Jean Raoul Robert Rochefort (* 29. April 1930 in Paris[1]; † 9. Oktober 2017 ebenda[2]) war ein französischer Schauspieler. Er spielte in weit mehr als 100 Filmen mit und kam dabei in vielen verschiedenen Genres zum Einsatz, vor allem aber in Komödien und Dramen.
Leben und Karriere
Jean Rochefort kam 1930 als Sohn von Célestin Rochefort und Fernande Guillot in Paris zur Welt.[3] Nachdem Rochefort ohne großen Erfolg im Theater und Kabarett als Darsteller und Regisseur gearbeitet hatte, begann er Mitte der 1950er Jahre seine Karriere als Filmschauspieler. In den frühen 1960er-Jahren etablierte sich Rochefort im französischen Film als vielgefragter Komödiant und Charakterdarsteller.
Rochefort war oft in komischen Filmen zu sehen, etwa an der Seite von Pierre Richard, neben dem er in Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh als intriganter Geheimdienstchef auftrat. Ab 1964 spielte er auch in der Angélique-Reihe. Mehrmals stand Rochefort neben Jean-Paul Belmondo vor der Kamera, mit dem er zusammen das Pariser Konservatorium besucht hatte. So waren sie beispielsweise zusammen in dem Abenteuerfilm Cartouche, der Bandit (1962) zu sehen.
Im dramatischen Fach etablierte er sich 1972 als Ehemann von Annie Girardot und Vater von Claude Jade in Serge KorbersKerzenlicht, der die Familie verlassen hat. Mit gerade erst 41 Jahren überzeugte er hier als Familienvater der bereits 23-jährigen Claude Jade, die die Eltern versöhnen will. Doch sein Filmsohn Bernard Le Coq will dies verhindern und die Mutter stirbt vor seiner Rückkehr. Um glaubwürdig den Familienvater von Jade und Le Coq zu spielen, legte sich Rochefort ein markantes Oberlippenbärtchen zu, das zu seinem Markenzeichen werden sollte. Nur einmal, 1996 für Patrice Lecontes Kostümfilm Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins, trennte sich Rochefort von dem Moustache. Kurz nach Kerzenlicht machte ihn auch die Rolle des Geheimdienstchefs in Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh populär.
Von da an spielte Rochefort auch tragende ernste Rollen in Filmen wie Der Uhrmacher von St. Paul als Inspektor an der Seite von Uhrmacher Philippe Noiret. Mit der Hauptrolle in einer der erfolgreichsten französischen Komödien der 1970er-Jahre, Ein Elefant irrt sich gewaltig, in dem er als Étienne seine Frau (Danièle Delorme) mit einem Fotomodell (Anny Duperey) zu betrügen versucht, spielte er sich endgültig in die erste Reihe der französischen Schauspieler. 1979 spielte er in dem deutschen Film Grandison einen mit seiner Frau (Marlène Jobert) Angeklagten, der sich das Leben nimmt. Zu seinen späteren Erfolgen zählen die Titelrollen in Der Mann der Friseuse (1989), Der Killer und das Mädchen (1993) und Das zweite Leben des Monsieur Manesquier (2002). So war Rochefort für fünf Jahrzehnte fester Bestandteil des französischen Kinos und dabei sowohl als Film- als auch als Fernsehschauspieler aktiv. Dreimal führte er auch selbst Regie.
Im Laufe seiner Karriere wurde Rochefort mit insgesamt drei Césars ausgezeichnet. Im Jahr 1976 erhielt er bei der ersten Verleihung der Césars den Preis in der Kategorie Bester Nebendarsteller für die Rolle eines intriganten Geistlichen in Bertrand Taverniers Historienfilm Wenn das Fest beginnt … neben Philippe Noiret. Zwei Jahre später wurde auch seine Darbietung als Kapitän in dem Kriegsdrama Der Haudegen in der Kategorie Bester Hauptdarsteller mit dem französischen Filmpreis prämiert. Im Jahr 1999 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Ehren-César ausgezeichnet.
Jean Rochefort starb im Oktober 2017 im Alter von 87 Jahren in seiner Heimatstadt Paris. Ab Januar 1989 war Jean Rochefort in zweiter Ehe mit Françoise Vidal verheiratet. Das Paar bekam zwei Kinder. Zudem hatte er zwei Kinder aus erster Ehe und einen Sohn aus einer Beziehung mit der französischen Schauspielerin Nicole Garcia.[4]
Filmografie (Auswahl)
1958: Eine Kugel im Lauf (Une balle dans le canon)
1961: Fracass, der freche Kavalier (Le capitaine Fracasse)
1962: Cartouche, der Bandit (Cartouche)
1962: Von der Sonne geblendet (Le soleil dans l’œil)
1962: Die eiserne Maske (Le masque de fer)
1963: Sieben Tote hat die Woche (Symphonie pour un massacre)
2007: Entre autres (One-Man-Show) – Théâtre de la Madeleine
Auszeichnungen
César
1976: Bester Nebendarsteller für Wenn das Fest beginnt …
1978: Bester Hauptdarsteller für Der Haudegen
1980: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Jetzt oder nie
1988: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Ein unzertrennliches Gespann
1991: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Der Mann der Friseuse
1997: Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins
1999: Ehrenpreis für sein Lebenswerk
Europäischer Filmpreis
2003: Nominierung in der Kategorie Bester Darsteller für Das zweite Leben des Monsieur Manesquier
2003: Nominierung für den Jameson-Publikumspreis in der Kategorie Bester Darsteller für Das zweite Leben des Monsieur Manesquier
Genie Award
1991: Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Amoureux fou – Eine verrückte Liebe
Goya
2013: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Das Mädchen und der Künstler
National Board of Review Award
1994: Bestes Schauspielensemble (zusammen mit der Besetzung) für Prêt-à-Porter
Prix Lumières
2003: Bester Darsteller für Das zweite Leben des Monsieur Manesquier
Weitere
1982: Bester Darsteller beim Montreal World Film Festival für Flirt mit dem Tod
1983: Bester Darsteller beim Mystfest für Flirt mit dem Tod
1991: Chevalier de la Légion d’honneur (Ritterkreuz der Ehrenlegion)
1998: Officier de l’Ordre national du Mérite (Offizierskreuz des nationalen Verdienstordens)[5]
2002: Publikumspreis in der Kategorie Bester Darsteller bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig für Das zweite Leben des Monsieur Manesquier
2004: Chevalier de l’Ordre du Mérite agricole (Ritterkreuz des nationalen Verdienstordens für Landwirtschaft)[6]
2013: Nominierung für den José-María-Forqué-Preis in der Kategorie Bester Darsteller für Das Mädchen und der Künstler
2013: Nominierung für den Preis der Círculo de Escritores Cinematográficos in der Kategorie Bester Darsteller für Das Mädchen und der Künstler
Film
Jean Rochefort – Mit Witz und Eleganz. (OT: Jean Rochefort, l’irrésistible.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2020, 52:49Min., Buch und Regie: Yves Riou, Produktion: Hauteville Productions, arte France, Erstsendung: 30.November 2020 bei arte, Inhaltsangabe von ARD, online-Video von arte.
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