She Said ist ein Filmdrama von Maria Schrader, das am 13. Oktober 2022 beim New York Film Festival seine Premiere feierte und am 18. November 2022 in die US-Kinos kommen soll. Der Film basiert auf dem 2019 erschienenen gleichnamigen Sachbuch von Jodi Kantor und Megan Twohey, die auch im Film die Hauptpersonen sind und von Zoe Kazan und Carey Mulligan verkörpert werden.
Als in der Redaktion der New York Times Gerüchte die Runde machen, der Filmproduzent Harvey Weinstein habe aufgrund seiner Machtposition im Filmbusiness in der Vergangenheit regelmäßig Frauen aus der Branche sexuell missbraucht, will Redakteurin Rebecca Corbett das ganze System befragen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die für die New York Times tätige Investigativjournalistin Jodi Kantor beginnt daraufhin, Nachforschungen anzustellen, und findet heraus, dass Fehlverhalten dieser Art in Hollywood zum Tagesgeschäft gehörten. Ihr gelingt es, einige Frauen ausfindig zu machen und zu treffen, die zu den Opfern gehören, doch diese wollen nicht zitiert werden, weil sie Angst vor den negativen Folgen für sich selbst haben. Daher wendet sich Kantor an ihre Kollegin Megan Twohey, die kurz zuvor ihre Reportage über ganz ähnliche Vorwürfe gegen Donald Trump in der New York Times veröffentlichte. Von ihr erfährt sie, wie sie Frauen in ähnlichen Situationen dazu gebracht hat, ihr zu erzählen, was passiert ist. Corbett lässt Kantor und Twohey fortan gemeinsam an der Sache arbeiten. Twohey, die nach der Geburt ihres ersten Kindes mit Depressionen kämpft, kehrt nach und nach zu ihrer gewohnten Arbeit zurück.
Ihre Recherchen führen Kantor und Twohey um die halbe Welt. Sie treffen sich mit an von Weinstein produzierten Filmen beteiligte Schauspielerinnen wie Laura Madden und Angestellten des Produktionsunternehmens, die ihnen ihre Geschichten erzählen. Bei einem Treffen in London mit Zelda Perkins, die als Assistentin für Weinsteins Produktionsfirma Miramax arbeitete, kommen neue unglaubliche Dinge ans Licht. Die Recherchen decken auf, wie Weinstein und seine Anwälte alle mundtot machten, die die Story über die stets von ihm abgestrittenen Missbrauchsvorwürfe bringen wollten. Viele Frauen hatte man mit Abfindungen zum Schweigen gebracht. Sie dürfen sich noch immer nicht äußern, wollen sie keine Klage durch Weinstein riskieren. Kantor und Twohey suchen nach jemandem, der von diesen Abfindungen wusste und frei darüber reden kann. Fündig werden sie in John Schmidt, dem ehemaligen Finanzvorstand von Miramax.
Als sie mit den Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen und die Geschichte in der New York Times bringen, melden sich immer mehr Frauen zu Wort. Durch ihren Bericht haben sie all den Opfern, die zum Schweigen gebracht wurden, ihre Stimmen zurückgegeben und ein System aufgedeckt, das Missbrauchstäter schützte.[2][3]
Der Film basiert auf dem Sachbuch She Said von Jodi Kantor und Megan Twohey aus dem Jahr 2019.[4][5][6]
Die beiden Journalistinnen der New York Times hatten den Weinstein-Skandal aufgedeckt und mit ihren Berichten im Oktober 2017 die #MeToo-Bewegung ausgelöst. In einer Reihe von Artikeln machten sie die Vorwürfe mehrerer Frauen gegen den Filmproduzent Harvey Weinstein wegen sexueller Belästigungen und Übergriffe öffentlich. Als sie mit ihren Recherchen begonnen hatten, war sein Name noch immer ein Synonym für Macht. In monatelangen vertraulichen Interviews mit erfolgreichen Schauspielerinnen, ehemaligen Weinstein-Mitarbeitern und anderen Quellen wurde auch die Praxis von Geheimhaltungsvereinbarungen enthüllt. Weinstein beauftragte in Folge ein Team von hochrangigen Anwälten und Privatdetektiven, um das Geschehene zu vereiteln.[7]
Kantor und Twohey wurden für ihre investigative Arbeit 2018 mit dem Pulitzer-Preis in der Kategorie Dienst an der Öffentlichkeit ausgezeichnet.[8]
Das Buch wurde von Rebecca Lenkiewicz für den Film adaptiert.[6] Sie hatte die Zusammenarbeit mit Kantor und Twohey begonnen, bevor sie ihr Buch las, und von den beiden Journalistinnen nach und nach einzelne dessen Kapitel erhalten. Neben Kantor und Twohey traf Lenkiewicz drei Frauen, die unterschiedliche Erfahrungen mit Weinstein gemacht hatten. Basierend auf dem Material, das ihr Kantor und Twohey zur Verfügung stellten, und den Schilderungen aus den geführten Gesprächen, schrieb Lenkiewicz das Drehbuch und erfand zudem einige Szenen hinzu.[9][10] Regie führte Maria Schrader.[11] Nach den Filmen Liebesleben, Vor der Morgenröte und Ich bin dein Mensch handelt es sich um die erste US-Produktion, bei der sie Regie führte.
