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Elmore John Leonard junior (* 11. Oktober 1925 in New Orleans, Louisiana; † 20. August 2013 in Bloomfield Hills bei Detroit, Michigan[1][2]) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der zunächst durch seine Western und später vor allem auch durch seine Kriminalromane sowie durch die Verfilmungen seiner Bücher bekannt wurde.

Elmore Leonard (2011)
Elmore Leonard (2011)

Leben und Karriere



Kindheit und Jugend


Elmore Leonard begann schon im Alter von zehn Jahren mit dem Schreiben. Angeregt durch Erich Maria Remarques Roman Im Westen nichts Neues verfasste er ein darauf basierendes Theaterstück. In den folgenden Jahren schrieb er hin und wieder Erzählungen, von denen einige wenige in einer Schülerzeitung erschienen. Nachdem er 1943 die High School absolviert hatte, ging er zur Navy und war im Zweiten Weltkrieg im Südpazifik im Einsatz. 1946 begann er an der University of Detroit zu studieren und schloss 1950 mit einem M.A. in Englisch und Philosophie ab. Während seiner Studienzeit nahm er an mehreren Schreibwettbewerben teil. Noch während seines Studiums begann er für eine Werbeagentur zu arbeiten.


Western (1951 – 1969)


Da er sehr gerne Western-Filme sah und diese Art der Literatur in den 50er Jahren in den Vereinigten Staaten sehr populär war, begann er neben seiner Arbeit mit dem Schreiben von Wildwestgeschichten. 1951 erschien in der Zeitschrift Argosy eine erste Westernerzählung unter dem Titel Trail of the Apache. Den ersten Wildwestroman veröffentlichte Leonard unter dem Titel „The Bounty Hunters“ 1953 bei Houghton Mifflin. Bis 1961 erschienen zahlreiche Erzählungen und fünf Romane. Dabei spielen seine Geschichten meist in Arizona und New Mexico in welchen er auch den dort ansässigen Außenseitern wie Apachen und Mexikanern eine Stimme gibt. Bereits in seinen Western entwickelt er seine handelnden Personen über die Sprache, indem sich jede Person durch eine eigene Ausdrucksweise auszeichnet. Sein 1961 veröffentlichter Anti-Western Hombre, über einen Weißen, welcher bei den Apachen aufgewachsen ist, wurde von den Western Writers of America als einer der besten Western aller Zeiten ausgezeichnet und der Verkauf der Filmrechte ermöglichte Leonard die Aufgabe seines Werbejobs und ein Leben als freier Schriftsteller.[3][4]


Krimis (1969 – 2013)


Wie im Film erlebte auch in der Literatur der Western in den 1960er Jahren eine Krise. Leonard, der zuvor die Rechte an einigen seiner Texte nach Hollywood verkauft hatte, arbeitete deshalb in dieser Zeit als freier Autor für Werbefilme und -broschüren und schrieb auch Filmszenarien für Schulfilme der Encyclopædia Britannica. 1969 erschien sein erster Kriminalroman, The Big Bounce, welchem bis zu seinem Tod 37 weitere folgen sollten, so dass er zusammen mit den Western auf 45 Buchveröffentlichungen kommt. Er selbst spricht bei seinen Kriminalromanen von Verbrechergeschichten, da es ihm mehr um die dargestellten Personen und Milieus, als um die in einem klassischen Kriminalroman übliche Aufklärung eines Verbrechens geht.

Nachdem er seit 1974 jährlich mindestens einen Kriminalroman veröffentlichte, wurde er in den 1980er Jahren, insbesondere nach einem 1983 in der New York Times erschienenen Porträt über ihn, auch von der amerikanischen Literaturkritik mehr beachtet.[5] Seinen kommerziellen Durchbruch erlebte der Autor 1985, als er sich mit der Atlantic City Casinogeschichte „Glitz“ insgesamt 16 Wochen auf der New-York-Times-Bestsellerliste platzieren konnte und diesen Bestseller-Status auch mit seinen folgenden Büchern erreichte.[6]

Bereits von seinen Western gab es vom Pabel Verlag sowie dem Heyne Verlag Übersetzungen in die deutsche Sprache. 1973 wurde dann auch vom Rowohlt Verlag der erste Leonard Krimi unter dem Titel „Schwarzer Schnaps und blaue Bohnen“ (Original: The Moonshine War) in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Neben dem damals in Reinbek ansässigen Verlag wurden später viele seiner Kriminalromane in der deutschen Übersetzung vom Heyne- sowie dem Goldmann Verlag publiziert. Seine letzten Buchveröffentlichungen erschienen dann in deutscher Sprache bei Eichborn sowie Suhrkamp. Abgesehen von 2 Büchern aus der historischen sogenannten Carl Webster Reihe, wurden alle Kriminalromane Elmore Leonards zu seinen Lebzeiten ins Deutsche übersetzt.


Filmadaptionen


Auf Grund seines Dialog- und Szenischen Stils, wurden fast 30 Filme basierend auf Vorlagen des Autors produziert, wobei schon einige seiner Western unter anderem mit Glenn Ford, Paul Newman, Burt Lancaster, Clint Eastwood und bei den Spätwestern mit Christian Bale sowie Russell Crowe verfilmt wurden.

Auch seine Kriminalromane sind seit den 1970er Jahren mit bekannten Schauspielern wie Charles Bronson, Robert Mitchum, Roy Scheider, Burt Reynolds oder Rock Hudson (in seinem letzten Film) als Filmvorlage verwendet worden. Große Erfolge waren dabei die Umsetzung des Hollywood-Gangsters Chili Palmer mit John Travolta in Schnappt Shorty sowie die Bankräubergeschichte Out of Sight mit George Clooney und Jennifer Lopez. Auch die von Quentin Tarantino auf einer Leonard Geschichte basierende Verfilmung Jackie Brown wurde von Kritik und Publikum sehr positiv bewertet, wobei allgemein das Werk des Regisseurs von Elmore Leonard beeinflusst ist. Weiterhin war auch die auf seiner letzten Romanfigur Raylan Givens beruhende Serie Justified mit 6 produzierten Staffeln ein Erfolg. Insgesamt gilt es jedoch als schwierig, was auch die deutschsprachigen Übersetzungen seiner Romane betrifft, den besonderen Stil des Autors in Übersetzungen oder Filmen wiederzugeben.[7]


Privat


Elmore Leonard, Vater von fünf Kindern, lebte mit seiner Frau zuletzt im Oakland County nahe Detroit. Anfang August 2013 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 20. August 2013 im Alter von 87 Jahren.[8]


Zum Werk und Schreibstil


Elmore Leonards Krimis sind für das Genre recht untypisch. Privatdetektive spielen so gut wie nie eine Rolle (selten eine kleine Nebenrolle) und auch die Polizei, Kriminaltechniker oder andere Ermittler kommen – wenn überhaupt – nur am Rande vor. Auch geht es Leonard anders als bei den Whodunit-Krimis nie darum, einen rätselhaften Fall nach und nach aufzulösen. Und auch mit den Stilmitteln neuerer, blutrünstiger Krimis, Serienkillergeschichten usw. arbeitet er nie.

Was Leonards Krimis stattdessen auszeichnet, ist die genaue Schilderung unterschiedlicher Milieus, die durch präzise gezeichnete Individuen und ihre Lebensgeschichten dargestellt werden. Stets kommen dabei die unterschiedlichen Milieus, beispielsweise Mafiosi, weiße Industriearbeiter, Afroamerikaner, Prostituierte, Models, Filmproduzenten, Indianer, Banker, Spekulanten, Kleinkriminelle oder Soldaten, in Kontakt mit ihnen nicht vertrauten Bereichen der Gesellschaft – was häufig zu Gewalt, manchmal aber auch zu überraschenden Verbrüderungen führt. Die Dynamik und Spannung von Leonards Plots entwickelt sich stets aus solchen Konfrontationen.

Weiter zeichnet seine Krimis die präzise Darstellung nicht nur der Sachkultur (Autos, Wohnungseinrichtungen, Nahrung, Hobbys, Sport, Musik) der Milieus, sondern mehr noch der Soziolekte der unterschiedlichen Personen aus – ein wesentliches Element, das leider in der deutschen, meist recht ungenauen Übersetzung verloren geht; große Teile von Leonards Romanen bestehen aus direkter Rede, was sie so filmtauglich macht.

Die meisten seiner Krimis spielen in den Vereinigten Staaten und hier wiederum meist in seiner Wahlheimat Detroit oder im Bundesstaat Florida. Ausnahmen bilden die im Nahen Osten angelegten „The Hunted“ und „Djibouti“, „Pagan Babies“ welcher in Ruanda spielt und „Cubra Libre“ dessen Handlung zum Ende des 19. Jahrhunderts auf Kuba angesiedelt ist. Dabei wird jeweils die soziale Feinstruktur der Settings – wo kann sich wer wie bewegen? – zum wesentlichen Bestandteil der Handlung. Auch bei den exotischeren Schauplätzen, wie beispielsweise Israel oder die Bahamas, wird auf ähnliche Art die Handlung durch die Enge des Ortes und die damit begrenzten Bewegungsmöglichkeiten vorangetrieben.

Auch gesellschaftspolitische Themen spielen in einigen Romanen eine Rolle, so der Vietnamkrieg in „Mr. Majestyk“, der Contra-Krieg von Nicaragua in „Bandits“, in „Freaky Deaky“ ist es die Hippiebewegung und unter anderem um den Rassismus in den Südstaaten der USA dreht es sich im „Tishomingo Blues“. „Tishomingo Blues“ und „Freaky Deaky“ sind nach eigenen bekunden auch die Lieblingsromane des Autors.

Von einigen englischsprachigen Kritikern wird Leonard nicht zu unrecht mit Honoré de Balzac verglichen. Nicht nur versteht er sich wie dieser selbst nicht in erster Linie als Künstler, sondern als Brotautor und Handwerker, es gelingt ihm auch auf nicht unähnliche Art, in seinen Büchern eine präzise Gesellschaftschronik der USA zu schaffen. Eine weitere Ähnlichkeit zum zyklischen Werk Balzacs ist, dass nicht nur Örtlichkeiten, sondern auch manche Personen aus früheren Romanen immer wieder auftauchen. So ist die Hauptfigur seines ersten Romans „The Big Bounce“ Jack Ryan auch in anderen seiner Bücher aus den 70er Jahren anzutreffen, die Bankräuber Ordell Robbie und Louis Gara in „The Switch“ tauchen als Drogenhändler später im „Rum Punch“ wieder auf. In den 1990er Jahren ist Ganove Chili Palmer in zwei Romanen in Hollywood unterwegs und in einer Serie von drei Büchern (erschienen 2005–2009), welche in den 1930er und 1940er Jahren spielen, ist immer Carl Webster als US Marshal aktiv. In „Road Dogs“ tauchen mit Jack Foley („Out of Sight“), Cundo Rey („La Brava“) und Dawn Navarro („Riding the Rap“) gleich drei Personen aus früheren Leonard Romanen auf. Auch die Titelfigur seines letzten Romans Raylan Givens ist schon in zwei anderen seiner früheren Romane als US Marshal im Einsatz.[9]


Werke



Romane



Drehbücher



Verfilmungen



Auszeichnungen



Literatur



Medien




Commons: Elmore Leonard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. In Memoriam: Elmore Leonard – 1925-2013 bei bigshinyrobot.com, abgerufen am 20. August 2013
  2. Legendary Hollywood Writer Dead at 87 bei tmz.com, abgerufen am 20. August 2013
  3. Alison Flood: Western Writers honour Elmore Leonard. The Guardian, 12. Februar 2009, abgerufen am 7. November 2018 (englisch).
  4. Nathan Ward: Elmore Leonards gritty westerns. Crimereads.com, 16. Mai 2018, abgerufen am 7. November 2018 (englisch).
  5. Herbert Mitgang: Novelist discovered after 23 books. The New York Times, 29. Oktober 1983, abgerufen am 11. November 2018 (englisch).
  6. Joan Acocella: The Elmore Leonard Story. The New York Review of Books, 24. September 2015, abgerufen am 11. November 2018 (englisch).
  7. Horst Eckert: Schnappt Dutch. Die Welt, 13. April 2002, abgerufen am 24. November 2018.
  8. „Bester Krimi-Autor aller Zeiten“: Elmore Leonard ist tot. Der Spiegel, 20. August 2013, abgerufen am 21. August 2013.
  9. Alf Mayer: Ein Nachruf auf Elmore Leonard. Culturmag, 24. August 2013, abgerufen am 11. November 2018.
  10. New York Times, 16. Juli 2001
  11. Jahr der Preisverleihung; die IACW/NA verzeichnet das Jahr der Buchveröffentlichung
  12. Indien und Indianer in FAZ vom 16. November 2012, Seite 34
Personendaten
NAME Leonard, Elmore
ALTERNATIVNAMEN Leonard, Elmore John junior
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 11. Oktober 1925
GEBURTSORT New Orleans, Louisiana, Vereinigte Staaten
STERBEDATUM 20. August 2013
STERBEORT Bloomfield Hills, Michigan, Vereinigte Staaten

На других языках


- [de] Elmore Leonard

[en] Elmore Leonard

Elmore John Leonard Jr. (October 11, 1925 – August 20, 2013) was an American novelist, short story writer, and screenwriter. His earliest novels, published in the 1950s, were Westerns, but he went on to specialize in crime fiction and suspense thrillers, many of which have been adapted into motion pictures.

[ru] Леонард, Элмор

Э́лмор Джон Леона́рд-мла́дший (англ. Elmore John Leonard; 11 октября 1925, Новый Орлеан — 20 августа 2013, Детройт) — американский писатель и сценарист, мастер криминальной литературы и вестернов, произведения которого отличались энергичными диалогами, персонажами-неудачниками и лаконичным юмором[1]. В прессе часто именовался «одним из величайших» и «наиболее узнаваемых» американских криминальных писателей в истории[2][3]. Жители Детройта считали его своим Диккенсом, Стивен Кинг — великим писателем, а Квентин Тарантино — своим творческим гуру и альтер эго[4]. По его книгам и сценариям было снято 43 фильма.



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