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Martin Sperr (* 14. September 1944 in Steinberg bei Marklkofen, Niederbayern; † 6. April 2002 in Landshut)[1] war ein deutscher Dramatiker und Schauspieler. In seinen Stücken prangerte er drastisch und im bairischen Dialekt soziale Missstände an.


Leben


Martin Sperr wurde als Sohn eines Lehrerehepaars in Steinberg geboren. Laut Geburtsurkunde hieß er Helmuth Martin Sperr und wurde als Kind Helmuth gerufen. Später entschied er sich jedoch für den Rufnamen Martin.

Ende der 1940er Jahre war sein Vater Oberlehrer in Wendelskirchen, wo Sperr aufwuchs. Er besuchte die 1.–4. Klasse der Volksschule Wendelskirchen (1950–1954). Seinen Volksschulabschluss machte er an der Internatsschule Algasing im oberbayerischen Dorfen (1954–1958). Nach dem Besuch der Sabel Handelsschule in München (1958/59) schloss er die Trausnitz-Handelsschule in Landshut[1] (bis 1961) mit der Mittleren Reife ab.

Am 1. September 1961 begann er bei Siemens in München eine Lehre zum Industriekaufmann, welche er Ende Februar 1962 abbrach. Ab 1961 nahm er Unterricht in der Schauspielschule M. Nachbaur in München und debütierte 1962 im Theater 44 als Lennie Klein in Von Mäusen und Menschen. Er besuchte 1962 bis 1964 das Max-Reinhardt-Seminar in Wien, das er, wie er selbst erzählte, „mangels Begabung“ verlassen musste. Die ersten Fassungen der Jagdszenen aus Niederbayern entstanden. Er besuchte 1964/65 die Schauspielschule Genzmer in Wiesbaden und bestand am 4. Mai 1965 in Frankfurt am Main die Reifeprüfung für Schauspiel.[1] In Zusammenarbeit mit Karlheinz Braun vom Suhrkamp Verlag wurden die Jagdszenen aus Niederbayern endgültig fertiggestellt. Seine Ausbildung als Schauspieler finanzierte sich Sperr mit Tätigkeiten als Buchhalter, Hilfsarbeiter und Nachtportier.

Während der Spielzeit 1965/66 war er als Regieassistent und Schauspieler am Bremer Stadttheater. Dort wurden seine Jagdszenen aus Niederbayern im Mai 1966[1] uraufgeführt (Regie: Rolf Becker / Wilfried Minks). Den Durchbruch des Stücks brachte die Aufführung in der Schaubühne am Halleschen Ufer, Berlin, in der er den Rovo spielte (Inszenierung: Hagen Mueller-Stahl). Es begannen die Bearbeitungen Maß für Maß von William Shakespeare und Gerettet von Edward Bond.

Peter Fleischmann verwendete 1968 den Stoff über einen homosexuellen Außenseiter und die Gewalt im Dorf zu einer Verfilmung mit Sperr in der Hauptrolle des Abram. Diese gewann den Bundesfilmpreis,[1] überzeugte auf der Berlinale und beim Filmfest in Locarno. 1971 erschien der Stoff als Erzählung unter dem Titel Jagd auf Außenseiter. 1984 war Sperr bei einer Aufführung am Münchner Volkstheater als Pfarrer zu sehen.

1966 übersetzte er erfolgreich Edward Bonds Stück Gerettet ins Bairische. 1967 wirkte er selbst bei der Uraufführung in der Inszenierung von Peter Stein an den Münchner Kammerspielen mit[1] und nahm ein Engagement an den Münchner Kammerspielen als Hausautor und Schauspieler an.

Danach nahm seine bayerische Trilogie zur Nachkriegsgesellschaft Gestalt an. Die Jagdszenen aus Niederbayern spielen anno 1948, die 1967 erschienenen Landshuter Erzählungen mit ihrer Schilderung eines Konkurrenzkampfes zweier Bauunternehmer eine Dekade später. Die Münchner Freiheit (1971) war eine gegenwartsnahe Satire auf Grundstücks-Spekulation und Entmietung.

Mit historischen Stoffen ging Martin Sperr keineswegs nostalgisch um. 1970 wurde in Stuttgart von Peter Palitzsch sein Stück Koralle Meier mit Ruth Drexel uraufgeführt.[1] Es handelt von einer alternden Prostituierten in einer niederbayerischen Kleinstadt zur NS-Zeit. 1971 schrieb er mit Reinhard Hauff das Drehbuch zum Fernsehfilm Der Räuber Mathias Kneißl, worin Mathias Kneißl zum Sozialrebellen wurde. Bürgerlicher Gier und Dummheit hielt er mit seiner Tragikomödie über das Leben von Adele Spitzeder in dem gleichnamigen Film den Spiegel vor. 1977 erfolgte deren Uraufführung an den Bühnen der Stadt Bonn.[1]

