Senta Berger (bürgerlich Senta Verhoeven,[1] * 13. Mai 1941 in Wien) ist eine österreichisch-deutsche[2][3] Schauspielerin, Filmproduzentin und ehemalige Schlager- und Chansonsängerin. Ihre internationale Filmkarriere begann in Österreich und führte sie in den 1960er Jahren über Deutschland nach Hollywood. Seitdem war sie in zahlreichen europäischen Kinofilmen, am Theater und seit den 1980er Jahren vermehrt in Hauptrollen deutscher Fernsehserien und -filme (u.a. Kir Royal, Die schnelle Gerdi, Unter Verdacht) zu sehen.
Senta Berger, 2017
Leben
Herkunft und erste Jahre
Senta Berger wuchs in Lainz –einem Teil des 13.Wiener Bezirks– auf.[4] Ihr Vater Josef Berger war Musiker, Komponist[5] und Dirigent. Ihre Mutter war die Lehrerin Therese Berger,[6] geborene Jany. Mit ihrem Vater trat sie bereits im Alter von vier Jahren auf. Der Vater begleitete dabei die singende Tochter am Klavier. Mit fünf Jahren erhielt sie Unterricht für Ballett und Ausdruckstanz bei Rosalia Chladek an der Akademie für Darstellende Kunst in Wien.
Nach ihrer Kinderzeit in einer Substandardwohnung in der Lainzer Straße konnte sie 1955 mit ihren Eltern in eine Gemeindebau-Wohnung der nahen Siedlung Lockerwiese übersiedeln.[7]
Mit 14 Jahren wandte sich Berger der Schauspielerei zu und nahm privaten Unterricht. Zwei Jahre später verließ sie das in ihrem Wohnbezirk gelegene Gymnasium Wenzgasse ohne Abschluss. Nach einem Vorsprechen begann sie mit 16 Jahren ein Schauspielstudium am Max Reinhardt Seminar als bislang jüngste Studentin in der Geschichte der Einrichtung.[8] Nach kurzer Zeit wurde Berger jedoch wieder exmatrikuliert, da sie ohne Erlaubnis ein Rollenangebot angenommen hatte.[8]
Schauspielkarriere
Senta Berger (1965)
Ihr Filmdebüt gab Berger 1950 in einer kleinen Rolle in der Erich-Kästner-Verfilmung Das doppelte Lottchen. 1957 wurde sie von dem Regisseur Willi Forst für die Filmkomödie Die unentschuldigte Stunde engagiert, wo sie eine Gymnasialschülerin spielte. Sie bewarb sich als 16-Jährige für das Max Reinhardt Seminar und wurde angenommen. Zu ihrem Jahrgang gehörten u.a. Marisa Mell, Elisabeth Orth, Heidelinde Weis und Erika Pluhar. Sie musste die Schule verlassen, nachdem sie in dem Film The Journey mit Yul Brynner eine Rolle angenommen hatte, ohne den Direktor um Erlaubnis zu fragen. 1958 wurde Berger jüngstes Mitglied am Wiener Theater in der Josefstadt.[8]
1967 war Berger an der Seite von Alain Delon in dem deutsch-italienisch-französischen Thriller Mit teuflischen Grüßen als Filmehefrau Christiane zu sehen. 1968 spielte sie in dem dreiteiligen Kriminalfilm Babeck von Herbert Reinecker, in dem sie das von Peter Thomas komponierte Lied Vergiß mich, wenn du kannst sang. 1970 stand sie erstmals in dem von ihrer Firma produzierten und unter der Regie ihres Mannes Michael Verhoeven gedrehten Film Der Graben oder Wer im Glashaus liebt vor der Kamera. Weitere, auch international erfolgreiche Filme ihrer Produktionsfirma waren u.a. Die weiße Rose, Das schreckliche Mädchen und Mutters Courage nach dem gleichnamigen Theaterstück von George Tabori. Zudem baute Berger ihre europäische Karriere in Frankreich und Italien auf.
Zwischen 1974 und 1982 war sie die Buhlschaft im Jedermann bei den Salzburger Festspielen[8] an der Seite von Curd Jürgens und Maximilian Schell und damit die bis heute am längsten in dieser Rolle zu sehende Darstellerin. Sie spielte am Wiener Burgtheater in Rudolf Noeltes Inszenierung Tartuffe mit Klaus Maria Brandauer, am Thalia-Theater in Hamburg und am Schillertheater in Berlin.
1985/86 gelang ihr das Fernseh-Comeback vor dem deutschsprachigen Publikum in der Fernsehserie Kir Royal an der Seite von Franz Xaver Kroetz, Dieter Hildebrandt und Billie Zöckler. Danach folgten weitere Serien wie Die schnelle Gerdi und Lilli Lottofee, beide unter der Regie ihres Mannes. Frank Beyer besetzte sie 1992 in dem zweiteiligen Fernseh-Ehedrama Sie und Er für die Hauptrolle der betrogenen Psychologin Charlotte, an der Seite von Reimar Johannes Baur.
Zur Jahrtausendwende stand sie für die österreichische Fernsehproduktion Probieren Sie’s mit einem Jüngeren unter der Regie von Michael Kreihsl vor der Kamera. Von 2002 bis 2019 spielte sie Dr.Eva-Maria Prohacek, eine Polizeirätin in der ZDF-Krimireihe Unter Verdacht, für deren erste Folge Verdecktes Spiel sie 2003 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.
Senta Berger an der Berlinale 2010
Sie war 2003 Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie und von 2003 bis 2010 an der Seite von Günter Rohrbach die erste Präsidentin der Deutschen Filmakademie.[9] Nach ihrem 70. Geburtstag zeigte Das Erste im Juli 2011 ein 45-minütiges Porträt im Rahmen der Reihe Deutschland, deine Künstler.
Berger betätigt sich neben den Arbeiten auf der Bühne und vor der Kamera auch als Synchronsprecherin, u.a. lieh sie 2002 für den französischen Film 8 FrauenCatherine Deneuve ihre Stimme.
Karriere als Sängerin
Senta Berger war zwischenzeitlich als Schlagersängerin tätig. Sie nahm zwei Singles für den deutschen Markt auf, die 1966 relativ kurz hintereinander erschienen.[10] Mit Für Romantik keine Zeit gab sie ihr Debüt als Schlagersängerin. Single girl war ihre zweite Schallplatte. Dabei handelt es sich um die deutsche Version des gleichnamigen Songs von Sandy Posey, der sich in England kurzfristig platzieren konnte. Das Album Wir werden sehn … konnte sich 1989 auf Platz 49 der Deutschen Albumcharts platzieren. Daneben trat Berger auch als Chansonsängerin und bei Leseabenden (etwa mit Fräulein Else) auf.
Soziales und politisches Engagement
1971 beteiligte sich Berger an der von Alice Schwarzer initiierten Medienaktion „Wir haben abgetrieben!“. Sie war eine der auf einer Titelseite der Illustrierten stern abgebildeten Frauen.
2009 erklärte sie sich bereit, als „Botschafterin“ sowohl für die Tierschutzorganisation Pro Wildlife für den Schutz von Menschenaffen[11] als auch für die José Carreras Leukämie-Stiftung[12] tätig zu werden.
Berger, die sich bereits 1972 im Wahlkampf für Willy Brandt eingesetzt hatte,[13] wurde von der SPD als Delegierte für die deutsche Bundespräsidentenwahl 2012 nominiert.[14][15]
Sie engagiert sich seit vielen Jahren im Kampf gegen Blutkrebs für die DKMS. Im Rahmen der DKMS Life trat sie 2010 als Sprecherin bei dem DKMS Life Ladieslunch auf.[16]
Sonstiges
Mehrmals berichtete Senta Berger von sexuellen Übergriffen, die sie in ihrer Schauspielkarriere erfahren habe. So habe O. W. Fischer versucht, sie zu vergewaltigen, in einem Hotel im Rahmen der Dreharbeiten zu dem gemeinsamen Film Es muß nicht immer Kaviar sein,[8] jenem Film von 1961, mit dem Berger endgültig zum Star aufstieg. Auch gegen Charlton Heston und Richard Widmark erhob Berger Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs. Mit Kussversuchen habe Kirk Douglas sie zudem sexuell belästigt.[17]
Im Jahr 2013 wurde von der österreichischen Post eine Sonderbriefmarke der Reihe „Österreicher in Hollywood“, gestaltet von Adolf Tuma, aufgelegt.[18]
Privates
Senta Berger mit Michael Verhoeven, 2013
1963 lernte Senta Berger den damaligen Medizinstudenten und späteren Filmregisseur Michael Verhoeven kennen, den Sohn des Schauspielers und Regisseurs Paul Verhoeven. Am 26.September 1966 heirateten Berger und Verhoeven in München, nachdem sie im Jahr zuvor zusammen die Sentana-Filmproduktion gegründet hatten. Der bürgerliche Familienname von Senta Berger ist seither Verhoeven. Dieser Ehe entstammen zwei Söhne, die ebenfalls Filmschaffende sind: Simon (*1972) und Luca (*1979).
Sie wohnt seit vielen Jahren im Grünwalder Ortsteil Geiselgasteig südlich von München, seit einiger Zeit auch in Berlin.
1987: Hits des Jahrhunderts – Musikalischer Rückblick zum 100. Geburtstag der Schallplatte. U.a. mit Lili Marleen, gesungen von Senta Berger. (nur auf der 2 LP, Ariola 303-075-503)
2001: Liebe und dennoch. Alfred Polgar, Kein & Aber Records. ISBN 978-3-0369-1103-8.
2002: Acht Jahreszeiten. Vivaldi. Piazolla. Eine lyrische Reise. Random House Audio. ISBN 978-3-89830-370-5.
2004: Meine schönsten Weihnachtsgeschichten. Diverse Autoren, Kein & Aber Records, ISBN 978-3-0369-1149-6.
2004: „Alles, was hier geschah, war unfassbar“: Senta Berger liest Texte zur Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus. Romani Rose (Hrsg.), Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma. ISBN 978-3-929446-15-9.
2005: Mozart. Eine Biographie.Martin Geck, Deutsche Grammophon Literatur / Universal Music
2005: Fräulein Else. Arthur Schnitzler, Random House Audio. ISBN 978-3-89830-966-0.
2005: Liebesgeschichten. Robert Walser, Kein & Aber Records. ISBN 978-3-0369-1164-9.
2006: Alice im Wunderland.Lewis Carroll, Kein & Aber Records. ISBN 978-3-0369-1166-3.
2006: Der Zauberer von Oz. Lyman Frank Baum, Random House Audio. ISBN 978-3-86604-184-4.
2006: Mozart. Ein Wunderkind auf Reisen. Sanne de Bakker, Random House Audio. ISBN 978-3-86604-105-9.
2007: Der weiße Knochen. Barbara Gowdy, Brigitte Hörbuch-Edition. ISBN 978-3-86604-524-8.
2007: Arthur Schnitzler: Eine Einführung in Leben und Werk Argon Verlag. ISBN 978-3-86610-394-8.
2009: Der Leviathan. Joseph Roth, Diogenes. ISBN 978-3-257-80258-0.
2009: Ein Platz auf dem Walfisch. Amelie Fried und Uwe-Michael Gutzschhahn (Hrsg.), Random House Audio. ISBN 978-3-8371-0170-6.
2010: Mit der Reife wird man immer jünger. (gelesen mit Michael Verhoeven) Hermann Hesse, Der Hörverlag. ISBN 978-3-86717-436-7.
2010: Mein großes FamiliensonntagsFrühstücksVorlesebuch. Diverse Autoren, Herder. ISBN 978-3-451-31602-9.
2011: Sklavenkind. Urmila Chaudhary, audio media verlag. ISBN 978-3-86804-183-5.
2012: Meine Lieblingsmärchen der Gebrüder Grimm. Deutsche Grammophon Literatur / Universal Music
2013: Betthupferl. Fantastische Gutenachtgeschichten. Der Hörverlag.
2014: Bis auf die Knochen: Die größten Blamagen der Weltliteratur. lit.COLOGNE, Random House Audio. ISBN 978-3-8371-2354-8.
2020: Toleranzpreis der Evangelischen Akademie Tutzing „als Charakterdarstellerin für ihr Lebenswerk als glaubwürdige Persönlichkeit im Film wie in der Wirklichkeit“[21]
2021: Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke als Ehrenpreis
Senta Berger: Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann: Erinnerungen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006, ISBN 3-462-03679-3.
Antonia Meiners: Kluge Mädchen: Oder wie wir wurden, was wir nicht werden sollten. Mit einem Vorwort von Senta Berger. Elisabeth Sandmann Verlag, 2006, ISBN 978-3-938045-20-6.
Senta Berger (Hrsg.): Mit Senta Berger ins weite Land der Kindheit. Herder Spektrum, 2006, ISBN 978-3-451-05702-1.
Senta Berger (Hrsg.): Im Mondlicht tanzt ein Traum. Die schönsten Gedichte und Geschichten zur Guten Nacht. Mit gelesener Version als Hörbuch-CD. cbj, 2007, ISBN 978-3-570-13286-9.
Cornelia Scheel, Hella von Sinnen: Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur. U.a. mit einem Interview mit Senta Berger. Rowohlt Taschenbuch, 2011, ISBN 978-3-499-62763-7.
Christine Dobretsberger: „Was ich liebe, gibt mir Kraft.“ Bühnenstars aus Oper und Theater erzählen. U.a. mit einem Interview mit Senta Berger. Styria Premium, Wien 2015, ISBN 978-3-222-13517-0.
Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S.64 f.
Kathrin Müller-Hohenstein, Jan Westphal: Viel Erfolg!: Wie wir wurden, was wir sind. U.a. mit einem Interview mit Senta Berger. Benevento, 2020, ISBN 978-3-7109-0092-1.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S.60.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.345 f.
Österreichische Nationalität gemäß Senta Berger im Munzinger-Archiv, abgerufen am 4. März 2012(Artikelanfang frei abrufbar).
Berger sieht sich als deutsche Künstlerin (vgl. Senta Berger. Deutschland, deine Künstler – ARD) und wurde für die Wahl des deutschen Bundespräsidenten 2012 als Wahlfrau aufgestellt.
Lore Brandl-Berger, Andrea Diawara u. a.: Frauen in Hietzing. Rundgänge und eine Dokumentation. (Memento vom 11. Januar 2017 im Internet Archive). (PDF; 3,15MB). Herausgegeben von Hietzinger Bezirksrätinnen und freien Mitarbeiter_innen. 2.Auflage. Wien 2014, Infokarte Nr.3.
Michael Verhoeven über seinen Schwiegervater als Komponisten des Films Paarungen wird zitiert von Enjott Schneider: Handbuch Filmmusik I. Musikdramaturgie im Neuen Deutschen Film. 2018, ISBN 978-3-7445-1335-7, S. 244; Lebensdaten von Josef Berger nennt Michael Verhoeven: Liebe Melanie: Hintergründe zu dem ZDF-Fernsehfilm, S. Fischer Verlag, 2015, ISBN 978-3-10-560437-3, Endnote 6.
Fliegen lernen. Senta Berger, Dokumentarfilm aus Anlass des 80. Geburtstags von Senta Berger, Regie: Lars Friedrich und Angelika Kellhammer, 44 Minuten, 2021, eine Produktion von BR Fernsehen und Österreichischer Rundfunk
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии