Jean-Claude Carrière (* 19. September 1931 in Colombières-sur-Orb, Département Hérault; † 8. Februar 2021 in Paris) war ein französischer Drehbuchautor und Schriftsteller. Er war seit den 1960er-Jahren an vielen Filmklassikern beteiligt und erhielt 2015 für sein Lebenswerk einen Ehrenoscar.
Jean-Claude Carrière (2006)
Leben und Wirken
Carrière arbeitete seit Anfang der 1950er-Jahre als Zeichner und Schriftsteller. Er verfasste neben Romanen ein Dictionnaire de la bêtise et des erreurs de jugement („Wörterbuch der Dummheit und der Fehleinschätzungen“, mit Guy Bechtel), das 1968 uraufgeführte Theaterstück L’Aide-mémoire sowie die französische Fassung des nach dem amerikanischen Film Harold und Maude entstandenen Stücks von Colin Higgins.
Erste Kontakte zum Film ergaben sich im Laufe der 1950er-Jahre, als der Regisseur Jacques Tati ihn damit beauftragte, für zwei seiner Filme Romanfassungen zu erstellen. 1957 lernte Carrière den Regisseur Pierre Étaix kennen, der ihn 1961 zum Film holte. Zwei Jahre darauf begann eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem nach Frankreich zurückgekehrten Luis Buñuel, die bis zu dessen letztem Film anhielt. Mit dem spanischen Exilregisseur entstanden Carrières vielschichtigste Manuskripte.
Er bediente fast alle Filmgenres und verfasste die Drehbücher zu Werken unterschiedlichster Regisseure wie Miloš Forman, Louis Malle, Jacques Deray, Carlos Saura, Volker Schlöndorff, Andrzej Wajda, Marco Ferreri, Philippe de Broca, Peter Brook und Jean-Luc Godard.
Gelegentlich war Carrière auch als Darsteller zu sehen, in tragenden Rollen 1971 in der nach seinem eigenen Roman entstandenen Produktion L’Alliance und 1993 in dem Film The Night and the Moment.
1986 wurde er zum Präsidenten der in Paris neu gegründeten der Hochschule für Film und Audiovision La Fémis ernannt.
Jean-Claude Carrière starb am 8. Februar 2021 im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Paris eines natürlichen Todes.[1][2]
Veröffentlichungen
Mahabharata. Goldmann Verlag, München 1990, ISBN 3-442-09889-0.
mit Pascal Bonitzer: Praxis des Drehbuchschreibens und Über das Geschichtenerzählen. Alexander, Berlin 1999.
Der Kreis der Lügner – Die Weisheit der Welt in Geschichten. Neuausgabe mit 23 Zeichnungen des Autors. Alexander, Berlin 2013.
mit Guy Bechtel: Lexikon der Sonderlinge. Kiepenheuer, Leipzig 2001, ISBN 3-378-01053-3.
mit Peter Brook, Jerzy Grotowski: Georg Iwanowitsch Gurdjieff. Alexander, Berlin 2001.
Mon Oncle. Roman nach dem gleichnamigen Film von Jacques Tati. Alexander, Berlin 2003.
Der unsichtbare Film. Alexander Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-89581-102-5.
Please, Mr. Einstein. Gardners Books, 2006, ISBN 1-84655-004-1.
Mit anderen Worten. Alexander, Berlin 2008, ISBN 978-3-86108-152-4.
mit Umberto Eco:Die große Zukunft des Buches. Gespräche mit Jean-Philippe de Tonnac. Carl Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-23577-9. Übers. Barbara Kleiner
Buñuels Erwachen. Roman. Übers. Uta Orluc. Alexander Verlag, Berlin 2017.
Filmografie (Auswahl)
Drehbücher
1962: Heureux Anniversaire (Kurzfilm) – auch Co-Regie
1963: Oscar für Heureux Anniversaire (Bester Kurzfilm – gemeinsam mit Pierre Étaix)
1969: Großer Preis der Jury der Internationalen Filmfestspiele von Cannes für La pince à ongles (Bester Kurzfilm)
1973: Oscar-Nominierung für Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Bestes Originaldrehbuch – gemeinsam mit Luis Buñuel)
1974: Stella Award für Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Bestes Drehbuch – gemeinsam mit Luis Buñuel)
1978: Oscar-Nominierung für Dieses obskure Objekt der Begierde (Bestes adaptiertes Drehbuch – gemeinsam mit Luis Buñuel)
1978: Flaiano International Prize – Drehbuchschreiben (gemeinsam mit Sergio Amidei)
1983: César für Die Wiederkehr des Martin Guerre (Bestes Originaldrehbuch – gemeinsam mit Daniel Vigne)
1983: Prix SACD (Preis für das Kino)
1989: British Academy Film Award für Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (Bestes adaptiertes Drehbuch – gemeinsam mit Philip Kaufman)
1989: Oscar-Nominierung für Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (Bestes adaptiertes Drehbuch – gemeinsam mit Philip Kaufman)
1990: Drehbuchpreis des Sitges Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya für Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein (gemeinsam mit Peter Fleischmann)
2000: Laurel Award der Writers Guild of America (für seine Kinodrehbücher)
2004: Telluride Film Festival Silver Medallion
2014: Prix SACD (Grand Prix)
2015: Ehrenoscar für sein Lebenswerk als Drehbuchautor
2016: Europäischer Filmpreis für sein Lebenswerk
2021: Benennung eines Asteroiden nach ihm: (347266) Carrière
Literatur
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 695.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии