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Der Andere ist ein früher deutscher Tonfilm von Robert Wiene aus dem Jahre 1930.


Handlung


Der Film ist eine Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Geschichte. Hallers ist ein Staatsanwalt, der tagsüber das Verbrechen bekämpft und sich nächtens in einen Verbrecher verwandelt. Das andere Ich Hallers verliebt sich in die zwielichtige Frau Amalie Frieben, die in der Unterwelt als Rote Male bekannt ist. Staatsanwalt Dr. Hallers ist Amalies größter Feind, doch erkennt sie den verwandelten Hallers nicht wieder und überredet ihn, Hallers zu ermorden. Er lässt sich sogar darauf ein und bricht gemeinsam mit dem Gastwirt Dickert in sein eigenes Haus ein. In seinen eigenen vier Wänden bricht das andere Ich des Staatsanwalts wieder durch, und er lässt den Gastwirt verhaften. Durch diese Handlung wird sein Doppelleben erkannt, und Hallers Persönlichkeitsspaltung kann behandelt werden. Hallers steht vor einem lebenslangen Aufenthalt in einer geschlossenen Anstalt, doch der Staatsanwalt nimmt den schweren Kampf mit dem Anderen auf und wird geheilt.


Hintergrund


Der Andere ist eine Neuverfilmung des gleichnamigen Stummfilms von Max Mack aus dem Jahre 1913.[1] Bei Mack spielte Albert Bassermann die Rolle, die jetzt Fritz Kortner übernahm. Beide Filme basieren auf einem Theaterstück von Paul Lindau. Der Film ist der erste Tonfilm des legendären Stummfilmregisseurs Robert Wiene. Er wurde später auch unter dem Titel Staatsanwalt Hallers verliehen.

Die Bauten des Films erstellte Ernő Metzner, die Kamera führte Nikolaus Farkas. Die Aufnahmen fanden in Berlin, u. a. im Lunapark, statt.

Der Andere wurde in Deutschland am 12. August 1930 im Berliner Großkino Capitol[2] uraufgeführt. Er lief auch in Dänemark, Australien und in Amerika, wo er in New York City am 14. Januar 1932 als The Other One Première hatte.


Filmmusik


Wie in der Anfangszeit des Tonfilms üblich, erhielt Der Andere durch die Komponisten Artur Guttmann, Will Meisel und Friedrich Hollaender außer der Begleitmusik auch zwei Tonfilmschlager, deren Liedtexte – einer eher forsch, der andere eher gefühlvoll – von Hollaender und Kurt Schwabach verfasst wurden:

Sie sind in Schallplattenaufnahmen der Marke Ultraphon erhalten:

Ultraphon A 531 (mx. 10 984, aufgenommen im Mai 1930) Küsse mich wenn Du mich lieb hast, Tango (Meisel, Guttmann und Schwabach) a.d.Tonfilm “Der Andere”: Tango-Orchester Juan Llossas, Refraingesang Walter Jurmann.

Ultraphon A 556 (mx. 15 024, aufgenommen im August 1930) Du hast ja eine Träne im Knopfloch, Tango (TuM Fr. Hollaender) a.d.Tonfilm “Der Andere” : Alfred Beres mit Orchester. Refraingesang Walter Jurmann.[3]

Letzterer ist mit seinem witzig-ironischen Text in den Schatz berlinischer Redensarten eingegangen. Seine Wurzeln dürften jedoch älter als der Schlager sein.[4]


Kritik


„Ein denkwürdiger Moment im Beginn der jungen deutschen Tonfilm-Ära“

Lichtbild-Bühne, 13. August 1930

„Frühe Tonfilmvariante des ‚Dr. Jekyll und Mr. Hyde‘-Themas. Ein Staatsanwalt, dessen zweites Ich von einem Ganoven besessen ist, muß sich selbst bekämpfen. Nur mit Mühe entgeht er der lebenslangen Einweisung in eine Anstalt und findet nach einer schweren Krise aus seiner Bewußtseinsspaltung heraus. Ein schauspielerisch beachtlicher Film.“

Lexikon des Internationalen Films[5]

„Für den Regisseur Robert Wiene bedeutet DER ANDERE eine Rückkehr zu seinen Anfängen, denn in seinem Remake von Max Macks Klassiker des Autorenfilms aus dem Jahr 1913 drückt sich erneut das Interesse für die Psychoanalyse, das Unbewusste und die dunklen Seiten der menschlichen Seele aus, das bereits sein Meisterwerk DAS CABINET DES DR. CALIGARI (1920) bestimmt hatte. Zugleich markiert Wienes erster Tonfilm DER ANDERE auch einen Aufbruch und einen Neuanfang: Der Tonfilm erscheint hier als die Couch des Analytikers, auf der das Unbewusste in Sprache verwandelt wird. So lässt sich DER ANDERE als Versuch eines Dialogs zwischen Stummfilm und Tonfilm lesen und als selbstreflexive Auseinandersetzung mit der Übersetzung von Bildern in Worte.“

filmblatt.de[6]

Literatur





Einzelnachweise


  1. vgl. Zglinicki S. 377–379, Dahlke-Karl S. 14–15.
  2. Premieren-Theater, 1925/26 von Hans Poelzig mit ca. 1300 Plätzen erbaut, vgl. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/allekinos.pytalhost.com und Zglinicki S. 448–449.
  3. anzuhören bei youtube aufgen. August 1930.
  4. vgl. Heinz Küpper: Ill. Lexikon der Deutschen Umgangssprache. Band 2: Träne im Knopfloch. = geheuchelte Rührung; Rührseligkeit. Seit dem ausgehenden 19. Jh, schül und stud. ; danken mit einer Träne im Knopfloch = gerührt danken (iron). Im ausgehenden 19. Jh unter Schülern und Studenten, verdreht aus "danken mit einer Träne im Auge und einer Nelke im Knopfloch". Vgl. a. cosmiq
  5. Der Andere. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 21. Mai 2021.
  6. filmblatt.de Der Andere

На других языках


- [de] Der Andere (1930)

[en] The Other (1930 film)

The Other (German: Der Andere) is a 1930 German drama film directed by Robert Wiene and starring Fritz Kortner, Käthe von Nagy and Heinrich George. It was based on the 1893 play Der Andere by Paul Lindau. It was shot at the Terra Studios in Berlin.[1] A French-language version The Prosecutor Hallers was shot by Wiene immediately afterwards in the same Berlin studio, but with different actors.



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