Kantor und Twohey erklärten über den fertigen Film, dieser zeige viel von dem, was sie während ihrer Recherchen über Weinstein gemeinsam erlebten, auch wie sie als Kolleginnen zusammenwuchsen, sich zwischen ihnen eine Verbindung entwickelte und außerdem einige persönliche Dinge, von denen sie zuvor nicht erzählt hatten. Sie hoffen, dass der Film dazu beitragen wird, die investigative Arbeit von Journalisten mehr zu würdigen und die Menschen darin bestärkt, die Wahrheit zu sagen.[10] Kurz vor der Premiere des Films wurde der zweite Prozess gegen Harvey Weinstein begonnen.[12] In diesem steht er wegen elf neuen Anklagepunkten gegen fünf Frauen vor Gericht, die ihm unter anderem Vergewaltigung vorwerfen.[9][13]
Die US-Amerikanerin Zoe Kazan und die Britin Carey Mulligan spielen Jodi Kantor und Megan Twohey. Andre Braugher spielt Dean Baquet, der seit 2014 Chefredakteur der New York Times ist.[14][15] Patricia Clarkson spielt die ebenfalls für die New York Times tätige Investigativjournalistin Rebecca Corbett, die Kantor und Twohey zusammenbringt und an der Sache arbeiten lässt.[16][2] Die Britin Samantha Morton spielt die Weinstein-Whistleblowerin und Gründerin der Aktion Can't Buy My Silence Zelda Perkins.[17] Angela Yeoh ist in der Rolle von Perkins Assistentin Rowena Chiu zu sehen.[2] Jennifer Ehle spielt Laura Madden, eine ehemalige Miramax-Angestellte, die von Weinstein in einem Hotelzimmer sexuell bedrängt wurde.[18] Die Schauspielerin Ashley Judd, die in den Weinstein-Skandal involviert war, spielt sich selbst.[19] In weiteren Rollen sind Tom Pelphrey, Adam Shapiro und Sean Cullen zu sehen.
Weinstein selbst ist im Film nicht oder nicht vollständig zu sehen und wird dann von Mike Houston gespielt.[19] Er wird als wütende Stimme am Telefon und später als massige, gesichtslose Gestalt dargestellt, die Twohey anstarrt. In Szenen, in denen er eigentlich eine Rolle spielt, so bei Aufnahmen in Hotelzimmern, wurden die Personen aus den Tableaus entfernt und was dort geschehen ist durch Objekte und andere Platzhalter angedeutet/nacherzählt.[20]
Die Dreharbeiten fanden ab Sommer 2021 in New York statt.[17] Das Gebäude der New York Times stand in dieser Zeit nahezu leer, da die meisten Mitarbeiter Coronavirus-bedingt von zu Hause aus arbeiteten.[9] Als Kamerafrau fungierte die Argentinierin Natasha Braier.
Die Filmmusik komponierte Nicholas Britell, der in der Vergangenheit für die meisten Film- und Serienprojekte von Barry Jenkins verantwortlich zeichnete und zuletzt für Adam McKay Schwarze Komödie Don’t Look Up tätig war.[21]
Der erste Trailer wurde im April 2022 bei der CinemaCon vorgestellt[22] und Mitte Juli 2022 veröffentlicht. Die Weltpremiere erfolgte am 13. Oktober 2022 beim New York Film Festival.[23] Zu dieser Zeit wurde der erste deutsche Trailer vorgestellt. Ebenfalls Anfang Oktober 2022 wurde She Said beim London Film Festival vorgestellt.[24] Am 30. Oktober 2022 wird er als Abschlussfilm des Montclair Film Festival gezeigt.[25] Im November 2022 wird er beim AFI Fest gezeigt.[26] Der Start in den US-Kinos ist am 18. November 2022 geplant.[27] Am 8. Dezember 2022 soll der Film in die deutschen Kinos kommen.[28]
In den USA erhielt der Film von der MPAA ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[29]
Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 85 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 7,5 von 10 möglichen Punkten.[30] Auf Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 71 von 100 möglichen Punkten.[31]
Adrian Horton vom Guardian schreibt, Regisseurin Maria Schrader und Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz hätten einen einfühlsamen und emotional klugen Film geschaffen, der seinem Quellenmaterial treu bleibt. Lenkiewiczs halte sich bei ihrer Adaption größtenteils an die Chronologie der Ermittlungen im Buch, wie die erfahrene Journalistin Kantor sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz erlebt, wie sie auf Rose McGowans Geschichte über eine Vergewaltigung durch Harvey Weinstein aufmerksam wird und wie sie sich mit Twohey zusammentut. Wie das Buch erzähle auch She Said von all den Hindernissen, Sackgassen und Ungewissheiten, die sich bei den Recherchen aufgetan hatten und den Zweifel der Journalistinnen an ihrer Arbeit. Insbesondere Momente, in denen die ehemaligen Weinstein-Assistentinnen Zelda Perkins und Rowena Chiu und die von diesem bedrängte Laura Madden den Zuschauer an ihren Erinnerungen teilhaben lassen, seien ein Schlag in die Magengrube. In Verbindung mit Rückblicken/blenden auf ihr jüngeres, unverletztes Selbst vermittelten die drei Aufführungen Beklommenheit, Angst und Scham, was so weder durch das Buch noch durch die Nachrichten jemals hätte vermittelt werden können. Eine zugrunde liegende Botschaft des Films sei die Stärke, die die Frauen durch das gemeinsame Erzählen von ihren Erlebnissen und ihre Solidarität erreichten, auch dass es für die Arbeit von Kantor und Twohey besser war, als die beiden Journalistinnen ihre Kräfte bündelten. In seinen stärkeren Momenten erinnere She Said an den Film The Assistant von Kitty Green aus dem Jahr 2019, in dem die Protagonistin in einer Produktionsfirma, ganz ähnlich der von Weinstein, tätig war.[32]
Michael Meyns schreibt in seiner Funktion als Filmkorrespondent der Gilde deutscher Filmkunsttheater, Schrader habe den Film meist extrem kleinteilig inszeniert und nur durch Ortswechsel werde das zwangsläufig Repetitive des Geschehens bemüht aufgebrochen. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, denn gerade dann, wenn sich She Said auf die Erzählungen von Weinsteins Opfern konzentriert, gelinge es Schrader anzudeuten, welche Macht Weinstein in Hollywood ausübte, wie er seine Position nutzte und missbrauchte, um viel zu lange mit seinen Taten durchzukommen.[33]
Marina Fang schreibt in der Huffpost, She Said reihe sich in das Pantheon großer Filme über Journalismus ein, von All the President’s Men über Broadcast News bis hin zu Spotlight: „Sie alle finden die richtige Balance, die Arbeit von Journalisten auf fesselnde Weise zu zeigen, ohne sich zu viele Freiheiten zu nehmen, um die Geschichte visuell interessant zu machen.“ She Said sei jedoch zu einer Zeit gekommen, in der Desinformation und das Misstrauen gegenüber den Medien auf ein besonders besorgniserregendes Niveau gestiegen seien. So habe es vielleicht noch nie einen wichtigeren Zeitpunkt für Nachrichtenkonsumenten gegeben, um daran erinnert zu werden, was es braucht, um über solche Geschichten zu berichten. Der Film könne viel mehr Menschen erreichen, als es Kantor und Twohey über Interviews oder mit ihrem Buch geschafft haben, in dem sie den ganzen Berichterstattungsprozess, ausführlich beschrieben, und so auch dienlich sein, ein Verständnis der Öffentlichkeit und eine Medienkompetenz aufzubauen. She Said veranschauliche auch die Arbeitskraft und Zeit und die ganze Maschinerie von Menschen, die es oft braucht, um über große Geschichten zu berichten, von den Reportern über ein Team von Redakteuren bis hin zu den Anwälten, die die Nachrichtenredaktionen unterstützen. Es erfordere oft viel Arbeit und Zeit, die Details einer Geschichte zu überprüfen, bevor sie veröffentlicht wird, wie Herausgeberin Rebecca Corbett in She Said öfter mahnt, und dies oft doppelt und dreifach.[34]
Hollywood Music In Media Awards 2022
Montclair Film Festival 2022
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