Heikko Deutschmann (* 13. Februar 1962 in Innsbruck) ist ein österreichischer Schauspieler, Autor und Filmemacher.
Heikko Deutschmann, 2018
Leben
Heikko Deutschmann ist der Sohn eines österreichischen Vaters und einer deutschen Mutter, beide Ärzte, und wuchs in Innsbruck, Berlin sowie in Graz auf.[1] In seiner Jugend interessierte er sich für Literatur und Schauspiel und spielte am Schultheater.[1][2] Außerdem erhielt er Klavier- und Cellounterricht.[1] Von 1977 bis 1979 war er als Fechter Mitglied der Österreichischen Nationalmannschaft[3] und gewann den österreichischen Meistertitel im Säbelfechten, musste aber verletzungsbedingt seine Sportkarriere beenden.[1]
Nach der Matura 1980 begann Deutschmann ein Studium der Germanistik und der Kunstgeschichte an der Universität Graz, entschied sich aber für eine Laufbahn als Schauspieler. Er studierte von 1981 bis 1984 Schauspiel an der Hochschule der Künste Berlin[4] und besuchte von 1996 bis 1998 die Drehbuchakademie der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.[2][5]
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler am Theater sowie bei Film und Fernsehen ist Deutschmann Hörbuchsprecher, macht Live-Lesungen und ist Autor von Drehbüchern, Kurzgeschichten, Essays und Romanen. Er ist Mitglied der Deutschen Filmakademie[6] und hatte 2014 den Vorsitz der Jury des Deutschen Schauspielerpreises inne.[7]
Deutschmann engagiert sich als Schirmherr der 2006 von der Rummelsberger Diakonie gegründeten Aktion Schutzbengel, die sich für eine bessere Lebenssituation und Zukunftsperspektiven von Kindern und Jugendlichen einsetzt.[8]
Sein erstes Theaterengagement hatte Deutschmann von 1983 bis 1985 an der Schaubühne am Lehniner Platz,[4] wo er u.a. in Der Park von Botho Strauß mitwirkte.[11] Nach einer kurzen Tätigkeit am Badischen Staatstheater Karlsruhe[12] (ab 1985) wechselte er an das Thalia Theater in Hamburg (1986–1992)[13] und spielte anschließend am Schauspiel Köln (1992–1993).[2] Am Schauspielhaus Zürich spielte er 1998 den Gigolo Chance Wayne in Süßer Vogel Jugend.[14] Seit 2011 trat er mehrfach am Renaissance-Theater Berlin auf,[15] u.a. 2012 als Kurt Gödel bei der deutschen Erstaufführung von Daniel KehlmannsGeister in Princeton.[16] In Koproduktionen mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen war er 2015 am Théâtre National du Luxembourg[17] und 2016 am Düsseldorfer Schauspielhaus[18] auf der Bühne zu sehen.
Film und Fernsehen
Sein Kinodebüt gab Deutschmann 1985 mit der Hauptrolle in dem Film Walkman Blues von Alfred Behrens. Der Durchbruch beim deutschen Fernsehen folgte 1995 mit der Hauptrolle in der ZDF-Vorabendserie Der Mond scheint auch für Untermieter. Deutschmann hatte seither Gastrollen in Fernsehserien und in Krimireihen wie Polizeiruf 110 und Tatort sowie zahlreiche Hauptrollen in Fernsehfilmen. Von 2010 bis 2022 war er in der Rolle des Tierarztes Dr. Philip Hansen in der Familienserie Tiere bis unters Dach zu sehen.
Autor und Filmemacher
1999 gründete Deutschmann die Produktionsfirma Plot, Sweat & Tears (Pst!) GmbH, die er 2008 auflöste.[19] Er schrieb mehrere Drehbücher. 2015 realisierte er als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent den Kurzfilm Noch ein Seufzer und es wird Nacht mit Boris Aljinovic, Robert Gallinowski und Axel Werner. Der Film lief auf mehreren internationalen Filmfestivals und gewann beim Nordic International Film Festival 2015 in New York den Preis als „Best narrative short“ und beim London International Filmmaker Festival 2016 in der Kategorie „Best short foreign language film“.[20] Er veröffentlichte einen Tagebuchroman, diverse Kurzgeschichten und Essays.[21] In Zusammenarbeit mit Anne von Canal entstand das Buch I get a bird (2021), ein Briefwechsel zweier fiktiver Charaktere.[22]
Hörbücher und Lesungen
Heikko Deutschmann bei einer Lesung in Köln, 2008
Deutschmann ist ein gefragter Hörbuchsprecher und wirkte bis 2020 an der Produktion von mehr als 170 Hörbüchern mit, darunter über 100 Einzellesungen. Zudem initiierte er eigene Projekte wie die Aufnahmen von Jörg FausersDer Schneemann und von Jewgenij Samjatins dystopischem Werk Wir.[23]
Außerdem macht Deutschmann Live-Lesungen, unternimmt Lesereisen mit Autoren und tritt in Veranstaltungsreihen auf wie im Philharmonischen Salon der Berliner Philharmoniker, beim Literaturfest Niedersachsen sowie bei der jährlichen Bibel & Bach-Reihe im Sommer in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem.
Theater (Auswahl)
1984: Der Park von Botho Strauß, Rolle: 2. Junge, Regie: Peter Stein, Berliner Schaubühne
1986: Hamlet von William Shakespeare, Rolle: Laertes/Fortinbras, Regie: Jürgen Flimm, Thalia Theater Hamburg
1987: Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare, Rolle: Lysander, Regie: Jürgen Gosch, Thalia Theater Hamburg
1987: Parzival. Auf der anderen Seite des Sees von Tankred Dorst/Robert Wilson, Rolle: Roter Ritter, Regie: Robert Wilson, Thalia Theater Hamburg
1988: Liebelei von Arthur Schnitzler, Rolle: Fritz Lobheimer, Regie: Jürgen Flimm, Thalia Theater Hamburg
1989: Dantons Tod von Georg Büchner, Rolle: Lacroix, Regie: Ruth Berghaus, Thalia Theater Hamburg
1991: Im Dickicht der Städte von Bertolt Brecht, Rolle: Wurm, Regie: Ruth Berghaus, Thalia Theater Hamburg
1991: Les Caprices de Marianne von Alfred de Musset, Rolle: Ottavio, Regie: Werner Schroeter, Thalia Theater Hamburg
1992: Schade, daß sie eine Hure ist von John Ford, Rolle: Giovanni, Regie: Michael Bogdanov, Schauspiel Köln
1993: Phädra von Jean Racine, Rolle: Hippolyte, Regie: Torsten Fischer, Schauspiel Köln
1998: Süßer Vogel Jugend von Tennessee Williams, Rolle: Chance Wayne, Regie: David Mouchtar-Samorai, Schauspielhaus Zürich
2011: Betrogen von Harold Pinter, Rolle: Jerry, Regie: Torsten Fischer, Renaissance-Theater Berlin
2012: Geister in Princeton von Daniel Kehlmann, Rolle: Kurt Gödel, Regie: Torsten Fischer, Renaissance-Theater Berlin, deutsche Erstaufführung
2013: Der ideale Mann von Wilde/Jelinek, Rolle: Sir Robert Chiltern, Regie: Torsten Fischer, Renaissance-Theater Berlin
2015: Haus auf dem Land von Donald Margulies, Rolle: Elliot Cooper, Regie: Guntbert Warns, Renaissance-Theater Berlin, europäische Erstaufführung
2015: Flucht nach Ägypten von George Tabori, Rolle: Franz Engel, Regie: Frank Hoffmann, Théâtre National du Luxembourg/Ruhrfestspiele Recklinghausen. europäische Erstaufführung
2016: Das Blau in der Wand von Tankred Dorst, Rolle: Er, Regie: David Mouchtar-Samorai, Ruhrfestspiele Recklinghausen/Düsseldorfer Schauspielhaus, Uraufführung
2018: Präsidenten-Suite. Ein modernes Märchen von John T. Binkley, Rolle: Jordan Pershing, Regie: Guntbert Warns, Renaissance-Theater Berlin, deutsche Erstaufführung
2022: Marie fängt Feuer: Ungewisse Zukunft (Fernsehreihe)
Hörbücher
→ Hauptartikel: Liste von Hörbüchern mit Heikko Deutschmann
Hörspiele (Auswahl)
1984: Der unsichtbare Film von Alfred Behrens, Regie: Alfred Behrens, Radio Bremen
1989: Riabouschinska. Tod einer Puppe von Ray Bradbury, Regie: Norbert Schaeffer, NDR und SDR
1991: Die Mutter – Durchsagen ohne Gewähr von Klaus Stephan, Regie: Robert Matejka, NDR und ORF-W
2005: Tod auf der Warteliste von Veit Heinichen, 2-teiliges Hörspiel, Regie: Harald Krewer, NDR
2006: Der Garten von Andrea Canobbio, 2-teiliges Hörspiel, Regie: Annette Kurth, WDR
2007: Der letzte Held von Samit Basu, 3-teiliges Hörspiel, Regie: Annette Kurth, WDR
2008: Geschichten für den kranken Liebling von Franziska Groszer, 6-teiliges Hörspiel, Regie: Christoph Pragua, WDR
2008: Outside Inn von Andreas Jungwirth, Regie: Harald Krewer, Deutschlandradio Kultur
2010: Variationen über das Kraepelin-Modell. Oder Das semantische Feld des Kaninchenschmorbratens von Davide Carnevali, Regie: Ulrike Brinkmann, Deutschlandradio Kultur und SR
2012: Im freien Fall von Robert Crais, Regie: Annette Kurth, WDR
2016: Jobcenter von Enzo Cormann, Regie: Leonhard Koppelmann, Deutschlandradio Kultur
2016: Manhattan Transfer von John Dos Passos, 3-teiliges Hörspiel, Regie: Leonhard Koppelmann, DLF und SWR, 2. Teil: Edle Dame auf weißem Ross und 3. Teil: Die fröhliche Stadt, die so sicher wohnte
2017: Gold. Revue von Jan Wagner, Regie: Leonhard Koppelmann, DLF und SWR
2018: Des Teufels langer Atem von Robert Weber, 4-teiliges Hörspiel, Regie: Annette Kurth, WDR, 2. Teil: The Man who fooled Houdini
2019: Der Augenjäger von Sebastian Fitzek, Regie: Johanna Steiner, Audible Studios (download)
2021: Ich will kein Engel sein von Frauke Angel, Regie: Leonhard Koppelmann, RBB
2022: Echos Kammern von Iris Hanika, Regie: Leonhard Koppelmann, SWR
2022: I Get a Bird – Ein akustischer Briefwechsel von Anne von Canal und Heikko Deutschmann, 10-teiliges Hörspiel, Regie: Leonhard Koppelmann, HR
Schriften (Auswahl)
Simone Signoret. In: Frauen, die wir liebten. Filmdiven und ihre heimlichen Verehrer, Hrsg. Freddy Langer, Elisabeth Sandmann Verlag, München 2008, S. 113, ISBN 978-3-938045-32-9; Neuauflage = Frauen, die wir lieben. Filmdiven und ihre heimlichen Verehrer, Insel Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-458-36114-5.
My Rainy Day Fun. In: Irgendwo ins grüne Meer. Geschichten von Inseln, Arche Verlag, Hrsg.: Isabel Bogdan, Anne von Canal, Hamburg 2016, S. 83–101, ISBN 978-3-7160-2743-1; Neuauflage = Irgendwo ins grüne Meer. Das Insel-Lesebuch, Arche Verlag, Hamburg 2018, ISBN 978-3-7160-4010-2.
unter dem Pseudonym Alexander Nachtweih: Kanzleramt: Aufzeichnungen eines Insiders, Egmont Vgs, Köln 2005, ISBN 978-3-8025-3464-5.
mit Anne von Canal: I get a bird. Mareverlag, Hamburg 2021. ISBN 978-3-8664-8682-9.
Preise
2006: Osterwold, Sprecherpreis des Hörbuchverlags Hörbuch Hamburg[24]
2015: „Best Narrative Short“ beim Nordic International Film Festival in New York für seinen Kurzfilm Noch ein Seufzer und es wird Nacht (Drehbuch, Regie und Produktion)
2016: „Best Short Foreign Language Film“ beim London International Filmmaker Festival in London für seinen Kurzfilm Noch ein Seufzer und es wird Nacht
Interview: Heikko Deutschmann. Heimatloser Held. In: Bild + Funk, 02/2002, S. 14f., S. 15.
Wilhelm Kosch (Hrsg.): Deutsches Theater-Lexikon. Nachtragsband, Teil 1. A – F. Seite 250. De Gruyter, Berlin [u. a.] 2013. ISBN 978-3-11-028460-7. (abgerufen über De Gruyter Online).
Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin:DFFB Alumni.In:DFFB.Abgerufen am 2.Februar 2022.
Rummelsberger Diakonie: Jugendhilfe:Schirmherren.Abgerufen am 18.April 2020.Fürsprecher für Problemkinder. Rummelsberger Anstalten starten die Aktion »Schutzbengel«. In: Nürnberger Nachrichten vom 22. Mai 2006.
Anja Daeschler: Neues Glück, neues Kind. In: BUNTE, Nr. 49 vom 1. Dezember 2005.
Aufsteiger / Heikko Deutschmann. In: Leipziger Volkszeitung, Unterhaltung, vom 13. September 2007.
Fünfzehn Spielzeiten. Daten, Titel, Namen. Eine Dokumentation. In: Volker Canaris, Ludwig von Otting (Hrsg.): ...Vom Himmel durch die Welt zur Hölle! Bilder von Hermann und Clärchen Baus aus fünfzehn Jahren Arbeit am Thalia Theater unter der Leitung von Jürgen Flimm 1985 bis 2000. Hoffmann und Campe, Hamburg 2000, ISBN 3-455-11160-2, S. 305–352. Siehe S. 310–323.
Barbara Villiger Heilig: Das Gipsfigurenkabinett. Tennessee Williams' "Süsser Vogel Jugend" in Zürich. In: Neue Zürcher Zeitung vom 2. Februar 1998, S. 27.
Düsseldorfer Schauspielhaus:Heikko Deutschmann.Abgerufen am 15.November 2020.
Rezensionen von I get a bird: Hajo Schumacher: Drei Bücher, die meinen Sommer retteten. In: Hamburger Abendblatt vom 21. August 2021, S. 1; Franziska Herold: „I get a bird“. Wilde Fahrt entlang vieler Abgründe. In: Freie Presse vom 18. September 2021; Finn Holitzka: Roman „I get a bird“. Paartanz per Post. In: Rhein-Zeitung vom 25. September 2021; rbb (zibb vom 1. Oktober 2021).
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