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Friedrich „Fritz“ Benscher (* 13. November 1904 in Hamburg; † 10. März 1970 in München) war ein deutscher Schauspieler, Quizmaster, Moderator, Conférencier, Hörspielsprecher und -regisseur.


Leben


Fritz Benscher wuchs als dritter und jüngster Sohn von Gotthard und Pauline Benscher in einer wohlhabenden bürgerlichen jüdischen Familie in Blankenese auf. Er besuchte von 1910 bis 1914 die private Gustav-Bertram-Vorschule und anschließend die Talmud-Tora-Realschule in Hamburg. Nach dem Willen des Vaters sollte er eine kaufmännische Ausbildung absolvieren, um in die Firma des Vaters, einen Ledergroßhandel, einzutreten. Der Heranwachsende entschied sich stattdessen für eine Laufbahn als Schauspieler. Seit 1921 war er am Oldenburgischen Landestheater tätig, ab 1924 in Hamburg, zunächst als Statist an der Hamburger Volksoper. Danach erhielt er Engagements an der Schilleroper in Altona und am Metropol-Theater in Berlin. Zeitweilig führte er den Künstlernamen Fritz Bernd. Zu seinen Bühnenrollen zählten unter anderem der Moritz Spiegelberg in Die Räuber und Armand Brissard in Die keusche Susanne.

Zur gleichen Zeit kam Benscher mit dem noch jungen Medium Hörfunk in Berührung. 1926 arbeitete er als Sprecher bei der 1924 in Hamburg gegründeten NORAG; beim Zwischensender Bremen, aus dem später der Sender Radio Bremen hervorging, war er als Ansager tätig.

Neben seiner schauspielerischen Tätigkeit trat Benscher als Kabarettist und erfolgreicher Conférencier auf.

Anmeldeformular von Fritz Benscher als Gefangener im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau. Das Geburtsjahr ist falsch.
Anmeldeformular von Fritz Benscher als Gefangener im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau. Das Geburtsjahr ist falsch.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 erhielt Benscher als Jude Auftrittsverbot. Ein Versuch, in die USA auszuwandern, scheiterte. Um 1935 schloss er sich dem Kulturbund Deutscher Juden in Hamburg (Kulturbund 1) an, einer Selbsthilfeorganisation für vom Berufsverbot betroffene jüdische Künstler. Die väterliche Firma wurde arisiert. Schließlich arbeitete Benscher als Sargtischler für die jüdische Gemeinde auf dem Friedhof Stellingen. Im Juni 1943 wurde er von den Nazis zunächst in das KZ Theresienstadt und im September 1944 in das KZ Auschwitz deportiert. Vermutlich im Januar 1945 kam er von dort in den KZ-Außenlagerkomplex Kaufering des KZ Dachau, wo er am 1. Mai 1945 befreit wurde.

Fritz Benscher ging nach seiner Befreiung in das nahe gelegene München und fand dort eine neue Heimat. Schon im Mai erhielt er dank Klaus Brill, den er noch von Hamburg her kannte, eine Anstellung beim Radio München, dem Vorläufer des Bayerischen Rundfunks. Der Deutschamerikaner Brill war zu dieser Zeit als Leutnant der US-Army Programmdirektor des Senders und machte Benscher zum ersten Ansager und später zum Sendeleiter.

Als politisch links eingestellter, jüdischer KZ-Überlebender war Benscher in der Medienwelt der Adenauerzeit eine singuläre Erscheinung. Insbesondere im ersten Jahrzehnt nach dem Krieg sah er seine Arbeit auch als Teil der politischen Reeducation. Er engagierte sich gegen Militarismus und Nazismus, gegen die Wiederbewaffnung und für Kriegsdienstverweigerung und unterzeichnete 1950 den Stockholmer Appell gegen Atomwaffen. Gegen die rechtsradikale Deutsche Soldatenzeitung gewann er einen Prozess, nachdem er sich in einer Rundfunksendung abfällig über Marschmusik geäußert hatte. Benscher litt aber auch zeitlebens unter den psychischen und physischen Folgen seiner KZ-Zeit: Schlaflosigkeit, Albträume und Angstzustände, die 1957 in einem schweren Zusammenbruch gipfelten.

Fritz Benscher konzipierte und produzierte für den Bayerischen Rundfunk zahlreiche Unterhaltungssendungen. So entwickelte er 1955 die Sendung Nimm’s Gas weg bzw. (ab 1959) Gute Fahrt, die erste Autofahrersendung im Bayerischen Rundfunk. Sein besonderes Charakteristikum dabei war, dass er in der Abmoderation immer leiser wurde, seinen Namen und die Verabschiedung von seinen gespannt lauschenden Hörern jedes Mal anders vernuschelte, so z. B. einmal mit: „…, Ihr Löwen-Benscher.“ Benscher moderierte diese Sendung bis zu seinem Tod 1970.

Zu einem weiteren wichtigen Betätigungsfeld wurde das Hörspiel. Hier war er als Dramaturg, Regisseur und Sprecher in weit über 100 Produktionen tätig. So bearbeitete er das Lustspiel Die schöne Lügnerin von Just Scheu und Ernst Nebhut für den Funk, führte Regie und sprach die Rolle des Fürsten Talleyrand. Bis heute ist, dank einiger DVD-Veröffentlichungen, die Hörspielserie um Dickie Dick Dickens (1958–1961) bekannt, in dem er Josua Benedikt Streubenguss, den Hehler und Komplizen des von Carl-Heinz Schroth verkörperten Titelhelden, sprach.

Seit dem Ende der 50er Jahre wurde er im Fernsehen durch die ARD-Sendungen Tick-Tack-Quiz (1958 bis 1967), Der Schlüssel zum Glück (1959) und die Nachmittagssendung Wie kamen Sie darauf? (1961) als Moderator und Quizmaster bekannt. Seine für die damalige Zeit ungewöhnliche lockere, schlagfertige und stets zu spontanen Gags neigende Art machte ihn zum Publikumsliebling.

Ab 1949 sah man ihn auch in mehreren Spiel- und Fernsehfilmen, so 1949 in Der Ruf von und mit Fritz Kortner oder 1953 neben Hans Albers in Käpt’n Bay-Bay. Bis heute ist die Komödie Streichquartett des aus Ungarn stammenden Schauspielers und Autors Szöke Szakall bekannt, in der Benscher u. a. mit Dieter Hildebrandt und Ursula Noack zu sehen ist. 1968 trat er in einer Folge der Fernsehserie Hafenkrankenhaus auf, in der Anneli Granget die Hauptrolle spielte.

Am 27. Juni 1950 heiratete Benscher Annemarie (Künstlername: Tamara) Moser (* 1927), die er 1947 als Schauspielstudentin kennengelernt hatte. Trauzeugen waren der Regisseur Wilm ten Haaf und der Schauspieler Heinz Leo Fischer.[1] Die Ehe bestand bis zum Tod Benschers und blieb kinderlos.

Am 10. März 1970 starb Benscher an den Folgen eines wenige Tage vorher erlittenen Herzinfarkts in einer Münchener Klinik. 15 Tage später fand er auf dem Nordfriedhof in München in der Urnenhalle-Süd, Grabnummer 406, seine letzte Ruhestätte.[1][2]


Filmografie



Hörspiele



Als Regisseur



Als Regisseur und Sprecher



Nur als Sprecher



Literatur





Einzelnachweise


  1. Meyer, Beate: Fritz Benscher : Ein Holocaust-Überlebender als Rundfunk- und Fernsehstar in der Bundesrepublik. Wallstein Verlag, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3001-6, S. 110/114 und 216.
  2. Das Grab von Fritz Benscher. In: knerger.de. Klaus Nerger, abgerufen am 3. November 2018.
Personendaten
NAME Benscher, Fritz
ALTERNATIVNAMEN Benscher, Friedrich
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schauspieler, Quizmaster, Moderator, Conférencier, Hörspielsprecher und -regisseur
GEBURTSDATUM 13. November 1904
GEBURTSORT Hamburg
STERBEDATUM 10. März 1970
STERBEORT München



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