Soul ist ein computeranimierter Abenteuer-Trickfilm der Pixar Animation Studios von Pete Docter, der im Oktober 2020 beim London Film Festival seine Premiere feierte und am 25. Dezember 2020 bei Disney+ veröffentlicht wurde. Im Rahmen der Oscarverleihung 2021 wurde Soul als bester Animationsfilm ausgezeichnet.
Handlung
Joe Gardner hat die Jazzmusik in den Mittelpunkt seines Lebens gestellt. Sie ist alles, worüber er spricht, alles, worüber er nachdenkt. Er arbeitet als Musiklehrer in New York, hat aber schon immer davon geträumt, als Jazzmusiker auf einer großen Bühne zu spielen. An dem Tag, an dem ihm ein Lehrauftrag in Vollzeit mit Rente und Sozialleistungen angeboten wird, erhält er auch einen Anruf von seinem ehemaligen Schüler Curley, der nun ein erfolgreicher Schlagzeuger ist und ihn bittet, in den urbanen Musikclub Half Note zu kommen, da sie einen Pianisten brauchen, um an diesem Abend mit der berühmten Dorothea Williams, einer Ikone des Jazz, zu spielen. Joe ignoriert die Bitten seiner Mutter Libba, die noch immer die Wäsche für ihren Sohn wäscht und als Näherin eine Schneiderei betreibt, die Vollzeitstelle anzunehmen und seinen Traum, Jazzmusiker zu werden aufzugeben. Er eilt zum Vorspielen in den Club und kann Williams beeindrucken, die ihm sagt, er solle sich für den Auftritt einen neuen Anzug zulegen.
Aufgeregt eilt Joe durch die Straßen New Yorks, doch dann wird ihm ein fehlender Kanaldeckel zum Schicksal. Er fällt in das Loch und landet in einer anderen Dimension, wobei Joes „Seele“ von seinem Körper getrennt wird, und steht als Seele im „Jenseits“ auf einem Förderband, das sich auf ein Licht zubewegt. Joe will sich seinen großen Tag nicht durch seinen plötzlichen Tod verderben lassen, springt ab und landet an einem Ort namens „Davorseits“, wo Seelen ihre Leidenschaften ausbilden und ihnen ihre Persönlichkeiten zugewiesen werden, bevor sie zu einem neugeborenen Kind reisen. Hier trifft Joe auf 22, eine Seele mit einer trüben Sicht auf das Leben, die noch keinen Körper bewohnt hat und sich hartnäckig weigert, das „Du-Seminar“ zu verlassen. Nicht einmal Mentoren wie Muhammad Ali, Mutter Theresa, Marie Antoinette, Gandhi oder Carl Jung konnten sie davon überzeugen. Joe wird infolge einer Verwechslung zum neuen Mentor der Seele 22. Er ist fest entschlossen, am Abend mit Dorothea Williams im Club zu spielen.
Mithilfe einiger Mystiker, die auf ihrem Schiff unterwegs sind, um verirrte Seelen zu retten, gelangt Joe gemeinsam mit 22 auf die Erde zurück. Dabei kommt es aber zu einem Fehler: Joe landet im Körper einer Katze, 22 findet sich in Joes Körper wieder. Es folgt ein Wettlauf gegen die Zeit. Gemeinsam hetzen sie durch New York, erhalten von Joes Mutter einen neuen Anzug und schaffen es gerade noch rechtzeitig zum Auftritt. 22 lernt in Joes Körper, was es heißt, in einer Großstadt zu leben, Schuhe zu tragen, mit der U-Bahn zu fahren, Pizza zu essen und zum ersten Mal einen Haarschnitt zu bekommen.[2][3][4][5][6]
Am Ende ist 22 bereit, den Weg ins Leben anzutreten. Joe ist bereit zu sterben, erhält aber eine zweite Chance und darf sein Leben fortsetzen.
