Ingo J. Biermann (geb. 1979 oder 1983 in Stuttgart) ist ein deutscher Filmemacher. Er tritt meist als IJ.Biermann, in seiner Funktion als Produzent[1] und bei der Nennung in den Titelsequenzen einiger Filme[2] auch als IJB in Erscheinung.
Biermann begann seine Laufbahn im Filmbereich mit Experimentalfilmen und als Mitarbeiter bei Regisseuren wie Rosa von Praunheim und Fernsehproduktionen wie Network Movie, bevor er 2002 mit Zwischen Flieder wandern und singen (mit Maxim Mehmet und Miriam Glinka) sein Regiedebüt gab. Es folgten Kurzfilme und halblange Spielfilme wie Coda und Deed Poll (mit Barbara Kowa und André Schneider), die auch international Beachtung fanden. Ab 2004 studierte er an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin unter Direktor Hartmut Bitomsky bei Claire Denis, Andres Veiel und Christian Petzold.[3] Filme von ihm wurden seither bei ARTE, im RBB und im WDR ausgestrahlt[4] bzw. entstanden in Co-Produktion mit diesen Sendern.[5]
Unter der Mentorenschaft von Béla Tarr drehte Biermann 2008 den Spielfilm Faust. Der Tragödie erster Teil, eine Adaption von Johann Wolfgang Goethes gleichnamiger klassischer Tragödie mit Adolfo Assor und Robert Gwisdek in den Hauptrollen. Sein Kurzfilm Geliebte erhielt 2009 von der Deutschen Film- und Medienbewertungsstelle das Prädikat "besonders wertvoll"[6] und wurde im Mai 2010 von German Films während des Internationalen Filmfestivals in Cannes präsentiert.[7] Biermann hat etwa 30 kurze, halblange und abendfüllende Spielfilme inszeniert.
Zuletzt arbeitete er vorwiegend im Dokumentarfilmbereich, drehte von 2008 bis 2009 den Dokumentarfilm Nocturne über die Arbeit des auf Musik seit 1950 spezialisierten Kairos Quartett[8], sowie 2010 den auch feministisch motivierten Film Neun Frauen über neun Künstlerinnen zwischen 25 und Anfang 30, darunter die Regisseurin Lisa Nielebock, die Medienkünstlerin Manuela Kasemir, die Autorin Elisabeth Rank und die Komponistin Birke J. Bertelsmeier.[9]
Von Frühjahr 2010 bis Sommer 2013 drehte Biermann in deutsch-norwegischer Koproduktion[10] den Kinodokumentarfilm Voice über die Komponistin, Performancekünstlerin und Jazzmusikerin Maja Ratkje.[11] Parallel drehte Biermann einen Tour- bzw. Konzertfilm[12] über die gemeinsame Europatournee (Black Oyster Tour) der beiden norwegischen Elektronik- bzw. Experimentalmusiker Alexander Rishaug und Erik Skodvin alias Svarte Greiner.
Im Sommer 2012 drehte Biermann in Nordnorwegen den Spielfilm Nordland, ein Roadmovie von Kirkenes, der östlichsten Stadt Norwegens, bis nach Å, am Ende der Lofoten. Der von der Filmförderungsanstalt geförderte Film entstand als erste offizielle Produktion seiner eigenen Firma Myrland Films, in Koproduktion mit den in Zürich ansässigen Filmemacherinnen Gabriel Baur und Iliana Estañol.[13] Odine Johne wurde im Mai 2014 beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern für ihre Darstellung der Hauptrolle mit dem Nachwuchsdarstellerpreis ausgezeichnet.
Für die Berliner Akademie der Künste produzierte Biermann mehrere dokumentarische Filme, darunter Kurzfilme über das Kunsthaus Graz und das Radialsystem in Berlin, welche nach der Ausstellung auf mehreren Architekturfilmfestivals präsentiert wurden[14], sowie eine Reihe aus zehn dokumentarischen Filmen über Gespräche mit Schauspielern über das Moment des Spielens. Die jeweils dreißig Minuten langen Filme behandeln Gespräche mit Sepp Bierbichler, Edith Clever, Maren Eggert, Jens Harzer, Fabian Hinrichs, Sandra Hüller, Signa Köstler, Ulrich Matthes, Joachim Meyerhoff und Wiebke Puls, die von September bis Dezember 2014 im Rahmen der Ausstellung zum Akademie-Schwerpunkt Schwindel der Wirklichkeit in der Akademie zu sehen sind und im September 2014 in Form einer 2-DVD-Edition veröffentlicht wurden.[15]
Gelegentlich arbeitete Biermann als Kameramann für andere Filmemacher, sowie für Konzertaufnahmen von Bands und Musikfestivals, v. a. in Norwegen (z. B. Punkt, Tape To Zero)[16], sowie als Regisseur von Musikvideos (z. B. Simonne Jones[17] oder Eivind Aarset).
Neben seiner Tätigkeit im Filmbereich ist Biermann auch als Autor für die Zeitschrift Stereo und das Webmagazin Nordische Musik aktiv, wo er Rezensionen, Berichte und Interviews über die skandinavische Musikszene verfasst.[18]
fiktionale Kurz- und Langfilme
Dokumentar- und Musikfilme
Personendaten | |
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NAME | Biermann, Ingo J. |
ALTERNATIVNAMEN | Biermann, Ingo IJ.Biermann; Biermann, Ingo IJB |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Filmemacher |
GEBURTSDATUM | 1979 oder 1983 |
GEBURTSORT | Stuttgart |