Decision to Leave (Originaltitel: 헤어질 결심 RR Haeojil gyeolsim, deutsch ‚Entscheidung zur Trennung‘) ist ein südkoreanischer Spielfilm von Park Chan-wook aus dem Jahr 2022. Der Mysterystreifen handelt von einem Detektiv, der sich bei Ermittlungen in die Witwe eines vermeintlichen Unfallopfers verliebt. Die Hauptrollen übernahmen Park Hae-il und Tang Wei.
Die Produktion wurde im Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes im Mai 2022 uraufgeführt und dort preisgekrönt. Auch ist Decision to Leave Südkoreas Oscar-Beitrag 2023 in der Kategorie Bester internationaler Film. Am 2. Februar 2023 soll der Film in die deutschen Kinos kommen.[1]
Der erfahrene Detektiv Hae-joon wird damit beauftragt, den Tod eines Mannes auf einem Berggipfel zu untersuchen. In den Fokus der Ermittlungen gerät Seo-rae, die Witwe des Verstorbenen. Schon bald fühlt sich Hae-joon von der Verdächtigen angezogen und gleichzeitig verunsichert.[2]
Decision to Leave ist der zwölfte Spielfilm des südkoreanischen Filmemachers Park Chan-wook, für den er gemeinsam mit Jeong Seo-kyeong auch das Drehbuch verfasste. Beide hatten schon an seinen vorangegangenen Werken Die Taschendiebin (2016), Durst (2009), I’m a Cyborg, But That’s OK (2006) und Lady Vengeance (2005) zusammen gearbeitet. Für die Hauptrollen wurden Park Hae-il und die chinesische Schauspielerin Tang Wei verpflichtet, die zum ersten Mal in einem Film von Park Chan-wook auftreten. Zum weiteren Schauspielensemble gehören u. a. Lee Jung-hyun (Nachtangeln, 2011) und Jeong Ha-dam (Die Taschendiebin), die bereits in früheren Werken des Regisseurs zu sehen waren.
Die Dreharbeiten begannen gegen Ende Oktober 2020. Produziert wurde der Film von Moho und CJ Entertainment.[3] Im Oktober 2021 war der Schnitt des Films laut Park fertiggestellt. Es fehlten nur noch die Ergänzung der Filmmusik und visuellen Effekte.[4]
Decision to Leave wurde in Branchenkreisen bereits im Vorfeld als möglicher Beitrag für das im Mai 2022 veranstaltete 75. Filmfestival von Cannes gehandelt.[5][6] Tatsächlich wurde der Film in den Wettbewerb eingeladen,[7] wo die Premiere am 23. Mai erfolgte.[8] Kritiker des amerikanischen Branchendiensts IndieWire zählten Decision to Leave zu den 18 am meisten erwarteten Cannes-Beiträgen.[9]
In einem rein französischen Kritikenspiegel der Website Le film français sahen mit Gaël Golhen (Première) und Stéphane Boudsocq (RTL) nur zwei der 15 Kritiker den Film als Palmen-Favoriten an. Sechs Kritiker (La Croix, Le Journal du Dimanche, Le Monde, L’Obs, Positif, Sud Ouest) vergaben aber mit drei Sternen jeweils die zweitbeste Wertung an Decision to Leave.[10] Im internationalen Kritikenspiegel der britischen Fachzeitschrift Screen International führte der Film mit 3,2 von 4 möglichen Sternen das Favoritenfeld unter allen 24 Wettbewerbsfilmen an.[11] Mitglied des Kritikenspiegels war auch der Brite Peter Bradshaw (The Guardian), der an Decision to Leave die Höchstwertung vergab und das Werk als Favorit auf die Goldene Palme ansah.[12][13] Park orientiere sich mit seinem neuesten Film, einer „sensationellen Black-Widow-Noir-Romanze“ am vorangegangenen Werk Die Taschendiebin. Bradshaw lobte überschwänglich die Darstellung von Tang Wei als mysteriöse Witwe, die damit ihre Leistung in ihrem Erfolgsfilm Gefahr und Begierde (2007) übertreffe. Auch verglich er Decision to Leave mit den Werken Alfred Hitchcocks und lobte das wendungsreiche Skript und die spannungsreiche Filmmusik von Cho Young-Wuk.[12] Die angloamerikanischen Online-Bewertungsportale Metacritic und Rotten Tomatoes verzeichneten ebenfalls kurz nach der Premiere mehrheitlich positive Filmkritiken.[14][15]
Ein Kinostart in Südkorea ist für Juni 2022[2] im Verleih von CJ Entertainment geplant.[16]
Im deutschsprachigen Raum waren die ersten Filmkritiken gemischt:
Jan Küveler (Die Welt) rezensierte Parks Regiearbeit als bis dahin besten Film im Wettbewerb, der „in der Art einer DNA-Doppelhelix Krimi und Liebesgeschichte“ verbinde. Der Regisseur gehe aber „unterschwelliger und also auch viel weniger brutal“ vor, als in seinen vorangegangenen Werken. Küveler lobte die Kamera und die Leistung von Hauptdarstellerin Tang Wei, der Park die Rolle aufgrund ihrer „Eleganz, gepaart mit Bockigkeit“ auf den Leib geschrieben habe. Der Regisseur spiele „auf sein großes Vorbild Hitchcock an, besonders Vertigo […] Und auf moderne Klassiker wie Basic Instinct, ohne aber die Würde aufzugeben“.[17]
Der unabhängige schweizerische Filmkritiker Michael Sennhauser sah in Decision to Leave einen „Mix aus Formaten, aber ein schöner, herzlicher, melancholischer, von tragischer Liebe durchtränkt“ und zog Vergleiche zum Japanischen Oscar-Gewinner Drive My Car.[18]
Tim Caspar Boehme (die tageszeitung) kritisierte, dass sich Park auf „die scheinbar unmotivierte Beziehung des ungleichen Paars“ Hae-joon und Seo-rae konzentriere. Auch mache es Decision to Leave dem Zuschauer „nicht leicht“. „Dass man nicht recht herausbekommt, was die beiden aneinander finden, ist eines der Hindernisse, wenn man der Sache folgen will. Man hat zwischendurch den Eindruck, man sieht einer Romanze zu, die sich nicht ganz entscheiden kann, weil sie sich eigentlich dem Thrillergenre verpflichtet fühlt“, so Boehme.[19]
„Ein fast romantischer Film noir“ sah Daniel Kothenschulte (Berliner Zeitung), anstatt eines Thrillers und zeigte sich trotz der Kunstfertigkeit Parks enttäuscht. Der Regisseur tausche „die Düsternis seiner früheren Darstellungen männlicher Obsessionen gegen einen geradezu schwelgerischen Filmstil ein und streckt dabei auf 138 Minuten, was ein Wong Kar-Wai weit besser in 45 Minuten erzählen könnte“.[20]
Ähnliches bemerkte Andreas Kilb (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Parks Kino wirke „gealtert“ und die Geschichte sei nicht neu. Decision to Leave sehe „sehr elegant aus, weil Parks Kamera ein sicheres Gespür für Farben, Licht und Atmosphäre hat, aber Stil ist eben nicht alles. Seine Wirkung verfliegt nach einem Tag. In Cannes aber suchen sie Filme für die Ewigkeit“, so Kilb.[21]
Für Decision to Leave erhielt Park seine vierte Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Filmfestivals von Cannes. Dort wurde ihm der Regiepreis zuerkannt.[22]
Anfang August 2022 wurde Parks Regiearbeit als südkoreanischer Oscar-Beitrag in der Kategorie Bester internationaler Film für die Verleihung 2023 ausgewählt.[23]
The Moon Is… The Sun’s Dream (1992) | Trio (1997) | Joint Security Area (2000) | Sympathy for Mr. Vengeance (2002) | Oldboy (2003) | Three… Extremes (Episode 2) (2004) | Lady Vengeance (2005) | I’m a Cyborg, But That’s OK (2006) | Durst (2009) | Stoker (2013) | Die Taschendiebin (2016) | Decision to Leave (2022)