Ryū Murakami (japanisch村上 龍, Murakami Ryū; * 19. Februar 1952 in Sasebo, Präfektur Nagasaki als Ryūnosuke Murakami (村上 龍之介, Murakami Ryūnosuke)) ist ein japanischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur.
Ryū Murakami (2005)
Leben
Murakami wuchs als Sohn eines Lehrerehepaares in seinem Geburtsort Sasebo nahe einer Basis der United States Navy auf. Während seiner Schulzeit in den 1960er Jahren faszinierte ihn die Hippiekultur und er engagierte sich in dieser Zeit für die auch in Japan stattfindende Studentenbewegung gegen den Vietnamkrieg. Als Jugendlicher war er am Film- und Musikmachen interessiert, er spielte zum Beispiel Schlagzeug in einer Band.
Er studierte an der Kunsthochschule Musashino nahe Tokyo, begann in dieser Zeit mit dem Verfassen fiktiver Geschichten und brach sein Studium ab, um sich auf das Schreiben zu konzentrieren.
Murakami ist verheiratet und hat einen Sohn (geboren 1980).[1][2]
Ryū Murakami ist nicht mit dem drei Jahre älteren japanischen Schriftsteller Haruki Murakami verwandt.[3]
Literarisches Werk
Murakami Ryū ist im internationalen Raum einer der bekanntesten Vertreter der Japanischen Literatur. Oft wird in diesem Zusammenhang für ihn die Bezeichnung „der andere Murakami“ bemüht, in humoristischer Anspielung auf den weltweit sehr populären japanischen Schriftsteller Murakami Haruki.[4]
Die Verleihung des Akutagawa-Preises für sein Werk Kagirinaku tōmei ni chikai burū (限りなく透明に近いブルー; Blaue Linien auf transparenter Haut. Tokio unterm Strich) im Jahr 1976 verortete Murakami in der literarischen Kategorie der „Reinen Literatur“ (jun bungaku), die einen Unterschied zwischen „Hochliteratur“ von Unterhaltungsliteratur kennzeichnen soll. Dass Murakami als das enfant terrible in der japanischen Literaturszene gilt, wird teils als Kontrast zu der renommierten literarischen Klassifizierung gesehen.[5] Er ist einer der prominentesten Vertreter der Japanischen Prekariatsliteratur.[5]
Seine frühen Werke können als teils autobiographisch bezeichnet werden. Sein Debütroman Blaue Linien auf transparenter Haut schildert gelangweilte Jugendliche, die in einem japanischen Ort nahe einer Militärbasis einem ‚sex, drugs and rock’n’roll‘-Lifestyle frönen. Das Werk zeigt nicht nur durch diese Verortung, sondern auch durch die Hauptfigur namens „Ryu“ Parallelen zum Leben des Autors auf, wenn auch künstlerisch überzeichnet. Im Roman 69 greift er das Thema der Studentenbewegungen in Japan auf beschreibt eine „Revolution“ durch einen jugendlichen Protagonisten in der japanischen Provinz.[6]
Mit Projekten in Digitalen Medien scheint Murakami einen weiteren Schaffensspielraum für sich erschlossen zu haben. Im Jahr 2010 erregte er Aufsehen, als er verkündete in Kooperation mit Apple seinen Roman A Singing Whale als multimedialen Download für das iPad herauszubringen, statt in Buchform beim japanischen Traditionsverlag Kōdansha.[7] Der digitale Roman enthält Videoelemente sowie Musikstücke, komponiert vom japanischen Musiker Ryūichi Sakamoto. Ein weiteres Beispiel ist der Videokanal MurakamiRyuRVR, den er auf der Online-Plattform YouTube einrichtete. Der Kanal war bis September 2012 aktiv, das letzte Video trägt die Nummer 276. Auf dieser Plattform veröffentlichte Murakami Videos, in denen er mit verschiedenen Gesprächspartnern das aktuelle Tagesgeschehen bespricht.[8]
Seine Texte erfuhren Adaptionen durch Regisseure wie Anno Hideaki und Takashi Miike und er kooperierte mit bekannten japanischen Künstlern z.B. mit dem Musiker Sakamoto Ryūichi.
Romane
1976: Kagirinaku Tōmei ni Chikai Blue (限りなく透明に近いブルー, Kagirinaku tōmei ni chikai burū)
deutsch: Blaue Linien auf transparenter Haut. Tokio unterm Strich. rororo panther, Reinbek bei Hamburg 1987, ISBN 3-499-12125-5
1977: Umi no Mukō de Sensō ga Hajimaru (海の向こうで戦争が始まる)
deutsch: Piercing. Liebeskind, München 2009, ISBN 978-3-935890-59-5
1995: KYOKO
1996: Hyūga Virus. Gofungo no Sekai II (ヒュウガ・ウイルス 五分後の世界Ⅱ, Hyūga uirusu: gofungo no sekai II)
1996: Melancholia (メランコリア, Merankoria)
1996: Love & Pop: Topaz II (ラブ&ポップ トパーズⅡ, Rabu & Poppu topāzu II)
1996: Hajimete no Yoru. Nidome no Yoru. Saigo no Yoru (はじめての夜 二度目の夜 最後の夜)
1997: Audition (オーディション, Ōdishon)
deutsch: Das Casting. Septime, Wien 2013, ISBN 978-3-902711-15-1
1997: Strange Days (ストレンジ・デイズ, Sutorenji deizu)
1997: In the Miso Soup (イン ザ・ミソスープ, In za miso sūpu)
deutsch: In der Misosuppe. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2006, ISBN 978-3-462-03733-3
1998: Line (ライン, Rain)
2000: Kyōseichū (共生虫)
2000: Kibō no Kuni no Exodus (希望の国のエクソダス, Kibō no kuni no ekusodasu)
2001: Thanatos (タナトス, Tanatosu)
2001: THE MASK CLUB
2001: Saigo no Kazoku (最後の家族)
2001: Akuma no Path Tenshi no Goal (悪魔のパス天使のゴール, Akuma no pasu Tenshi no gōru)
2002: 2days 4girls. 2-nichikan de 4-nin no Onna to Sex suru Hōhō (2days 4girls 2日間で4人の女とセックスする方法, 2days 4girls. 2-nichikan de 4-nin no onna to sekkusu suru hōho)
2005: Hantō o De yo (半島を出よ)
deutsch: In Liebe, dein Vaterland - Band I: Die Invasion. Septime Verlag, Wien 2018, ISBN 978-3-902-71176-2
2010: A Singing Whale (歌うクジラ, Utau kujira). Nur als iPad-Download, incl. Videos, Musik von Ryuichi Sakamoto.
Filmographie
Als Regisseur und/oder Drehbuchautor:
Almost Transparent Blue (Regie & Drehbuch, 1979)
Daijoubu Mai Furendo (All Right, My Friend, Regie & Drehbuch, 1983)
Lisette Gebhardt (2010): Nach Einbruch der Dunkelheit. Zeitgenössische japanische Literatur im Zeichen des Prekären. Berlin: EB-Verlag (= Reihe zur japanischen Literatur und Kultur Bd. 1). ISBN 978-3-86893-031-3
Jürgen Berndt und Fukuzawa Hiroomi (Hrsg.): Murakami Ryû. In: Momentaufnahmen moderner japanischer Literatur. Silver & Goldstein, Berlin, 1990. ISBN 3-927463-10-8. S.146 bis 139.
S. Noma (Hrsg.): Murakami Ryū. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993, ISBN 4-06-205938-X, S.1014.
Ryu Murakami, in: Financial Times, 27. September 2013.
Authors: Ryu Murakami (Mementodes Originals vom 7. Februar 2019 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.booksfromjapan.jp, Books From Japan.
Lisette Gebhardt (2010): Nach Einbruch der Dunkelheit. Zeitgenössische japanische Literatur im Zeichen des Prekären. Berlin: EB-Verlag.
"Der Meister der Japankritik", in: Lisette Gebhardt (Hrsg.) (2013): Yomitai. Neue Literatur aus Japan., Reihe zur japanischen Literatur und Kultur. Berlin: EB-Verlag, S. 345–350.
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