1969/70 war Sperr wieder in Bremen engagiert. 1972 lag er nach einer Gehirnblutung lange im Koma, das Gedächtnisschwund und Motivationsverlust zur Folge hatte. Er litt seitdem an epileptischen Anfällen. 1974 kehrte er am Schauspielhaus Bochum auf die Bühne zurück, wo er in der deutschen Erstaufführung von Brendan Behans Borstal Boy spielte. Danach folgten in München Auftritte in kleinen Privattheatern mit Lesungen eigener Nonsens-Gedichte (1976) oder 1978 in seinem Stück Adele Spitzeder am Studiotheater München. 1982 war er am Theater Freiburg als Hamlet zu sehen.[1]

1983 schloss er sich dem Ensemble des Münchner Volkstheaters an.[1] Er übertrug deutschsprachige Theatertexte ins Bairische, die am Volkstheater aufgeführt wurden, darunter Otto Muehls Rheinpromenade und Fitzgerald Kusz’ Schweig, Bub! Außerdem trat er am Volkstheater und bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs auf.

1968 heiratete er Monika Sperr, von der er bereits 1969 wieder geschieden wurde. In zweiter Ehe war er mit der Schauspielerin Katja Barwich verheiratet. Seine Tochter Felicitas Sperr-Burger widmete ihrem Vater zwölf Jahre nach dessen Tod einen persönlichen Brief.[2]


Bedeutung


Der Titel seines ersten Theaterstückes Jagdszenen aus Niederbayern wurde zum geflügelten Wort. Es steht als Synonym für eine Hetz- und Verleumdungsaktion.

Martin Sperr ist mit Rainer Werner Fassbinder und Franz Xaver Kroetz in einer Linie anzusiedeln und mag als literarisches Kind von Marieluise Fleißer gelten. Er wird als ein Erneuerer im Genre kritischer Volksstücke betrachtet. Unter dem Titel Das zweite Leben des Martin Sperr wurde sein Schicksal vom Fernsehen verfilmt.


Auszeichnungen und Ehrungen


Am 27. November 1965 wurde ihm der Gerhart-Hauptmann-Preis in Berlin verliehen als Förderpreis der Freien Volksbühne Berlin für die Jagdszenen aus Niederbayern. 1967 bekam er den „Theater heute“-Preis für junge Theaterleute für Landshuter Erzählungen und am 9. November 1968 den Förderpreis des Schiller-Gedächtnis-Preises des Landes Baden-Württemberg, Stuttgart. Am 29. April 1969 wurde er mit dem Förderungspreis für Literatur der Landeshauptstadt München geehrt. Im September 1972 erhielten Martin Sperr und Peer Raben zwei Sterne für den Fernseh-Film Adele Spitzeder im Rahmen des Sterns der Woche (Abendzeitung München). 1973 wurde er mit dem Bayerischen Hörfunk-Preis und am 16. Dezember 1977 mit dem Ernst-Hoferichter-Preis, München ausgezeichnet. Am 26. Mai 1978 erhielt er den Mülheimer Dramatikerpreis, eine Auszeichnung für Die Spitzeder als Stück des Jahres sowie im November 1978 den Stern der Woche (Abendzeitung München) und tz-Rose für die Darstellung seiner Adele Spitzeder im Studiotheater, München. Mit der tz-Rose folgte im November 1984 eine weitere Auszeichnung für Martin Sperr (Textbearbeitung), Regisseur Ulrich Heising und das Ensemble von A Rua is Bua! im Volkstheater München.

2014 wurden ihm die 17. Literaturtage in Landshut gewidmet.[2]


Werke



Bearbeitungen und Übersetzungen



Übertragungen ins Bairische



Der Schauspieler


Sperr spielte in Rollen wie:

Außerdem:


Der Filmschauspieler


Sperr spielte in Filmen wie:


Der Regisseur



Hörspiele



Literatur





Einzelnachweise


  1. Landshuter Zeitung: Martin Sperrs Leben, 7. November 2014.
  2. Landshuter Zeitung: Ein sperriger Künstler, 7. November 2014.
  3. BR Hörspiel Pool – Kühn/Sperr, Lemsomd
Personendaten
NAME Sperr, Martin
KURZBESCHREIBUNG niederbayerischer Dramatiker und Schauspieler
GEBURTSDATUM 14. September 1944
GEBURTSORT Steinberg bei Marklkofen
STERBEDATUM 6. April 2002
STERBEORT Landshut

На других языках


- [de] Martin Sperr

[en] Martin Sperr

Martin Sperr (14 September 1944 – 6 April 2002) was a German dramatist and actor. He was born in Steinberg near Marklkofen and died in Landshut.

[es] Martin Sperr

Martin Sperr (14 de septiembre de 1944 - 6 de abril de 2002)[1]fue un dramaturgo y actor de nacionalidad alemana. En sus obras, y utilizando el idioma austro-bávaro, hizo una fuerte y drástica crítica social.



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