Die Fabelmans (Originaltitel The Fabelmans) ist ein US-amerikanisches Filmdrama von Steven Spielberg. Das teilweise autobiografisch geprägte Werk greift die Kindheit des Regisseurs auf und begleitet die titelgebende Familie Fabelman ab den 1950er Jahren von New Jersey nach Arizona und schließlich nach Kalifornien. Für die Hauptrolle des jugendlichen Filmemachers wurde Gabriel LaBelle verpflichtet, während seine Eltern von Michelle Williams und Paul Dano verkörpert werden. Die Premiere des Films erfolgte im September 2022 beim Toronto International Film Festival. Am 11. November 2022 soll The Fabelmans in die US-amerikanischen und am 26. Januar 2023 in die deutschen Kinos kommen.
Sammy Fabelman lebt in den 1950er Jahren mit seiner Familie in New Jersey. Zu Hause verläuft manches oft ein wenig chaotisch, und besonders Sammys Schwestern schreien den ganzen Tag herum. Sammys Vater Burt ist Computeringenieur, ein absoluter Workaholic und häufig von zu Hause weg, wo er gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Bennie arbeitet. Er wird von den Kindern Uncle Bennie genannt und verbringt viel Zeit mit der Familie. Während Burt eher der analytische Typ ist, ist Sammys Mutter Mitzi Künstlerin. Sie spielt Klavier und hätte dies gerne beruflich getan, doch dann kamen die Kinder.
Nachdem Sammy im Kino gemeinsam mit seinen Eltern seinen ersten Film The Greatest Show on Earth auf der großen Leinwand sieht, ist er sprachlos und gleichermaßen von dem gezeigten Zugunglück schockiert. Dabei stößt ein Auto frontal mit einem rasenden Zug zusammen. Unauslöschlich brennt sich dieser Moment, die Explosion, die wild durch die Gegend fliegenden Einzelteile, der entgleisende Zug, in sein Gehirn ein. Ihn packt die Ehrfurcht, und er möchte selbst Filmregisseur werden. Er beginnt, mit einer Modelleisenbahn und seiner 8-mm-Kamera die Szene aus dem Film zu rekonstruieren, um herauszufinden, wie der Effekt zustande kam.
Auch nach dem Umzug von New Jersey nach Arizona lässt ihn die Begeisterung für bewegte Bilder nicht los. Um mit seinen Freunden immer größere Streifen zu drehen, ist Sammy fortwährend damit beschäftigt, verzweifelt nach einer neuen Filmausrüstung zu suchen. In der Folge kommt es auch zu Spannungen in seiner Familie. Diese nutzt der Pfadfinder als Inspirationsquelle und sie finden Eingang in seine Regiearbeiten, die anfänglich von Geschichten über Revolverhelden oder den Krieg angeregt werden. Sein Onkel Boris, der einst für Stummfilme gearbeitet hat, erkennt in Sammy, als er von seiner neuen Leidenschaft erfährt, eine verwandte Seele. Beim nächsten Campingausflug filmt er die Menschen aus seiner Familie im Wald und entwickelt zunehmend einen besonderen Blick für die Körpersprache anderer.
Als Sammy Teenager ist, zieht die Familie nach Kalifornien, wo Burt neue Arbeit gefunden hat und ihre Oma Hadassah lebt. Ihren Onkel Bennie müssen sie in Arizona zurücklassen. Zwei Jungs an seiner neuen Schule zeigen sich äußerst antisemitisch und schikanieren Sammy gnadenlos. Ein Mädchen namens Monica dort scheint jedoch ein Auge auf den Neuling geworfen zu haben.[1][2][3]
Regie führte Steven Spielberg, der gemeinsam mit Tony Kushner auch das Drehbuch schrieb. Es handelt sich um die erste Drehbuchmitwirkung von ihm seit A.I. – Künstliche Intelligenz (2001). Spielberg hatte bereits bei seinem vorherigen Film West Side Story mit Kushner zusammengearbeitet. In dem teilweise autobiografischen Film greift der Regisseur seine Kindheit auf, die er in Arizona verbrachte.[4] Bei der Premiere von The Fabelmans sagte Spielberg: „Dieser Film ist für mich eine Möglichkeit, meine Mutter und meinen Vater zurückzubringen. Und er brachte mir auch meine Schwestern Annie, Susie und Nancy näher, als ich es je für möglich gehalten hätte.“[5]
Gabriel LaBelle spielt in der Hauptrolle Sammy Fabelman als Teenager. Zu Beginn des Films wird er als Kind von Mateo Zoryna Francis-Deford gespielt.[2] Michelle Williams und Paul Dano spielen dessen Eltern Mitzi und Burt und Seth Rogen Uncle Bennie, den Arbeitskollegen und besten Freund seines Vaters.[2] Julia Butters und Keeley Karsten spielen Sammys Schwestern Reggie und Natalie als Jugendliche. Als Kinder werden diese von Birdie Borria und Alina Brace verkörpert. Judd Hirsch spielt Onkel Boris.[3] Robin Bartlett spielt Oma Tina Schildkraut, die Mutter von Mitzi. Jeannie Berlin spielt die in Kalifornien lebende Oma Hadassah, Chloe East das Mädchen namens Monica an Sammys neuer Schule dort, in das er sich verliebt.[6] Oakes Fegley spielt Chad Thomas, von dem Sammy an der Schule gemobbt wird. Gabriel Bateman und Nicolas Cantu spielen zwei Jungen aus Sammys Pfadfindergruppe, die ihm beim Filmemachen helfen.[7] In weiteren Rollen zu sehen sind Gustavo Escobar, Cooper Dodson, Lane Factor und Stephen Smith.[8] Die Besetzung mit David Lynch wurde Anfang Januar 2022 bekannt.[9] Er spielt den Filmregisseur John Ford, dessen Arbeit Spielberg stark beeinflusste. Im Film wird ein Treffen mit dem Filmemacher auf dem Grundstück von Paramount gezeigt.[6]
Gedreht wurde der Film im Sommer 2021 im US-Bundesstaat Kalifornien, wohin Spielbergs Familie von Arizona aus gezogen war. Die Drehorte befanden sich in Los Angeles[10], in Moorpark im Ventura County[11], in Malibu Beach, in Whittier im Los Angeles County und in den Universal Studios in Hollywood.[12][13] Als Kameramann fungierte Janusz Kamiński, der ebenfalls bei West Side Story sowie weiteren vorherigen Filmprojekten von Spielberg für die Kameraarbeit verantwortlich zeichnete.
Als Filmeditoren fungierten Sarah Broshar und Michael Kahn.[14] Beginnend mit Unheimliche Begegnung der dritten Art aus dem Jahr 1977 war Kahn für den Schnitt in den meisten Filmen Steven Spielbergs verantwortlich. Mit Broshar hatte der Regisseur bereits für Die Verlegerin und West Side Story zusammengearbeitet.
Die Filmmusik komponierte Spielbergs jahrzehntelanger Weggefährte John Williams.[15] Das Soundtrack-Album mit insgesamt 12 Musikstücken, unter denen sich auch vier klassische Stücke befinden, soll im November 2022 von Milan Records als Download veröffentlicht werden. Eine Veröffentlichung auf CD ist am 9. Dezember 2022 geplant.[16]
Der Film feierte am 11. September 2022 beim Toronto International Film Festival seine Premiere.[17] Anwesend waren neben Spielberg auch seine Schwestern Annie, Susie und Nancy.[5] Am selben Tag wurde auch ein Trailer veröffentlicht.[18] Die US-Premiere ist Anfang November 2022 beim AFI Fest geplant, wo er als Abschlussfilm gezeigt wird.[19] Ein limitierter Kinostart von The Fabelmans im Raum Los Angeles und New York soll am 11. November 2022 erfolgen. Ab 23. November soll der Film dann landesweit in den US-amerikanischen Kinos zu sehen sein.[20] Mitte November 2022 eröffnet Die Fabelmans das Cairo International Film Festival.[21] Ein deutscher Kinostart ist für den 26. Januar 2023 geplant.[22]
Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 93 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 8,4 von 10 möglichen Punkten.[23] Auf Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 84 von 100 möglichen Punkten.[24]
Peter Debruge von Variety bemerkt in seiner Kritik die Ähnlichkeit von The Fabelmans mit Woody Allens autobiografischem Film Radio Days. Steven Spielberg lade das Publikum in sein Zuhause und in seinen Kopf ein, in dem mit frisch gebuttertem Popcorn alles besser zu laufen scheint. Wenn man mit den Filmen des Regisseurs aufgewachsen ist, habe man sicherlich bemerkt, dass bestimmte Themen immer wieder aufgegriffen werden, insbesondere die Art und Weise, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen, so der distanzierte Vater, der in Unheimliche Begegnung der dritten Art seine Familie auseinanderbrechen lässt, oder der erwachsene Peter Pan, der in Hook für seine Kinder kämpft. Solche Bindungen spielten in Spielbergs Filmen eindeutig eine Rolle, und in The Fabelmans erzähle der Regisseur davon, wie es in seiner eigenen Familie aussah, wobei er sich Raum für ein gewisses Maß an kreativer Freiheit ließ. Debruge schreibt weiter, es müsse für den Regisseur ein Spaß gewesen sein, seine ersten Versuche vor der Kamera nachzuspielen, vom Einwickeln seiner Schwestern in Toilettenpapier für einen Mumienfilm bis hin zu Escape to Nowhere, dem 40-minütigen Kriegsfilm, den er in seiner Zeit als Pfadfinder mit seinen Freunden drehte.[6]
Joey Magidson von awardsradar.com schreibt, The Fabelmans habe fast alles, was man sich in einem Film wünscht. Er sei lustig, er sei traurig, und er sei hoffnungsvoll. Man durchlaufe als Zuschauer die ganze Bandbreite der Emotionen, und Spielberg habe in Höchstform gearbeitet. Es sei eine Freude, diese Besetzung in Aktion zu sehen. Gabriel LaBelle sei eine Entdeckung und Offenbarung, während Michelle Williams einem das Herz breche. Paul Dano habe zwar die am wenigsten auffällige Rolle, finde aber stille Würde in der väterlichen Figur. Judd Hirsch sei zwar nur in wenigen Szenen zu sehen, doch sein langer Monolog über das Showbusiness sei ein absoluter Hingucker. Spielberg habe womöglich die unterhaltsamste Filmtherapiesitzung der letzten Zeit geschaffen, und The Fabelmans sei die Krönung für einen legendären Geschichtenerzähler.[25]
Thomas Schultze von Blickpunkt:Film erklärt, The Fabelmans erzähle eine Education sentimental und sei so persönlich, dass einem bewusst werde, wie persönlich selbst die vermeintlich unpersönlichen großen Spektakel Spielbergs sind und auch wie sie von den Erfahrungen angetrieben wurden, die seinen Weg zum Erwachsenwerden geprägt hatten. Der Film widerlege auch eine Aussage von Peter Biskind, der Steven Spielberg als Außenseiter und Langweiler beschrieb. Zwar seien auch alle die aus Biografien und Interviews bekannten Anekdoten in dem Film versammelt, wie in einem Best of Spielberg, der erste Kinobesuch, die künstlerisch veranlagte Mutter, der der Technik zugetane Vater, das jüdische Leben an der Westküste, der verrückte Onkel, der auftaucht, den jugendlichen Spielberg auf ein künstlerisches Leben einschwört und wieder verschwindet, die immer komplexer werdenden Super-8-Filme, die er dreht, selbst der Affe, den seine Mutter als Haustier nach Hause bringt, so Schultze, doch sie bildeten nur den Rahmen, aus ihnen forme er das Drama, das sich parallel in zwei Richtungen entfaltet, der junge Mann, der seinen Weg finden muss, und das Ehedrama seiner Eltern.[26]
Toronto International Film Festival 2022
Escape to Nowhere | Firelight | Amblin’ | Duell | Columbo: Tödliche Trennung | Haus des Bösen | Savage | Sugarland Express | Der weiße Hai | Unheimliche Begegnung der dritten Art | 1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood | Jäger des verlorenen Schatzes | E.T. – Der Außerirdische | Unheimliche Schattenlichter | Indiana Jones und der Tempel des Todes | Die Farbe Lila | Das Reich der Sonne | Indiana Jones und der letzte Kreuzzug | Always – Der Feuerengel von Montana | Hook | Jurassic Park | Schindlers Liste | Vergessene Welt: Jurassic Park | Amistad | Der Soldat James Ryan | The Unfinished Journey | A.I. – Künstliche Intelligenz | Minority Report | Catch Me If You Can | Terminal | Krieg der Welten | München | Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels | Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn | Gefährten | Lincoln | Bridge of Spies – Der Unterhändler | BFG – Big Friendly Giant | Die Verlegerin | Ready Player One | West Side Story | Die Fabelmans