Produktion
Stab, Idee und Sprecher
Soul ist der erste Film, bei dem Dana Murray als Produzentin fungierte
Anfang 2016 wurde bekannt gegeben, dass Pete Docter an einem neuen Film arbeitet, der für Pixar zuletzt bereits Oben und Alles steht Kopf realisierte.[7] Den Titel des Films gab Pixar im Juni 2019 bekannt. Der Film soll sich mit universellen Fragen der menschlichen Spezies beschäftigen, also woher Emotionen, Vorlieben und persönliche Interessen kommen und was es genau ist, was einen selbst ausmacht.[7] Docter, der mit Musik aufgewachsen ist und dessen beide Schwestern professionelle Musikerinnen und deren Eltern Musikpädagogen sind, erklärte, die in den Herstellungsprozess des Films involvierten Mitglieder seines Teams hätten mit dem von ihnen animierten Instrument oft selbst Erfahrungen gesammelt oder hätten zumindest eine große Wertschätzung für dieses empfunden. In Vorbereitung auf den Film besuchten er und sein Team Clubs in New York und sprachen mit Musikern über deren beruflichen Werdegang.[8]
Es handelt sich bei Soul um den ersten Pixar-Film mit einem schwarzen Charakter als Protagonist, was insbesondere dem afroamerikanischen Drehbuchautor Kemp Powers zu verdanken ist.[4][6] Zudem handelt es sich bei Soul um den ersten Film, bei dem Dana Murray als Produzentin fungierte, die in anderen Funktionen auch an der Herstellung der Pixar-Filme Oben und Ratatouille beteiligt war.[9]
Besetzung und Synchronisation
Jamie Foxx spricht den Musiklehrer Joe Gardner, Phylicia Rashād leiht dessen Mutter Libba ihre Stimme. Zu den weiteren Sprechern gehören Tina Fey als 22, Daveed Diggs als Joes Nachbar Paul und Questlove, der die Rolle des früheren Schülers von Joe und Schlagzeugers Curley übernommen hat. Der Ire Graham Norton übernahm die Sprechrolle von Moonwind.[3]
Bei der Synchronisation, die von der FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH in Auftrag gegeben wurde, war Alexander Löwe für Dialogbuch verantwortlich, Leonhard Mahlich für die Dialogregie.[10]
Anfang November 2019 wurde ein erster Trailer vorgestellt. Ursprünglich sollte der Film am 19. Juni 2020 in die US-amerikanischen und am 1. Oktober 2020 in die deutschen Kinos kommen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde der US-Starttermin allerdings zunächst auf den 20. November 2020 verschoben.[13] Der Kinostart in Deutschland sollte am 26. November 2020 erfolgen.[14][15] Anfang Juni 2020 wurde bekannt, dass sich Soul unter den vier Animationsfilmen in der „offiziellen Selektion“, einer Auswahl von 56 Filmen der ursprünglich für Mai 2020 geplanten Filmfestspiele von Cannes befindet, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie in ihrer gewohnten Form abgesagt wurden.[16][17]
Letztlich feierte der Film am 11. Oktober 2020 beim London Film Festival seine Premiere.[18][19] Nach dem abgesagten, weltweiten Kinostart im Oktober 2020 wurde Soul am 25. Dezember 2020 exklusiv bei Disney+ veröffentlicht. Anders als bei Mulan müssen die Abonnenten des Dienstes allerdings keine zusätzlichen Gebühren bezahlen. Lediglich in Ländern, in denen der Streamingdienst noch nicht erschienen ist, kam der Film in die Kinos[20], so ebenfalls am 25. Dezember 2020 in die chinesischen.[21]
Rezeption
Altersfreigabe und Filmgenre
In Deutschland wurde der Film von der FSK ohne Altersbeschränkung freigegeben. Pixars 23. abendfüllender Spielfilm sei nur bedingt für ganz junge Zuschauer geeignet, da diese nicht bloß einzelne Gags und Subtexte nicht verstehen dürften, sondern der Handlung erst dann folgen können, wenn sie ein Gespür für die hier an den Tag gelegte Abstraktion menschlicher Charakterzüge besitzen, so Filmkritikerin Antje Wessels. Mit seiner klugen Botschaft hebe sich Soul auch vom „Glaub an deine Träume!“-Einheitsbrei gängiger Familienunterhaltung ab.[22] Dan Rubins führt weiter aus, Handlungselemente, die im Zusammenhang mit Joes Midlife-Crisis stehen, würden bei Kindern wahrscheinlich nicht auf Resonanz treffen. Wo früher in Pixar-Filmen Erwachsene auf eine Reise mitgenommen wurden, müssten sich bei Soul nun die Kinder darauf einlassen.[23] Jörg Gerle vom Filmdienst bemerkt, auch wenn Soul von nicht weniger als vom Menschwerden, von Individuation und vom Sinn des Lebens erzähle, beginne mit dem Seelentausch nach gut einem Drittel des Films aber jene Geschichte, die auch jüngeren Zuschauern unglaublich viel Spaß machen dürfte, wenn es um Verwechslungen, um Pointen, um Action und um eine sprechende Katze geht.[24]
Kritiken und Einspielergebnis
Der Film konnte bislang 96 Prozent aller Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen und erhielt hierbei eine durchschnittliche Bewertung von 8,3 der möglichen 10 Punkte[25], womit er aus den 21. Annual Golden Tomato Awards als Sieger in der Kategorie Animated Movies der Filme des Jahres 2020 hervorging.[26] Auf Metacritic erhielt Soul einen Metascore von 88 von 100 möglichen Punkten.[27]
Die Filmkritikerin Antje Wessels schreibt, die bereits in Alles steht Kopf angewandten Ideen zur Darstellung des nicht Darstellbaren fänden sich auch im Figurendesign von Soul wieder. Protagonist Joe Gardner und die Welt, in der er lebt, entsprächen zwar noch einer weitestgehend wirklichkeitsgetreuen Nachbildung des Menschen und seiner Lebensrealität. Doch wenn es ihn ins sogenannte „Davorseits“ verschlägt, seien der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wie in Alles steht Kopf gebe es auch in Soul Figuren, die eine figürliche Darstellungsform erfahren, die einzig und allein dazu dient, um für den menschlichen Verstand greifbar zu sein. Neben dem Animationskonzept hebt Wessels zudem die kleinen Details hervor, die die Quintessenz von Soul ausmachten: „Wie es den Machern etwa gelungen ist, 22s Faszination für ganz alltägliche Dinge wie etwa Pizzageschmack oder zwischenmenschliche Kommunikation aus dem Blickwinkel eines Menschen einzufangen, der die Welt gerade zum aller ersten Mal mit eigenen Augen sieht, ist schier überwältigend.“[22]
Pascal Scherrer vom Schweizer Nachrichtenportal Watson meint, der visuelle Stil des „Du“-Seminars sei so einzigartig und anders, dass man ihn unmöglich beschreiben könne, sei aber angenehm fremd. Auch die Geschichte selbst finde erfrischend neue Ansätze, die alle miteinander verwoben seien, oft auf sehr witzige Weise. Dabei vermeide es Soul mit abgedroschenen Metaphern oder dem mahnenden Zeigefinger zu langweilen. Auch wenn es auf die Frage nach dem Sinn des Lebens keine befriedigende Antwort geben mag, liefere Soul eine, mit der sicher alle von uns leben können, so Scherrer, und unter dem Strich sei der Film eine Liebeserklärung an die Passion für eine Sache, an die Menschen und an das Leben selbst.[28]
Kritiker bemerkten die Ähnlichkeit der Gestaltung der Seelen mit Zeichnungen von Pablo Picasso
Jason Solomons von The Wrap findet, so philosophisch und thematisch komplex es auch klingen mag, die Klarheit der Animationsstile und der messerscharfe Expository-Dialog ließen alles in Soul vollkommen vernünftig erscheinen: „Dies ist ein Cartoon für Kinder jeden Alters, der untersucht, wie die menschliche Persönlichkeit geformt wird und wie Entscheidungen, Träume und kreative Funken unser Leben beeinflussen.“ Der Film fühle sich nicht mit Ideen überfüllt an, dennoch lasse er ein paar Fragen offen.[3]
Alex Godfrey vom Empire Magazine hebt in seiner Kritik die Gestaltung der Charaktere „Jerry“ und „Terry“ hervor, die Picasso-Zeichnungen ähneln und geschickt eingesetzt würden, besonders als „Terry“ in New York ankommt und sich genial in einer U-Bahn-Station tarnt. Das Design des menschlichen Charakters sei noch wundervoller, voller nuancierter Persönlichkeit. Soul sei vielleicht Pixars exquisitester Film, so Godfrey, und die Kameramänner Matt Aspbury und Ian Megibben füllten beide Welten mit zum Sterben schönen Texturen. Das gezeigte New York sei nur ein Quäntchen von der Realität entfernt und so authentisch und liebevoll ausgeführt, dass man es fühlen könne. Alles sei herrlich lebendig, was zu einem Film passe, der eine Ode an das Leben ist.[4] Clarisse Loughrey beschreibt das „Du-Seminar“ im Independent als ein weiches Bett aus Bonbonfarben und Wolken und sei einer der reinsten und schönsten Orte, die Pixar jemals vorgestellt hat. Auch Loughrey fühlt sich dabei an Picasso-Gemälde erinnert.[5] Die Darstellung von „Terry“ wurde andererseits auch als Referenz an den Cartoon La Linea von Osvaldo Cavandoli aus dem Jahr 1971 erkannt.[29]
Leslie Felperin von The Hollywood Reporter schreibt, Soul scheine darauf bedacht zu sein, eine Art humanistische nichtkonfessionelle Cartoon-Kosmologie zu entwerfen, die einer Mischung aus Christentum und buddhistischen Vorstellungen entspricht. Letztlich handele es sich jedoch um einen Film, der sich mehr mit Jazz und dessen Spirit befasst, also „Soul“ im wahrsten Sinne des Wortes.[30] Kaleem Aftab von IndieWire schreibt, Joes „Schwarzsein“ werde nicht zu einem Nebenproblem degradiert, diese sei in die Essenz des Charakters eingebrannt und werde als ein entscheidender Aspekt seiner Menschlichkeit behandelt.[6]
In den chinesischen Kinos konnte der Film bislang rund 58 Millionen US-Dollar einspielen, weltweit rund 116 Millionen US-Dollar.[31] Damit befindet er sich in der Liste der finanziell erfolgreichsten Kinofilme des Jahres 2020 auf Platz 18. In den USA war er zudem der meist gestreamte Film im ersten Quartal 2021.[32]
Auszeichnungen (Auswahl)
Vom American Film Institute wird Soul zu einem der zehn „Movies of the Year 2020“ gezählt.[33] Der Film befindet sich auch in der Vorauswahl für die British Academy Film Awards 2021. Im Folgenden eine Auswahl weiterer Nominierungen und Auszeichnungen.
Freigabebescheinigung für Soul. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer:202839/V).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии