fiction.wikisort.org - Film

Search / Calendar

Die Unzertrennlichen (Originaltitel: Dead Ringers) ist ein kanadisch-US-amerikanischer Body-Horror-Film aus dem Jahr 1988. Der mehrfach ausgezeichnete Film entstand unter der Regie von David Cronenberg, der auch am Drehbuch beteiligt war.

Die Hauptrolle in dem tragischen Psycho-Horrorfilm spielte Jeremy Irons, der im Film Zwillingsbrüder darstellt. Irons benötigte kaum Schminke oder Requisiten, um die beiden grundverschiedenen Personen glaubhaft zu machen und ihnen unterscheidbar Leben zu verleihen.[2][3]


Handlung


Der Film variiert am Beispiel zweier erfolgreicher Frauenheilkundler den populären Mythos, dass Zwillinge auf besondere Weise geistig verbunden, vielleicht „unzertrennlich“ sind.

Die eineiigen Zwillinge Beverly und Elliot, gefeierte Gynäkologen, Forscher und Stars ihrer Zunft, leben noch als erwachsene Männer über 40 unverheiratet in einer merkwürdigen Beziehung in einer gemeinsamen Wohnung in Toronto. Der selbstsichere narzisstische Elliot nutzt seinen Bruder aus und sonnt sich im Ruhm, während der menschenscheue, sensible Beverly im Hintergrund unbeachtet seinen Forschungen nachgeht.

Wenn Elliot seinem Bruder dann zur Krönung regelmäßig die Eroberung der ersten Nacht überlässt (ohne dass die Frauen es merken, denn es sind ja Zwillinge), ist dies nur fair und aus Elliots Sicht eine weitere Ausformung des „Zwillingsmythos“. Sein Bruder könne ja wegen seiner Schüchternheit aus eigener Kraft sowieso keine Frau erobern, worunter der gehemmte Beverly besonders leidet.

Nach belanglosen Affären kippt das fragile, symbiotische Gleichgewicht, als sich Beverly unglücklich in Claire Niveau, eine seiner Patientinnen, verliebt – zudem ein Filmstar, eine Diva. Zuerst begegnet sie ihm, nachdem sie hinter das Geheimnis der Brüder gekommen ist, mit Ablehnung, aber zumindest hat Beverly jetzt jemand anderen als seinen Bruder, den er als Projektionsfigur für seine Sehnsucht nach Erfolg benutzen kann. Wegen Dreharbeiten verlässt Claire für einige Zeit Beverly, der ein Medikamentensuchtproblem entwickelt. Irrtümlich unterstellt er ihr eine Affäre und stürzt in Verzweiflung.

Elliot reagiert überraschend harsch auf den Verlust der ungeteilten Aufmerksamkeit seines Bruders. Im Laufe des Films wird deutlich, dass er durchaus nicht so selbstbewusst ist, wie zu Beginn des Filmes gezeigt wurde; vielmehr baut seine Egomanie vor allem auf die bedingungslose Bewunderung durch seinen Bruder. Er sieht sich gezwungen, Beverlys gestörtes, von Drogensucht und Depressionen geprägtes Verhalten zu kopieren, damit sein Zwillingsphantasma erfüllt wird – was dem einen Zwilling zustößt, erleide auch der andere. Ein halbherziger Kalter Entzug für Beverly, gepaart mit Aufputschmitteln für Elliot, scheitert.

Unweigerlich führt dies zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ruin der Arztpraxis, während die beiden tiefer in ihren Wahnvorstellungen versinken. Sie fühlen sich als siamesische Zwillinge, die getrennt werden müssen. Im Drogenrausch operiert Beverly in einer „medizinischen Behandlung“ Elliot zu Tode. In der Schlussszene zieht er sich an, verlässt die Wohnung, um Claire von einer Telefonzelle aus anzurufen. Als sie abnimmt, hängt er auf und kehrt zu seinem toten Bruder zurück. Man sieht nun beide leblosen Körper übereinander liegen.


Kritiken


„Ein mehr an den psychologischen Abgründen der Geschichte als an vordergründigen Horror-Effekten interessierter Film, der mit einer schrecklichen Vernichtung der angeborenen Abhängigkeit endet. Nach einem authentischen Fall, der sich 1975 in New York ereignete; in der Doppelrolle der ungleichen Zwillingsbrüder brillant gespielt.“

Lexikon des internationalen Films[3]

„Der Ort des Schreckens ist Toronto […] Hier ist man bestenfalls so zu Hause, wie man in einem Operationssaal zu Hause wäre. Nur daß in diesem OP sezierende Schnitte an der Psyche vorgenommen werden. Ein Film von einer ansteckenden Kälte.“

Hellmuth Karasek: Der Spiegel[4]

„‚Die Unzertrennlichen‘ ist ein beunruhigendes Essay über Body Horror, geschlechtliche Panik und die bürgerlichen Familienverhältnisse.“

Emanuel Levy[5]

„im Stil eines morbiden Kammerspiels inszeniert“

Jens Golombek: Das große Film-Lexikon. Alle Top-Filme von A–Z[6]

„Daß der Körper, den man im Kino leichtfertig für den Sitz von Identitat und also auch Identifikation hält, sich im Kern verändert, zerstört unser Vertrauen ins physische Kino nachhaltig. […] Der Schluß ist ein Bild der Gnade […] ein Blick auf eine Schönheit, die nicht von dieser Welt ist.“

Michael Althen: Die Zeit[7]

„der Albtraum jeder Frau […] Gynäkologen, die durchdrehen (every woman’s nightmare […] the gynos become psychos)

Rita Kempley: The Washington Post[8]

„Es ist der radikalste Film des Kanadiers, noch ausgefeilter und durchdachter als seine vorherigen Arbeiten. Der intellektuellen Provokation mit ihren bitteren Erkenntnissen scheint ein leiser Bedacht gefolgt zu sein, um nicht mehr nur länger den Irrglauben geistlicher Unendlichkeit mit Bildern mutierter Leiber zu kontrastieren, sondern das absolute Grundprinzip des Seins in Frage zu stellen.“

Rajko Burchardt: filmzentrale.com[9]

Auszeichnungen (Auswahl)



Verschiedenes


Die musikalische Untermalung stammt von Howard Shore, einem langjährigen Begleiter Cronenbergs. In dem etwas makaber anmutenden Vorspann[10] sind fiktionale gynäkologische (Folter-)Instrumente zu sehen, die von Beverly Mantle im Film später im Drogenrausch entworfen werden, gezeichnet oder holzschnittartig über blutrotem Hintergrund. In bemerkenswertem Produktions- und Kostümdesign im Operationssaal tragen die Ärzte rot statt weiß, was eine überraschende Kontrastierung zur wahren Welt ergibt – die bekanntesten Bilder des Films.[10][11]

Der Film ist in Grundzügen an einen authentischen Fall angelehnt, der sich 1975 in New York ereignete.[3][12] Die unmittelbare Vorlage war das Buch Twins von Bari Wood und Jack Geasland aus dem Jahr 1977.[10]

Die Altersfreigabe des Films wurde im August 2022 von ursprünglich 18 Jahren auf 16 Jahre herabgesenkt.[13]

Der Fall der siamesischen Zwillinge Chang und Eng Bunker wird mehrfach erwähnt.

Zusätzliche Hintergrundinformationen bietet der virtuell zugängliche Teil des Cronenberg-Museums.[14]


Weiterführende Literatur





Einzelnachweise


  1. Freigabebescheinigung für Die Unzertrennlichen. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 232399/V).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Janet Maslin: Ringers': The eerier, the better. In: The New York Times. 2. Oktober 1988, abgerufen am 20. Mai 2008 (englisch): „clear and separate personalities“
  3. Die Unzertrennlichen im Lexikon des internationalen Films
  4. Hellmuth Karasek: Niemandsland Psyche. In: Der Spiegel. Nr. 7, 1989, S. 210–211 (online).
  5. Emanuel Levy: Dead Ringer (1988). (Nicht mehr online verfügbar.) In: emanuellevy.com. Archiviert vom Original am 21. November 2007; abgerufen am 20. Mai 2008 (englisch, Kursivschreibung durch Wikipedia): „‚Dead Ringers‘ is an unsettling essay in body horror, sexual panic, and the bourgeois family relationships.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/emanuellevy.com
  6. Jens Golombek in:Dirk Manthey, Jörg Altendorf, Willy Loderhose (Hrsg.): Das große Film-Lexikon. Alle Top-Filme von A–Z. Zweite Auflage, überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Verlagsgruppe Milchstraße, Hamburg 1995, ISBN 3-89324-126-4, S. 2899 f.
  7. Michael Althen: No body is perfect. In: Die Zeit, Nr. 7/1989
  8. Rita Kempley: ‚Dead Ringers‘. In: The Washington Post. 23. September 1988, abgerufen am 20. Mai 2008 (englisch).
  9. Rajko Burchardt: ‚Dead Ringers‘. In: filmzentrale.com. 6. August 2007, abgerufen am 22. August 2010.
  10. Janet Maslin: Dead Ringers (1988) – Review/Film; A Mirror Image of Disintegration. In: The New York Times. 23. September 1988, abgerufen am 20. Mai 2008 (englisch).
  11. Siehe z. B. Dead Ringers – David Cronenberg. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Criterion Collection. Criterion Collection, archiviert vom Original am 4. Mai 2008; abgerufen am 20. Mai 2008 (englisch, Nr. 21).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.criterion.com
  12. Mary Breasted: Death of Twin Doctors Linked to Despondency. In: The New York Times. 21. Juli 1975, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 3. Januar 2019]).
  13. https://www.schnittberichte.com/ticker.php?ID=10664
  14. Transcript: Dead Ringers: Filming (engl.) Cronenbergmuseum, abgerufen am 22. Mai 2021.

На других языках


- [de] Die Unzertrennlichen (1988)

[en] Dead Ringers (film)

Dead Ringers is a 1988 psychological thriller film starring Jeremy Irons in a dual role as identical twin gynecologists. David Cronenberg directed and co-wrote the screenplay with Norman Snider. Their script was based on the lives of Stewart and Cyril Marcus and on the novel Twins by Bari Wood and Jack Geasland, a "highly fictionalized" version of the Marcuses' story.[4]

[ru] Связанные насмерть

«Связанные насмерть» (также «Намертво связанные»; англ. Dead Ringers) — триллер канадского режиссёра Дэвида Кроненберга, вышедший на экраны в 1988 году. Гран-При Международного фестиваля фантастического кино в Авориазе.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии