fiction.wikisort.org - Film

Search / Calendar

Der Untertan ist eine Verfilmung der DEFA des gleichnamigen Romans von Heinrich Mann aus dem Jahr 1951 von Regisseur Wolfgang Staudte.


Handlung


Diederich Heßling bedient alle Klischees vom guten preußischen Untertanen. Er ist autoritätsgläubig, lernt aber, dass es am angenehmsten ist, wenn man auch entsprechende Macht besitzt. Dass man auch der Macht dienen muss, wenn man selber in Bezug auf Macht vorankommen möchte, lernt er ebenso: Nach oben buckeln und nach unten treten. Er schmeichelt sich deswegen beim Regierungspräsidenten von Wulckow ein. Unter dessen Schutz intrigiert er gegen Konkurrenten und paktiert in der Papierfabrik mit den von ihm abhängigen Sozialdemokraten, die auch dort arbeiten.

Am Höhepunkt seiner Macht ist er angekommen, als er ordensgeschmückt in einem aufziehenden Gewitter ein Kaiserdenkmal einweihen und sich hier chauvinistisch in Rage reden kann. Die klare politische Botschaft der Schlussszene wird da deutlich, wo aus dem anschwellenden Getöse des Donners und des Heulens des Windes dann als Fanal die Fanfare der NS-Wochenschau wird. Das letzte Bild zeigt den Platz um das Denkmal in Ruinen, also am Ende des Zweiten Weltkrieges.


Entstehungsgeschichte


Heinrich Mann übertrug die Filmrechte für seinen 1918 erschienenen Roman der DEFA, starb aber, bevor der Film gedreht wurde. Als Regisseure waren ursprünglich Falk Harnack und sogar Erich von Stroheim im Gespräch gewesen. Als Wolfgang Staudte das Projekt übernahm, wollte er die Hauptrolle zuerst mit seinem Hauptdarsteller aus Die Mörder sind unter uns, Arno Paulsen, besetzen. Allerdings entschied man sich dann doch für den jüngeren Werner Peters.

Der Film war von Beginn an als Prestigeobjekt der DEFA, ja sogar der DDR-Kultur angelegt, so dass Staudte und sein Kameramann Robert Baberske trotz des erhobenen Vorwurfs des Formalismus ungestört arbeiten konnten. Der Film gilt heute als Prototyp einer zum einen werksgetreuen, zum anderen aber eigenständigen Literaturverfilmung. Das Drehbuch verfasste Regisseur Staudte gemeinsam mit seinem Vater Fritz Staudte, der auch eine Rolle im Film übernahm. Neben ihm und Peters spielten bekannte Altstars wie Eduard von Winterstein.

Der Film entstand vom 1. März bis zum 22. Juni 1951 im Studio Babelsberg und auf dessen Außengelände. Die Bauten schufen Erich Zander und Karl Schneider, für die Produktionsleitung war Willi Teichmann zuständig.[1] Die Uraufführung erfolgte am 31. August 1951 in Berlin im Kino Babylon sowie im Filmtheater der DEFA in der Kastanienallee.[2]

Staudte sagte zur Botschaft seines Films: „Ich will die Bereitschaft gewisser Menschen um 1900 zeigen, die über zwei Weltkriege hinweg zum Zusammenbruch Deutschlands im Jahre 1945 führte. Es soll eine Weiterführung meiner Anklage gegen diese Kreise und eine Warnung vor diesen Menschen sein, wie ich es schon in dem Film ‚Die Mörder sind unter uns‘ ausdrücken wollte.“[3]


Rezeption



Kritiken


Die konservative bundesdeutsche Presse warf Staudte vor, er stehe „im Dienste kommunistischer Kulturpolitik“ und betreibe die „Bolschewisierung der Welt“. Man verriss den Film als böse und humorlos, nannte ihn einen „Charaktermord“[4]. Und der Spiegel kritisierte:

„Ein Paradebeispiel ostzonaler Filmpolitik: Man lässt einen politischen Kindskopf wie den verwirrten Pazifisten Staudte einen scheinbar unpolitischen Film drehen, der aber geeignet ist, in der westlichen Welt Stimmung gegen Deutschland und damit gegen die Aufrüstung der Bundesrepublik zu machen. Der Film lässt vollständig außer acht, dass es in der ganzen preußischen Geschichte keinen Untertan gegeben hat, der so unfrei gewesen wäre wie die volkseigenen Menschen unter Stalins Gesinnungspolizei es samt und sonders sind.“[5]

Jedoch gab es auch Kritik in der DDR. So bemängelte Hermann Müller im Neuen Deutschland am 2. September:

„Es gibt eine große Schwäche des Films, die auch die Schwäche des Romans ist. Die kämpfende Arbeiterklasse, die auch um die Jahrhundertwende bedeutende politische Erfolge errang, wird nicht gezeigt.“

In der ganzen Welt erhielt der Film hohe Anerkennung. In der Bundesrepublik Deutschland unterlag er der Filmzensur, und seine Aufführung war mehr als fünf Jahre lang verboten. Den Film betrachtete man als Angriff auf die Bundesrepublik, in der viele Ansätze eines erneuten Untertanenstaates sahen. Der Interministerielle Ausschuß für Ost-West-Filmfragen, die für die Filmeinfuhr hauptverantwortliche Stelle, untersagte die Veröffentlichung aufgrund § 93 des StGB, der Herstellung von verfassungsfeindlichen Publikationen verbot. 1956 kam es dennoch zu einer einmaligen Aufführung in Westberlin. Nach einer erneuten Prüfung wurde der Film in einer um zwölf Minuten gekürzten Version und einem die Grundaussage des Films umkehrenden Vorspruch im November 1956 freigegeben.[6][7] Dennoch wurde er im Januar 1957 erneut durch die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) verboten. Die endgültige Freigabe der gekürzten Fassung erfolgte im Februar 1957. Allerdings wurde dem um zwölf Minuten gekürzten Film auch jetzt noch ein Text vorangestellt, der den dargestellten Fall ausdrücklich als Einzelbeispiel kennzeichnete.[8] Diese Version wurde am 8. März 1957 in der Bundesrepublik erstaufgeführt.[9]

Die Erstausstrahlung im Fernsehen erfolgte in der DDR im September 1954, in der Bundesrepublik im Dezember 1969 (im Bayerischen Rundfunk). Eine ungekürzte Fassung bekam man in der BRD allerdings erst 1971 zu sehen.


Weitere Kritiken


Auszeichnungen


Heute gilt Staudtes Film als Meisterwerk. Hauptdarsteller Peters, der während seiner weiteren Filmkarriere überwiegend auf diesen Rollentyp festgelegt wurde, und Regisseur Staudte wurden für ihre Arbeit mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet, beim Internationalen Filmfest Karlovy Vary wurde der Film 1951 ausgezeichnet, 1955 und 1956 erhielt er zwei Ehrendiplome in Finnland.


Literatur





Fußnoten


  1. Alfred Bauer: Deutscher Spielfilm Almanach. Band 2: 1946–1955, S. 228 f.
  2. Wolfgang Staudte – Schauspieler, Regisseur. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lg. 20, F 11
  3. zit. in: Gersch, S. 139
  4. Zitate: Bandmann/Hembus, S. 167
  5. Spiegel, 12. Dezember 1951
  6. Lexikon der Filmbegriffe, Interministerieller Ausschuß für Ost/West-Filmfragen (IMA), 15. Juli 2011
  7. Stefan Buchloh Pervers, jugendgefährdend, staatsfeindlich. Zensur in der Ära Adenauer als Spiegel des gesellschaftlichen Klimas. Frankfurt 2002, S. 226
  8. F.-B. Habel: Zerschnittene Filme. Zensur im Kino. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 2003, ISBN 3-378-01069-X, S. 101 f.
  9. Wolfgang Staudte – Schauspieler, Regisseur. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lg. 20, F 11

На других языках


- [de] Der Untertan (Film)

[en] Der Untertan (film)

The Kaiser's Lackey[3] (German: der Untertan; also known in English as Man of Straw and The Loyal Subject) is a 1951 East German film directed by Wolfgang Staudte, based on Heinrich Mann's 1918 satirical novel by the same name.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии