fiction.wikisort.org - Schauspieler Lotte Loebinger , auch Lotte Löbinger , (* 10. Oktober 1905 in Kattowitz (Oberschlesien); † 9. Februar 1999 in Berlin) war eine deutsche Schauspielerin.
Heinrich Vogeler : Bildnis Lotte Loebinger , Moskau 1936
Leben
Die Tochter einer jüdisch-protestantischen Arztfamilie[1] war nach dem Schulbesuch Kindergärtnerin, später Verkäuferin in Kiel . Nach dem frühen Tod der Eltern arbeitete sie im Kommunistischen Jugendverband mit. 1925 begann ihre schauspielerische Laufbahn in Breslau. Danach stand sie vor allem in Berlin auf der Bühne. 1929 bis 1931 spielte sie während einer ausgedehnten Tournee des Piscator-Kollektivs durch Deutschland und die Schweiz in dem Stück § 218 (Frauen in Not) . In Fritz Langs Klassiker M gab sie 1931 ihr Filmdebüt.
Vor den Nationalsozialisten flüchtete die überzeugte Kommunistin nach Moskau , wo sie Theater spielte und in dem antifaschistischen Film Kämpfer auftrat.[2] Während des Krieges war sie Sprecherin bei Radio Moskau und am Sender „Freies Deutschland“. Nach dem Krieg kam sie 1945 nach Berlin zurück. Hier spielte sie meist am Deutschen Theater und am Maxim-Gorki-Theater.
In Ost-Berlin spielte sie zunächst am Kleinen Theater unter den Linden, 1950/51 am Deutschen Theater, 1951 am Maxim-Gorki-Theater. Sie spielte 1946 in Gerhard Lamprechts Jugend- und Trümmerfilm Irgendwo in Berlin .[3]
Als Filmschauspielerin erhielt sie zahlreiche Neben- und Hauptrollen bei der DEFA und beim DFF.
So war sie in dem DEFA-Klassiker und Märchenfilm Der Teufel vom Mühlenberg von 1955 als Müllerin der Talmühle zu sehen. Sie war als Darstellerin die ideale Arbeitermutter mit sozialistischer Überzeugung; so als die Fürsorgerin Herta Scholz in Frauenschicksale . Als bitter und misstrauisch, aber nicht böse gewordene Bauersfrau Situra trat sie in Kurt Maetzigs Schlösser und Katen auf. Ab 1959 war sie auch in TV-Filmen zu sehen, z. B. 1967 als Mutter Mörschel in Kleiner Mann – was nun? Äußerst gegensätzliche Rollen spielte sie in zwei TV-Filmen von Thomas Langhoff : als schrullige Druckerei-Hilfsarbeiterin Klara in Ich will nicht leise sterben und als bornierte wie sympathische Kleinbürgerin Julia in Guten Morgen, du Schöne! nach einem Tonbandprotokoll von Maxie Wander.[3]
Lotte Loebinger heiratete 1927 den Politiker Herbert Wehner. Bereits in der Zeit des sowjetischen Exils trennten sich ihre Wege, die Scheidung erfolgte erst später.[4]
Loebinger war lange Jahre Mitglied der SED und Ehrenmitglied des Maxim-Gorki-Theaters.
Filmografie
1931: M
1932: Das erste Recht des Kindes
1932: Eine Stadt steht kopf
1934: Der Aufstand der Fischer
1936: Kämpfer
1946: Irgendwo in Berlin
1947: Ehe im Schatten
1948: Straßenbekanntschaft
1948: Grube Morgenrot
1948: Und wieder 48
1950: Semmelweis – Retter der Mütter
1950: Saure Wochen – frohe Feste
1950: Das kalte Herz
1952: Frauenschicksale
1954: Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse
1955: Der Teufel vom Mühlenberg
1955: 52 Wochen sind ein Jahr
1955: Einmal ist keinmal
1956: Schlösser und Katen
1957: Jahrgang 21
1958: Sie kannten sich alle
1959: Musterknaben
1960: Der Moorhund
1960: Immer am Weg dein Gesicht (Fernsehfilm)
1964: Als Martin vierzehn war
1965: Engel im Fegefeuer
1965: Die Richterin (Fernsehfilm)
1967: Kleiner Mann – was nun? (Fernsehfilm)
1970: Djamila (Fernsehfilm)
1971: Verspielte Heimat
1971: Liebeserklärung an G. T.
1972: Lützower
1973: Der Wüstenkönig von Brandenburg
1973: Die Taube auf dem Dach
1973: Der Staatsanwalt hat das Wort: Die Kraftprobe (Fernsehreihe)
1974: Für die Liebe noch zu mager?
1974: Zwischen vierzig und fünfzig (Fernsehfilm)
1975: Der Staatsanwalt hat das Wort: Erzwungene Liebe (Fernsehreihe)
1977: Auftrag: Überleben (Fernsehfilm)
1978: Ich will nicht leise sterben (Fernsehfilm)
1978: Blanka (Fernsehfilm)
1979: Abschied vom Frieden
1979: Tull (Fernsehfilm)
1979: Karlchen, durchhalten
1980: Guten Morgen, du Schöne: Julia (Fernsehfilm)
1980: Das Mädchen Störtebeker (TV-Serie)
1981: Als Unku Edes Freundin war
1982: Der Prinz hinter den sieben Meeren
1982: Melanie van der Straaten (Fernsehfilm)
1983: Der Mann mit dem Ring im Ohr
1984: Drei Schwestern (Fernsehfilm)
1985: Mein lieber Onkel Hans (Fernseh-Dreiteiler)
1986: Jan auf der Zille
1987: Käthe Kollwitz – Bilder eines Lebens
1987: Tiere machen Leute (Fernsehserie)
1989: Grüne Hochzeit
1990: Die Taube auf dem Dach
1991: Ein Engel namens Flint (Fernsehserie)
1993: Heller Tag
1993: Adamski (Fernsehfilm)
1994: Ein letzter Wille (Fernsehfilm)
Theater
1948: Konstantin Trenjow : Ljubow Jaworaja – Regie: Hans Rodenberg (Haus der Kultur der Sowjetunion)
1949: Anatoli Sofronow: Der Moskauer Charakter – Regie: Hans Rodenberg (Haus der Kultur der Sowjetunion)
1953: Konstantin Fjodorowitsch Issajew /Alexander Galitsch: Fernamt …Bitte melden – Regie: Rudolf Wessely (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
1953: Iwan Popow : Die Familie – Regie: Werner Schulz-Wittan (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1953: Harald Hauser: Prozeß Wedding – Regie: Wolfgang Langhoff (Deutsches Theater Berlin)
1954: Maxim Gorki: Dostigajew und andere (Äbtissin Melanja) – Regie: Maxim Vallentin (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1955: Friedrich Wolf: Das Schiff auf der Donau (Kuliks Frau) – Regie: Maxim Vallentin (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1956: Alexander Kornejtschuk : Vertrauen (Warwara) – Regie: Maxim Vallentin (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1956: Johannes R. Becher: Der Weg nach Füssen – Regie: Maxim Vallentin (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1956: Josef Kajetán Tyl: Das starrsinnige Weib (Müllerin Hirsekorn) – Regie: Karel Palous (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1957: Georg Kaiser : David und Goliath (Putzfrau Mackesprang) – Regie: Gerhard Klingenberg (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1957: Miroslav Stehlik : Bauernliebe (Baruska) – Regie: Werner Schulz-Wittan (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1957: Gert Weymann : Generationen (Mathilde Baum) – Regie: Gert Beinemann (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1957: Leonid Rachmanow : Stürmischer Lebensabend – Regie: Werner Schulz-Wittan (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1958: Eduardo De Filippo : Lügen haben lange Beine (Carmela) – Regie: Werner Schulz-Wittan (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1958: Heiner Müller /Inge Müller: Der Lohndrücker – Regie: Hans Dieter Mäde (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1958: Heiner Müller/Inge Müller: Die Korrektur – Regie: Hans Dieter Mäde (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1961: Ewan MacColl: Rummelplatz (Soldatenmutter) – Regie: Hans Dieter Mäde (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1962: Maxim Gorki: Jegor Bulytschow und andere (Äbtissin) – Regie: Maxim Vallentin (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1964: Manfred Bieler : Nachtwache – Regie: Hans-Joachim Martens (Volksbühne Berlin – Theater im III. Stock)
1965: Peter Hacks: Moritz Tassow (Landarbeiterfrau) – Regie: Benno Besson (Volksbühne Berlin)
1967: Henrik Ibsen: Nora – Regie: Ottofritz Gaillard (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1968: Luigi Pirandello: Liolà (Ninfa) – Regie: Hans-Georg Simmgen (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1968: Seán O’Casey : Der Stern wird rot (Mutter) – Regie: Kurt Veth (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1969: Michail Schatrow: Bolschewiki (Kisass) – Regie: Fritz Bornemann (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1975: Maxim Gorki: Die Letzten (Alte Kinderfrau) – Regie: Wolfgang Heinz (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
1985: Swetlana Alexijewitsch: Der Krieg hat kein weibliches Gesicht – Regie: Kurt Veth (Theater im Palast Berlin)
Hörspiele
1946: Hedda Zinner : Das ist geschehen – Regie: Hedda Zinner (Berliner Rundfunk)
1954: Berta Waterstradt : Besondere Kennzeichen: Keine – Regie: Ingrid Fröhlich (Rundfunk der DDR)
1955: Lieselotte Gilles /Gerhard Düngel : Der Doktor der Armen (Frau Spiegel) – Regie: Willi Porath (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1955: Zdzislaw Skowronski / Josef Slotwinski : Der Geburtstag des Direktors (Marie Puchalski) – Regie: Helmut Hellstorff (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1956: Wolfgang Weyrauch: Die japanischen Fischer (Fischerfrau) – Regie: Hans Goguel (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1958: Gerhard Stübe : Das erste Wort (Mutter Brack) – Regie: Helmut Hellstorff (Rundfunk der DDR)
1960: Bernhard Seeger: Paradies im Krähenwinkel – Regie: Helmut Hellstorff (Rundfunk der DDR)
1960: Helmut Sakowski : Verlorenes Land? (Frau Hörtel) – Regie: Werner Grunow (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1960: Käte Seelig : Liebe, Tratsch und Treppensteigen (Frau Jäger) – Regie: Detlev Witte (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1961: Bernhard Seeger: Unterm Wind der Jahre (Frau Puhlmann) – Regie: Theodor Popp (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1961: Ferenc Taar : Die Schlacht in der Veréb-Gasse (Anna) – Regie: Helmut Hellstorff (Rundfunk der DDR)
1963: Manfred Bieler : Nachtwache (Anna Hohmann) – Regie: Helmut Hellstorff (Rundfunk der DDR)
1964: Jacques Constant : General Frédéric (Patricia) – Regie: Hans Knötzsch (Rundfunk der DDR)
1964: Gerhard Stübe : Cicero contra Schellhase (Berta) – Regie: Helmut Molegg (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1967: Petko Todorow: Die Drachenhochzeit (Kräutermarta) – Regie: Wolfgang Brunecker (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1968: Maxim Gorki: Pasquarello – Der Redakteur – Regie: Detlef Kurzweg (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
1971: Heinrich Mann: Die Vollendung des Königs Henri Quatre – Regie: Fritz Göhler (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1976: Mark Twain: Die Abenteuer des Huckleberry Finn (Mrs. Phelps) – Regie: Theodor Popp (Kinderhörspiel – Litera)
1977: Carlos Coutinho : Die letzte Woche vor dem Fest (Alte Frau) – Regie: Helmut Hellstorff (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1979: Joachim Goll : Der Hund von Rackerswill (Oma) – Regie: Werner Grunow (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1980: Alfred Matusche: An beiden Ufern (Großmutter) – Regie: Peter Groeger (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1981: Arne Leonhardt: Jazz am Grab – Regie: Werner Grunow (Hörspielpreis der Kritiker für Autor und Regie 1982 – Rundfunk der DDR)
1984: Annelies Schulz: Schiewas Rache oder Die Geschenke der Götter – Regie: Norbert Speer (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
Auszeichnungen
1951: Nationalpreis der DDR
1977: Heinrich-Greif-Preis III. Klasse
1978: Kunstpreis des FDGB für Ich will nicht leise sterben im Kollektiv
1978: Kunstpreis der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft
1979: Vaterländischer Verdienstorden in Gold
1984: Karl-Marx-Orden
1985: Ehrenmitglied im Verband der Theaterschaffenden der DDR
Literatur
Igrun Spazier: Lotte Loebinger in CineGraph, Lg. 31 (1999), edition text+kritik
Aune Renk: Loebinger, Lotte . In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Kay Weniger : 'Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …'. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. S. 317, ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8
Weblinks
Einzelnachweise
Gestorben: Lotte Loebinger . In: Der Spiegel . Nr. 7 , 1999 ( online ). Heinrich Breloer : Filmausschnitte aus Kämpfer in der Dokumentation „Herbert Wehner. Die unerzählte Geschichte“ , Teil 1: Die Nacht von Münstereifel , Teil 2: Hotel Lux Lotte Loebinger bei filmportal.de Herbert Wehner Biografie bei Haus der Geschichte
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