twentieth Century Fox Home Entertainment, im Vertrieb von The Walt Disney Company Germany, München
  13. Audiokommentar von Regisseur David Cronenberg, enthalten im Bonusmaterial der blu-Ray Disc Die Fliege, 2008, Twentieth Century Fox Home Entertainment, im Vertrieb von The Walt Disney Company, München
  14. „A horror film genre in which the main feature is the graphically depicted destruction or degeneration of a human body or bodies.“ – Definition in der Online-Ausgabe des Collins English Dictionary, abgerufen am 12. November 2012.
  15. film-dienst 11/04, S. 13.
  16. Crash. im Archiv der Filmfestspiele Cannes.
  17. Preisträger der Berlinale 1999 (Memento des Originals vom 8. August 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlinale.de.
  18. Douglas-Sirk-Preis an Kinovisionär. (Memento vom 17. Dezember 2007 im Internet Archive) Pressemitteilung des Filmfests Hamburg vom 7. September 2007.
  19. ¡Viva la nueva carne! David Cronenberg recibirá un Premio Donostia del Festival de San Sebastián 2022. In: 20minutos.es. 24. Juni 2022, abgerufen am 24. September 2022 (spanisch).
Personendaten
NAME Cronenberg, David
ALTERNATIVNAMEN Cronenberg, David Paul (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG kanadischer Regisseur
GEBURTSDATUM 15. März 1943
GEBURTSORT Toronto, Ontario, Kanada

На других языках


- [de] David Cronenberg

[en] David Cronenberg

David Paul Cronenberg CC OOnt (born March 15, 1943) is a Canadian film director, screenwriter, and actor.[1] He is one of the principal originators of what is commonly known as the body horror genre, with his films exploring visceral bodily transformation, infectious diseases, and the intertwining of the psychological, the physical and the technological. Cronenberg is best known for exploring these themes through sci-fi horror films such as Shivers (1975), Scanners (1981), Videodrome (1983) and The Fly (1986), though he has also directed dramas, psychological thrillers and gangster films.[2]

[es] David Cronenberg

David Paul Cronenberg (Toronto, 15 de marzo de 1943), conocido como David Cronenberg, es un director de cine y guionista canadiense.[1] Junto a John Carpenter y Wes Craven, se le ha llegado a considerar dentro de un grupo denominado de "las tres C" del cine de horror contemporáneo.[2]

[ru] Кроненберг, Дэвид

Дэ́вид Пол Кро́ненберг (англ. David Paul Cronenberg, род. 15 марта 1943[5], Торонто) — канадский кинорежиссёр, сценарист и актёр, один из крупнейших представителей американского независимого кино. Кроненберг в особенности знаменит фантастическими триллерами и фильмами ужасов в стилистике боди-хоррора, такими как «Муха», «Видеодром», «Экзистенция», в которых показаны гротескные мутации, биомеханические и органические устройства. Сама фамилия Кроненберга использовалась как имя нарицательное для подобных ужасов. Помимо подобных фильмов, он снял немало психологических триллеров и драм.



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